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Ich will verstanden werden

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Hey

Ich versuche so gut es geht, alles kurz zu halten.

Ich bin 24 Jahre alt und leide seit meiner Geburt an einer sehr seltenen Muskeldystrophie. D.h, meine Lebenserwartung ist stark eingeschränkt, mein Herz meine Lunge ist betroffen und mein Körper baut immer mehr ab. Zusätzlich habe ich seit kurzem eine Depression entwickelt.

Ich hatte nie psychische Probleme aufgrund meiner Krankheit, ich habe/hatte auch nie Probleme mit meinem Selbstwertgefühl und an sich habe ich mein Leben auch immer genossen.
Seit knapp 2 Jahren bemerke ich aber zunehmend, dass die Krankheit sehr fortschreitet. Mittlerweile sitze ich im Rollstuhl, das Haus (wir haben eine Treppe) verlasse ich unter größter Anstrengung und brauche auch sonst für fast alles Hilfe.
Ich hatte immer große Träume, wollte studieren, Psychologin werden, anderen Menschen helfen. Und nun erscheint alles so ausweglos.
Zurzeit habe ich wieder eine Phase, wo ich vermehrt nachdenke, dass ich so einfach nicht mehr weiterleben möchte.
Meine engsten Freunde können die Depression bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen, aber es ist schwer für Sie zu verstehen, wie es mir körperlich geht, was auch logisch ist.
Natürlich höre ich oft Sätze wie Jedes Leben ist lebenswert bzw. man kann es dazu machen, eine Gesprächstherapie könnte helfen usw
Ich will nicht behaupten dass Gesprächstherapien nicht helfen könnten, aber ich denke, nicht in meinem Fall.
Wie gesagt, ich bin nicht depressiv aufgrund fehlendem Selbstbewusstsein, ich bin glücklich mit mir selber, habe eine tolle Familie und Freunde oder ganz anderen Faktoren, die sowas beeinflussen.
Ich bin es einfach nur Leid, jeden Tag zu sehen, wie mein Körper schwächer wird.

Meine Freunde wollen solche Gedanken nicht hören, sie wollen mich verständlicherweise nicht verlieren. Aber ich kann mir beim besten Willen kein Leben vorstellen, die nächsten Jahre gepflegt zu werden, mich nicht mehr bewegen zu können und dazu noch mit klarem Verstand jeden Tag denken, dass ich jetzt gerne wieder einen meiner geliebten Roadtrips durch die USA machen würde oder einfach nur im Meer baden.

Sind meine Gedanken zu egoistisch gegenüber meinen Freunden/Familie?
Natürlich habe ich eine riesige Angst davor, andere dadurch unglücklich zu machen, insbesondere meine Mutter, für die ich die einzige Bezugsperson bin, der Sie vertraut.

Liebe Grüße

09.04.2020 14:18 • x 1 #1


111Sternchen222
Hallo Emily erstmal willkommen hier im forum!
Es ist sehr schwer nachvollziehbar für gesunde Menschen wie sich ein erkrankter mit zunehmendem Voranschreiten einer unheilbaren Krankheit fühlt. Ich als Angehörige eines solchen Menschen kann sagen, es steckt sooo viel Angst dahinter wenn man jemanden Betroffenen beim immer kranker werden zuschaut. Es spielen sich sehr unschöne Szenarien ab und die ganzen tollen positiven Sätze wie jedes Leben ist Lebenswert sind verzweifelte Versuche die Sichtweise auf das Geschehen zu verändern.Das ist meine Erfahrung.
Bei meinem Dad, hab ich damit aufgehört ich habe versucht Frieden zu schließen dass es keine positiven Veränderungen mehr gibt und wenn er mal klagt ,was er wirklich sehr selten tut,sag ich mittlerweile einfach ja du hast recht , es ist sch. und ich verstehe dass du das manchmal nicht aushältst! Er ist allerdings 70 Jahre alt, die Erkrankung hat erst vor 15 Jahren zugeschlagen. Meine Mutter ist da anders sie macht dieses positive phrasendreschren weiter aus Angst. Sie Schimpft oft mit ihm, wenn er die Tasse Kaffee runter schmeißt oder sich beim Essen verschluckt.Er läuft nur noch sehr langsam und unsicher und mit festhalten an Wand und Türrahmen. Meine Mutter versteht mich dass er sich nicht in den Rollstuhl setzt der wie ein Mahnmal im Flur steht,aber das wäre wieder etwas Selbstständigkeit die er aufgeben würde.
Ich bin also zumindest versucht zu verstehen wie du dich fühlst kann aber auch deine Freunde verstehen!
Trotzdem wünsche ich dir gute Gespräche mit ihnen, darüber wie du dir dein Leben wünscht, solange du da bist und wie eben nicht.Aber bitte höre nicht auf, das zu kommunizieren denn das schürt eine Depression nur noch mehr!
LG Sternchen

09.04.2020 14:42 • x 1 #2

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