Hoffnung im Alltag - Geschichte zum Innehalten

Jepeto
Ich dachte, ich starte mal ein Thema, dass sich damit befasst, daß man etwas schönes, einen kurzen Moment im Alltag erlebte, der einem zeigte, daß es doch nicht so ganz verloren ist mit dieser Welt. Meist sehe ich nur das Schlimme, Traurige, Hoffnungslose, aber ab und zu erlebe ich Dinge, die einfach nur schön sind. Ich habe mir für mich vorgenommen sie zu bewahren, ihren Wert hervorzuheben, und wenn möglich sie an andere weiterzugeben.

Letztens auf einem Bahndamm in Berlin:

Eine Horde junger angetrunkener Männer zieht lautstark durch die Gegend und umkreisen dabei in ihrer Partylaune eine alte Dame,
die sich ob der Lautstärke und Pöbelhaftigkeit der Jungs bedrängt und erschreckt fühlte.
Sie fing an zu schimpfen, und empörte sich über das Verhalten, sie war ehrlich aufgebracht und schien auch ein Stück weit, weshalb auch immer, verletzt gewesen zu sein durch dieses Erlebniss.

Die Jungs stoppten, wurden leise, und entschuldigten sich bei der alten Dame!
Sie standen auf der Höhe zu einem Blumenladen und einer der Jungs löste sich aus der Gruppe, ging zum Laden, kaufte eine rote Rose, und schenkte der Dame das Pflänzchen als Zeichen der Wiedergutmachung. Sie zeigten sich ehrlich reuig, und entschuldigten sich abermals und abermals.

Dann kam ihre Bahn, die Jungs zogen weiter, verschwanden im Bauch der S-Bahn, und die alte Dame stand etwas verwirrt und gerührt auf dem Bahndamm. Sie ging ein paar Schritte, schaute zu den Jungs in ihrem Abteil, roch an ihrer Rose, ging wieder ein paar Schritte, und man merkte, daß sie mit allem, aber nicht damit gerechnet hätte.

Sie lächelte sogar.

28.11.2010 13:04 • #1


achtsamkeit
Das ist wirklich berührend!
Wie gut, dass es auch noch solche Begegnungen gibt.


LIebe Grüße Pelle

28.11.2010 13:09 • #2


A


Hallo Jepeto,

Hoffnung im Alltag - Geschichte zum Innehalten

x 3#3


Jepeto
Manchmal denke ich, daß mich die Krankheit selektiv wahrnehmen ließ. Ich habe so oft eine Endzeitstimmung gehabt, alles um mich herum färbte sich nach meinem inneren Gefühl, daß ich rührende, schöne und tolle zwischenmenschliche Situationen gar nicht mehr wahrgenommen habe.

Auch auf einem Bahndamm erlebt:

Zwei niedliche Jugendlichen, vielleicht waren sie zusammen auf dem Weihnachtsmarkt, standen beisammen und man merkte deutlich, daß die Kleene heftig schwärmte und verknallt war in ihren Begleiter. Es war sehr kalt und sie machte deutlich, daß sie fror, und versuchte, immer ein Stückchen näher an ihn zu rücken. Sie sehnte sie augenscheinlich nach einer Umarmung, nach der Wärme seines Körpers. Er war total verunsichert, es schien so, als hätte er auch ein wenig Angst vor ihr, und so nestelte er in seinen Taschen, suchte jede Möglichkeit, um einen Schritt weg von ihr zu kommen, und verharrte in seiner harten Position. Dabei sah er so gequält aus, daß man es fast körperlich spüren konnte, daß er sich einfach nicht traute. Er wollte, und konnte doch nicht über seinen Schatten springen.

Ich hatte mir als Beobachter gewünscht, unsichtbar zu sein, um ihn schubsen zu können, oder ihm ins Ohr flüstern zu können: Na mach schon, trau Dich, sie hat Dich lieb... Aber leider war ich einfach nur ein stiller Beobachter, der sich in seiner Einschätzung auch irren kann.

30.12.2010 15:49 • #3


uniquenessy
Hallo Jepeto,

sehr schön deine Beschreibungen..Ich kenne diese Beobachtungsgabe, aber ist es nicht auch schön,
Dinge so beobachte,fühlen und warzunehem zu können?

Gruß
Uniquenessy

30.12.2010 16:13 • #4


Jepeto
Zitat von uniquenessy:
(...)..Ich kenne diese Beobachtungsgabe, aber ist es nicht auch schön,
Dinge so beobachte,fühlen und warzunehem zu können?

Gruß
Uniquenessy


Liebe Uniquenessy,

ja es ist schön, diese Eigenschaft an mir beobachten zu können, aber lange Zeit war sie mir zu viel, es kam mir vor, wie ein Übergriff auf meine Autonomie, auf meine Grenzen, vielleicht war ich zu offen: emotional, oder für Reize, das ist wohl, was man als Überempfindlichkeit bezeichnet...: Reizoffenheit...

Mittlerweile erinnere ich mich an diesen jungen Mann, der wie ein kleiner Hippiejunge offen war für seine Mitmenschen, ohne daß dies eine Qual bedeutet hätte. Ich frage mich, wie geht es ihm in mir, gibt es ihn noch in mir? Ich vermisse ihn, und schätze seine Qualitäten und seine Kräfte...

Alles in mir schreit nach Veränderung, vielleicht trägt diese Stimme des jungen Mannes Ton...?
Ich will ihm nicht mehr weh tun, er hat Berechtigung zu sein, in mir, mein Leben zu steuern...
Vielleicht trägt die Integration dieses, ja er war und ist noch Kind, zu meiner Gesundung bei...?

02.01.2011 17:52 • #5


Hans-Jürgen
Zitat von Jepeto:
Manchmal denke ich, daß mich die Krankheit selektiv wahrnehmen ließ. Ich habe so oft eine Endzeitstimmung gehabt, alles um mich herum färbte sich nach meinem inneren Gefühl, daß ich rührende, schöne und tolle zwischenmenschliche Situationen gar nicht mehr wahrgenommen habe.

Auch auf einem Bahndamm erlebt:

Zwei niedliche Jugendlichen, vielleicht waren sie zusammen auf dem Weihnachtsmarkt, standen beisammen und man merkte deutlich, daß die Kleene heftig schwärmte und verknallt war in ihren Begleiter. Es war sehr kalt und sie machte deutlich, daß sie fror, und versuchte, immer ein Stückchen näher an ihn zu rücken. Sie sehnte sie augenscheinlich nach einer Umarmung, nach der Wärme seines Körpers. Er war total verunsichert, es schien so, als hätte er auch ein wenig Angst vor ihr, und so nestelte er in seinen Taschen, suchte jede Möglichkeit, um einen Schritt weg von ihr zu kommen, und verharrte in seiner harten Position. Dabei sah er so gequält aus, daß man es fast körperlich spüren konnte, daß er sich einfach nicht traute. Er wollte, und konnte doch nicht über seinen Schatten springen.

Ich hatte mir als Beobachter gewünscht, unsichtbar zu sein, um ihn schubsen zu können, oder ihm ins Ohr flüstern zu können: Na mach schon, trau Dich, sie hat Dich lieb... Aber leider war ich einfach nur ein stiller Beobachter, der sich in seiner Einschätzung auch irren kann.



Komisch, in diesem jungen Jugendliche erkenne ich mich wieder. Wann immer es mir äußerst ernst war, wenn ich mich so richtig verknallt hatte, ging es mir so, allein aus der Angst heraus, abgewiesen werden zu können. Das hat mich um viele, wahrscheinlich sehr schöne Beziehungen gebracht. Getraut habe ich mich immer stets dann, wenn es mir zunächst gar nicht um eine nähere Beziehung ging. Anschließend habe ich mich dann stets geärgert.

28.01.2011 20:42 • #6

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