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Partner mit Burnout-Verdacht verweigert Kontakt

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Hallo ihr Lieben,

ich habe mich neu in diesem Forum angemeldet weil ich unbedingt Hilfe benötige.

Kurz zur Situation (und ich versuche mich wirklich kurz zu fassen)
Mein Partner (35) und ich (36) sind seit knapp 4 Jahren ein Paar und hatten ganz große Pläne (Heirat, Umzug, Familie etc).
Zu meinem Partner: beruflich sehr engagiert und eingespannt und es wird ihm immer mehr aufgeladen weil er sehr ambitioniert ist und keinem einen Wunsch abschlagen kann, typischer Helfer und Ansprechpartner für alle, teilt seine eigenen Sorgen eher selten mit.

Allerdings haben wir in einem sehr zwielichtigen Stadtviertel gewohnt und ich habe mich geweigert, dort die Familienplanung zu starten und schon gar nicht als unverheiratetes Paar. Mein Freund hat immer neue Ausreden gesucht, warum wir nicht umziehen und meinte nur er kann es einfach nicht und ich kam mir auf gut deutsch verarscht vor, da mich zuletzt auch diverse männliche Personengruppen belästigt haben und ich sogar von einem angefasst und verbal belästigt wurde. Ich dachte mir was soll bitteschön noch passieren damit wir endlich umziehen. Ich konnte das ich kann nicht überhaupt nicht interpretieren.
Genauso beim Thema Heirat, da hat er auch immer das Thema gewechselt oder einen blöden Spruch gebracht.

Nachdem die Situation seit einem Jahr immer schlimmer wurde, wir uns ständig aneinander aufgerieben haben und ich dann auch die Familienplanung abgeblockt habe, sah ich keinen anderen Ausweg mehr, als selbst wegzuziehen um wieder etwas zur Ruhe zu kommen. Wir waren uns beide einig, dass etwas Abstand uns gut tun wird und dass die Situation in einiger Zeit sicher wieder ganz anders aussehen wird und sich dieser Knoten dann auflöst. Wir wollten natürlich in Kontakt bleiben und uns regelmäßig besuchen. Er meinte noch, dass er immer für mich da sei und mich unterstützt.

Am neuen Wohnort angekommen war ich erst total fix und fertig und hab ihm ins Telefon geheult, dass ich ihn so sehr vermisse und es ohne ihn gar nicht geht und dass die Entscheidung völlig falsch war. Er meinte nur Theresia, du erdrückst mich, ich kann das alles einfach nicht, ich brauche jetzt Ruhe, ich melde mich bei dir - versprochen.

Als ich nach geschlagenen 4 Wochen nichts gehört habe, habe ich mal nachgefragt und er hat mich angerufen. Fazit des Gesprächs:
- er ist nicht mehr arbeitsfähig
- hat starke Rückenschmerzen
- hat den Kontakt zu allen Menschen abgebrochen
- will keinen Kontakt zu Familie, Freunden und auch keine Beziehung
- will keine Verantwortung für etwas übernehmen und keine Rechenschaft schuldig sein
- nicht von Vorstellungen und Erwartungen erdrückt werden
- schafft es kaum aus dem Bett, kann Haushalt nicht mehr machen
- kann auch kaum mehr ans Handy gehen, das liegt z.t. tagelang herum und es sammeln sich mails und Nachrichten ohne Ende

Als ich nach dem Gespräch nachgedacht habe, kam mir der Gedanke mit Depression und Burnout und ich schrieb ihm eine Nachricht mit meiner Vermutung und bot ihm an, ihm zumindest im Haushalt zu helfen und als Reaktion kam nur ich bin einfach im Stress, lass mich in Ruhe, ich werde langsam sauer, mich stressen deine Erwartungen und Vorstellungen.
Als ich noch genauer drüber nachgedacht habe, fielen mir immer mehr Situationen und Veränderungen ein, die für ein Burnout sprechen, z.B. auch seine verstärkte Aggression, die niedrige Hemmschwelle, Wutausbrüche wegen Kleinigkeiten, keine Motivation, S. war auch kaum mehr vorhanden, usw.

Eine Woche später bin ich die 250 km gefahren um ihn zu sehen. Als Notfallplan hatte ich noch ein kleines Carepaket dabei mit Lebkuchen, einem Brief und frischem Obst. Leider war er nicht zuhause, was ich als gutes Zeichen interpretiert habe (oder er hat einfach nicht aufgemacht). Habe ihm dann das Paket vor die Tür gestellt mit dem Wortlaut ich wollte dir eine Kleinigkeit vorbei bringen, lass es dir schmecken.

Das ist nun auch wieder 2 Wochen her und seitdem keine Reaktion. Im WA hat er seit einiger Zeit auch die online-Zeit ausgestellt, sodass keiner mehr sehen kann, wann er zuletzt online war.

Ich kann mit der Situation nur schlecht umgehen, mal ist es besser, mal schlechter. Nehme seit einer Woche selbst ein Antidepressivum, was mich zumindest stabilisiert.

Mein Plan war, dass ich ihm alle paar Wochen eine unaufdringliche Karte sende, dass er merkt, dass ich noch immer da bin, ich ihm nicht böse bin oder sonstige Erwartungen hege und dass meine Türe immer offen steht.
Ich selbst plane nun, Ende des Jahres zu meinen Eltern zu ziehen. Mein jetziger Wohnort war nur als vorübergehende Lösung gedacht, aber ich bin einfach viel zu weit von Familie, Freunden und natürlich auch von meinem Partner entfernt - sofern er noch mein Partner ist.

Das ist meine Geschichte und (hoffentlich) kurzer Fassung. Also die konkrete Diagnose hat er nicht und ich befürchte, dass er sich so schnell auch dahingehend nicht helfen lässt. Nur so als Anmerkung. Und leider sieht es auch so aus, als hätte ich durch meinen Auszug das ganze komplett getriggert und ich mache mir große Vorwürfe deswegen.

Ich wäre sehr sehr dankbar, wenn jemand ein paar Tipps oder aufbauende Worte hat.

Ganz herzlichen Dank,
Theresia

18.11.2020 13:12 • #1


Kate
Liebe Theresia,
willkommen im Forum. Du glaubst gar nicht, wie sehr Dein Beitrag den vielen anderen Beiträgen hier mit exakt der gleichen Problematik ähnelt.
Es gibt unzählige Forummitglieder, die derzeit mit den gleichen Problemen kämpfen.
Vielleicht magst Du Dir die Beiträge bei Gelegenheit mal durchlesen, es gibt da auch viele, wo es die Partner und nicht die Partnerinnen sind, die das durchmachen.
Aus den ganzen, von mir hier gelesenen Beiträgen, würde ich sagen, lass ihn...er kommt von selbst oder halt nicht.

Aber ich stecke auch nicht in so einer Situation.

LG Kate

18.11.2020 13:23 • x 2 #2


buddl1
das was du beschreibst....
das er sich dadurch unter Druck gesetzt fühlte,
es ist nachvollziehbar genau wie es dein Wille war,
sich räumlich und auch familiär zu verändern zu wollen, bzw.
du letztlich umgesetzt hast.

es war richtig, diesen Abstand zu suchen, auch das du umgezogen bist.
wo man sich nicht wohl fühlt, kann man keine Familie gründen.
nur,
setzte dich jetzt nicht selber unter Druck,
weil er in ein Tief gefallen ist, sich bei dir nicht meldet.
er darf und hat sich so entschieden und nur wenn er dich wirklich braucht,
findet er den Weg zu dir zurück.
wenn man einem Menschen jetzt zu sehr bedrängt, gar keine Hilfe annehmen will,
es entfernt euch mehr, als dass es euch wieder zusammen führt.

richte dir dein Leben im jetzt neu ein,
sei stark und dann auch da, wenn er nach Hilfe sucht,
sofern du es dann noch kannst.
es ist weder deine Schuld, noch du musst du dich schuldig dazu fühlen,
er hat die Entscheidung getroffen.
du nur diese, so nicht eine Zukunft zu sehen zu können.
lass dir Zeit,
manchmal passt eben es doch nicht was passend erschien.
wenn das anpassen nur von einer Seite gesehen wurde..
buddl1,

18.11.2020 14:30 • x 1 #3

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