Zitat von Dakota:So wie ein Kind auch eine Beziehung zu einem Kuscheltier, zu einem Tamagotchi aufbauen kann. Das Gehirn annektiert und dockt an Bindung und Beziehung an, da laufen physiologisch die gleichen Prozesse ab wie im realen Leben. Daher können sich auch Menschen im Internet verlieben - ein paar Nachrichten, ein ...
Nein, beim besten Willen sind das nicht dieselben Prozesse, den Eindruck kann man nur gewinnen, wenn man in der vorherrschenden, empirisch-wissenschaftlichen Weltsicht nur physiologische Prozesse misst und auswertet. Da gibt es dann auch Leute, die behaupten, Depressionen seien ausschliesslich durch eine Störung in der Gehirnchemie bedingt und könnten demzufolge durch Veränderung dieser Chemie behoben werden.
Ich bin selber eins der Kinder, deren Bezugspersonenwelt in meinen frühen Kinderjahren praktisch nur aus einem Teddybären und (zu meinem Glück) unseren Katzen bestand. Ja, der Teddybär hat viele Tränen im Kinderbettchen getrocknet, aber irgendein Gefühl von sicherer Bindung hat er nicht hinterlassen. Auch nachdem meine Mutter ihn mir zu meiner Hochzeit wieder überreichte (was ich ziemlich zynisch fand), blieb er danach noch lange Zeit irgendwo liegen und erzeugte in mir höchstens mulmige Gefühle, wenn ich ihn anschaute, keine positiv-warmen. Irgendwann habe ich ihn dann entsorgt. Er fehlt nicht. Mit den Katzen war es ein wenig anders, denn das sind lebende, warme Wesen, die reagieren auf dich. So habe ich denn heute auch wieder eine Katze, die bereichert mein Leben tatsächlich und da ist eine Beziehung und Bindung zu ihr da.
Und was das Verlieben im Internet angeht, damit habe ich reichlich Erfahrung gesammelt. In aller Regel endet sowas mit einer grossen Ernüchterung, wenn der Mensch dann direkt vor dir sitzt, und die gleichen physiologischen Prozesse entpuppen sich als kolossale Täuschung. Davon bin ich glücklicherweise geheilt.
Also bitte nicht zu sehr in die eigene Tasche lügen, selbst wenn es einen Anschein gibt ... der trügt.
15.09.2024 12:52 •
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