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Ich weiß weder vor noch zurück

D
Hallo,

Ich bin neu hier und weiß gar nicht so recht wie ich das alles in Worte fassen soll. Kurz zu mir ich bin 35 Jahre alt, von Natur aus sehr nachdenklich, melancholisch, gefühlsbetont, sehr sensibel. Habe schon immer ein geringes Selbstwertgefühl, es gibt Phasen da fühle ich mich super und habe auch Selbstbewusstsein, und dann ist es wieder weg !? Mache mir Gedanken was andere über mich denken usw.

Ich möchte nicht zu weit ausholen, das würde den Rahmen sprengen. Habe wie jeder von uns viel schlimmes erlebt was mich einfach geprägt hat.

Mit Ängsten/Panikattacken hatte ich schon oft zu tun, habe mich aber immer irgendwie selbst da raus geholt, aber mittlerweile komme ich so nicht mehr weiter.

Ich hatte die letzten 4 Monate immer mit diffusen Schwindel zu tun, im Supermarkt, unter Menschen oder aber auch einfach zuhause, es gab Tage an denen ich noch nicht mal aufstehen konnte, ich fühlte mich lethargisch im Kopf, ich weiß nicht wie ich es beschreiben kann, mir war meine Außenwelt viel zu schnell, fühlte mich gelähmt. Das kam mal einen Tag, aber es ging auch wieder.

Ich hatte im Januar eine Panikattacke zuhause. Drehschwindel, Druck im Körper. Das volle Programm. Da ich das aber kenne, hab ich einfach weiter gemacht wie bisher, war einfach nur zu stressig die letzte Zeit.
Ein paar Wochen später dasselbe. Wir waren bei meiner Schwiegermutter, ich war so müde und desinteressiert, wollte nachhause. aufeinmal wurde ich nervös und musste weg. bin in den Garten gerannt, und da war es wieder. Ich dachte dieses mal muss ich wirklich sterben. Ich empfand mich als Riese, und alles andere wurde so klein um mich herum, und dann wieder dieser Druck in meinem Körper. Ich musste direkt heim fahren, ich ging schlafen und fühlte mich am nächsten Morgen immer noch in Angst, bin nach einer Stunde von der Arbeit geflüchtet zum Arzt. EKG und Blutbild alles in Ordnung. Ich bekam die Unruhe und den Schwindel nicht weg, es ging alles so schnell, ich hatte nicht nur zuhause Panik sondern auch in Geschäften, oder wenn man mir zu nah kam. Ich versuchte es mit Lasea und Mediationen, ich war 3 Wochen krank geschrieben, einen Platz für Therapie bekam ich erst im Mai. Bis auf die Müdigkeit und das ich antriebslos war ging es wieder.

Weil mein Arbeitgeber mir Druck machte da wir chronischen Personalmangel haben, ich dort der Mann für alles bin und merkte das ich in ein tiefes Loch zuhause fall beschloss ich es zu versuchen. Letzten Montag bin ich also mit Herzrasen und weichen Knie zur Arbeit. Ich wollte nicht, aber ich musste. Jeden Tag hatte ich mit Benommenheit/Schwindel und heftigen Sehproblemen zu tun, ich musste meine Augen teilweise zusammenkneifen um überhaupt was fokussieren zu können. teilweise dachte ich, jeden Moment kippst du um. Ich kenne Schwindel nur in Bezug auf Angst, und dachte mir ich muss nur durchhalten dann verschwindet es. aber Pustekuchen. es wurde schlimmer, ich war nur noch müde, antriebslos, ich konnte mich morgens nicht bewegen vor lauter Nacken und Rückenschmerzen. Von meinen Vorgesetzten hat es niemanden interessiert. Vorgestern ging gar nichts mehr, ich war auf Toilette und mir wurde es richtig komisch, als würde ich jeden Moment kollabieren. Ich hielt es noch eine halbe Stunde aus, dann musste ich gehen. Zuhause ging es mir dann wieder besser, ich rief sofort beim Therapeuten an und habe nun am 28.3 einen Termin, bin bis dahin krank geschrieben denn ich kann nicht mehr. Die Hälfte meiner Kollegen ist krank, mein Chef hängt mir im Nacken, ich fühle mich so schuldig, aber ich werde erstmal nicht mehr können.

Ich bin zwar zuhause und müsste mich gut fühlen, aber mein Zustand wird dadurch auch nicht besser. Ich habe so viele Bücher, aber ich schaffe es nicht auch nur einen Satz zu lesen, ich kann mich nicht drauf einlassen. Fernsehen kann ich auch nicht mehr. Hobbys habe ich alle in den letzten Jahren vernachlässigt, ich wüsste auch nicht was mir Spaß macht.

Wir ziehen in einem Monat um, es gibt noch so viel zu machen in unserer Wohnung aber ich schaffe es nicht mehr. Ich liege im Bett am Handy, habe ständig das Gefühl keine Zeit zu haben, groß was machen kann ich aber auch nicht weil mir direkt wieder schlecht ist und mir schwindlig wird.
Was mir öfters auffällt, wenn mein Kopf zu ist, zu viel input, dann muss ich sogar mein Handy aus der Hand legen, ich bekomme Schwindel und muss mich dann einfach hinlegen. Ich dachte immer Depressionen wären was anderes, und würden sich eher auf seelischer Ebene als körperlich zeigen
Ich bin einfach nur verwirrt. gibt es hier jemanden dem es genau so geht ? Und mir sagen kann das das alles normal ist ? Ich wüsste gerne was ich hab, Burnout, Depression oder doch nur eine Panikstörung ?


Das musste ich mir gerade mal von der Seele schreiben...

16.03.2023 11:49 • x 2 #1


Holger76
@DarkShadow Das ist normal und sehr vieles von dem du schreibst spricht auch tatsächlich für Depressionen bzw. Burnout.

Sich nicht konzentrieren können, Lethargie bzw. Erschöpfungszustände, keine Hobbys/Interessen mehr zu haben - das sind typische Symptome der Depression.

Der Druck durch die Arbeit und den Umzug gießt da sicherlich auch noch mal Wasser auf die Mühlen. Das Gefühl funktionieren zu MÜSSEN, aber nicht zu können.

Dass du dich zur Arbeit geschleppt hast, war in der Hinsicht wohl eher kontraproduktiv. Wie du schon geschrieben hast, hat es niemanden interessiert, wir es dir geht, so lange du nur arbeitest. Das kenne ich selbst und ist leider in manchen Branchen inzwischen der Normalzustand.

Deshalb ist die Krankschreibung der richtige Weg, den du auch weiterverfolgen solltest, bis es dir besser geht. Das wird aber (vermutlich) nicht so schnell gehen. Mach dir aber deshalb keinen Kopf und lass dich auch nicht unter Druck setzen. Wenn du krankgeschrieben bist, bist du nicht verpflichtet auf Anrufe, E-Mails etc. deines Arneitgebers zu reagieren, so lange die rechtzeitig die Folgekrankmeldung bekommen.
Auch das kenne ich selbst nur zu gut und irgendwann geben sie es auf.

Gut ist, dass du so schnell den Termin beim Therapeuten hast. Falls du es schaffst, versuch auch schon mal die Fühler nach einem Psychiater auszustrecken, der die weiteren Krankmeldungen übernehmen kann. Hausärzte werden da manchmal etwas zickig.

PS: Such ruhig mal im Netz nach Symptomen für Depressionen. Vermutlich wirst du noch mehr finden, was auf dich zutrifft.

16.03.2023 12:23 • x 1 #2


A


Hallo DarkShadow,

Ich weiß weder vor noch zurück

x 3#3


D
Hallo Holger und danke für Deine Antwort. Ich habe es wohl jahrelang verdrängt, für mich war dieser Zustand, also der geistige und emotionale immer normal nur das körperliche macht es mir zunehmend schwerer, aber jetzt bleibt nichts anderes als auf mich zu hören und um eine weitere Krankschreibung werde ich wohl wirklich nicht kommen, und ich habe schon einen Horror davor weil ich weiß das es denke ich seine Zeit brauchen wird, und Therapie hilft natürlich auch nicht sofort. Das beste wäre wohl ein Klinikaufenthalt, aber ich habe große Verlustängste und fühle mich nur zuhause wohl, und möchte auch nur ungern von meiner Partnerin weg, es ist eine Zwickmühle.

Oh ja, der Umzug belastet mich sehr, da wir die neue Wohnung streichen müssen, und die alte auch noch renovieren, ich bin froh wenn wir alles überstanden haben.

Leider ist es wirklich so mit der Arbeit, die sollte ich erstmal hinten anstellen, da meine Partnerin auch dort arbeitet bekomme ich natürlich alles mit, das regt mich dann schon wieder auf, ich bin dort schon sehr lange unglücklich, schlechtes Betriebsklima, Mobbing, und immer weiter arbeiten egal ob man kann oder nicht. Ich weiß nicht ob ich in den Betrieb zurückgehen kann wenn ich mal wieder hergestellt bin, es ist aufjeden Fall nicht mein Traumjob, aber man muss ja Geld verdienen

Ich bin auch sehr froh das ich so schnell vorgezogen wurde, und hoffe sehr das er mir helfen kann. Meine Partnerin war vor unserer Beziehung genau so dran wie ich, und er hat ihr super geholfen, hat allerdings auch vier Jahre gedauert. Er ist auch Arzt, also er kann einen krank schreiben und auch Rezepte ausstellen. Ist das nicht gängig das Therapeuten krank schreiben ? Das wusste ich nicht. Mein Hausarzt hat mich auch nur widerwillig krank geschrieben.

Danke, ich bin mich die letzten Tage schon ein bisschen am einlesen, aber es ist wirklich ein sehr komplexes Thema, die verschiedenen Krankheiten fließen ja wirklich ineinander

16.03.2023 12:47 • #3


Holger76
@DarkShadow
Zitat von DarkShadow:
Ist das nicht gängig das Therapeuten krank schreiben ? Das wusste ich nicht. Mein Hausarzt hat mich auch nur widerwillig krank geschrieben.

Therapeuten an sich dürfen nicht krankschreiben. Wenn er Mediziner ist, darf er es theoretisch, aber wird es vermutlich auch nur ungern machen.

Bei mir war die Situation damals auch so, dass mein Hausarzt bei der dritten Krankschreibung etwas maulig wurde und ich den Therapeuten (den ich zum Glück bereits 4 Wochen nach dem ersten Krank hatte) wegen einer Krankmeldung gefragt habe (ebenfalls zusätzlich Mediziner). Der hätte es zwar im absoluten Notfall gemacht (Ich hatte Panik, dass mich mein HA nicht mehr krankschreibt und ich deshalb wieder zur Arbeit muss.), dann hab ich aber auch überraschend schnell einen Psychiater gefunden und seitdem übernimmt der das.

16.03.2023 18:08 • #4


LittleWing
Was Du hast ist eine Panikstörung plus Depressionen,kann beides langwierig werden aber theoretisch auch schnell besser werden ,vor allem mit dem richtigen Medikament.

Vielleicht wäre eine Tagesklinik das Richtige für Dich in der Nähe von Deinem Zuhause,da fährt man jeden Abend und das gesamte Wochenende nach Hause.

Falls Du noch keinen Psychiater hast:
Ich hab seinerzeit alle Psychiater in der Nähe angerufen und den genommen,der mir als erstes einen Termin bereit stellen konnte (und mit dem hatte ich zudem auch noch grosses Glück).

Auch Dir viel Glück!

16.03.2023 18:44 • #5


bones
@DarkShadow eine Klinik bietet dir ne sicherheit, auch wenn du das nicht vorstellen kannst. Das man von Partnerin ungern weg möchte, kann man schon nachvollziehen. Aber das soll nicht die Gewohnheit sein. Es ist wichtig unabhängig zu sein, das wirst du noch lernen wenn du eine Therapie machen würdest. Außerdem findest du in der Klinik Menschen, die dich verstehen und dich akzeptieren. Man lernt immer was neues über die erkrankung.

16.03.2023 21:31 • #6


D
Guten Morgen,

@Holger76 da mache ich mir schon die ganze Zeit Sorgen drüber, der Vertretungsarzt hat mich nur bis nächsten Freitag krank geschrieben, ich hab jetzt schon ein mulmiges Gefühl meinen HA anzurufen um nach einer Verlängerung zu fragen, dabei kennt er mich seit über 10 Jahren, und ich hatte schon 2017 einen Zusammenbruch mit Panikattacken, ich konnte damals nicht mehr alleine raus gehen, es war allerdings leichter da ich in unserem Familienbetrieb angestellt war. Ich weiß wie gesagt das der Therapeut krank schreiben kann, ich mache mich aber jetzt schon verrückt das ich nicht ernst genommen werde und wieder arbeiten gehen muss, mir ist das alles zu viel.

@LittleWing mein HA hat mir auch eine Panikstörung diagnostiziert, aber ich verstehe das alles nicht, woher ? Ich weiß das ich Ängste habe, aber als die Panikattacken aufgetreten sind habe ich mir keine Katastrophenszenarios ausgemalt, oder anders gesagt, nach meiner ersten Panikattacke konnte ich noch alles machen, und nach der zweiten ging nichts mehr, ich wollte, aber die Symptome wie Schwindel und Benommenheit begleiteten mich den ganzen Tag, ich habe keine Angst vor der Angst, ist es dann trotzdem normal das man bei einer Panikstörung Dauersymptome hat ? Dank Lasea habe ich keine richtigen Attacken mehr gehabt, nur ab und zu bekomme ich leichte Beklemmungen und spüre einen heftigen Druck in meinem Körper, als wenn was raus möchte. Es ist alles so verdammt schwer, ich bin kein Mensch der sich aufgibt, ich habe immer gekämpft und war stark, meine Devise lautete immer so lange weitermachen bis ich umkippe aber ich verstehe mich nicht mehr.

Ich denke auch schon eher an eine Tagesklinik, auch wenn stationär vielleicht besser wäre, aber da bekomme ich Ängste, ich war schon mit 10 Jahren in einer Kinderklinik weil ich übergewichtig war und familiäre Probleme hatte, es war der reinste Knast. Ich hatte so starkes Heimweh, man durfte nichts, das hat mich für das ganze Leben geprägt, wenn ich Klinik höre dann verbinde ich damit nichts gutes. Zu allem Übel habe ich seitdem mit Zwängen zu tun, ich hab da noch nie mit jemandem drüber geredet, ich weiß nicht wie man das nennt, aber ich musste dann spezielle Dinge ausführen, also irgendwas anfassen oder an irgendwas denken, sonst würde ich nie wieder aus der Klinik kommen, bescheuert oder ? Die Zwänge sind heute nicht mehr ganz so präsent, aber ich habe sie immer noch...
Natürlich ist Unabhängigkeit wichtig, aber ich kann es mir nicht vorstellen...

Liebe Grüße

17.03.2023 10:48 • #7


LittleWing
Zitat von DarkShadow:
meine Devise lautete immer so lange weitermachen bis ich umkippe

und das ist das Gegenteil von Selbstfürsorge,die Psyche hält einiges aus aber irgendwann läuft das Fass über wenn man über lange Zeit nurnoch durchhält in seinem Leben und sich die Stressoren (äussere wie Arbeit und innere wie Beziehungskonflikte) aufsummieren und man keine Kompensationsstrategien zur Verfügung hat (etwas das entstressend wirkt).

Das Leben ist dafür da,damit man es freudvoll lebt in Liebe zu sich selbst und zum Leben statt eines ewigen Kampfes.

Du wirst einen Arbeitsplatz finden,an den Du besser passt aber nun widme Dich vorerst voll und ganz Deiner Genesung,ganz in Ruhe.
Deine Gehirnchemie ist ein bisschen durcheinander geraten durch den vielen Stress und Psychopharmaka helfen Dir ,in Deine Mitte zurück zu finden und dann hört das auch auf mit Angst und Anspannung.

Und dann kannst Du heraus finden,was Du gerne machst,vielleicht magst Du Tiere oder bist gerne in der Natur,vielleicht eher Musik oder an Auto´s schrauben,lesen Rollenspiele o.ä...

Was auch immer es ist,sobald es Dir besser geht,fange an ein Leben zu Leben,dass Du gerne lebst und das ist durchaus möglich,dahin zu kommen,immer Schritt für Schritt.

17.03.2023 12:54 • x 1 #8


A


Hallo DarkShadow,

x 4#9


Holger76
@DarkShadow Die Schwierigkeit bei psychischen Erkrankungen ist einfach, dass man nichts zum Vorzeigen hat.

Brichst du dir ein Bein, hast du einen Gips, hast du eine Grippe, läuft die Nase und du hustest.
Solche Symptome gibt's bei Depressionen nicht und deshalb haben nicht nur andere Menschen Probleme damit, das wahre Ausmaß der Erkrankung zu erkennen, sondern man hat auch selbst oft die Befürchtung, dass Krankmeldungen nicht fortgesetzt werden, weil man ja gar nicht richtig krank ist bzw. man selbst dem eigenen Hausarzt als Simulant erscheinen könnte.
Ging zumindest mir damals so.

Wenn du ein gutes Verhältnis mit deinem Hausarzt hast, dann wird er dich - schon aufgrund deiner Vorgeschichte - krankschreiben. Und wenn das dann zukünftig dein Therapeut macht um so besser.

Was die Klinik angeht, könnte im Moment tatsächlich eine stationäre Aufnahme für dich besser sein. War selbst im letzten Jahr 7 Wochen in einer stationären Reha-Klinik. Die Reha an sich war zwar für die Katz, denn in einer Reha geht's nicht ums Gesund- sondern ums möglichst schnell wieder Arbeitsfähigwerden, aber man ist bei einer stationären Klinik einfach in so einer Art Wohlfühlblase.

Alles wird einem abgenommen, man hat seine Therapiegespräche, macht Dinge, die einem gut tun. Ggf. wird auch medikamentös etwas ausprobiert. Und man ist da drin ja nicht gefangen.

Problem könnte sein, dass es teilweise sehr lange Wartezeiten gibt. Ich werde selbst (hoffentlich) ab Anfang Mai in eine psychosomatische Klinik gehen. Das hat dann nur 3 Monate vom ersten Kontakt bis zur Aufnahme gedauert.
Hatte aber auch eine Klinik kontaktiert, bei der selbst das Vorabgespräch erst im Juni gewesen wäre. Möglicher Aufnahmetermin ungewiss.

17.03.2023 13:26 • x 1 #9

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