Ist mein Partner schuld an meinen Depressionen?

Trefusis
Kennt Ihr das, wenn Ihr glaubt, euer Partner sei gar für eure depressiven Stimmungen mitverantwortlich und Ihr fühlt euch relativ hilflos dabei?

Seit nun 6 Jahren bin ich mit meinem Freund zusammen.
Allerdings könnte ich nicht mit voller Zuversicht sagen, ich sei glücklich mit ihm.
Nein, er wendet keinerlei Gewalt an, weder psychische noch physische. Das bleibt mir zum Glück erspart und dafür bin ich höchst dankbar.
Aber seit jeher begleitet mich das Gefühl, zum einen eine Art Ersatzmama geworden zu sein (die desöfteren für ihn mitdenken muss und den Löwenanteil des Haushalts schmeisst) und zum anderen stets hinter seinen (zeitaufwändigen) Hobbies stehen muss trotz gelegentlicher Beteuerungen, dass ich ihm so wichtig sei.

Versteht mich bitte nicht falsch: Klar soll man an seinen Lieblingsbeschäftigungen festhalten! Und das letzte was ich möchte ist, wie die frustrierte meckernde Ehefrau zu klingen.
Aber wenn die schlechten Gefühle wieder und wieder kommen, kann doch was nicht stimmen.

Wir wohnen seit Oktober endlich zusammen (für ihn bin ich auch zuvor in sein Heimatland gezogen) und ich hab für uns einen Haushaltsplan erstellt, an den beide sich halten sollen. Trotzdem ist er höchst unzuverlässig, d.h. es kommt selten vor, dass er mal was erledigt oder entsorgt. Es sind öfters auch nur Kleinigkeiten wie Essensreste entsorgen, abspülen oder den eigenen Platz am Tisch säubern, aber das rechnet sich Tag für Tag für Tag. Und ich habe es wirklich satt, ihn dauernd darauf hinzuweisen (wenn ich es tue - in einem möglichst diplomatischen Ton - wirkt er daraufhin ziemlich genervt).
Ich versuche stets, ihn freundlich auf Dinge aufmerksam zu machen, die mich unzufrieden gemacht haben, aber manchmal traue ich mich nicht aus Furcht, wegen Kleinigkeiten herumzumotzen (eben meckernde Ehefrau ).
Die kleine Wohnung, die er zuvor bewohnte, hat er schön verlottern lassen. Ich mache mir daher Vorwürfe, dass mir das eigentlich eine Art Warnung hätte sein sollen.

Zu den Hobbies: Es sind tolle Hobbies, aber keine, die wir wirklich teilen können, da ich mich nicht in dem Ausmass dafür interessiere. Wie wichtig sie ihm sind, zeigt sich leider auch, wenn ich - glücklicherweise selten genug - krank werde. Egal wie schlecht es mir geht, es scheint wichtigeres zu geben. Dieses Wochenende bis heute war ich krank und nie fragte er mich, ob ich was benötige oder ob er was für mich tun kann. Er war ausschliesslich in seiner Freizeit mit seinen Aktivitäten beschäftigt.
Kurz zum Vergleich: Kurz zuvor war er krank und ich war möglichst zeitig daheim, um ihm Suppe und Tee zu kochen, hab für ihn eingekauft und habe mich gelegentlich auch erkundigt, ob er was braucht und wie es ihm ginge.

Das macht mich einfach nachdenklich, wenn ich merke, dass sämtliche Familienmitglieder oder Freunde mir da mehr Aufmerksamkeit schenken würden als er. Erkenntnisse wie diese deprimieren mich sehr.

Freilich hat er seine guten, seine lustigen Seiten. Und ich habe Momente, die ich wirklich sehr gerne mit ihm verbringe. Aber es ist ein stetiges Wechselbad aus Gefühlen zwischen Läuft doch grad ganz gut zwischen uns und Am liebsten wäre ich wieder alleine. Was mich ein wenig verbittert ist auch die Erinnerung daran, dass - als ich ihn traf und später mit ihm zusammenkam - ich eigentlich nicht mehr eine Beziehung wollte und dann doch nicht stark genug dagegen war.
Jetzt fühle ich mich auch zunehmend unter Druck gesetzt durch meine eigenen negativen Gefühle, da ich nicht einfach so aus der Wohnung könnte (die wir die letzten Monate lang mit neuen Möbeln ergänzt haben und somit eine neue gemeinsame Bleibe aufbauen wollten) und nicht wüsste, wie ich das im Extremfall begründen soll. Letztendlich klingt das alles nach Peanuts, aber ich fühle mich so schlecht manchmal...

Kennt Ihr das auch? Und was wäre die beste Lösung, damit ich mich wieder auf ihn verlassen kann?

03.02.2015 17:37 • #1


achtsamkeit
Hallo Trefusis,
mir scheint, dass du dir innerlich klar bist, dass du die Beziehung nicht fortsetzen willst. Alles was du beschreibst tut dir nicht gut, entspricht nicht dem, was du von einer Partnerschaft erwartest.
Dass dein Freund gute Seiten hat ist klar, nur scheint er nicht der Richtige für dichz sein. Möbel hin Möbel her, du solltest aus der Beziehung aussteigen. Und das ohne schlechtes Gewissen, denn so wie du dies schilderst, kannst du nicht damit rechnen, dass es besser wird.
Dein Freund ist autonom genug auch ohne dich klar zu kommen, also mach dir da keinen Kopf.
So sehe ich das nach deinen Schilderungen.

LG Achtsamkeit

04.02.2015 13:54 • #2


A


Hallo Trefusis,

Ist mein Partner schuld an meinen Depressionen?

x 3#3


Trefusis
Danke für deine Reaktion, achtsamkeit!

Ein recht hartes Urteil, aber ich hab ja nicht ausschliesslich einseitige Antworten erwartet ala Die Liebe besiegt schon deine bösen Gefühle oder derartiges.

Naja, wie gesagt, ab und an ist in mir schon der Zweifel da, ob die Beziehung so noch gross Zukunft hat. Bevor ich aber den absoluten Schlussstrich ziehen würde, möchte ich der Sache doch etwas Zeit geben, zumindest bis zur ersten Jährung unseres Zusammenziehens.

04.02.2015 22:18 • #3


achtsamkeit
Hallo Trefusis,
so wie du dich entscheidest ist es in Ordnung. Denn nur du kannst beurteilen was dir gut tut und welche Hoffnungsspanne du hast.
Ich wünsche dir jedenfalls , dass es dir in Zukunft gut geht!

LG Achtsamkeit

05.02.2015 12:55 • #4


B
Männer. Tja meiner ist auch nicht besser. Manchmal hab ich das Gefühl er sieht unsere Wohnung als Hotel an. Die seltenen Male wo er das Geschirr in den Geschirrspüler stellt, machens dann auch nicht wet. Wie oft räume ich ihm hinterher und ärgere mich total darüber, grad erst Freitag, Samstag hatte er Geburtstag, da wollte ich auch keinen Streit vom Zaun brechen. Na jedenfalls, wir sind jetzt 11 Jahre zusammen und 7 verheiratet und ich glaube nicht das es besser wird. Manche Sachen mache ich aber auch lieber schnell selber, als das er es falsch macht. Und bevor ich lange rum zeter, räum ich halt schnell hinter ihm auf. Wir haben halt die Klassische Rollenverteilung und ja ich mache mehr im Haus, aber so ist es nun mal. Wir sind beide Vollzeit berufstätig, wobei er meist mehr arbeitet und auch mehr verdient.
Tja es gibt halt nix perfektes. Alles hat Vor- und Nachteile.

05.02.2015 13:54 • #5


Pyxidis
Hallo Trefusius,

was mir beim Lesen deines Textes als erstes in den Sinn kam, ist, ob Du ihm nicht mal Deinen Text zum Lesen geben kannst. Vielleicht ist er sich nicht im Klaren wie schlimm für dich beispielsweise seine fehlende Unterstützung im Haushalt ist und wie unglücklich du im Moment mit der Beziehung bist.

Du kannst es ja etwas modifizieren, wenn Du möchtest. Passagen, die er nicht lesen soll, herausnehmen.

Nur so eine Idee.

Alles Gute Pyxidis

05.02.2015 14:25 • #6


Trefusis
Danke für eure weiteren Kommentare!

Ihm den Text zum Lesen geben (wenn auch editiert)? Ich glaube, dazu bringe ich den Mut doch nicht auf, ich hab ihn auch geschrieben, um mich etwas abzureagieren.

Heute beim Morgentee habe ich ihn endlich mal auf meinen Ärger aufgrund der Dinge des Alltags, die er nicht tut, angesprochen. Ohne Aufregung und Zorn, aber bestimmt. Er meinte daraufhin, er werde wieder mehr auf diese Aufgaben achten, wechselte daraufhin aber rasch das Thema. Nun, trotzdem, sehen wir mal, ob sich zumindest das endlich zum besseren ändert (wobei ich meinen Optimismus mal lieber flach halte).

07.02.2015 11:11 • #7


Trefusis
Nach fast 2 Monaten nach diesem Austausch hier hat sich nicht sehr viel getan. Mein Partner vergisst immer noch ständig, seinen Kram selbst zu erledigen (Sachen aufräumen), sodass es mir mehr oder minder überlassen wird (besonders ärgerlich, wenn es sich um Essensreste, benutztes Geschirr oder verderbliche Lebensmittel wie Milch handelt). Fairerweise muss ich sagen, dass er immerhin sowas wie Wäschewaschen hin und wieder in die Hand nimmt. Ich danke ihm auch jedes Mal, wenn er etwas erledigt hat.
Was mich aber speziell zwiebelt - und das hab ich nicht erwähnt letztes Mal - er hatte Lebensmittelmotten eingeschleppt aus seiner alten Wohnung. Ich habe ihm bereits mehrfach gesagt, dass er wohl sein (vollgestelltes) Arbeitszimmer durchsuchen sollte, um mögliche Mottennistplätze und offene Lebensmittel (die schon hier und da rumliegen) zu beseitigen. Denn ich hab ehrlich gesagt keine Lust, dies auch noch zu übernehmen, ich beseitige ohnehin schon die Motten, die sich im Rest der Wohnung verteilen nahezu alleine. Und hier liegt ein weiterer Frustpunkt: Ihn scheint das wesentlich weniger zu stören als mich, denn bis jetzt hat er noch immer nicht sein Zimmer durchsucht oder aufgeräumt.

Ich schreibe das alles, weil ich in letzter Zeit etwas wichtiges festgestellt hab: ich bin keine Vorzeigehausfrau, aber ich habe oder hatte immer noch einen gewissen Stolz und Befriedigung, wenn ich etwas gekocht, eingerichtet, aufgebaut oder saubergemacht habe und es gut gemacht wurde. Aber unter diesen Lebensbedingungen habe ich diesen Stolz und die Befriedigung verloren. Ich tue es nicht mehr gerne, ich tue es nur noch, weil es getan werden muss und es sonst wohl keiner macht. Die Redewendung Perlen vor die Säue trifft es hier leider sehr gut.
Ich erwarte nicht dauernd Lob oder Bewunderung für sowas alltägliches. Ich denke aber auch drüber nach, wie es wäre, wenn ich wieder alleine leben würde. Niemand nur ich selbst, der es mir dankt aber halb so wenig Arbeit und Ärger.
Ich fühle mich, als hätte ich in der Beziehung die Hosen an und den Putzlappen in der Hand. Wenn Ihr versteht, was ich meine.

Und ich wiederhole: Das klingt alles wohl nicht so schlimm, aber Tag für Tag nagt's an mir und so langsam geniesse ich nicht mal mehr seine Umarmungen und Küsse, die er mir gelegentlich gibt. Es ist hart :(

21.03.2015 12:40 • #8


achtsamkeit
Hallo,

deinen Frust kann ich nachvollziehen. Mir scheint, dass sich dein Mann ganz auf dich verlässt. Nach dem Motto: naja sie wird es schon richten.
Dadurch macht er es scih bequem und du kannst die Verantwortung für alles tragen.
Schwer dir hierzu etwas zu raten. Nur glaube ich, dass du dich von Tag zu Tag weiter von ihm löst. Wenn er mal Wäsche wäscht, dann muss dies nicht wie bei einem Kleinkind gelobt werden. Es sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Notfalls wäscht du nur noch deine Sachen. Mal sehen ob er dann in die Gänge kommt.
Wenn er nicht auf Mottensuche geht, dann hole einen Kammerjäger, der sein Zimmer desinfiziert. Vielleicht ist dies ihm ja dann doch peinlich und er rafft sich auf.
LG Achtsamkeit

21.03.2015 14:25 • #9


A


Hallo Trefusis,

x 4#10


Trefusis
Hallo, endlich mal wieder.

Ich dachte mir, wenn ich schon hier mein Herz ausschüttete, dürft Ihr ruhig von den letzten Fortschritten erfahren.

Ich habe ihm vor knapp einem Monat endlich mitgeteilt, was ihn mir vorging (und nein, es wurde nicht besser in den Monaten davor, eher im Gegenteil) und dass ich die Partnerschaft nicht mehr weiterführen möchte und kann.
Nun war ja meine grösste Befürchtung darüber, wie er reagieren würde. Ich hab ihn nie als aggressiven Menschen kennengelernt, aber wusste eben auch nicht, wie er auf solche Nachrichten reagieren würde.
Das Gespräch war jedenfalls ziemlich ausführlich und lang und ich brachte auch meine Depressionen und meinen Frust ins Spiel, um ihm sozusagen unverblümt sagen zu können, was mich belastet hatte. Dass diese Dinge mich, aber auch die Partnerschaft für mich belasteten. Und noch viele Dinge und Details mehr, aber die breit ich hier jetzt nicht aus.
Gottseidank hatte er zu keinem Zeitpunkt aggressiv reagiert oder einen Streit angestrebt. In den schlimmsten Phasen war er sehr in sich gekehrt, mochte mich nicht mal anschauen und höchstens das nötigste mit mir reden. Doch dazwischen und mittlerweile öfter können wir unverkrampfter und redefreudiger miteinander umgehen. Wir sind schon dabei, eigene Wohnungen zu suchen. Trotzdem bekochen wir uns noch, wenn es nötig ist. Wir führen immer noch lange Gespräche (z.B. wenn Fragen für ihn offen sind). Wir tauschen keinerlei Zärtlichkeiten aus, aber können uns noch umarmen (bear hugs sozusagen). Und wir halten uns auf dem Laufenden, wie es mit der Wohnungssuche läuft. Auch haben wir Gedanken drüber gemacht, wie es nach dem Umzug sein wird. Ich habe klar ausgedrückt, dass ich mir weiterhin einen freundschaftlichen Kontakt wünsche, denn ein schlechter Mensch ist er ja nicht. Er ist immer noch ein guter Kumpel. Und ich hatte das Gefühl, er hat denselben Wunsch, wobei er auch zugibt, er könne sich schwer endgültig von mir trennen.

Vielleicht geht es dem einen oder anderen User hier auch so, dass eine Beziehung dem Ende zugeht, weil sie von Depressionen und Frust begleitet wurden. Dies zumindest war meine Erfahrung. Und ich bezeichne sie als positiv. Was dazu beitrug war sicher, dass ich zwar meinem Ex-Freund die Wahrheit ohne Schönfärben, dafür im diplomatischen Ton (keine groben Schuldzuweisungen, kein Suchen nach Streit) beibrachte und auch anfallende Fragen beantwortete. Denn ich wollte fair sein und ihn nicht in völliger Ungewissheit oder Unklarheit lassen. Und ich glaube, das schätzte er auch sehr, auch wenn ich ihm damit wehtat.

Da sich abseits davon meine Depressionen wieder heftig zeigten (speziell in Bezug auf mein Arbeitsleben, aber auch allgemein), plane ich folgendes, sobald ich eine eigene Wohnung hab: ich möchte keine Beziehung mehr anfangen, stattdessen möglichst neue lokale freundschaftliche Kontakte gewinnen (ich habe Freunde, sie wohnen allesamt aber mindestens 2-3 Zugstunden weit weg), um nicht weiter zu vereinsamen. Und sobald ich mich eingelebt hab, wünsch ich mir, zwei Katzen ein Zuhause bieten zu können. Denn ich liebe Tiere und spüre, dass es mir in deren Anwesenheit besser geht. Die Zeit, die ich nicht mehr für die Partnerschaft aufwenden muss, möchte ich vermehrt in meine Hobbies stecken (z.B. Malen und Zeichnen). Und ich hoffe, demnächst endlich die Möglichkeit und Zeitfenster zu finden, um mir psychotherapeuthische Hilfe zu besorgen.

28.02.2016 00:46 • #10

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