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Mit Feingefühl durchs Berufsleben

Stern_84
Hallo zusammen!

Ich beschäftige mich aktuell intensiv mit dem Thema Hochsensibilität und merke, wie sehr es meinen (Wieder-)Einstieg ins Berufsleben beeinflusst. Manchmal fühle ich mich damit ziemlich allein und frage mich, wie andere damit umgehen.
Zudem interessiert mich momentan besonders, wie Heilung und ein gesunder Umgang mit Hochsensibilität im Berufsalltag gelingen können. Hat jemand von euch ähnliche Erfahrungen gemacht oder Wege gefunden, diesen Prozess zu gestalten?
Wie erlebt ihr Hochsensibilität im Job?
Welche Strategien helfen euch, den Alltag zu meistern?
Habt ihr Tipps, wie man sich selbst und seine Bedürfnisse besser schützen kann?
Ich freue mich sehr auf eure Erfahrungen, Geschichten und Anregungen – vielleicht können wir uns gegenseitig unterstützen und inspirieren!


Viele Grüße

07.11.2025 15:05 • x 3 #1


Fritz
Hallo Stern_84
Erstmal Willkommen!

Als erstes denke ich, wenn du über über dein Leben schreibst, dass dir das gut tut!
Der Anfang ist gemacht!

Meine Erfahrungwen sind folgender Maßen:
Ich leide seit 60 Jahren unter Depressionen, Ängsten und Minderwertigkeit.
Mein Vater hat es mir vererbt. (Eigentlich wollte ich ein paar Mark oder jetzt Euros erben.)
Ich habe Ärzte konsultiert, war in Kliniken, habe Therapien gemacht und war 14 Jahre
als 2. Vorsitzender in einer Selbsthilfegruppe.
Das hat mir, außer Erfahrungen, nicht viel gebracht.
Aber trotzdem, waren das wichtige Erfahrungen für mich.
Eine Selbsthilfegruppe kann ich jedem Empfehlen!
Es ist ja klar, es wurde an der Depression herumgedoktert, aber der Auslöser, wurde nicht gefunden und ich konnte ihn nicht bearbeiten.
Jetzt mache ich täglich, Atemübungen, Entspannungsübungen, Meditation und lebe ich glücklich und zufrieden.
So bearbeite meine Defizite und das bringt mir Heilung.
Das gilt in erster Linie nur für mich.
Ob es Anderen was bringt, weiß ich nicht und ich mische mich da nicht ein.
Ein jeder Mensch ist ein Individium und braucht auch eine individuelle Beratung und Lebenseinstellung.
Es ist alles nicht so einfach und von heute auf morgen änderst nichts.
Aber Veränderungen sind möglich und sie stellen sich mit Sicherheit ein,
aber Geduld, Geduld, Geduld!

Sieh dich in diesem Forum um, da steht viel wichtiges!
Servus und ein schönes Wochenende!
Fritz aus Niederbayern.

Gestern 07:15 • x 2 #2


A


Hallo Stern_84,

Mit Feingefühl durchs Berufsleben

x 3#3


Nuance
Schön wäre ja, etwas von Dir zu erfahren...

Noch ist HS keine Diagnose. Sie dürfte die Gefahr für Depressionen erhöhen - in dieser egoistischen, lauten, unsensiblen Welt.

Spontan viel mir ein, dass ein Bibliothekar wohl den richtigen Job haben könnte - lärmtechnisch.
Denn spontan musste ich an Lärm denken. Und an mich...
Meine bittere Erfahrung ist, dass man im Falle von Beschwerden ausgegrenzt, gemobbt wird.

Tja, und selbst die Unsensibelsten halten sich wahrscheinlich für sensibel.
Vlt. sind sie einfach zu unsensibel, um Sensibilität zu erkennen.
Weiß man, wie sich Verliebtheit anfühlt, bevor man es selbst war? Doch auch sie wird von Menschen auf vielfältige und manchmal sogar erschreckende Weise definiert.

Gestern 08:15 • x 3 #3


Dakota
Hi, bin ebenfalls hochsensibel, es ist keine Krankheit sondern ein Teil der Persönlichkeit.
Berufsleben fällt mir spontan ein - ich habe die letzten Jahre nur Teilzeit gearbeitet, da ich mehr Zeit zur Erholung brauche als andere. Die ganzen Reize müssen verarbeitet werden. Als Angestellte war ich in der Mittagspause oft spazieren, frische Luft, Bewegung, Reizarmut (Gespräche und Kontakt in der Mittagspause waren oft zu viel an Reizen). Ich war mal selbstständig, da konnte ich in Ruhe selbstbestimmt arbeiten, das passte ebenfalls zu mir und meiner HSP. Auswahl der Tätigkeit an sich war auch immer wichtig, möglichst stressfreier Arbeitsplatz, eher 1:1 Kontakt mit Kund:innen als Teamleitung oder Telefonjob, das wäre zu viel für mich.

Gestern 08:21 • x 2 #4


Stern_84
Vielen Dank für eure wertschätzenden Worte. Mein Vater leidet an Parkinson, doch leider habe ich ihn seit 30 Jahren nicht mehr gesehen. Auf meine Telefonanrufe reagiert er nicht, was mich sehr traurig macht. Um besser zur Ruhe zu kommen und neue Kraft zu schöpfen, praktiziere ich Yoga und treibe viel Sport.
Beruflich habe ich Betriebswirtschaft studiert und in der IT gearbeitet. Mit der Zeit fiel es mir immer schwerer, Termine einzuhalten und mich zu konzentrieren. Aufgrund meiner hochsensiblen und mitfühlenden Art habe ich mich oft in die Konflikte meiner Kolleginnen verwickeln lassen. Einmal war es so extrem, dass mir eine Kollegin anhand eines Diagramms zeigte, wie oft ich Termine verpasst hatte – und wenig Verständnis für meine Situation aufbrachte, obwohl ich bereits einen Burnout erlebt hatte.
Nach dem Wechsel in eine neue Stelle litt ich schon nach kurzer Zeit unter Panikattacken. Immer wieder wurde ich noch in der Probezeit gekündigt – das begleitet mich nun schon seit über zehn Jahren und hat zu starken Angstzuständen und belastenden Gedanken rund um das Thema Arbeit geführt.
Was du mit Verliebtsein meinst, habe ich in diesem Zusammenhang leider nicht ganz verstanden. Allerdings kenne ich die Situation, dass sich ein ehemaliger Kollege in mich verliebt hatte. Das führte zu erheblichem Stress: ständige Anrufe und Kontrollbesuche, sodass ich schließlich die Stelle aufgeben musste.


Eure Worte ermutigen mich. Ich empfinde meine Hochsensibilität mittlerweile als Geschenk, auch wenn ich unsicher bin, wie – und ob – ich damit wieder in die Arbeitswelt zurückfinden kann.
Oft habe ich Angst, mich durch Spaziergänge in der Mittagspause von meinen Kolleg:innen abzugrenzen. Deshalb habe ich mich bisher meist angeschlossen, was jedoch häufig zu einer Reizüberflutung geführt hat. Die vielen Eindrücke musste ich anschließend lange verarbeiten, was meine Konzentration beeinträchtigte.
Zudem beschäftigt mich die Sorge, dass Kolleg:innen hinter meinem Rücken über mich sprechen könnten, wenn ich mich in der Pause zurückziehe. Diese Gedanken machen es mir schwer, meinen eigenen Bedürfnissen zu folgen und einen guten Weg für mich zu finden.

Viele Grüße

Johanna

Gestern 15:27 • x 2 #5


Dakota
Kann ich verstehen, Johanna. Also die Bedenken, dass Kolleginnen komisch gucken, wenn man sich abgrenzt in den Pausen etc. und diese Bedenken sind nicht von der Hand zu weisen. Es gibt ganz unterschiedliche Leute und nicht alle haben Verständnis oder sehen Dinge neutral. Aber wie will man damit umgehen? Ich hatte mal eine Stelle, da war das Problem, dass eine Kollegin zur gleichen Zeit Feierabend hatte und wir uns immer an der Straßenbahnhaltestelle trafen. Ein paar Mal unterhielten wir uns, aber es wurde mir schnell zu viel, dann sagte ich ihr, dass ich nach der Arbeit Ruhe brauche und Abstand und sie es bitte nicht persönlich nehmen solle, wenn ich mich allein woanders hin setzte. Gott sei Dank war das für sei kein Problem.
Yoga und viel Sport da machst Du schon vieles richtig. Bei HSPler:innen vermutet man einen erhöhten Stresspegel und physiologisch ist es das Cortisol, das man in Speichel und Blut messen könnte, was immer wieder erhöht sein kann. Das baut sich ab durch Ausdauersport, ausreichend trinken und ausreichend und gut schlafen. Sehr wichtig.
Meinen Alltag meistere ich u.a. durch einen Noise Cancelling Kopfhörer, der mich auch unterwegs begleitet und früher war das noch Exotentum, während heute immer mehr Leute das nutzen bzw. dieser Kopfhörer von anderen nicht mehr unterscheidbar ist. Außerdem helfen mir Routinen ganz gut.
Ich habe als HSPlerin leider wieder massive Probleme in der Beziehung, ich neige dazu, mich selbst zu vergessen, meine Bedürfnisse, meine Vorhaben, meine Ziele. Immer denke ich erst an andere, dann zu Schluss an mich (wenn überhaupt). Das ist in der Depression nochmal schlimmer geworden, aber als fragliches Grundgerüst der HSP begleitet es mich in unterschiedlichen Ausprägungen mein Leben lang. Das ist nicht so gut daran. Natürlich gibt es auch ein paar positive Dinge an der HSP, aber hier geht es ja darum, mit den eher negativen Aspekten einen Umgang und Strategien zu finden.
Du schreibst, Du warst (bist?) mal in der IT tätig gewesen. Wäre es eine Option, wieder allein oder gar selbstständig zu arbeiten um Entlastung zu finden?

Gestern 21:27 • #6

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