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Langes Studium durch Depression - Wie erklären?

B
Hallo zusammen,

ich bin 30 Jahre alt und kurz vor dem Abschluss meines Masterstudiums. Meine Masterarbeit ist abgegeben und ich warte nur noch auf die letzten Noten. Deswegen werde ich mich demnächst bewerben. Seit einigen Jahren leide ich unter Depressionen - eine offizielle Diagnose hatte ich nie -, aber die Symptome sprechen für sich. Anfangs habe ich das immer als was temporäres abgetan, aber mit fortlaufendem Studium ist es immer schlimmer geworden, auch eben wegen der längeren Dauer. Entsprechend fallen auch meine Noten aus (immerhin etwas besser als eine 3 im Schnitt). Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Noten und Studiumdauer in einem Interview angesprochen werden und ich mache mir immer mehr Gedanken, wie ich das am Besten erkläre. Ich weiß, dass ich den Arbeitgeber nicht über den Zustand meiner geistigen Gesundheit aufklären muss. Hatte jemand ähnliche Erfahrung und kann mir Tipps geben?

Vielleicht noch ein wenig zusätzliche Info: Nach dem Bachelor wusste ich nicht so richtig, wo ich beruflich oder privat hin wollte. Daraufhin habe ich erstmal zwei Semester in einem anderen Fach studiert bevor ich gemerkt habe, dass das Studium nichts für mich ist und ich habe mit dem Master in meinem Bachelorfach angefangen. Das sorgt natürlich auch wieder für eine längere Gesamtstudienzeit. Aber ich habe während des Zwischenstudiums eine Werkstudentenstelle in meinem Hauptberuf angenommen und habe seitdem immer eine Stelle gehabt. Ich bin auch recht sicher in meinen Fähigkeiten - zumindest beruflich -, was mir auch bis jetzt jedes Arbeitszeugnis bestätigt. Ich werde jetzt auch bei meiner aktuellen Stelle befristet übernommen. Mein Chef hätte mich auch gerne unbefristet übernommen, aber ich möchte aus diversen Gründen weiterziehen. Zum einen, weil mich der Teilbereich der Arbeit langweilt und nervt und zum anderen, weil ich hier keine richtigen Freunde vor Ort habe. Deswegen suche ich einen Job in Orten, wo gute Freunde von mir wohnen. Ich weiß, dass Berufserfahrung vor Noten gehen, dennoch mache ich mir stark Gedanken darüber, dass das meine Jobsuche stark gefährden könnte. Ist das nachvollziehbar oder bin ich hier irrational?

Beste Grüße

26.02.2019 19:47 • x 1 #1


F
lieber Beethopfen,

erstmal ein herzliches Willkommen hier im Forum. Also selbst habe ich nicht studiert, aber ich kenne noch den Ausdruck Langzeitstudenten. Da haben sich Studenten echt Zeit gelassen mit ihrem Studium, um nicht so schnell arbeiten zu müssen, ihr Leben länger genießen, haben sich mit kurzfristigen Jobs über Wasser gehalten. In unserer heutigen Leistungsgesellschaft ist das heute nicht mehr so möglich, da wird genauer geschaut, warum und wieso.

Deshalb wünsche ich da eine Ehrlichkeit mit dir selbst. Das du zu deiner Depression stehst, du dich auch mal von ärztlicher Seite beraten und helfen lässt. Im Leben gibt es immer wieder Konflikte, egal ob beruflich, privat, und das wird für dich immer wieder zu einer Herausforderung werden. Wut, Ärger, Gefühle von Ungerechtigkeit, Benachteilung, Bevormundung, Hilflosigkeit, der Eindruck, das dich niemand beachtet usw., das alles kannst du nicht einfach wegdrücken. Du kannst auch nicht selbst vor dir davonlaufen, irgendwann kommen deine Probleme zurück.

Gerade auch, warum du so depressiv reagierst, wegen deinem Elternhaus, oder anderen Gründen. Oder deine Bedürfnisse werden nicht erfüllt.

Deine Bedürfnisse nach Liebe, Verständnis für dich, Annahme, nach Sicherheit, Geborgenheit, deine Identität, deine Freiheit, Sehnsucht nach Zuwendung, Selbstverwirklichung usw.

Das wird durch einen Wohnortwechsel nicht besser, da kommen deine Probleme auch wieder zurück.

Lasse dir helfen, herauszufinden, weshalb du an dieser Depression leidest. Du bist noch jung, und was du hier und heute für dich und dein Leben tust, davon wirst du dein weiteres Leben profitieren.

in guten Gedanken für dich,


liebe Grüße,

Frederick

27.02.2019 17:31 • x 1 #2


A


Hallo Beethopfen,

Langes Studium durch Depression - Wie erklären?

x 3#3


CeHaEn
Moin Beethopfen

Setzt sich deine Gesamtstudiendauer also bloß aus 6 Semestern Bachelor, zwei Semestern Probestudium und vier Semestern Master zusammen? Denn in dem Fall würden dich die meisten Leute vermutlich fragen: Na und?
Immerhin wären das bloß zwei Semester über der kombinierten Regelstudienzeit. Das sollte im Bewerbungsprozess kaum weitere Nachfrage auslösen und selbst dann hättest du eine völlig normale Begründung dafür: Du wolltest über deinen Tellerrand blicken.

Oder stecken dazwischen auffallen viele Extrasemester? Ich nehme mich selbst mal als Beispiel: Ich bin seit dem WS 2007/08 eingeschrieben, habe mein erstes Studium nach sechs Semestern aufgegeben und direkt das Fach gewechselt. Seit 2014 fehlt mir nur noch die Bachelorarbeit. Das bietet natürlich eine viel größere Angriffsfläche für Fragen.

In jedem Fall hast du während deiner beiden Extrasemester deine Werksstudentenstelle gehabt. Selbst wenn ein Personaler deinen Blick über den Tellerrand ungewöhnlich finden sollte (kann ich mir nicht vorstellen), dann hättest du in dieser Zeit nachwievor Kontakt zu deinem eigentlichen Studienfeld beibehalten. Insofern liegt also keine echte Lücke im Lebenslauf vor und möglicherweise spricht diese Stelle sogar zusätzlich für dich.

Oder habe ich dich falsch verstanden?

27.02.2019 17:56 • x 2 #3


Alexandra2
Lieber Beethopfen,
Personaler provozieren manchmal, wäre es nicht die Studiendauer, wäre es etwas anderes. Bleib gelassen, wenn so etwas vorgebracht wird.
Inhaltlich kannst Du das Thema umschreiben, aber nicht benennen. Gerade zur Depression haben alle eine Meinung (aus der Küchentisch -Psychologie) und schon hängen Vorurteile an Dir dran.
Mit Umschreiben meine ich, Du brauchtest etwas mehr Zeit, es gab familiäre Anforderungen etc. Da fällt Dir bestimmt etwas ein.
Liebe Grüße

27.02.2019 18:26 • x 2 #4


B
Danke für eure schnellen Antworten.

Zitat von Frederick1:
Deshalb wünsche ich da eine Ehrlichkeit mit dir selbst. Das du zu deiner Depression stehst, du dich auch mal von ärztlicher Seite beraten und helfen lässt. Im Leben gibt es immer wieder Konflikte, egal ob beruflich, privat, und das wird für dich immer wieder zu einer Herausforderung werden. Wut, Ärger, Gefühle von Ungerechtigkeit, Benachteilung, Bevormundung, Hilflosigkeit, der Eindruck, das dich niemand beachtet usw., das alles kannst du nicht einfach wegdrücken. Du kannst auch nicht selbst vor dir davonlaufen, irgendwann kommen deine Probleme zurück.

Gerade auch, warum du so depressiv reagierst, wegen deinem Elternhaus, oder anderen Gründen. Oder deine Bedürfnisse werden nicht erfüllt.

Deine Bedürfnisse nach Liebe, Verständnis für dich, Annahme, nach Sicherheit, Geborgenheit, deine Identität, deine Freiheit, Sehnsucht nach Zuwendung, Selbstverwirklichung usw.

Das wird durch einen Wohnortwechsel nicht besser, da kommen deine Probleme auch wieder zurück.


Ja, das verstehe ich. Ich habe schon einige Ortswechsel hinter mir (ich schnupper gerne frische, unbekannte Luft). Aber ich bin recht introvertiert und habe Schwierigkeiten neue Leute kennenzulernen und engere Kontakte zu knüpfen. Deswegen möchte ich wieder an einen Ort hin, wo ich Leute kenne, dann bin ich nicht mehr so isoliert, wie ich es jetzt bin. Ich denke das wird mir auf jeden Fall helfen, während ich an mir arbeite (ein Problem weniger). Zum Arzt gehe ich auch demnächst, um mich untersuchen zu lassen und hier in der Nähe gibt es eine Selbsthilfegruppe bei der ich mich auch noch anmelden möchte.

Zitat von CeHaEn:
Setzt sich deine Gesamtstudiendauer also bloß aus 6 Semestern Bachelor, zwei Semestern Probestudium und vier Semestern Master zusammen?


Mein Bachelor hat insgesamt 10 Semester gedauert und mein Master 8 Semester. Wären es nur zwei zusätzliche Semester hätte ich nicht so ein Problem. Im Bachelor hatte ich anfangs tierische Probleme mit dem Fach - war auch mal kurz davor aufzugeben -, weil ich recht ahnungslos ins Fach reingegangen bin (Wer weiß schon mit 19/20, was er machen möchte). Glücklicherweise bin ich mit meiner Berufswahl zufrieden und habe jetzt auch im Master den Bereich gefunden, den ich machen möchte (daher auch mein Wunsch nach Jobwechsel).

Zitat von Alexandra2:
Personaler provozieren manchmal, wäre es nicht die Studiendauer, wäre es etwas anderes. Bleib gelassen, wenn so etwas vorgebracht wird.


Leichter gesagt als getan. Aber ja, das mit dem umschreiben klingt gut. Die werden sich sicher nicht darauf festbeißen. Hoffe ich.

27.02.2019 20:54 • x 1 #5


Alexandra2
Ja, ich weiß. Deshalb ist es so wichtig, sich mental und emotional zu präparieren.
Die Entscheidung für/ gegen den Bewerber fällt oft sehr früh im Gespräch. Mit Standing kannst Du nur profitieren.
Es geht im Gespräch auch darum, wie jemand mit Schwierigkeiten umgeht. Ich bin als junge Frau selbst einer Provokation aufgesessen, nach den ganzen Testungen. Mich hatte niemand gewarnt, das wäre aber sinnvoll gewesen.
Stelle Dich darauf ein, gefragt zu werden und antworte knapp, freundlich und selbstbewußt. Kontere zB. mit dem Vorteil Deines Alters, der Zähigkeit dran geblieben zu sein (Ausdauer, Willensstärke) etc.
Bringe selbst viele Fragen mit und denke dran 'wer spricht, führt'.
Es sind nur Arbeitsplätze, gib den Personalern nicht die Chance, Dich komplett zu durchleuchten. Das tut Dir nicht gut und steht ihnen nicht zu.
Liebe Grüße

27.02.2019 21:53 • x 4 #6


CeHaEn
Okay, dann kann ich deine Besorgnis sehr gut nachvollziehen.
Deine Studienzeit hat sich nicht durch Bummelei verlängert und damit bist du schon einmal nicht in der misslichen Lage, dass du dir Ausreden aus den Fingern saugen müsstest. Du hast keinen Anlass für Entschuldigungen und kannst deinen Sachverhalt durchaus offensiv nutzen.

Was deine Erkrankung angeht, so hängt dies allerdings auch von deiner aktuellen Verfassung und der anvisierten Arbeitsstelle ab. Da müsstest du abschätzen können, wie belastbar du bist und ob du die Arbeit ausüben kannst.
Du hast es offenbar trotz deiner Depression bis zum Master geschafft - hast du dich lediglich durchgeschleppt, oder könntest du über den zeitlichen Verlauf Fortschritte benennen, die du gemacht hast? Diese Fortschritte könntest du ggf. auch in der Bewerbung für dich nutzen. So ganz grob stünde darüber das Motto, Ich habe ein großes Problem bewältigt und zeitgleich mein Studium verfolgt.
Inwieweit du auf deine Krankheit eingehen willst, musst du selbst entscheiden. Niemand weiß, wie dein Gesprächspartner über das Thema denkt. Wenn du beispielsweise offen über deine Depression und deinen erfolgreichen Umgang damit redest, dann kann dein Gegenüber beeindruckt sein; oder bei ihm gehen die Alarmglocken an und er schreibt dich ab.
Oder du erklärst nur, dass du lange krank warst und inzwischen soweit genesen bist, dass du dir die Arbeit ernsthaft zutraust. Entweder reicht das deinem Gegenüber, oder nicht.

Nochmal zum Studium.
Zitat von Beethopfen:
Im Bachelor hatte ich anfangs tierische Probleme mit dem Fach - war auch mal kurz davor aufzugeben -, weil ich recht ahnungslos ins Fach reingegangen bin (Wer weiß schon mit 19/20, was er machen möchte). Glücklicherweise bin ich mit meiner Berufswahl zufrieden und habe jetzt auch im Master den Bereich gefunden, den ich machen möchte.

Das ist stark. Du hast hier offensichtlich einen handfesten Lernprozess durchlaufen. Du hattest Probleme mit dem Fach, hast gezweifelt. Und dann hast du dich damit auseinandergesetzt, dich orientiert und eine Entscheidung getroffen.
Das ist doch etwas ganz Anderes, als wenn du dich durch deinen Werdegang hättest treiben lassen.

27.02.2019 22:01 • x 4 #7


maya60
Zitat @Beethopfen : Aber ich habe während des Zwischenstudiums eine Werkstudentenstelle in meinem Hauptberuf angenommen und habe seitdem immer eine Stelle gehabt. Ich bin auch recht sicher in meinen Fähigkeiten - zumindest beruflich -, was mir auch bis jetzt jedes Arbeitszeugnis bestätigt. Ich werde jetzt auch bei meiner aktuellen Stelle befristet übernommen. Mein Chef hätte mich auch gerne unbefristet übernommen, aber ich möchte aus diversen Gründen weiterziehen.

Hallo @Beethopfen,

wenn ich das richtig verstehe, siehe Zitat, bist du bereits neben deinem Studium lange und erfolgreich berufstätig und auch aktuell.

Dein aktueller Chef würde dich sogar gerne unbefristet übernehmen, so erfolgreich bist du, was interessiert da noch die Länge deines Studiums und die Note? Auch wenn du wechseln möchtest!

Du hast doch bereits erfolgreiche Berufspraxis vorzuweisen.

Am Ende des Studiums schon direkt eine unbefristete Stelle angeboten zu bekommen spricht für mich für Erfolg und Professionalität. Da musst du gar nichts verstecken.

Und wer neben seinem Studium berufstätig ist, darf auch länger studieren, wobei ich deine Studiumslänge sogar im Rahmen der Regelstudiumszeit sehe, oder?

Ich sehe hier nichts, was du zu beschönigen oder zu verstecken hättest! Oder übersehe ich etwas? Du bist doch lückenlos und aktuell berufstätig. Und solange du keine Anstellung hast, die dir mehr zusagt, wirst du ja auch dabei bleiben, oder?

Deine depressiven Probleme, die du hast, die sollten aber nicht leidvoll dein Leben begleiten mit der Gefahr, größer zu werden, indem du sie nicht ärztlich abklären und behandeln lässt, denke ich - ganz unabhängig von Bewerbungen.

Alles Gute für dich! maya

04.03.2019 01:49 • x 1 #8


Axel61
Ich würd mir da auch keine Gedanken machen. Wenn ein Personaler eh nur Zeit-Verträge zum Ausbeuten anbieten will, dann findet er immer was. Da darfst Du dich dann halt nur nicht unnötig reinziehen lassen und mit der Firma identifizieren. So wie es in den Wald hinein schallt, so schallt es auch heraus. Einfach möglichst viel Erfahrung mitnehmen und frühzeitig nach was besserem umsehen. Auf keine Fall aber was unterschreieben, was dich einseitig bindet, ohne dass sich der Arbeitgeber auch festlegt. Wir haben doch angeblich Mangel an guten Leuten. Da hast Du das nicht nötig. Was Du aber nicht tun darfst ist dich dann einlullen lassen. Du musst schon zusehen dann deine Depression auch in den Griff zu bekommen damit Du dich nicht durch Antriebslosigkeit unnötig selbst in eine schwache Position bringst. Nach ein paar Jahren zählt eh nur noch die Erfahrung und was Du konkret gemacht hast. Das ich mal in 9 Semestern fertig war und 1,3 im Diplom steht interessiert Heute keine Sau mehr

04.03.2019 12:45 • x 1 #9


L
Mir ist es nicht unähnlich ergangen. Meine Mutter und meinte Tante verstarben während meiner Ausbildung, ich hatte keine sozialen Kontakte, litt und leide unter Depressionen, Angststörung und ADHS, muss mich seit dem 5. Semester selbst finanzieren, weil ich den Leistungsnachweis nicht erbringen konnte. Im Endeffekt werde ich für den Bachelor mindestens 12, wahrscheinlich 14 Semester gebraucht haben. Mit Glück kann ich noch einen Master dranhängen, da wäre ich wieder Bafög-berechtigt, allerdings auch erst nach Ende meiner Insolvenz.
Wie kann man das verkaufen? Wir reden hier ja nicht von einer falschen Studienwahl, ich zB. habe nie ein Studium abgebrochen, sondern mich direkt für das Richtige immatrikuliert. Ich bin einfach aufgrund der psychischen Konstitution erheblich behindert. Und mein Therapeut hat dem Bafög-Amt damals mitgeteilt, dass ich nicht nebenbei arbeiten kann, der Höchstsatz wurde mir trotzdem gestrichen. Kann man damit rechnen, nie einen Job zu bekommen? Selbst mit Informatik als eines der Fächer?

06.03.2019 01:57 • #10


A


Hallo Beethopfen,

x 4#11


B
Hallo zusammen,

ich weiß der Thread ist schon ein wenig veraltet, aber ich wollte dennoch mal schreiben, wie es gelaufen ist. Vielleicht hilft es welchen, die eine ähnliche Problematik haben, wie ich es hatte?

Ich habe seit November letzten Jahres einen neuen Job und bin wie gewünscht wieder in meine alte Heimat gezogen. In der Zeit hatte ich zwei Bewerbungsgespräche und in beiden wurde nach der langen Studiendauer gefragt, aber nie direkt als Angriffspunkt, sondern eher so nebenbei. Ich habe bei beiden gesagt, das hätte gesundheitliche Gründe gehabt, und es dabei belassen. Dann wurde dabei auch nicht weiter nachgefragt. Es war also - jetzt im nachhinein - nicht so schlimm, wie ich es mir ausgemalt hatte. Ich hatte auch vorher unter vier Augen einen Kollegen aus meinem alten Job um Rat gefragt. Letztendlich hat er mir dazu geraten meinem Gefühl zu folgen und wie ich meine Gegenüber einschätze. Es ist dann immer eine Art Glücksspiel. Entweder es wird als Selbstbewusstsein - also positiv - interpretiert, wenn man es offen anspricht, oder man wird direkt in eine Schublade gesteckt. Wie schon hier öfters geschrieben wurde, das muss jede/r für sich entscheiden.

Im alten Job habe ich in der Zwischenzeit auch ein paar Leuten eröffnet, dass ich unter Depression leide. Das wurde generell neutral bis positiv aufgenommen und selbst mit dem Geschäftsführer hatte ich ein langes und tiefgehendes Gespräch darüber, da er selbst damit zu kämpfen hatte. Long story short - Depression und daraus resultierende lange Studienzeit sind kein Genickbruch und ich denke, dass die meisten - zumindest jungen - Interviewer/innen das direkt als Ausschlusskriterium nehmen würden.

Zum jetztigen Job: Ich kann nicht sagen, ob es *der* Job ist. Dazu bin ich noch nicht lang genug dabei. Aber: Ich habe nicht mehr das Gefühl, dass ich nur zur Arbeit gehe, um mir Essen kaufen zu können und meine Miete zu bezahlen. Es hat also in meinen Augen einen deutlichen Mehrwert als die vorherige Stelle. Ich weiß der Job ist nicht alles, aber wenn man ~40 h / Woche dort verbringt, sollte zumindest das stimmen. Und der Beruf ist auch erstmal zeitlich befristet. Genug Zeit um nebenbei eine Therapie zu finden - uff wobei, das ist ein Thema für sich - und mich um mich selbst zu kümmern. Ob ich dann da bleiben möchte oder weiterziehe, sehe ich dann.

In dem Sinne und nochmal vielen Dank für eure Antworten. Sie haben mir sehr geholfen.
Beethopfen

31.01.2020 00:29 • x 2 #11

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