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Ich brauche einfach jemanden, der mich versteht

Mieze3007
Hallo,
da ich ganz neu hier bin, hoffe ich, dass ich meine Probleme, die ich habe einigermaßen zusammenfassen kann und vielleicht jemand mich versteht. Denn meine Geschichte ist einfach nur. Ja. Bescheuert. ?

Ich befinde mich seit letzten Sommer in einer schweren Depression und in den letzten Wochen werde ich wirklich immer mehr in ein schwarzes Loch gezogen und ich habe panische Angst, dass ich da einfach nie mehr raus komme, da ich einfach nur noch leer bin, keine Glücksgefühle mehr empfinden kann, jede noch so kleine Aussage oder Tat so hinstelle, dass sie bestimmt gegen mich gerichtet ist und einfach nur noch am Boden bin.

Als ich ungefähr 16 war, war ich das erste mal so richtig verliebt. Von heute auf morgen, hat sich der Junge jedoch nicht mehr bei mir gemeldet und mich komplett ignoriert. Seit dem, habe ich panische Angst, wenn ich ignoriert werde und bekomme Panikattacken. Das hat mich sehr lange Zeit beschäftigt.

Als ich 18 war, wurde mein Vater gekündigt, weil er angeblich eine Frau S. belästigt haben soll. Da brach meine gesamte heile Welt zusammen. Meine Eltern stritten sich nur noch, mein älterer Bruder zog daraufhin sehr schnell aus und ich war mit meinen Eltern alleine zuhause.
Ich war die einzige, die mit meinem Vater in dieser Zeit normal redete, weil ich ihm geglaubt habe und auch glauben wollte. Andererseits denke ich mir, dass schon irgendwas vorgefallen sein muss. Sei es, dass er einen blöden Spruch gerissen hat oder sonst was. Ich war nicht mit dabei und Beweise gab es nicht. Also was sollte ich anderes tun, als neutral zu sein. ?
Mit diesem Verhalten kam ich aber zwischen die Fronten.
Ich bin leider so gepolt, dass ich immer die perfekte Tochter sein möchte. Auf die die Eltern stolz sind. In der damaligen Zeit, hat es angefangen, dass mein Vater mich immer häufiger angebrüllt und runter gemacht hat. Er war auch häufiger kurz davor mich zu schlagen, hat es aber nie getan.
Meine Mutter sagte mir häufiger, wie enttäuscht sie von mir ist, weil ich vielleicht irgendwas mit meinem Vater besprochen hatte oder der gleichen. Den missfallenden Blick meiner Mutter ist heute noch so in mein Gedächtnis eingebrannt, dass mir sofort die Tränen in die Augen schießen.

Ich denke, dass diese Zeit auch eine erste depressive Phase war, aus der ich mich nach langen Kampf selbst irgendwie raus geboxt habe, ohne Therapie.

Als ich 23 war, kam ich mit meinem Ex-Freund zusammen. Wir waren 7 Jahre zusammen, er kam extra von Hamburg zu mir nach Mittelhessen und für mich war er der Mann fürs Leben.
Mein größter Traum ist schon immer gewesen, eine Familie und Kinder zu haben. Dieses Thema habe ich mit ihm auch von Anfang an besprochen und er war da immer sehr dafür.

Klar hat man einen kleinenFahrplan im Kopf, wie man sich das Leben vorstellt, so natürlich auch ich.
Mit ca. 25 - 26 wollte ich verheiratet sein, mit 28 spätestens das 1. Kind, mit Anfang 30 das zweite.

Doch der Weg zu diesem Plan, war alles andere als leicht. Wir sind mit 23 zusammen gekommen. Er hatte keine abgeschlossene Ausbildung, keinen Führerschein. Hat so immer mal wieder bei der Firma seines Vaters ausgeholfen.
Alleine da musste ich ihn immer wieder bei meinen Eltern verteidigen.
Was willst du denn mit so einem? Keine Ausbildung und noch nicht mal einen Führerschein! Wie soll er für euch mal sorgen? Das waren die Standard Aussagen meiner Eltern. Dieser ständige Kampf, zu überzeugen, dass er ein guter Mensch ist und wir das alles hin bekommen, zehrte sehr an mir.
Nach zwei Jahren Fernbeziehung, haben wir entschlossen zusammen zu ziehen. Er hatte sich dann auf Ausbildungen hier beworben und hatte dann tatsächlich eine gefunden! Innerhalb von 3 Wochen habe ich dann eine Wohnung und den Umzug komplett organisiert. Ich war so happy, endlich bei meinen Eltern ausziehen und eine eigene Wohnung haben zu können und freute mich auf das gemeinsame Zusammenleben! Dass die Ausbildung 3 Jahre dauert nahm ich alles in kauf, legte viel Geld vor, bezahlte die kompletten Möbel alleine. Er versprach mir, nach der Ausbildung wird dann definitiv geheiratet!
Naja. Wie ihr euch denken könnt, kam es natürlich nicht dazu.
Ich wurde immer wieder vertröstet. Ja bald. , das war seine Antwort. Ja bald heiraten wir. Und ich sah neben mir, meine Freunde heiraten, Kinder bekommen, Häuser bauen oder kaufen. Und ich hatte nichts von dem, was ich mir gewünscht habe.
Naja gut, ich liebte ihn. Also blieb ich Geduldig und hoffte weiter. 2018 war es mir dann genug. Ich setzte ihm die Pistole auf die Brust und sagte zu ihm Wenn ich nicht vor 30 den Ring am Finger habe, kannst du wieder zu deiner Mutter gehen!.
Ich weiß selbst, dass es keine schöne Art ist. Jedoch muss ich dazu sagen, dass er leider vom Charakter her eine Person war, die wirklich niemals über Probleme geredet hat bzw. reden wollte. Immer wenn ich mit ihm gestritten hatte oder der gleichen, konnte ich genauso mit der Wand reden, die hat mir genauso viel geantwortet wie er.
Weihnachten 2018 hat er mir dann auch endlich den Antrag gemacht! Ich war so Übermaßen glücklich und habe endlich Licht gesehen! Jetzt gehts vorwärts!
Leider hielt das Glück nicht lange. Als ich ihn dann im März 2019 mal fragte, ob wir mal ein bisschen was Planen wollen wegen Hochzeit etc. ist alles total eskaliert. Ich würde alles übers Knie brechen und ihm gehe das nun zu schnell. Der Antrag sei doch erst drei Monate her.

Auch hier brach wieder eine komplette Welt für mich zusammen. Wir brüllten uns nur noch an, ich bin auf die Couch im Wohnzimmer gezogen. Und da blieb ich auch bis zum Sommer. Es gab nie ein klärendes Gespräch, sondern von Ihm immer nur Ignoranz. Er kam heim, ging Duschen und setzte sich dann an den PC und spielte. Dazu kam dann, dass ich an der Arbeit auch einfach nicht mehr vorwärts kam und ich mich mit meiner Vorgesetzten einfach nicht verstand und ich dort auch von ihr gemobbt wurde.
Ich versuchte noch ein paar Mal mit ihm zu reden, jedoch ohne Erfolg. Ich hab das alles so hinausgezögert, hatte mich dann aber doch dazu entschlossen, mich von ihm zu trennen und ihn zu bitten auszuziehen.
Dahingehend habe ich ihm auch eine Rechnung erstellt, was er mir noch alles für Geld schuldet. Denn er hat mir niemals Geld zurück gezahlt. Sei es die erste Kaution von der aller ersten Wohnung noch für Sachen, wo ich ihm das Geld lediglich vorstecken sollte.
Das schlimmste für mich war dabei, dass ich ihn in meiner Haftpflichtversicherung mit drin hatte und für ihn natürlich auch die Beiträge immer bezahlt hatte, obwohl wir ausgemacht hatten, dass er mir den Beitrag einmal im Jahr überweist.
Er meinte dann, als er den Posten auf der Rechnung sah: Von der Versicherung weiß ich nichts! Die hast du einfach ohne mein Wissen abgeschlossen!
Ja klar. Er musste ja dafür auch unterschreiben!

Während dieser ganzen Theatralik, lernte ich einen jungen Mann kennen, der in der Schweiz lebt und studiert. Bei ihm hatte ich mich jedoch das erste mal seit Jahren richtig wohl Gefühlt! Er gab mir Aufmerksamkeit, hat mir zugehört. Und ich fühlte bei ihm eine tiefe Verbindung, die ich sonst noch nie gefühlt hatte.
Das Problem bei ihm war nachher, dass er mich immer kontrollieren wollte. Du bist bei Whatsapp online, aber schreibst mir nicht! Du schreibst mir anderen Kerlen!, waren nur manche Aussagen, die ich mir gefallen lassen musste. Jedoch wollte ich auch hier, einfach das Gute sehen. Ich ärgere mich da über mich selbst, dass ich einfach immer versuchen möchte, das kaputte nicht komplett weg zu schmeißen, sondern reparieren zu wollen.
Naja. Das Ende von dem Lied war dann auch, dass es mir im Sommer 2019 gereicht hat und ich den Kontakt zu ihm abgebrochen hatte. Daraufhin erhielt ich einen Abschiedsbrief per Mail von ihm - er wollte sich das Leben nehmen.

Alles lief parallel - alle Mauern um mich herum brachen auf einmal zusammen.
Liebe, Arbeit, Familie. Alles stürzte auf mich ein - und ich wurde darunter begraben.

Ich erlitt einen Nervenzusammenbruch und die Depression wurde diagnostiziert.

Mein Ex zog endlich im August aus, seine Schulden hat er bis heute nicht beglichen und redet sich immer wieder raus.
Wegen dem junge Mann aus der Schweiz machte ich mir die schlimmsten Vorwürfe. Hatte mit seinem besten Freund noch Kontakt, der mir dann erzählte, dass man ihn in eine Klinik gebracht hat. Er hatte sich nichts getan, aber er hat auch Probleme.
Ich versuchte dann wieder Kontakt zu ihm aufzunehmen. Auch mit Erfolg.

Durch diese gesamte Sache, hat sich aber so viel verändert. Meine naiven Gedanken von wegen, jetzt kann man da weiter machen, wo man aufgehört hat. Total hirnrissig! Nichts ist mehr so wie es war. Ich brauche im Moment jede Menge Zuspruch, bin auf alles und jeden eifersüchtig, sehe kein Glück mehr für mich selbst und möchte. ja. einfach geliebt werden? Einfach in den Arm genommen werden, dass die Welt um mich herum einfach verschwindet und ich weiß, in der Umarmung kann mir nichts passieren. ?
Doch das ist alles nicht mehr da. Er ist nicht mehr so herzlich zu mir. Auch wenn er immer noch sagt, dass er mich liebt und er gerne eine Zukunft mit mir haben möchte.
Aber andererseits macht er Dinge, die mich rasend eifersüchtig machen - wenn ich ihn dann darauf anspreche, stellt er dass dann so hin, dass es doch nichts schlimmes ist.
Ich habe ihm wirklich, wirklich schon sooooo oft erklärt, was im Moment mit mir los ist. Was ich fühle, wie ich Sachen im Moment aufnehme. Und dass ich genauso Unterstützung von ihm brauche, wie er sie auch von mir bekommt.
Er weiß, dass ich es nicht ertragen kann, einfach ignoriert zu werden und trotzdem nutzt er das Mittel immer wieder. Als Erklärung meint er dann: Jaa bevor wir geredet hätten und es eskaliert wäre, ist er mir dann lieber ausm weg gegangen.

Aber entweder er versteht es nicht, oder er will es nicht verstehen.

Ich fühle mich einfach so unendlich alleine. Ich bin einsam, habe nur zwei gute Freunde, die sich zwar um mich sorgen, mir aber einfach auch nicht die Unterstützung geben können, die ich gerade brauche. Ich liebe meine beiden besten Freunde über alles! Und bin ihnen für so vieles wirklich unendlich dankbar und mache ihnen in keinster Weise einen Vorwurf.

Mein kleiner Dämon auf der Schulter, redet mir einfach alles, aber auch wirklich alles einfach nur schlecht. Das Leben ist schlecht, ich bin schlecht, die ganze Menschheit ist schlecht. Und ich bin einfach ersetzbar und für niemanden in irgendeiner Art und Weise was wert.

Im Kopf weiß ich selbst, dass der kleine Dämon definitiv nicht recht hat. Aber ich kann mich nicht dagegen wehren. Der Teufelskreis zieht mich einfach jeden Tag mehr runter und ich kann einfach nicht mehr.
Seit gestern ignoriert er mich wieder, kann aber mit anderen Leuten was machen und alles.
Was mit mir ist interessiert ihn nicht.

Ich bin aktuell auch relativ frisch in einer Verhaltenstherapie, jedoch wie gesagt noch sehr am Anfang, sodass im Moment noch keine Fortschritte gemacht wurden.

Ich weiß einfach nicht mehr weiter, was ich tun soll.

18.01.2020 16:33 • x 3 #1


Alexandra2
Hallo Mieze,
Es gibt keine schnelle Lösung, das hat mich die Depression gelehrt. Lasse los, was so schwer auf Dir lastet und Dich beschäftigt.
Ich wusste nicht wie und wann mein Leben leichter wird. Deshalb habe ich nur den Tag gesehen, oft gelitten und gelernt, zu vertrauen. Deswegen, den Therapeuten und den Freunden notgedrungen geglaubt, kann ich heute sagen, es geht. Es gibt Wege aus dem Dunkel. Du wirst Deine auch finden. Das wichtigste ist vielleicht. das Wollen abzustellen. Das war genauso schwer, weil mich diese altbekannten Antreiber auch gestresst haben. Der selbstauferlegte Druck kann Schaden anrichten, ja Fortschritte unterwandern. Lasse Dir Zeit, verzeihe Dir, und gib Dich der Ungewissheit hin. Und jetzt gehen Deine Schritte in neues Land. Jede Reise beginnt mit dem allerersten Schritt.
Liebe Grüße Alexandra

18.01.2020 23:00 • x 2 #2

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