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Ich höre einfach nicht auf mich

Parso
Guten Abend zusammen.
Kurz zu meiner Person. Ich bin 37 Jahre alt, Vater eines fast 12 Jährigen Jungen, räumlich getrennt von meiner Frau Angestellter seit 3 Jahren (Elektriker im Schaltschrankbau).

Meine Stimmung zur Zeit ist sehr gedrückt. Ich bin erschöpft, müde und gedankenzerstreut. Hinzu kommt noch das meine Konzentration und Auffassungsgabe am Nullpunkt sind. Ich schreibe mir vieles auf, damit ich es einigermaßen hinbekomme mir Sachen zu merken.

Seit ca einem 3/4 Jahr geht es mir körperlich vor allem psychisch immer schlechter. Es fing an als ich Urlaub hatte, welcher 3 Mal verschoben wurde (oder besser gesagt, ich diesen verschoben habe zugunsten meines Arbeitgebers). Als ich während des Urlaubs (3 Wochen) nicht runterfahren konnte, habe ich noch 2 Wochen einen Krankenschein drangehangen, welchen mir mein Hausarzt ermöglichte. Danach ging ich mehr oder weniger wieder arbeiten. Teils antriebslos, teils durch Schmerzmittel gepusht weil mir meine plötzlich auftretende Migräne immer öfter über den Weg lief. Immer mal wieder nahm ich mir bis Weihnachten einen Tag oder auch eine Woche einen Krankenschein weil es mir schlecht ging. Wie schon erwähnt bis Weihnachten, dort hat meine Firma Betriebsferien bis Neujahr. Ich habe im Vorfeld meinen Urlaub bis in die zweite Kalenderwoche verlängert und dann noch mit Krankenschein um zwei weitere Wochen verlängert (Magen-Darm Beschwerden). Danach bin ich 1 Woche arbeiten gewesen und merkte, es geht nicht mehr. Mein ganzer Körper wehrte sich. Ich konnte kaum noch einen klaren Gedanken fassen, inneres Zittern, Kopfschmerzen, Erschöpfung und Müdigkeit machten sich breit. Ich bin dann zu einem anderen Arzt gegangen und habe dort ein älteres physischen Leiden untersuchen lassen, welches ich sehr lange auf der Strecke gelassen hatte. Diese Verletzung ist mittlerweile in der fünften Woche und rettet mich quasi vor der Arbeit und gibt mir Zeit für mich, welche ich dringend brauche.
Anfang des Jahres hat mein Hausarzt einen Rehantrag gestellt, welcher schon bewilligt wurde. Mein Hausarzt steht mir bei und schreibt mich so lange Krank wie es nötig ist. Nur konnte ich dieses noch nicht in Anspruch nehmen, da ich erst jetzt ins Krankengeld fallen darf, womit eine Ratenzahlungsversicherung gedeckt wäre. Die Diagnose meines Arztes für den langen Krankenschein lautet Depression/Burnout und so fühle ich mich auch nur will mein Kopf es irgendwie nicht verstehen und wahr haben, womit ich zu dem Problem gelange, ob und wie ich mit meinem Arbeitgeber reden soll. Mein Physisches Leiden ist mittlerweile gut auskuriert und von diesem Facharzt werde ich mich nicht mehr krankschreiben lassen, sprich ab nächster Woche würde ich arbeiten gehen. Alleine bei dem Gedanken an die Arbeit, an das frühe Aufstehen, an die Verantwortung, an den Zeitdruck, an die monotonen Ausgaben, da wird mir schwindelig, bekomme Schweißperlen auf der Stirn, verspannt sich mein Nacken, mein Kiefer. Einfach alles wehrt sich.
Auch der Gedanke daran, meinen Arbeitgeber zu informieren, dass ich bald in Reha gehe oder ich womöglich länger ausfallen werde Aufgrund einer Depression, bedrückt mich sehr. Mir fehlt zur Zeit der Mut. Mir fehlt zur Zeit irgendwie alles.
Vor allem, wenn ich das zusammen rechne. Seit Anfang des Jahres war ich 2 Wochen Krank geschrieben auf Magen-Darm, dann 1 Woche arbeiten, danach 5 Wochen auf Physisches Leiden und dann jetzt auf Depression (wobei ich da noch nicht krank geschrieben bin).

Habt ihr einen Rat, wie ich es am besten vor mir selber Rechtfertigen kann, dass ich einfach nicht mehr kann?
Ich habe das Gefühl, dass ich schon mehrfach innerlich zusammengebrochen bin, doch irgendwas treibt mich immer weiter und weiter voran.

LG

23.02.2021 22:19 • x 2 #1


Stromboli
Hallo Parso
Erstmal herzlich willkommen, schön dass du dich hier eingefunden hast und dich mit deiner Leidensgeschichte öffnest. Ich fühle durch deine Schilderung direkt und lebhaft, wie schlecht es dir geht.
Eigentlich ist es sehr traurig, dass man, wie du es schreibst, sich vor sich selbst dafür rechtfertigen muss, wenn man einfach nicht mehr kann. Doch leider vielen hier nur zu wohlbekannt.
Eine schnelle Lösung dafür gibt es aus meiner Sicht nicht, diese Muster, sich selbst unter Druck zu setzen, hohen Erwartungen genügen zu müssen, haben in der Regel tiefe Wurzeln in unserer Lebensgeschichte. Das heisst nicht, dass es keine Hoffnung gäbe, aber es braucht Zeit und viel Geduld und Ausdauer, um einen liebevolleren Umgang mit sich selbst zu lernen.
Hoffnungsvoll klingt für mich, dass du offenbar einen guten Hausarzt hast, der dich unterstützt.
Für mich selbst ist entscheidend wichtig, dass ich auch ansonsten ein gutes, tragendes Beziehungsnetz habe - d.h. Menschen, die mich so akzeptieren, wie ich bin. Das hatte ich früher nicht oder sehr viel weniger. Falls dich Menschen umgeben, die deinen inneren Druck noch bestärken, versuche dein Umfeld nach und nach zu verändern.
Das ist, was mir gerade einfällt zu deinen Zeilen. Ich wünsche dir von Herzen viel Kraft - und sei gut zu dir selbst.
Herzlich, Stromboli

23.02.2021 22:42 • x 2 #2


A


Hallo Parso,

Ich höre einfach nicht auf mich

x 3#3


Parso
Hallo Stromboli.
Vielen Dank für deine lieben Worte.
Ich habe glücklicherweise ein positives Beziehungsnetz, welches mich so akzeptiert wie ich bin. Nur leider bin ich zur Zeit eher auf Isolation aus, welche mir, bis auf den Kontakt zu meinem Sohn, sehr gut tut und mehr als nötig ist. Ich halte den Kontakt zu meinem Freunden gern per Telefon und sage Ihnen auch wenn es nicht geht. Ich denke nicht, dass ich durch die Krankheit jemanden verlieren kann, weil es wundervolle liebe Seelen sind.

Heute habe ich, nachdem ich mit der Telefonseelsorge und einer Freundin telefoniert habe, welche mir Mut zusprachen, meinen Arbeitgeber angerufen und ihm die Lage mit offenen Worten erklärt. Er war sehr verständnisvoll und dennoch, weil er ja ein Geschäftsmann ist, war er besorgt, weil er nun Ersatz für die nächsten Wochen/Monate besorgen muss, welches er mit dem ein oder anderen sch. äußerte. Dieses hat er dann sofort mit einem es ist nicht zu ändern abgeschwächt.
Ich bin froh, dass ich reinen Tisch gemacht habe und meiner Seele, nachdem sie den ganzen Morgen noch einmal Achterbahn gefahren ist, jetzt Ruhe zugestehen kann. Mittlerweile habe ich heftige Kopfschmerzen, weil heute außerdem noch der erste Tag seit 2 Wochen ist, wo ich keine Ibuprofen mehr nehme (habe diese auf anraten des Arztes wegen des physischen Leidens genommen). Daher werde ich mich gut ausruhen und zulassen was da auf mich kommt.

LG Parso

24.02.2021 13:22 • x 1 #3


Stromboli
Das klingt doch sehr ermutigend, freut mich zu lesen!

24.02.2021 14:18 • x 1 #4

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