Partner mit Depression zieht sich von mir zurück!

Lilly29
Hallo!

Ich bin mit meinem Freund mittlerweile das 11. Jahr zusammen, wir haben zwei Kinder, 7 Jahre und 5 Monate alt. Bei meinem Freund wurde im Jänner ein Hirntumor diagnostiziert, der Gott sein Dank operativ komplett entfernt werden konnte. Es folgten 4 Wochen Reha, seit damals hat er sich sehr verändert, war niedergeschlagen, was nun vor gut 2 Monaten in einer Depression endete.
Vor 2 Wochen war er das erste Mal - Gott sei Dank - bei einem Psychotherapeuten, der ihm ein Antidepressiva verschrieben hat, den nächsten Termin hat er am 6.6.

Inzwischen hat er sich ganz von mir und unseren Kindern zurückgezogen, er wohnt zurzeit bei einem Bekannten, Kontakt besteht fast gänzlich nur über sms. Er ist von Haus aus jemand, der kaum über seine Gefühle spricht, daher bin ich froh, dass er wenigstens per sms mit mir kommuniziert. Außerdem gibt es mir ein kleines Bisschen das Gefühl, dass ich ihm noch etwas bedeute - ob er noch Gefühle für mich hat, kann er mir nicht sagen. Ich weiß jedoch, dass er sich schon darüber Gedanken gemacht hat, unsere Beziehung zu beenden.

Ich stoße hier an meine Grenzen, bin mit unseren Kindern immer alleine, vermisse meinen Freund und auch seine Zuneigung, fühle mich von ihm zurückgestoßen. Weiß nicht, wie ich mich ihm gegenüber verhalten soll, wie ich überhaupt mit der ganzen Situation klar kommen soll. Er möchte nur noch alleine sein. Sein Therapeut hat mir telefonisch erklärt, ich solle ihm die Zeit geben, es würde ihm besser gehen, wenn er alleine ist. Dachte jedoch immer, man soll jemanden, der an Depressionen leidet, eben nicht alleine lassen, sondern eher ablenken durch Unternehmung etc. ???

Hat jemand von euch so eine ähnliche Erfahrung gemacht? Wie ging es dann weiter? Gibt es überhaupt Hoffnung, dass alles wieder so wird wie früher?
Für einen Rat wäre ich sehr dankbar!

Lilly29

19.05.2011 08:27 • #1


achtsamkeit
Hallo Lilly,
deine Situation ist sicherlich schwierig für dich und sich so zu verhalten wie es der Therapeut sagt ist nicht einfach.
Aber ich denke schon, dass er damit recht hat. Mir ging es am Anfang meiner Depressionen auch so, dass ich lieber alleine war
und weder Berührungen, noch Kontakte ertragen konnte.
Das erfordert von dem Partener sehr viel Verständnis.
Du wirst wahrscheinlich nicht anders können, als deinem Freund die Zeit zu geben. Und das dauert wirklich lange.
Jedes unter Druck setzen würde den Rückzug deines Freundes nur verstärken.
Wichtig ist meiner meinung nach, dass du ihm weiterhin signalisiertst, dass du ihn liebst und dass du zu ihm stehst, aber ohne Anforderungen an ihn ,ohne Vorwürfe, oder ihm unbewusst ein schlechtes Gewissen zu machen.
Vielleicht ist es ja auch möglich, dass du mit dem Therapeuten deines Mannes in Kontakt bleibst?
Eine Garantie, dass sich irgendwann alles wieder normalisiert gibt es leider nicht.

Ich wünsche dir viele viel Kraft diese Zeit nun zu meistern!
LG Pelle

19.05.2011 12:04 • #2


A


Hallo Lilly29,

Partner mit Depression zieht sich von mir zurück!

x 3#3


S
Hallöle,

Ich spüre großen/tiefen Schmerz bei dir Lilly.
Kannst du genau sagen, woher dieser Schmerz kommt? und/oder ihm einen Namen geben?

19.05.2011 13:19 • #3


G
Zitat von Lilly29:
Er möchte nur noch alleine sein. Sein Therapeut hat mir telefonisch erklärt, ich solle ihm die Zeit geben, es würde ihm besser gehen, wenn er alleine ist. Dachte jedoch immer, man soll jemanden, der an Depressionen leidet, eben nicht alleine lassen, sondern eher ablenken durch Unternehmung etc. ???

Hier kannst du dich ein bisschen informieren richtiges-falsches-verhalten-von-angehoerigen-t11543.html welches Verhalten am Besten ist. Ablenken wäre z.B. nicht so gut. Denn es setzt den Kranken unter Druck, aktiv sein zu müssen.

19.05.2011 13:46 • #4


B
Also als Betroffene mit einem Partner kann ich sagen, dass es durchaus sein kann, dass dein Freund sich nicht nur allein wegen der Depression zurück zieht, sondern ihm schlichtweg Vieles vielleicht auch über den Kopf wächst. Man fühlt sich manchmal überfordert.

Zuerst kämpft er gegen seine Krankheit an, dann hat er da eine Frau und 2 Kinder, die ihn brauchen...Ist nicht gerade wenig Verantwortung, die er zutragen hat. Dann halt noch ein Therapie, die ihm Vieles abverlangt. Sicherlich ist dies keine Entschuldigung sich komplett aus der Sache zu ziehen, dennoch vielleicht nachvollziehbar. Zumindest für mich.

Also manchmal hab ich auch Angst meinen ohnehin schon gestressten Freund auch mit meiner Krankheit zu belasten (auch wenn es gar nicht so ist!) und bin dann lieber alleine und ziehe mich zurück, so dass ich mich nicht einmal gerne von ihm berühren lasse oder mit ihm reden mag.

Vielleicht solltet ihr mal versuchen darüber zureden. In einer angenehmen Atmosphäre, ohne Vorwürfe ? Per SMS ist es doch alles recht unpersönlich.

19.05.2011 19:47 • #5


Lilly29
Hallo!
Vielen Dank für die vielen Antworten!!

Ich hab mich nun ein bisschen durch das Forum gelesen und gemerkt, dass es wirklich vielen Menschen, deren Partner an Depressionen leidet, so ergeht wie mir. Die Info-Liste bzgl. richtiges Verhalten Angehöriger ist wirklich sehr hilfreich!! Als kompletter Neuling auf dem Gebiet macht man ja fast alles falsch am Anfang - man will ihn ja unbedingt aus diesem Loch heraus holen... Dass man durch vieles genau das Gegenteil erzielt ist einem nicht bewusst!
Ich möchte auf jeden Fall weiterhin mit dem Therapeuten in Kontakt bleiben, was er mir auch angeboten hat, da ich gemerkt habe, dass mir das auch gut tut!

@bäumchen: Ich denke auch, dass ihm zurzeit einfach alles zu viel wurde und er wirklich Zeit für sich braucht. Ich bemühe mich wirklich, ihm diese Zeit ganz ohne Druck zu geben! Anders wird es nicht gehen. Mein Freund hat leider noch nie über seine Gefühle sprechen können, hat immer alles geschluckt. Die Kommunikation per sms mag unpersönlich erscheinen, wir schreiben uns jedoch so viel persönliches, wie er mir nie hätte sagen können! Deshalb glaube ich, ist das für uns für den Anfang eine gute Lösung.

@salamander: Ich denke, in mir steckt auch viel Schmerz im Moment. Im Jänner dJ ist sehr viel passiert (3 Grand-Mal Epianfälle, Tumordiagnose, OP, 4 Wochen Reha) - unser Sohn war damals gerade 2 Wochen alt... Und nun ist diese Krankheit (fürs erste) überstanden, dann kommt schon die nächste, mit der wir nicht umzugehen wissen.
Ich weiß nicht, ob ich so Deine Frage überhaupt irgendwie beantworten konnte. Dem Schmerz einen Namen geben, kann ich nicht.

Liebe Grüße
Lilly 29

19.05.2011 22:41 • #6


B
Liebe Lilly,

Hast du Familie und Freunde in deinem Umfeld? Falls ja dann versuch dich mal etwas abzulenken. Geh raus mit den Kindern, triff dich mit Freunden und/oder der Familie und versuch zumindest dich nicht all zu sehr auf die Sache mit ihm zu fokusieren. Du bist schließlich auch nur ein Mensch und es sollte jetzt nicht nur einzig und alleine um ihn gehen. Du hast schließlich Kinder, die dich brauchen und deine Kraftreserven müssen auch mal wieder aufgetankt werden. Das tust du nicht, in dem du dich einzig und allein um seine Belange kümmerst. Auch eine Frau hat so ihre Bedürfnisse.

Dass du ihm viel Freiraum lässt, finde ich toll, allerdings bin ich dagegen ihn überhaupt nicht mehr in die Geschehnisse zu Hause mit einzubeziehen. Man kann es ja auf eine behutsame Art und Weise tun, in dem man ihm erzählt, wie viel Spaß die Kinder haben und man vielleicht mal wieder gemeinsam in den Zoo gehen könnte oder so ähnlich.Man muss ihm dabei ja nicht die Pistole auf die Brust setzen und ihn dazu zwingen. Man entwickelt dadurch nicht automatisch Schuldgefühle,sondern realisiert vielleicht auch von alleine, dass man im Familienleben fehlt und man vermisst wird. Dann würd er vielleicht auch wieder einen Schritt auf dich zu machen, statt sich zu distanzieren.

Ich kenne es selbst nur zu gut, wie sehr man als Betroffener innerhalb der Krankheitsphasen emotional abstumpfen kann und sich gefühlskalt gegenüber Menschen, die einem nahe stehen benimmt.Man braucht manchmal länger dies zu überwinden und einen neuen Zugang zur eigenen Gefühlswelt zu finden.

Ich kenne deinen Mann nicht, aber ich denke in ihm gehen grad eine menge Dinge vor sich.

Lieben Gruß

20.05.2011 10:29 • #7


Lilly29
Hallo Bäumchen!

Ich versuche, viel mit den Kindern zu unternehmen, uns auch mit Freunden zu treffen. Das lenkt etwas ab, abends jedoch ist es meistens trotzdem schlimm. Bin ungern alleine zu Hause und warte richtig darauf, dass er sich bei mir meldet, was er wohl auch täglich macht. Ich freue mich auch richtig drauf.

Was sich für mich als extrem schwierig darstellt, ist die Unsicherheit, wie ich mich in verschiedenen Situation dann wirklich verhalten soll. Ich bin auch der Meinung, er kann sich ruhig etwas in unser Familienleben einbringen und erzähle ihm von den Kindern. Sein Therapeut meint, wir sollen dann, wenn es ihm etwas besser geht, klein anfangen - 15 Min. Spaziergang zB. Nicht gleich 2 Stunden, da für ihn das eventuell eine Stresssituation darstellt und er sich wieder automatisch zurückzieht. Das will ich natürlich vermeiden. Dadurch bin ich extrem unsicher geworden, was denn nun wann zu viel ist... Und ihn ständig zu fragen, würde ihn wahrscheinlich nerven!

Ich erwarte mir wahrscheinlich auch oft zu viel. Er hat sich vorgestern mit uns zum Eisessen verabredet. Bin mir dabei vorgekommen, wie ein geschiedenes Ehepaar, das sich nur wegen der Kinder trifft. Unsere Tochter hat sich mit ihm unterhalten und ich bin mehr oder weniger umsonst daneben gesessen. Die Stimmung war gedrückt. Danach geht es mir schlecht, weil ich wieder wenig Hoffnung für uns sehe.
Heute wiederum war er von sich aus zu Hause für 2 Stunden und wir haben einen netten Nachmittag verbracht. Das hat mir sehr gut getan und auch den Kindern! Und ich glaube, dass es ihm auch gut getan hat.

Ein ewiges Auf und Ab, und Hin und Her. Man weiß kaum, was man denken soll... Aber Du weißt sicher selbst, wie das ist. Es tut auch gut, einmal Einblick in die andere Seite zu bekommen, was mir bei meinem Freund ja leider nicht gelingt.

Liebe Grüße
Lilly29

20.05.2011 23:02 • #8


S
Hallo Lilly29,

ich kann mir gut vorstellen, wie es Dir geht, obwohl ich keine Angehörige eines deoressiven Menschen bin, sondern selbst Betroffene. Man möchte auf keinen Fall etwas falsch machen, um evt. ein zartes Pflänzlein nicht gleich wieder zu zerstören.

Ich kann mir aber gut vorstellen, dass Offenheit und Ehrlichkeit immer sinnvoll sind.
Sprich ruhig auch über Deine Gefühle, Deine Unsicherheiten mit ihm. Natürlich in dem Rahmen, wie es gut tut, oder wenn sich auch mal die Gelegenheit ergibt.
Und Du kannst ihn ja einfach nochmal bitten, dass er rückmelden soll, wenn ihm irgendetwas zu viel oder zu unangenehm wird.

Einen depressiven Menschen muss man auch nicht gänzlich in Watte packen. Gerade das muss er auch lernen, dem Umfeld mitzuteilen, was ihm gut oder auch nicht gut tut.

Mir persönlich tut Offenheit aller Beteiligten immer gut.

Ich z.b. habe mit meinen Kindern (sind jetzt schon 18 und 19) auch so manches Mal gesprochen.
Ich als depressive Mutter wollte einfach auch wissen, was ich und meine Krankheit in ihnen auslöst.
Dabei habe ich ihnen aber auch einiges von mir erzählt. Ich habe ihnen z.b. auch erklärt, dass ich öfter einfach Ruhe haben muss und ich mich deswegen ins Zimmer zurückziehen muss. So wussten sie, dass es nichts mit ihnen zu tun hat, sondern einfach mit meiner Krankheit.

Seit ich immer offener geworden bin, ist die Situation auch immer leichter geworden. So können wir füreinander wesentlich mehr Verständnis aufbringen.

Ich wünsche Euch weiterhin alles Gute!

22.05.2011 01:15 • #9


Lilly29
Was vorgestern noch so schön war, kann sich ganz schnell ändern wie man sieht...

Hatten gestern eine furchtbare Auseinandersetzung, da ich durch Zufall bemerkt habe, dass er eigentlich nicht bei dem Bekannten wohnt, wie er mir versichert hat. Er ist an einem anderen Ort, den er jedoch niemanden mitteilen möchte. Mir wurde das plötzlich zu viel, da er mich nun über viele Tage belogen hat, obwohl er mir nach einer Auseinandersetzung vor einem Monat hoch und heilig versprochen hatte, von nun an vollkommen ehrlich zu sein, da ja doch unsere Beziehung und unsere Familie auf dem Spiel steht. Hab ihn sogar angeschrien am Telefon, was mir heute irrsinnig leid tut.

Nach der Auseinandersetzung hatten wir gestern Abend und heute den ganzen Nachmittag sms geschrieben. Wir haben uns entschieden, die Beziehung einstweilen auf Eis zu legen, bis es ihm vielleicht besser geht und er wieder klarer denken kann. Das tut mir irrsinnig weh, da ich ihn noch sehr liebe und ich merke, dass ich mir ein Leben ohne ihn gar nicht vorstellen kann. Wir haben jedoch weiterhin regen sms-Kontakt, was mir doch noch ein wenig Hoffnung lässt. Will auf jeden Fall für ihn da sein, nur meine Gefühle dann doch irgendwie zurückzustecken - ich weiß nicht, wie ich das schaffen soll.

Ich möchte die Hoffnung, dass wir es vielleicht doch gemeinsam schaffen, nicht aufgeben...

Lilly

22.05.2011 21:35 • #10


S
Zitat:
Nach der Auseinandersetzung hatten wir gestern Abend und heute den ganzen Nachmittag sms geschrieben. Wir haben uns entschieden, die Beziehung einstweilen auf Eis zu legen, bis es ihm vielleicht besser geht und er wieder klarer denken kann.


Das solltest du erstmal respektieren. Du kannst dich nicht in seine Situation versetzen. Deshalb sind Angehörige immer sehr hilflos. Mein Tipp wäre, es so zu machen, wie er es vorschlägt. Alles andere würde ihn vermutl. überfordern.

Laß ihm Zeit und laß ihn in Ruhe. Wenn ihm was an dir liegt, wird er sich melden. Es ist zwar ein schwerer Weg, aber uns bleibt keine andere Möglichkeit.

Versuche dich abzulenken. Geh raus und verabrede dich. Mach dir einen Plan.

Ich wünsche dir viel Kraft und Durchhaltevermögen.

Serafina

22.05.2011 22:12 • #11


B
Liebe Lilly,
Es tut mir Leid lesen zu müssen, dass ihr euch gestritten habt und deine Reaktion ist nach all der Zeit nur verständlich, in der du sehr geduldig mit ihm warst und nur sehr wenig dafür zurück bekommen hast.

Leider kann ich mich meiner Vorrednerin nur anschließen und sagen, dass du wohl oder übel seine Entscheidung akzeptieren musst, auch wenn er dir nicht die Wahrheit gesagt hat. Was anderes bleibt dir wohl da nicht übrig :(. Man kann schließlich niemanden zu seinem Glück zwingen.

Er zieht sich zurück und nabelt sich anscheinend von seinem sozialen Umfeld ab. Es bleibt ab zu warten, ob er sich danach wieder euch allen zu wenden wird oder halt nicht.

Ich drück dich mal und wünsche dir weiterhin viel Kraft

23.05.2011 17:13 • #12


Lilly29
Vielen Dank für eure lieben Worte!

Ich glaube auch, dass mir nichts anderes übrig bleibt, als wirklich abzuwarten. Er meldet sich eigentlich täglich bei mir. Werde jetzt bewusst darauf Acht geben, darauf zu warten, dass er sich bei mir meldet und ihn wirklich in Ruhe lassen. Obwohl ich dann andererseits gleich wieder das Gefühl bekomme, ihn hängen zu lassen...?!

Seine Eltern zB wohnen ca. 300 km von uns entfernt und wissen nichts davon, dass er eigentlich irgendwo alleine ist. Sollten sie davon erfahren, glaube ich, dass sie mir auch vorwerfen würden, ich würde ihn jetzt im Stich lassen...

Leider bin ich in Geduld sehr schlecht. Aber ich muss das jetzt anscheinend doch lernen... Auch wenn ich der Beziehungspause selbst auch zugestimmt habe, ist es für mich schwierig, mich überhaupt darauf einzustellen.

Ich frage mich, wie viele von euch das über Jahre hinweg durchstehen!

Lilly

23.05.2011 20:35 • #13


Lilly29
Hallo ihr Lieben!

Bräuchte dringend einen Rat!

Fange am besten von vorne an: Mein Freund hat gegen Ende der Reha und Anfang seiner Depression eine Frau (zweifacher Schlaganfall) kennengelernt, mit der er seitdem regen sms, email und auch hin und wieder Telefonkontakt hat. Ich bin nur durch Zufall drauf gekommen, er selbst hat mir nichts davon erzählt. Ich war durch diesen engen Kontakt sehr verletzt, was zu unzähligen Diskussionen und Stresssituationen geführt hat. Er hat mir versichert, dass er den Kontakt nur hat, damit er sich mit jemandem Gleichgesinnten austauschen kann und uns somit mit seinen Problemen nicht belasten muss. Soweit so gut. Anfangs hat er wirklich niemanden gehabt, mit dem er hat reden können - mit mir wollte er nicht. Diese Frau hat jedoch bereits Gefühle für ihn, er gibt an, keine für sie zu haben. Er hat gesagt, wenn ich diesen Kontakt nicht will, beendet er ihn und hat mir mehrmals versprochen, von nun an keinen mehr zu haben.

Bei unserer Auseinandersetzung vor ein paar Tagen ging es eigentlich darum, dass er doch noch Kontakt mit ihr hat und noch dazu gar nicht bei seinem Bekannten wohnt, sondern irgendwo anders - wo, will er NIEMANDEM sagen!

Er hat trotz unserer Beziehungspause - die wir seit der Auseinandersetzung haben - täglich Kontakt mit mir. Gestern war er zu Besuch, hat sich mit den Kindern beschäftigt, auch mit ihnen gelacht - mir gegenüber war er sehr distanziert. Abends ging er, kam jedoch um 4:30 Uhr! nach Hause, da er angeblich nicht schlafen hat können.

Ich freue mich, wenn er da ist und möchte ihm zeigen, dass er jederzeit willkommen ist zu Hause.
Anderseits hat sich bei mir jetzt die Frage aufgedrängt, ob er nicht doch Gefühle für diese Person hat - ansonsten bräuchte er den Kontakt zu ihr nicht mehr, da er jetzt einen Therapeuten hat und auch eher mit jemandem über die Situation redet. Noch dazu weiß er, dass er mich damit verletzt und unsere Beziehung endgültig aufs Spiel setzt. Bei unserer Auseinandersetzung sagte er, ich soll mir über sie keine Gedanken machen, das bringt uns nur unnötige Sorgen!!!

Ich kann das jetzt nur sehr schwer einschätzen, was soll ich davon halten????? Eigentlich habe ich das Gefühl, dass er sich tatsächlich wegen der Depression von uns zurückzieht, da er sich ja auch von allen anderen Familienmitgliedern zurückzieht. Weiters würde er sich doch nicht ständig bei mir melden, wenn ihm nichts mehr an uns liegt? Oder??!!!
Vielleicht möchte er mir aber nicht die Wahrheit sagen, da er mich nicht noch weiter verletzen möchte - was ihm natürlich auf Dauer nichts bringt. Aber er ist leider von Haus aus jemand, der gerne alles Negative bis zum bitteren Ende abstreitet, bis es keinen anderen Ausweg mehr gibt!

Nun zu meiner eigentlichen Frage:
Sein Therapeut hat mir erklärt, dass jemand, der depressiv ist, keinen Kopf für Beziehungsgeschichten hat, weshalb ich mich diesbezüglich einfach zurückhalten soll.
Kann es sein, dass er - trotzdem dass er seine Ruhe braucht - sich auf ein so falsches Spiel einlässt??

Was soll ich nun tun? Er weiß wie wichtig mir Ehrlichkeit ist. Wenn ich jedoch nun wieder mit diesem Thema anfange, zerstöre ich damit alles, was sich vielleicht jetzt wieder langsam aufgebaut hat... ??? Es könnte auch sein, dass er sich seiner Gefühle ihr gegenüber nicht sicher ist, weshalb er sich nun beide Seiten warm halten möchte...??? Sein Therapeut hat ihm ja geraten, nun keine Entscheidungen zu treffen, bis die Depression abgeklungen ist.

Wie soll ich mich denn jetzt verhalten? Ich möchte ihm Zeit geben - erwarte hier jedoch auch Ehrlichkeit von ihm!

Verlange ich da zuviel? Oder interpretiere ich hier zuviel hinein??
Ihr könnt mir da wahrscheinlich auch keinen richtigen Rat geben, da nur er weiß, was wirklich los ist.... Aber ich musste das loswerden!

Puh, das ist doch ganz schön lang geworden!! Vielen Dank für Eure Geduld!
Lilly

29.05.2011 12:27 • #14


T
Hallo Lilly 29,

ich habe während meiner Reha Menschen kennen gelernt, mit denen ich nach kurzer Zeit sehr persönliche Geschichten ausgetauscht habe, die sonst außer meinem Therapeuten keiner weiß und die ich auch sonst keinem erzählen werde. Ich bin ein sehr verschlossener Mensch, aber das Gefühl von anderen verstanden zu werden, einfach weil sie die entsprechenden Situationen ebenfalls erlebt haben, hat mich sehr viel von mir erzählen lassen. Ich musste meinen Mitpatienten nicht erklären, warum und was mein Handeln beeinflusste, ich konnte einfach erzählen (auch sehr schlimme Dinge) und wurde von Mitpatienten, die das selbe erlebt hatten, verstanden. Zudem merkte ich, dass ich nicht alleine bin, dass es nicht nur mir so geht. So etwas schweißt schon ein Stück weit zusammen.

Bis ich meinem Therapeuten das alles erzählen konnte, hatte es sehr viel länger gedauert. Auch weiß ich Sachen von meinen ehemaligen Mitpatienten, die sie ihrem Therapeuten (noch?) nicht erzählt haben.

Ich kann deinen Freund verstehen, dass ihm der Kontakt alleine deswegen schon sehr wichtig sein kann, wobei ich nicht beurteilen kann, in wie weit ein Schlaganfallpatient einen depressiven Patienten verstehen kann und umgekehrt. Mir war es in der Reha zum Beispiel sehr schwer einem Mitpatienten mein SVV verständlich zu machen, der nicht an SVV selber leidet. Bei einem anderen Mitpatienten, der ebenfalls an SVV leidet, genügten wenige Worte und er verstand, wie ich mich fühlte.

Keine wichtigen, das weitere Leben beeinflussende Entscheidungen zu treffen wurde mir von meinem Therapeuten auch geraten. Während ich sehr tief im Loch steckte konnte ich auch keine Entscheidungen treffen, auch hatte ich keinerlei Gefühle. Das ich mich verliebe war in dieser Phase damit für mich unmöglich. Nun geht es mir aber zum Glück besser und damit kehrten auch meine Gefühle zurück, allerdings habe manchmal auch ein Gefühlschaos in mir, kann meine Gefühle nicht richtig einordnen.

In der Reha wurden wir gleich zu Anfang darauf hingewiesen, uns in keine Liebschaften zu stürzen wegen der Gefährdung des Therapieerfolgs, trotzdem hatten sich einigen Pärchen während meines Aufenthalts gefunden. Die meisten von denen, die ich kenne, sind allerdings schon wieder auseinander gegangen.

Ich habe aber weiterhin freundschaftliche Kontakte zu anderen ehemaligen Mitpatienten, der Austausch mit ihnen bedeutet mir immer noch sehr viel.

Auch wenn es dir schwer fällt, kann ich dir nur zur Ruhe raten und einfach für ihn da zu sein, wenn er dich braucht. Ich weiß, dass das sehr schwer ist, mir fällt es auch schwer wenn meine Partnerin sich von mir etwas zurück zieht (wir sind beide depressiv), obwohl ich mein eigenes Gefühlschaos kenne.

Das Tho

29.05.2011 14:46 • #15


A


Hallo Lilly29,

x 4#16


Lilly29
Hallo Tho!

Vielen Dank für deine ausführliche Antwort! Sie lässt mich doch wieder ein wenig ruhiger werden...

Er hat mir des öfteren versichert, dass ihm einfach dieser Austausch gut tut. Auch er ist ein sehr verschlossener Mensch und ich glaube auch, dass er mich mit gewissen Gedanken einfach nicht belasten möchte und da ich vieles wahrscheinlich gar nicht verstehen kann. Ich hoffe, dass es so ist. Zumindest gibt mir deine Antwort wieder etwas Hoffnung, dass es hier vielleicht wirklich nicht um mehr geht.

Es schießen mir leider sehr viele Gedanken durch den Kopf und ich komme vor lauter nachdenken kaum zur Ruhe. Habe ihm vor ein paar Tagen einen Brief geschrieben, in dem ich ihm gesagt habe, dass ich immer für ihn da sein werde und ihm auch Zeit geben werde, bis er sein Tief überstanden hat - auch wenn das noch länger dauert. Hab auch wirklich versucht alles so zu schreiben, dass ich ihn nicht doch irgendwie unter Druck setze. Es war mir aber wichtig, dass er weiß, dass ich zu ihm halte und warten werde.

Die Antidepressiva nimmt er mittlerweile 3 Wochen, bisher leider noch ohne Wirkung, was ihn selbst auch schon ein bisschen verzweifeln lässt. Am Montag hat er seinen nächsten Termin beim Therapeuten und ich hoffe, dass er danach wieder etwas mehr Mut haben wird!

Liebe Grüße
Lilly

01.06.2011 09:16 • #16

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