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Partner sieht sich als Versager - hat Zukunftsängste

M
Hallo,

Ich habe mich neu hier angemeldet, weil mir hier vielleicht jemand Tipps geben kann.

Mein Partner und ich sind seit einem Jahr zusammen, ca nach einem Monat hat er mir von seiner Diagnose erzählt als ich ihn darauf angesprochen hatte (wegen seines Verhaltens).
Er geht mit mir mittlerweile sehr offen damit um, auch erst nachdem ich ihn darum gebeten habe, um selber besser damit umgehen zu können.

Er hat schon immer leicht depressive Phasen, vor ca 2 Jahren ist aufgrund seines Jobs die Depression ganz durchgebrochen. Er war in einer Klinik und geht regelmäßig zur Therapie, auch hat er sich auf mein Bitten Medikamente verschreiben lassen (wusste keinen anderen Rat mehr), die ihm scheinbar nichts bringen.

Er hat immer wieder lange Phasen in denen es ihm sehr schlecht geht und er keine Kraft für irgendwas hat und auch am liebsten allein ist.
Ich versuche ihm dann den Freiraum zu geben und Aufgaben etc. Für ihn zu erledigen.

Mein Problem ist dass ich mir keinen Rat weiß wie ich am besten für ihn da bin, was ich machen kann damit er sich besser fühlt.
Er ist noch nicht bereit meinem Umfeld Von seiner Erkrankung zu erzählen, deshalb kann ich mit niemandem darüber reden.
Mit ihm auch nicht, weil er sich dann immer schlecht fühlt und sich Vorwürfe macht. Ich leide sehr darunter damit allein zu sein. Wenn ich Versuche mit ihm darüber zu reden wie ich mich fühle ( jemand anderen kann ich davon ja nichts erzählen) weine ich viel und dann geht es ihm noch schlechter.
Ich fühle mich nicht gewollt (da er keine Nähe möchte), hilflos, überflüssig weil meine Bemühungen keine Wirkung zeigen .

Er sagt mir mehrmals täglich wie froh er um mich und alles was ich für ihn tue ist, zeigt mir seine Liebe und an guten Tagen unternimmt er viel mit mir und trifft sich auch mit meinen Freunden, das kommt nur so selten vor.

Er hat große Ängste vor der Zukunft, sagt dass er ein versager ist und keinen Ausweg aus der Krankheit sieht.
Ich mache mir große Sorgen um ihn.

Durch anfängliche Kommunikationsschwierigkeiten war unsere Beziehung schon ein paar mal kurz vorm scheitern. Aber wir lieben und sehr (auf den ersten Blick eigentlich ) er macht mich sehr glücklich, weil er ein wundervoller Mensch ist
Und darum wollen wir kämpfen.

Tut mir leid für den langen Text
Vielleicht kann mir ja jemand Tipps geben, der Ähnliches erlebt hat, wie ich nicht alles auf mich beziehe, wie ich die selbstzweifel los werde, ihn was gutes tun kann, was uns helfen kann glücklich damit zu leben,

Dankeschön!

04.01.2019 20:44 • x 1 #1


L
Hi Mimi,

ich kann mich in deine Lage hineinversetzen, denn mein Partner ist genauso drauf wie deiner. Ich weiß mir selber nicht zu helfen, da er oft auch einfach nur stur ist und sich nicht ansprechen lässt.

Dir würde ich aber raten, einen anderen Psychologen aufzusuchen. Denn wenn er regelmäßig zur Therapie geht und dies ihm nicht weiter hilft, ist der Ansprechpartner dort, der falsche.

Probiert einen neuen Psychologen aus, der seine Patienten anders therapiert als seiner. Dafür kannst du einfach Psychologen googlen und den nächsten mit guter Bewertung wahr nehmen.

Ich wünsche euch ganz viel Glück auf eurem weg, wenn du fragen hast, frag bitte.

04.01.2019 21:07 • x 1 #2


A


Hallo Mimi187,

Partner sieht sich als Versager - hat Zukunftsängste

x 3#3


Y
Hallo mimi, ich bin selbst betroffen und stehe damit auf der falschen Seite. Trotzdem möchte ich dir sagen, dass es ganz wichtig ist, dass du etwas für dich machst, dich ggf. auch abgrenzt. In der Therapie ist das Zauberwort Selbstfürsorge. Das gilt für den Kranken und den Gesunden gleichermassen. Nur wenn es dir gut geht, kannst du deinem Partner zu Seite stehen. Eine Selbsthilfegruppe für Angehörige wäre eine Idee, soweit ich weiss gibt es auch Beratungsangebote für Angehörige. Da hilft dir Tante Google bestimmt weiter, das ist ja je nach Wohnort anders.
Ich wünsche euch Kraft und Mut.

04.01.2019 21:45 • x 2 #3


A
Hallo Mimi187,
auch ich kann sehr gut nachempfinden, wie du dich fühlst. Mein Mann leidet auch unter Depressionen.
Ich persönlich kann die nur empfehlen, spreche mit deinem Partner und suche dir jemanden zum reden, dass hilft und das brauchst auch du. Ich habe mir hier in der Nähe einen Sozialarbeiter gesucht, zu diesem kann ich einmal im Monat, vielleicht gibt es so etwas in eurer Nähe. Wie es dort abläuft, kann ich leider noch nicht sagen, da ich erst einen Termin zum kennenlernen hatte und ab nächster Woche dann regelmäßig dorthin kann. Es gibt aber auch Selbsthilfegruppen für Angehörige, leider für mich zeitlich nicht möglich, aber darüber habe ich sehr viel gelesen.

Ich persönlich habe auch sehr viele liebe und vor allem hilfreiche Antworten aus diesem Forum bekommen und auch das gibt mir Kraft

Gruß Ani

04.01.2019 23:17 • x 2 #4


F
liebe Mimi,

ja leider müssen heute immer mehr Menschen an dieser schlimmen Depression leiden. Und nahe stehende Menschen wie du leiden mit. Immer mehr Menschen brauchen Antidepressiva, wie ich auch, wir kennen das Gefühl von Freude und Spontanität nicht mehr, sind entscheidungsunfähig, antriebsgelähmt, wir interessieren und für nichts mehr, außer nur noch für unsere Depression.

Die Deppression wurde zu einer typischen Krankheit für unsere Leistungsgesellschaft. Oft greift man auch noch zur Flasche manche rauchen sich leider auch noch zu Tode, um die so hohen Anforderungen im Beruf zu erfüllen.

Kinder die kein gutes Elternhaus hatten, wenig Liebe und Zeit erfahren haben, leiden noch mehr.

In der manchmal brutalen Leistungsgesellschaft ist kein Platzt mehr für Liebe, Annahme, Verständnis usw.........................

Und immer weiter steigerst du dich in deine Arbeit hinein, siehst keinen Sinn mehr in deinem Leben................................
alles wird langweilig, trübe usw.

Helfen kann dir da oft nur eine Besinnung auf dein Leben. Das Karriere und Geld eben nicht alles ist.

Das du wieder Liebe findest und Annahme für dich selbst, für andere.............das du wieder Mut, einen Sinn für dein Lebn findest, Erfüllung in der Beziehung usw.

Du kannst ihm helfen, indem du ihm dein Vertrauen schenkst, damit er wieder Vertrauen für sich selbst findet.

Aber du brauchst auch immer wieder Liebe und Kraft für dich selbst.


in guten Gedanken für dich und deinen Mann,


Frederick

05.01.2019 18:39 • x 1 #5


Meret
Hallo Frederick,

Mich würde interessieren, wie man dieses Spagat zwischen ,sich in seinem eigenn Leben wichtig sein und ,dem depressiven Partner Vertrauen schenken hinbekommt.

Ich sage ganz ehrlich: So sehr ich meinen Partner seit 16 Jahren versuche in seiner Depression zu unterstützen und inzwischen ein eigenes Leben zu leben... inzwischen machen mich seine Depressionen aggressiv.
Ich liebe ihn, sehe, dass ich ihn nicht ,zum Jagen tragen kann und sehe auch, dass wenn ich mich durch seine Selbstdestruktion einsaugen lasse, selbst nur noch aggressiv vor Verzweiflung bin.
Alternative: Innerlich abschalten. Resultat: Ihm ist nicht geholfen und wir haben uns voneinander entfernt.
Wo ist der Mittelweg?

05.01.2019 19:06 • x 3 #6


M
Vielen lieben Dank!

Für die lieben Worte und Unterstützung.
Tut schon mal gut zu wissen, dass man nicht alleine ist.
Ich werde mir die Tipps zu Herzen nehmen.

Er hat seit diesem Monat eine neue Therapeutin, vielleicht kann sie ja helfen.
Meinen Vorschlag ihn zum nächsten Psychologentermin zu begleiten hat er angenommen und möchte sich über andere Medikamente erkundigen, die ihm helfen.

Ich wünsche euch allen viel Kraft das durchzustehen!

05.01.2019 20:51 • x 2 #7


F
liebe Mimi,

eine Begleitung eines Menschen mit Depression ist sehr schwierig. Jeder Mensch der das auf sich nimmt, dem gehört ganz große Wertschätzung. Leider wird das so oft nicht gesehen. So wie es bei Krankenschwestern, Altenpflegerinnen, Erzieherinnen usw. auch nicht so gesehen wird.

Angesehen bist du eher, wenn du einen guten Job hast, viel Geld verdienst, dir viel leisten kannst, dann bist du cool...

Du, ich kann dir nur sagen, habe dich selbst immer wieder von Herzen lieb, gebe nicht mehr als du geben kannst, sei ehrlich und echt, einfach nur DU. Das du so gut es geht im Einklang mit dir selbst umgehst.

Selbst versuche ich meiner lieben Frau auch etwas zurück zu geben. In meinen guten Tagen mit ihr Essen gehen, überraschende Geschenke usw.

Lasse deine Aggression raus, deine Wut, verstecke sie nicht, schreie sie raus.....

Gönne dir selbst ruhige und stille Momente in deinem Leben. Freie Tage, nur für dich. Einfach mal da sitzen, deinen Gedanken freien Lauf lassen. Versuche dich selbst immer wieder mit deinem eigenen Leben zu versöhnen, manches hast du dir auch ganz anders vorgestellt für dich. Das du selbst so gut es geht innerlich heil bleibst.

Was macht den Wert und die Würde deines persönlichen Lebens aus, das ganz persönliche JA zu dir. Was du deinem Mann an Liebe schenkst, du das geht nicht verloren.

Liebe ist keine große Masse, sondern eine Fähigkeit in dir, die wachsen darf. Liebe zu dir selbst und deinem Mann.

Wenn die Liebe zu dir selbst zunimmt, dann nimmt auch die Liebe zu deinem Mann zu, die Liebe, die Annahme in die wächst, und das ist für dich und deinen lieben Mann so was von heilend.

Ich merke es auch an mir, wenn es mir wieder schwer fällt, mich und meine Depression anzunehmen, wenn ich mit mir selbst wieder unzufrieden bin, meine Kraft nachlässt, dann hilft es mir, mich und meine Lebensumstände immer wieder neu anzunehmen, nimm es leicht, aber nimm es . Versuchen so ausgeglichen wie es geht zu leben, zu akzeptieren, was früher noch möglich war, geht heute nicht mehr so. Dafür geht erstaunlicherweise anderes wieder besser.

Und da wünsche ich dir ganz viel Liebe, Annahme, eine Gelassenheit, Geduld, Frieden, und einfach ganz arg viel Gutes für dich und deinen Mann.


in guten Gedanken für dich,


viele liebe Grüße,

Frederick

06.01.2019 21:55 • x 2 #8


A


Hallo Mimi187,

x 4#9


M
Nochmal ein riesiges Danke für die ganze Rückmeldung!

Ihr habt mir viele gute Tipps gegeben.
Ich versuche wieder mehr an mich selbst zu denken.
Auch dass man den depressiven Partner für Aktivitäten loben soll, hat super gewirkt, das hat ihn immer ein Stück aufgebaut.

Er hat jetzt die Kraft gehabt meiner Mama von seiner Situation zu erzählen.
Jetzt ist eine riesen Last von ihm angefallen.
Damit ich nicht so leiden muss hat er alle Kraft zusammen genommen.
Es ist schön wenn die Bemühungen wertgeschätzt werden.
Er hat kaum Kraft überhaupt aufzustehen, aber aus liebe gings irgendwie doch.
Also nicht aufgeben!

Er strengt sich so sehr an dass es ihm besser geht, zwingt sich nach draußen, geht regelmäßig zu den Therapien, hat Medikamente versucht.
Es ist so frustrierend wenn ihm nichts hilft...
Wegen den Medikamenten hab ich ein so schlechtes Gewissen... er hat sie immer verweigert, ich hab keine andere Alternative mehr gesehen und ihn darum gebeten. Mit den ersten ging es ihm noch schlechter und die aktuellen helfen auch rein gar nichts...
hat jemand vielleicht Erfahrungen ?
Er sagt oft dass er sich extra zu Medikamenten überreden lassen hat und da ihm immer noch so schlecht geht, dann fühl ich mich so mies weil ich ihn ja überredet hab...
beim nächsten Psychologentermin werden wir das gemeinsam ansprechen, ich habe ihm meine Unterstützung angeboten und er hat sie angenommen

Ich habe ihm angeboten ehrlich zu sagen wenn ihm alles zu viel ist und er lieber allein sein möchte und dass das für mich dann ok ist
Es geht mir besser wenn er das ehrlich sagt, weil ich weiß dass es nicht an mir liegt und nicht böse gemeint ist
Aber irgendwie fühle ich mich dann so einsam und komme mir dann blöd vor weil ich ja gesund bin und das akzeptieren sollte und nicht so fühlen sollte da er es ja nicht negativ meint und es auch lieber anders haben möchte... aber diese Einsamkeit werd ich dann nicht los...
wie kommt ihr denn damit zu recht?

Dennoch gibt es sich so viel Mühe wie es gerade geht, damit ich nicht so leide, er bedankt sich für alles was ich tue, zeigt mir seine Liebe das gibt so viel Kraft

Ich habe ihm vom Forum erzählt und versuche ihn dazu zu bringen sich einzulesen, da ich denke dass es ihm vielleicht auch Kraft geben könnte, es schreiben ja auch viele Betroffene, dann sieht er dass er damit nicht alleine ist.

Auf alle Fälle ist es jede investierte Kraft wert, wenn der so leidene Partner auch nur eine ein bisschen freudigere Zeit hat.
Nicht aufgeben!

10.01.2019 00:09 • x 1 #9

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