Mutter mit Borderline hat Stimmungsschwankungen

T
Ich wurde als Kind von meiner Mutter benutzt um ihre Stimmungsschwankungen auszugleichen. Ich bin mir inzwischen extrem sicher, dass meine Mutter eine Borderline Störung hat.

Meine ganze Kindheit war ein ziemlicher Graus. Ich musste ständig aufpassen, was ich tat und nie konnte ich mir sicher sein, dass alles in Ordnung ist. Als ich ganz klein war war es zu lautes spielen, später ein falsches Wort von mir, eine missverstandene Geste, zu wenig Auferksamkeit für meine Mutter, Aufmerksamkeit, die sie sich aber anders vorgestellt hatte, morgens das Hallo zu leise gesagt, all das konnte genügen für einen ihrer Ausraster. Die sahen dann als ich noch klein war (bis etwa 12 Jahre) so aus, dass ich mit dem Kochlöffel durch das Haus gejagt wurde, meistens gelang es mir nicht schnell genug eine Tür zu finden, die ich in der Panik noch abschliessen konnte, wenn doch, musste ich Ewigkeiten warten bis ich mich wieder raus traute und nicht immer war sie dann wieder gut gestimmt. Falls ich es nicht schnell genug schaffte half auch kein betteln und flehen. Ich hing so oft auf meinen Knien und flehte sie unter Tränen an mir zu verzeihen und mich nicht zu schlagen, aber nichts half. Sie hat mich auch ganz oft eingeschlossen und gesagt sie geht jetzt weg mit meinem Bruder - für immer - weil ich so böse war. Heute frage ich mich, was ein Kind im Kindergarten so Böses tun kann um so etwas zu verdienen.

Als ich älter wurde, wurde der Missbrauch dann eher psychisch. Sei es dass sie mir drohte sich selbst wegen mir umzubringen oder wochenlang nicht mit mir redete, teilweise verschwand sie einfach für einige Tage, nur damit sich die ganze Familie Sorgen machen sollte wo sie sei. Als ich mit 16 meinen ersten Freund hatte eskalierte das ganze darin, dass sie - sehr glaubhaft - versuchte mir das Leben zu nehmen, weil ich es nicht wert sei.

Das hört sich wahrscheinlich schon ziemlich schlimm an, wenn man es nicht jeden Tag erfährt und man selber denkt das Ganze wäre zwar nicht schön, aber mehr oder weniger normal, weil man es halt nicht anders kennt. Das schlimmste an dem Ganzen war für mich dieses ständige schwanken. Falls sie nämlich gerade nicht so schlecht drauf war, war ich in ihren Augen das liebste Kind auf der Welt, der Engel, so wundervoll und wenn ich mich gerade in diesem sonnigen Gefühl geborgen fühlte.

Dann kippte es wieder und immer immer fand sie den Grund dafür in mir. Ich war immer daran Schuld auf einmal nicht mehr geliebt zu werden und dabei hatte ich oft absolut keine Ahnung davon, was ich gerade wieder getan hatte. Eine Entschuldigung von mir wurde nie angenommen. Ich hatte also mal wieder etwas getan und manchmal - muss ich zugeben - war es auch wirklich nicht nett ( ich bin kein Engel, aber ich bin auch nicht der Teufel ;-) ) , um ihre Liebe, die ich so sehr wollte, nicht mehr zu verdienen. Und das Schlimme daran war, ich hatte in ihren Augen zwar immer die Schuld, aber ich hatte nie die Kontrolle darüber.

Und das andere Schlimme war, ich hatte noch nicht einmal die Möglichkeit/Macht es egal auf welche weise wieder gut zu machen. Ich konnte mich unterwerfen, ich konnte trotzig sein, ich konnte wütend werden, ich konnte unendlich traurig werden, ich konnte beschwören, dass es nicht so gemeint war, es half nichts. Jede emotionale Reaktion meinerseits, führte meistens nur dazu, dass es bei ihr den Ehreiz weckte mich noch mehr zu verletzen, eine kalte Reaktion weckte ihren Ehrgeiz meistens umso mehr. Es war schrecklich. Zusetzlich haben sich meine Eltern auch immer nur gestritten und mein Vater war froh, wenn sie es an mir ausgelassen hat und nicht an ihm. Klingt böse, ich kann es aber echt gut verstehen. Sie hat es auch irgendwie geschafft, dass sich die ganze Familie nicht leiden konnte, indem sie uns echt gut gegeneinander ausgespielt hat. Alle wollten irgendwie von ihr gemocht werden und wir anderen 3 (mein Vater, mein Bruder und ich) konnten uns gegenseitig auch nicht wirklich leiden.

Aber meine Mutter fühlte sich nie geliebt, dabei habe ich das wirklich getan. Es gab nur keinen Beweis ihr das zu zeigen, also keinen, den sie zugelassen hätte. Doch einen Beweis gab es leider, der hielt aber ie lange und dann brauchte sie es wieder - wie eine Dro.. Der Beweis bestand darin, dass sie mich so sehr verletzen konnte, dass ich daran (emotional) fast zerbrach. Ich stell mir das inzwischen so vor, wenn die Beziehung zwischen mir und meiner Mutter eine Brücke war/ist, dann kann man sich nie sicher sein, wie viel Gewicht diese Brücke tragen kann und weil man sich nie sicher ist, muss man es halt ausprobieren, solange bis sie bricht, dann weiss man es. Das dumme ist nur, dann ist das Ding halt kaputt. Schei** Beweis.

08.06.2010 04:31 • #1


T
Na ja, das ist alles lange her. Ich habe seitdem viel mit mir selbst geklärt. Es war ein ziemlich langer Weg, aber inzwischen ist alles gar nicht mehr so schlecht.

Na ja, eigentlich ist alles sogar ziemlich gut. Meine Eltern sind seit 8 Jahren auch endlich geschieden. Seitdem ist es mir gelungen eine Beziehung zu meinem Vater aufzubauen und auch mit meiner Mutter komme ich mit sehr viel Distanz ganz gut klar. Ich sehe sie halt nur wenn ich Lust dazu habe und es mir zumuten mag. ALso wenn es mir echt gut geht und nehme ihr Verhalten mit viel Distanz und manchmal auch mit Ironie und vor allem mit der Gelassenheit, dass sie es im Grunde ihres Herzens gut meint und wenn sie dann mal wieder etwas verletztendes sagt, dann versuch ich es nicht ernst zu nehmen. Allerdings erzähle ich ihr nie irgendetwas von mir, weil ich Angst habe, dass wenn sie etwas persönliches über mcih weiss, dass sie mir dann weh tun wird, weil sie weiss wo sie mich treffen könnte.

Ich habe jede Menge Macken und ich kann unglaublich froh sein, einen Job gefunden zu haben, in dem ich mich wohl fühle mit einem Chef mit dem ich klar komme. Ich kann nämlich nicht gut mit dem Gefühl, dass jemand Macht über mich hat. Aber Dank diesem lieben Chef und dem netten Umfeld auf der Arbeit momentan wächst mein Selbstwertgefühl etwas und ich kann üben/lernen damit klar zu kommen, auf der Arbeit einem Chef ausgeliefert zu sein. Ich glaube, ich mache es auch ganz gut.

Ich habe ne Menge Freunde und ich weiss auch, dass mich viele von denen seit Jahren gern haben , obwohl sie auch viele meiner emotionalen Tiefen gesehen haben (auch alles übung). Das schlimme ist, ich kann mich eigentlich viel zu oft immernoch nicht selber leiden. Ich hasse mich manchmal, tja, und ich hab mich manchmal auch echt gern und das ist ständig am schwanken, genauso wie es damals immer war und jetzt tue ich es mit mir selber. Ich kann mir nicht glauben, dass ich ein liebenswerter Mensch bin. Ich kann mir sogar manchmal nicht glauben, dass ich ein lebenswerter Mensch bin. Ich glaube, dass es meiner Mutter im Endeffekt eigentlich genauso geht.

Ok, mein Kopf sagt mir, Kann sein, aber du lebst es anders aus. Ichh habe so oft die ANgst, dass ich genauso bin wie sie. Ich kann mir nicht glauben, dass man mich mag, mögen könnte, ich muss es sehen in anderen und diese Bestätigung hält dann nicht lange. Ich mach es nicht so wie sie, ich muss die Brücke nicht kaputt machen, um es zu glauben, ich traue mich langsam drauf und schau, ob es hält und wenn es das tut, dann versuch ich darauf zu vertrauen, dass es auch so bleibt. Aber ich weiss, ich habe das alles auch in mir und ich habe manchmal das Gefühl, dass all diese sozialen Fähigkeiten, die ich mir angelernt und angeübt habe, nachdem ich von ihr weg kam, dass das alles nur ein kognitiver überbau ist und dass, wenn ich mal nicht aufpasse, wenn ich mich nicht unter Kontrolle habe, dass das alles raus kommt.

Ich habe Angst schlecht drauf zu sein, weil ich Angst habe, dass es nie wieder aufhören wird und wenn ich dann schlecht drauf bin, dann mache ich mich selber runter und dann kann ich mich wieder nicht mehr leiden. Ich muss dann entweder einen guten Freund anrufen und einen Realitätscheck machen oder aber ich spiele mit Gedanken, diesen ganzen Mist einfach zu beenden. Ich habe es dann so satt, dass ich inzwischen 30 Jahre alt bin und es immernoch nicht aufhören kann. Damit meine ich diese Gefühle nichts wert zu sein, nicht geliebt werden zu können, diese unendliche Schwere und Trauer. Ich weiss zwar wo es her kommt, aber das ist inzwischen alles so weit weg und es hat so nichts mehr mit dem Leben zu tun, dass ich mir aufgebaut habe. Ich frage mich dann nur immer, bin das wirklich ich, dieses normale Leben, weil das wirkliche ich, ist das nicht das Kind, das nicht geliebt werden konnte, dass sogar von seiner eigenen Mutter gehasst wurde, dass sogar seine eigene Mutter am liebsten umgebracht hätte, weil es so missraten war... ist? Und dann sag ich mir, Hey Süsse, du bist 30, aus dir ist was geworden. Du bist nicht mehr dieses Kind, du bist liebenswert, es gibt ganz viele Menschen die dich gern haben. Vertrau auf dich. Das wird natürlich in meinem Kopf dann auch gleich alles wieder angezweifelt und es geht hin und her und dann ist irgendwann wieder gut. Und ich muss feststellen, ich bin so ähnlichh wie sie und ich frage mich, kann das denn nie aufhören?

Oje ist das lang geworden...

08.06.2010 04:31 • #2


S
Hallo Tigerfee,

Du hast den Konflikt Tochter - Mutter in deine Persönlichkeit mit aufgenommen. Dieser Konflikt ist im Herzen deiner Persönlichkeit, weil diene Mutter das vermutlich ja schon gemacht hat, als du noch gar keine Persönlichkeit hattest (im Mutterleib und nach der Geburt) und wo du sie gerade ausgebildet hast. Der Konflikt ist also vermutlich in deiner Basis-Persönlichkeit verankert.

Die Wahrheit ist natürlich, dass du immer noch dieses Kind bist, welches misshandelt wurde. Ganz deutlich wird das, wenn du deine Gedanken sagen lässt:

Hey Süsse, du bist 30, aus dir [dem Erwachsenen, aber nicht dem Kind] ist was geworden.Du bist nicht mehr dieses Kind, du bist liebenswert [der erwachsene ist liebenswert, aber das kind nicht], es gibt ganz viele Menschen die dich gern haben [zumindest das Erwachsenen-Ich]. Vertrau auf dich[den erwachsenen].

Damit schiebst du das Kind von dir, weil du sagst du bist nicht mehr dieses Kind. Aber ich sage dir mit all dem Nachdruck, der mir hier möglich ist: Du bist immer noch das Kind. Und solange du nicht akzeptierst, dass du immer noch (auch) dieses Kind bist, wirst du immer von Zweifeln zerfressen sein, weil du weisst dass das Kind in dir aus den Augen deiner Mutter (und deinen eigenen Augen) nicht liebenswert war/ist (also suchst du dir (unbewusst?) von außen Bestätigung (wie in der Kindheit von der Mutter), dass das Kind liebenswert ist (Wiederholungszwang!)).

http://www.psychology48.com/deu/d/wiede ... szwang.htm

Wenn du es schaffst zu akzeptieren, dass du immer noch dieses Kind bist und anfängst es selbst zu lieben (was ein harter und steiniger Weg ist) erst dann sehe ich eine Möglichkeit, dass du aus deinem Denken herausbrechen kannst.

Dein spezifisches Denken ist für mich gerade das Symptom, welches entsteht, weil du die Verbindung zu deinem Kind, dass du eins warst (aber eigentlich noch bist) abgebrochen hast.

08.06.2010 08:12 • #3

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