30

Häufige Jobwechsel wegen Burnout

K
Hallo liebes Forum,

ich lese schon seit ein paar Wochen hier mit und bin froh darüber, hier so viele Gleichgesinnte zu finden. Da ich aktuell selbst am Rande der Verzweiflung bin, was das Thema Burnout angeht, habe ich mich jetzt entschlossen, aktiv zu werden.
Kurz zu mir: Ich bin Anfang 30, weiblich und nach einem sehr langen Studium erst sehr spät in den Beruf gestartet.
Ein Burnout hatte sich bei mir schon lange angekündigt, im vergangenen Frühling war es dann soweit, dass gar nichts mehr ging bei mir - komplett erschöpft habe ich nach mehreren Nervenzusammenbrüchen schließlich meinen Job als Redakteurin gekündigt und mir eine Auszeit genommen. Ein halbes Jahr lang habe ich von Erspartem gelebt und versucht, mir zu überlegen, was ich mit meinem Leben wirklich machen möchte - Sinn finden usw. Heraus kam ehrlich gesagt nicht so viel, da ich mich trotz Freizeit unheimlich unter Druck gefühlt habe, jetzt die richtige Lösung zu finden. Ab Januar habe ich wieder eine neue Stelle angefangen - wiederum als Redakteurin, aber in einem anderen Themenfeld. Nach zwei Monaten war ich erneut am Ende, habe mich irgendwie noch ein wenig weiter durchgequält und parallel nach wieder einem anderen Job gesucht - seit Mai arbeite ich jetzt wieder in einem anderen Unternehmen als Redakteurin, wieder mit anderen Themen und Abläufen, aber seit vier Wochen bin ich erneut am Rande eines Burnout. Die Symptome kenne ich ja noch von letztem Jahr - komplette Erschöpfung, permanente Anspannung, ständig Magenschmerzen, Kopfschmerzen, Kreislaufprobleme, breche bei kleinsten Problemen in Tränen aus und fühle mich einfach nur überfordert. Allmählich setzt sich bei mir die Erkenntnis durch, dass in der Vergangenheit wohl weniger das jeweilige Unternehmen das Problem war, wenn ich gekündigt habe, sondern vielleicht einfach der Redakteurs-Job an sich - rückblickend habe ich mich in den vier Jahren, die ich festangestellt bin, immer durchgequält, ohne mich wirklich wohlzufühlen mit dem, was ich tat (anders ausgedrückt, ich habe mich permanent unglücklich und überfordert gefühlt ). Das zu erkennen ist einerseits eine Erleichterung für mich, andererseits wirft es neue Probleme auf:
Ich will auf keinen Fall in meinem Job weiterarbeiten. Alleine beim Gedanken daran, nächste Woche ins Büro zu müssen, wird mir schlecht. (Diese Woche bin ich krankgeschrieben, weil mich die zweite Corona-Impfung etwas umgehauen hat - wofür ich dankbar war, weil ich nicht arbeiten muss deswegen, auch wenn das natürlich schlimm klingt.) Hinzukommt, dass ich aktuell fast zwei Stunden pendeln muss (hin und zurück auch nochmal zwei), was mich ebenfalls unheimlich stresst. Ich habe einfach nicht die Kraft dafür, um all das anzugehen - private Probleme sind dabei noch gar nicht eingerechnet - und habe Angst, mir gesundheitlich noch mehr zu schaden, wenn ich trotzdem weitermache. Mein Kreislauf spinnt mittlerweile total, mein Blutdruck sackt mir ständig ab ins Bodenlose und ich bin permanent zum Umfallen KO und einfach nur platt.
Aber ich bin seit gerade einmal zweieinhalb Monate in meinem aktuellen Job, davor waren es fünf, davor meine sechsmonate Auszeit; ich weiß schon, dass das keinen guten EIndruck macht im Lebenslauf. Da meine Probezeit allerdings nur drei Monate lang geht, komme ich nur noch bis Mitte August problemlos aus meinem Job raus - danach droht eine sehr lange Kündigungsfrist. Gleichzeitig graut mir davor, mich wochenlang krankschreiben zu lassen anstatt direkt zu kündigen - ich bin selbst als Schwangerschaftsvertretung eingestellt und kann die Kollegen doch nicht so hängenlassen, dann lieber gleich ganz raus, denke ich.
Kennt einer von euch das auch, dass ihr häufigere Jobwechsel hinter euch gebracht habt, obwohl ihr noch gar nicht so lange dabei ward? Ich bin, wie gesagt, generell erst seit ein paar Jahren Vollzeit berufstätig; so früh schon ein (bzw. den zweiten) Burnout zu haben, macht mir ganz schön zu schaffen, denn offenbar vertrage ich ja wirklich gar keinen Stress; manchmal frage ich mich, ob ich überhaupt in der Lage bin, zu arbeiten. Und ich möchte wirklich arbeiten, ich bin nicht faul, ich schaffe es nur so einfach nicht, wünsche mir aber nichts mehr, als einen soliden Job zu haben, der mich nicht überfordert und den ich langfristig ausüben kann. Geht es irgendwem hier ähnlich?

PS: Puh, ich weiß, das ist ein Roman geworden - vielen Dank an alle, die sich das durchgelesen haben und liebe Grüße

29.07.2021 15:26 • x 4 #1


Krizzly
Hallo und willkommen hier im Forum,

ich weiß nicht, ob ich dir bei deinem Problem weiterhelfen kann. Aber ich wollte dir zumindest sagen, dass ich dich verstehen kann und du nicht alleine bist. Ich bin ebenfalls Anfang 30, auch Redakteurin und war vor ziemlich genau zwei Jahren auch an diesem Punkt, dass ich völlig ausgebrannt war. Ich kann also gut verstehen, wie es dir geht und dass diese Arbeit sehr stressig sein kann.
Hast du dir denn in den Zeiten, in denen du krank geschrieben warst, Hilfe gesucht, also etwa einen Therapeuten?

Liebe Grüße
Krizzly

30.07.2021 00:16 • x 3 #2


A


Hallo Kleinerfreitag,

Häufige Jobwechsel wegen Burnout

x 3#3


K
Liebe Krizzly,

vielen Dank für Deine Antwort. Es beruhigt mich in jedem Fall, dass du meine Lage selbst so gut kennst. Darf ich fragen, ob Du infolge Deines Burnouts dann den Job gewechselt hast? Redakteurin bist du ja offenbar immer noch.

Zu deiner Frage: Ja, meine Hausärztin hatte mich vergangenes Jahr zu einem Verhaltenstherapeuten geschickt, bei dem ich auch zeitnah eine Therapie starten konnte - so richtig viel hilft mir das aber nicht, habe ich den Eindruck. Es gab den ein oder anderen hilfreichen Gedanken, aber unterm Strich hatte ich das Gefühl, dass ich mir vor allem viel selbst helfen musste - Druck rausnehmen usw. Eigentlich ging es mir insgesamt ja auch schon viel besser, aber jetzt scheint sich das Ganze zu wiederholen. Hatte eben auch eine mehrstündige Diskussion mit meinem Freund, der meine Lage halt nicht so wirklich nachvollziehen kann - er sagt zwar, ich soll machen, was ich für richtig halte, aber ich glaube, was ein Burnout wirklich ist bzw. wie sehr einen das runterzieht/lähmt, versteht er nicht.
Bin gerade wieder schwer am Hadern, ob es nicht für alle am einfachsten wäre, wenn ich mir Medikamente besorge und meinen aktuellen Job bis zum Vertragsende nächstes Jahr einfach irgendwie durchziehe - aber das wäre wahrscheinlich nur für alle anderen am einfachsten, nicht für mich...
Gleichzeitig habe ich vorhin für Montag ein Vorstellungsgespräch für einen anderen Job bekommen, für den ich mich in meiner Verzweiflung gestern einfach mal beworben habe, für den ich aber eigentlich stark überqualifiziert bin und der wohl auch sehr schlecht bezahlt sein sollte. Jetzt mache ich mich damit verrückt, ob ich das Gespräch machen soll und wenn ja, wie ich das einrichten soll - habe zu spät gemerkt, dass das vor Ort stattfindet, ich aber vermutlich am Montag wieder ins Büro fahren muss. Allein das macht mich gerade ziemlich verrückt...

Lieben Dank und liebe Grüße an alle, die das lesen

30.07.2021 10:55 • x 1 #3


Krizzly
Hallo

Ich habe nicht den Job gewechselt. Ich war ca 10 Monate krank geschrieben und hab dann eine Wiedereingliederung gemacht. Ich hab mich in diesen 10 Monaten aber auch selber relativ wahnsinnig damit gemacht, wie es beruflich weitergehen soll. Ich hab mich mehrfach woanders beworben aber ohne Erfolg. Ich weiß nicht, wie das bei dir in der Gegend so ist, hier sind Jobs als Redakteur eher rar gesät.
Seit ich zurück bin, hab ich nun einen anderen deutlich stressärmeren (wenn auch langweiligeren) Aufgabenbereich übernommen. Dank Corona konnte ich relativ kurz nach der Wiedereingliederung ins Homeoffice wechseln und so läuft es nun vor sich hin. Ich mache den Job nicht mehr so gerne wie früher, seh es aber momentan so, dass er mir Raum lässt, mich in Ruhe um meine Therapie zu kümmern. Wir werden sehen, wie es läuft, wenn ich irgendwann wieder vor Ort sein muss.

Ich glaube, dass Leute, die das nicht selbst erlebt haben, es nur bedingt nachvollziehen können, ist recht verbreitet. Ich erlebe das in meinem Umfeld auch immer wieder. Ich hab seit dem Burnout bislang nicht mal ansatzweise wieder meine alte Belastbarkeit erreicht. Ich brauche nach wie vor mehr Ruhe, mehr Pausen, mehr Ausgleich. Ich bin einfach schneller erschöpft und bekomme dann auch unangenehme körperliche beschwerden. Vielleicht kennst du das ja auch.

Zitat von Kleinerfreitag:
Bin gerade wieder schwer am Hadern, ob es nicht für alle am einfachsten wäre, wenn ich mir Medikamente besorge und meinen aktuellen Job bis zum Vertragsende nächstes Jahr einfach irgendwie durchziehe - aber das wäre wahrscheinlich nur für alle anderen am einfachsten, nicht für mich...

Ich glaube, wenn dir das schon selber so bewusst ist, ist es nicht das richtige. Und sich nur mit Medikamenten vollpumpen um sich durchquälen zu können, klingt für mich per se nicht gut.

Hätte dieser andere Job denn auch Vorteile? Wärst du da weniger stark eingespannt? Denn nur überqualifiziert und schlecht bezahlt hört sich jetzt erstmal nicht ideal an.

Liebe Grüße Krizzly

30.07.2021 12:15 • x 2 #4


K
Liebe Krizzly,

danke für deine Antwort Es tut gut, von jemand anderem zu lesen, der in derselben Branche unterwegs ist und entsprechend die Umstände kennt. Es freut mich, dass du zumindest eine Zwischenlösung finden konntest, wie du deinen Job weitermachen kannst - ich muss sagen, ich bin auch echt dankbar für die Arbeit im Homeoffice; möchte mir gar nicht ausmalen, wie es für mich die letzten Monate im Büro gewesen wäre.
Ich drücke dir die Daumen, dass du das Thema Jobsuche nochmal angehen kannst, wenn der richtige Zeitpunkt für dich gekommen ist.
Ich wohne in Frankfurt am Main, da sind tatsächlich relativ häufig Redakteursstellen ausgeschrieben, allerdings hat der Job für mich irgendwie jeglichen Reiz verloren.

Ja, na ja, wegen des anderen Jobs - das, was mich daran angesprochen hatte, war, dass es sich um einen recht anspruchslosen Job handelt - hauptsächlich Daten abtippen und vergleichen, weit weg vom Redakteursberuf (was ich ja so will). Allerdings sollte man wahrscheinlich auch aufpassen, dass man sich vor lauter Verzweiflung nicht zu niedrig verkauft, nehme ich an... War gestern ne Panikaktion, mich darauf zu bewerben, und ich denke, ich mache es nicht. Aktuell tendiere ich wieder dazu, den aktuellen Job weiterlaufen zu lassen und mich nebenher einfach intensiv damit zu beschäftigen, was ich als nächstes machen will (Beratungsangebote wahrnehmen, Berufscoaching für schwierige Fälle ) und zu bewerben - und mich ganz zur Not halt wieder krankschreiben zu lassen, wenn es nicht mehr geht.

Aber mal sehen, wie lange diese Einstellung anhält - das finde ich selbst mit am schwierigsten, dass ich meine Meinung ständig ändere

Liebe Grüße

30.07.2021 14:24 • x 1 #5


Krizzly
Liebe KleierFreitag,

gerade ist mir deine Signatur aufgefallen. Die gefällt mir, Momo ist so ein tolles Buch.

Zitat von Kleinerfreitag:
Ich drücke dir die Daumen, dass du das Thema Jobsuche nochmal angehen kannst, wenn der richtige Zeitpunkt für dich gekommen ist.

Danke, ich hoffe auch, dieser Zeitpunkt wird irgendwann kommen und ich halte solange Augen und Ohren offen. Vielleicht ergibt sich ja auch mal was.

Zitat von Kleinerfreitag:
Ich wohne in Frankfurt am Main, da sind tatsächlich relativ häufig Redakteursstellen ausgeschrieben, allerdings hat der Job für mich irgendwie jeglichen Reiz verloren.

Da hast du ja zumindest schon mal das Glück, dass du nicht so sehr auf eine bestimmte Stelle angewiesen bist.
Hast du mit dem Thema Redakteur schon komplett abgeschlossen und bist sicher, dass du lieber irgendwas anderes machen möchtest? Ich frage deshalb, weil ich auch eine Zeit hatte während der Krankschreibung, in der ich dachte, ich möchte das gar nicht mehr machen. Aber eigentlich gibt es Teile dieses Berufs, die ich wirklich sehr mag. Nur viele Umstände in meiner Redaktion haben es mir unmöglich gemacht, diese guten Seiten noch genießen zu können. Und viel stand ich mir auch selber im Weg. Bzw. stehe mir auch jetzt noch manchmal im Weg, indem ich mir zu viel Stress mache, zu hohe Ansprüche an meine Leistung habe und solche Dinge.

Zitat von Kleinerfreitag:
Ja, na ja, wegen des anderen Jobs - das, was mich daran angesprochen hatte, war, dass es sich um einen recht anspruchslosen Job handelt - hauptsächlich Daten abtippen und vergleichen, weit weg vom Redakteursberuf (was ich ja so will). Allerdings sollte man wahrscheinlich auch aufpassen, dass man sich vor lauter Verzweiflung nicht zu niedrig verkauft, nehme ich an...

Auch das kenn ich gut. Dieses Bedürfnis, was total stupides zu machen, weil man das Gefühl hat, mehr einfach nicht mehr zu schaffen und so mal eine Pause zum Durchatmen zu bekommen. Ich kann dir leider nicht sagen, ob das funktioniert. Ich hab mir auch immer wieder überlegt, so einen anspruchslosen Job zu suchen, hab dann aber doch immer wieder Abstand davon genommen. Denn tief drin will ich nicht einfach nur weniger Stress, ich will eine Arbeit, die mich erfüllt, aber nicht komplett überfordert.

Zitat von Kleinerfreitag:
Aktuell tendiere ich wieder dazu, den aktuellen Job weiterlaufen zu lassen und mich nebenher einfach intensiv damit zu beschäftigen, was ich als nächstes machen will (Beratungsangebote wahrnehmen, Berufscoaching für schwierige Fälle ) und zu bewerben - und mich ganz zur Not halt wieder krankschreiben zu lassen, wenn es nicht mehr geht.

Diesen Gedanken, dass man sich ja im Notfall krankschreiben lassen kann, finde ich auch beruhigend. Muss man sich halt dann nur selber auch erstmal erlauben Wenn du sagst, kraftmäßig packst du das, da erstmal weiterzumachen und nebenher zu schauen, wo es langfristig hingehen soll, klingt das doch nach einem guten Plan.
Und ich kenne das auch, dass sich die Meinung ständig ändert. Mal ist man total kaputt und will eigentlich nur alles hinschmeißen und dann findet man irgendwo wieder ein bisschen Energie und Motivation und denkt, das packt man schon und jetzt stürzt man sich einfach voll in die Zukunftsplanung. Ich glaube, das Wichtigste ist erstmal, da nachsichtig mit sich zu sein. So geht es dir momentan eben und das ist okay. Es wird auch wieder anders werden und dann wird auch das okay sein. Dieses Maß an Akzeptanz hab ich auch nicht immer, aber ich übe

Liebe Grüße
Krizzly

30.07.2021 14:44 • x 2 #6


K
Liebe Krizzly,

ja, das Momo-Zitat hat mich tatsächlich mein halbes Leben lang begleitet - in einer Rede zu Schuljahresanfang (vor langer, langer Zeit) wurde das Thema Stress besprochen und dann wurde die Szene aus dem Buch angespielt. Seitdem ist das tatsächlich eine Art Mantra für mich geworden, wenn ich mich mal wieder in was reinsteigere - klappt nicht immer, aber immerhin manchmal

Was den Redakteurberuf angeht: Ursprünglich hatte ich mich dafür entschieden, weil ich einfach unheimlich gerne schreibe. Was ich nicht daran mag, ist dieser ewige Terminstress, das spontane Einschieben von Gesprächen/Interviews, kurzfristige Planänderungen und auf der anderen Seite sehr rigide Vorgaben beim Schreiben. Vor allem letzteres hat mir Stück für Stück den Spaß am Schreiben genommen, den ganzen Rest habe ich immer irgendwie so hingenommen, mittlerweile stresst es mich aber alleine schon unglaublich, wenn ständig das Telefon klingelt (oder allein das Wissen, dass sicherlich bald wieder das Telefon klingelt und irgendwer mit einem rumdiskutieren möchte über wirkliche Nichtigkeiten).
Daher denke ich, dass ich vielleicht grundsätzlich in einem anderen Beruf besser aufgehoben wäre? Aber konkretmachen, was das sein könnte, fällt mir auch sehr schwer. Ein paar Ideen habe ich, aber alles klingt so weit weg und unmöglich.
Was gefällt dir denn an deinem Beruf besonders, wenn ich fragen darf?

Zitat:
Denn tief drin will ich nicht einfach nur weniger Stress, ich will eine Arbeit, die mich erfüllt, aber nicht komplett überfordert.


Das trifft es eigentlich ziemlich gut, auch wenn ich in schlechten Moment immer bereit bin, auf das erfüllende zu verzichten. Ob das dann aber funktionieren würde... keine Ahnung.

Es beruhigt mich in jedem Fall, dass du das mit diesen furchtbaren Meinungsschwankungen auch kennst - ab und an habe ich wirklich das Gefühl, ich werde bekloppt von dem ganzen Hin und her

Danke für deinen Zuspruch, das hilft mir wirklich

30.07.2021 18:36 • x 1 #7


Krizzly
Hallo liebe Kleinerfreitag,

ich hatte dir schon eine lange Antwort getippt und plötzlich war alles weg Also neuer Versuch

Das ist ein schönes Mantra. Ich glaube, Beppo ist ein gutes Vorbild für den Umgang mit Stress.

Anfangs gab es sehr viel, das ich am redakteursberuf mochte. Ich schreibe wie du unheimlich gern, ich fand es toll, so viele Menschen kennenzulernen und ihre Geschichten zu hören, in manchen Fällen auch helfen zu können, ich fand es spannend, Einblicke zu bekommen, die man als Normalbürger vielleicht nicht hat, ich fand es schön, dass der Beruf so abwechslungsreich ist und dass man immer wieder so viel neues lernt.
Was mir nicht gefallen hat, war, dass ich von verschiedenen Seiten zum Teil völlig gegensätzliche Anweisungen bekommen hab, wie ich schreiben, layouten etc soll. Ich hatte irgendwann das Gefühl, ich kann es keinem recht machen, egal wie ich mich bemühe. Wir sind zudem nur ein kleines Team und irgendwann haben mich die Überstunden, die vielen spontanen Termine, die Wochenendarbeit geschlaucht. Als ich dann noch eine Position bekommen hab, in der ich mehr Verantwortung hatte, sowohl für Inhalte als auch für einen Volontär, konnte ich schließlich eigentlich gar nicht mehr abschalten, die Arbeit war rund um die Uhr in meinem Kopf und ich hatte ständig Angst, unter all dem Druck Fehler zu machen. Und es hat mich irgendwann zunehmend angestrengt, dass ich beim Schreiben alle 10 Minuten unterbrechen musste, weil eine wichtige Mail rein kam, das Telefon geklingelt hat oder jemand sonst was wollte.
Zusammenfassend würde ich sagen, dass ich die schönen Seiten immer noch mag, dass ich aber unter solchen Umständen dem Job einfach nicht gewachsen bin.

Ich hab keine Ahnung, ob dir das irgendwie weiter hilft. Aber ich finde es sehr interessant, mich mal mit jemandem austauschen zu können, der die ganze Situation auch selbst kennt. Manchmal tut einem nur das ja schon gut, verstanden zu werden.

Ich finde es schön, dass du andere Ideen hast, wo es vielleicht hingehen könnte. Als ich nach meinem Burnout in der Klinik war, gab es dort einen Sozialberater, mit dem ich auch viel über mögliche Zukunftsperspektiven gesprochen hab und er hat mich immer ermutigt, erstmal zu träumen und nicht jede Idee direkt mit der Realitätskeule wieder umzuhauen und zu verwerfen, weil man denkt, sie sei nicht umsetzbar. Das wollte ich dir auch mal weitergeben.

Liebe Grüße Krizzly

01.08.2021 11:32 • x 1 #8


K
Liebe Krizzly,

ich finde auch, dass es in jedem Fall guttut, sich mit jemandem aus demselben Beruf mal auszutauschen. Manchmal habe ich das Gefühl, ich bilde mir das alles ein, dass das alles so stressig ist, denn die anderen bekommen es ja auch hin (zumindest sieht es so aus). Daher ist es mir wirklich eine große Hilfe, von dir zu lesen, dass es dir ähnlich geht. Das mit den gegensätzlichen Anweisungen kenne ich auch, allerdings in meinem Fall vor allem von den unterschiedlichen beruflichen Stationen: Im ersten Job habe ich es so gelernt, im zweiten anders, jetzt im dritten nochmal anders. Jedes Mal, wenn ich denke, jetzt habe ich Ahnung, wird einem wieder reingedrückt, dass man es doch nicht draufhat - so scheint es mir zumindest, auch wenn ich das Ganze natürlich durch eine sehr negative Brille betrachte im Moment, das ist mir schon bewusst.
Auch das mit dem Druck, keine Fehler zu machen, kommt mir bekannt vor - bzw. andersherum habe ich ständig den Eindruck, so dumme Fehler zu machen, je erschöpfter und entsprechend auch pessimistischer ich bin, und entsprechend stark setze ich mich selbst auch unter Druck.

Die Empfehlung von deinem Sozialberater finde ich sehr gut, so ein paar eben eher unrealistische Ideen habe ich tatsächlich, was mir wirklich Spaß machen könnte beruflich, aber ich gebe zu, meine Realitätskeule kommt immer sehr schnell zum Einsatz... allerdings versuche ich mir zunehmend zu sagen, dass man in einer solchen Ausnahmesituation, wie ein Burnout es ja ist, wirklich mal neue Pfade betreten muss, denn die alten haben ja offenbar nicht funktioniert. Aber das dann in die Realität umzusetzen ist natürlich auch nochmal etwas ganz anderes...

Ich wünsche dir einen guten Start in die neue Woche und drücke die Daumen, dass sie erträglich sein wird

01.08.2021 21:35 • #9


Caro63
Hallo Kleinerfreitag,
hast Du schon einmal hinterfragt, ob das überhaupt der für Dich passende Beruf /Job ist als Redakteurin?
Sicherlich ist das sehr anspruchsvoll und natürlich mit viel Eigeninitiative und Stress verbunden.
Du bist noch jung, hast alle Möglichkeiten Dich auch anderweitig auszuprobieren....
Vielleicht hilft es auch einmal ein Blatt Papier zu nehmen und in die zwei Spalten + / - die Vor-u. Nachteile einzutragen ,
zumindest könnte das evtl. bei Deiner weiteren Entscheidungsfindung unterstützend sein ?
Das alles ist genauso nicht einfach, wie öfters die Stelle zu wechseln, macht es am Ende vielleicht einfacher,
sich selbst zu einer Entscheidung zu bringen.
Überqualifikation ok, nur spielt das alles keine Rolle mehr, wenn der Job krank macht-dann wäre weniger Verantwortung bzw. weniger Stunden für weniger Geld evtl. mehr im Endnutzen ?
Wie hatten ähnliche Diskussion mit unserem erwachsenen Kind, als dieses mit 30 trotz erlerntem Beruf und Bachelor dann das Studium beendete, jedoch ohne Masterabschluss, allerdings schon im letzten Jahr davor.

Ist es nicht wichtiger, gesund zu bleiben, Erfüllung im Job zu haben, glücklich zu sein,
als unter Dauerdruck zu stehen ,ein gut gefülltes Konto zu erreichen und keine Zeit /Freiraum für sich selbst und evtl. Interessen zu finden?
Unser Kind (33 inzwischen) ist auch noch auf der Suche ,auf der Suche nach dem guten Job dafür, allerdings denke ich ,
inzwischen ist er etwas entspannter geworden, macht sich selbst nicht mehr so den Druck wie anfangs und das in jeder Beziehung.
Ich selbst arbeite inzwischen ( nach meiner Erkrankung vor mittlerweile ca.8 Jahren ) unter qualifiziert, es macht aber Spaß und hat mir eine gewisse Zufriedenheit mir selbst gegenüber wieder gegeben. Damit stabilisierte sich auch der allgemeine Gesundheitszustand und alle profitieren davon ,Partner und ich selbst. Ich verdiene zwar weniger, allerdings habe ich viel mehr Freiräume für andere Dinge, die es wert sind für mich/uns.

In diesem Sinne, erst einmal viel Kraft für Dich und pass auf Dich auf...
VG Caro60

01.08.2021 22:06 • x 1 #10


K
Liebe Caro60,

vielen Dank für deine Nachricht und die lieben Wünsche ich bin tatsächlich mittlerweile am Überlegen, dass ich vielleicht einfach im falschen Beruf festhänge. Die Frage ist nur, wie man eine einmal eingefahrene Schiene verlässt - und wer weiß, ob es in einem anderen Beruf wirklich besser läuft. Ich sehe es aber ebenso wie du, dass Zufriedenheit im Beruf wichtiger ist als Geld, hab aber ja auch gerade eben erst einen neuen Job angefangen in dem, was ich eigentlich nicht mehr machen möchte, und fühle mich da jetzt drin gefangen...

Ich finde es aber tatsächlich sehr beruhigend, dass es deinem Sohn da ähnlich geht - wobei ich ihm natürlich von Herzen wünsche, dass er bald seinen Weg findet Aber es ist beruhigend zu wissen, dass man nicht alleine ist in dieser Situation - und ich finde es ganz toll, dass du vor allem auch so entspannt bist dabei - ich denke, das ist das beste, was man seinem Kind in dieser Situation mitgeben kann (ohne dass ich selbst welche hätte).
Und ich freue mich für dich, dass du mit deinem jetzigen Job so zufrieden bist, ich finde das wirklich beneidenswert - kann mir halt leider im Moment überhaupt nicht vorstellen, jemals einen Job zu finden, der mich nicht überfordert. Es macht aber in jedem Fall Mut zu lesen, dass du für dich offenbar so eine gute Lösung gefunden hast!

Danke fürs Mut-Zusprechen und liebe Grüße

02.08.2021 20:58 • x 1 #11


Krizzly
Liebe Kleinerfreitag,

ich glaube, diese negative Brille ist absolut nachvollziehbar, wenn man gestresst ist und sich überfordert fühlt. Und diesen Gedanken, dass es an mir liegen muss, weil die anderen es ja auch hinkriegen, hatte ich auch oft. Aber bei genauerem Hinsehen stimmt das erstens zum Teil nicht. In der Geschichte der Redaktion, für die ich arbeite, gab es schon einige Fälle von Burnout und von anderen stressbedingten Erkrankungen. Und zweitens ist es einfach toxisch, sich zu viel zu vergleichen. Die anderen haben vielleicht andere Schwierigkeiten bei Dingen, die für dich dafür gar kein Problem sind. Man kann ja in niemanden rein schauen.
Bei den unterschiedlichen Anweisungen, die du bekommen hast, weiß ich jetzt natürlich nicht, worauf sie sich beziehen. Manche Dinge sind ja auch einfach Geschmackssache beim Schreiben. Ist es nun richtig gut, einen Text mit einer Frage anzufangen oder geht das gar nicht? Bei solchen und ähnlichen Sachen hab ich schon oft festgestellt, dass jeder einfach was anderes gut findet und es da richtig oder falsch eigentlich nicht gibt.

Mein Sozialberater hat mir damals seine eigene Geschichte erzählt und wie er nach und nach sein Berufsleben aufgebaut hat. Er war in der Klinik angestellt zum Broterwerb und hat nebenher viel Kunst selbst gemacht und unterrichtet. Er meinte, er konnte er auch nicht von Anfang an so davon leben, das sei ein Prozess gewesen. Ich finde generell die Idee sehr gut, etwas sicheres zu haben und nebenher noch was aufzubauen, wofür man wirklich brennt. Das ist nur natürlich schwierig, wenn man völlig ausgebrannt ist und einem nur begrenzt Energie zur Verfügung steht. Und man muss halt erstmal wissen, was man überhaupt will. Umso schöner aber, dass du schon ein paar Ideen hast.

Danke für die guten Wünsche, bisher ist die Woche okay Ich hoffe, du bist auch gut rein gestartet.

02.08.2021 21:19 • x 2 #12


Caro63
Zitat von Kleinerfreitag:
ich bin tatsächlich mittlerweile am Überlegen, dass ich vielleicht einfach im falschen Beruf festhänge. Die Frage ist nur, wie man eine einmal eingefahrene Schiene verlässt - und wer weiß,

Langsam, langsam angehen und erstmal überlegen, wohin die Reise gehen soll.
Man macht sich zusätzlich unnötigen Stress selbst, wenn man unter innerer Panik/Angst Entscheidungen trifft, die man später vielleicht bereuen könnte.
Wenn Dir dieser Beruf/Job Spaß macht, würde ich erstmal abwägen heute und mich hinterfragen, was nicht gut geht gerade.
Man muss auch keine 110% bringen an Leistung, das erwartet eh niemand .Diesen Druck erzeugt man sich oft selbst, weil man zielstrebig, genau und pünktlich liefern will.
So ab und zu kleine Auszeit(Krankenschein) hilft u.U. dabei, sich selbst mal kurzfristig aus einer Schusslinie zu nehmen.
Das selbst Hinterfragen war die längste und intensivste Phase dabei....
Lass Dich nicht unter Druck setzen von scheinbar äußeren Umständen, niemand ist perfekt.
In diesem Sinne,
bleib am Ball, nur nichts überstürzen!
VG Caro60

02.08.2021 22:06 • x 2 #13


K
Liebe Krizzly,

vielen Dank, meine Woche war tatsächlich ziemlich in Ordnung - überraschenderweise. Am Montag hatte ich zunächst einen weiteren Tiefpunkt, als ich im Büro war, gefolgt aber von einer Art Erkenntnis: Als ich überforderungstechnisch ganz unten war und mal wieder dachte Ich kann das alles nicht, hab ich mich plötzlich gefragt, welche meiner Aufgaben es konkret sind, von denen ich glaube, dass ich sie nicht hinkriege. Und dann ist mir aufgefallen, dass ich das gar nicht richtig sagen konnte. Bin die dann Stück für Stück durchgegangen und habe gemerkt, dass zumindest der Großteil zu diesem Zeitpunkt irgendwie machbar war. Seit ich das so konkret überlegt habe, ist tatsächlich ein Großteil der Überforderung weggefallen und ich bin wieder in der Lage, die Situation etwas rationaler bewerten.
Bin trotzdem nach so einem Bürotag ziemlich fertig, auch körperlich, aber zumindest habe ich zum jetzigen Zeitpunkt wieder etwas mehr Optimismus, dass es für den Moment irgendwie weitergehen kann - ich hoffe, das bleibt so, wir hatten es ja schon von den Stimmungsschwankungen

Und das passt ja vielleicht auch irgendwie zu deinem Beitrag, in dem du meinst, dass es in vielen Fällen vielleicht auch gar kein Richtig und Falsch gibt. Und ich freue mich, dass du offenbar so eine pragmatische Einstellung dazu gefunden hast
Das, wie dein Sozialberater vorgeht, dass er sich neben dem Hauptberuf noch anderweitig verwirklicht, finde ich super, kostet aber wie du selbst sagst auch viel Kraft. Wahrscheinlich ist es aber der sinnvollste Weg, wenn man ihn denn zustandebekommt...

Ich wünsche dir ein schönes Wochenende!

07.08.2021 14:27 • x 1 #14


K
Liebe Caro60,

vielen Dank, wahrscheinlich hast du Recht, den größten Druck macht man sich selbst Habe jetzt auch für mich entschieden, dass ich keine Entscheidungen aus Panik treffen werde und erst mal einfach irgendwie weitermache - diese Woche hat das auch ganz gut funktioniert.

Tatsächlich bin ich mir selbst auch einfach sehr unsicher, ob ich diesen Beruf weitermachen will - einerseits habe ich ihn ja bewusst gewählt, andererseits war ich schon länger unzufrieden damit und mir zuletzt sehr sicher, dass ich was anderes machen will. Da die aktuelle Woche aber ganz okay lief, stelle ich letzteres gerade wieder infrage
Wie war das bei dir, wie lange hast du gebraucht, um zu wissen, was du wirklich machen willst? Und warst du dir sicher, als du dich für deinen jetzigen Job entschieden hast, dass das die richtige Entscheidung?

Finde es im Moment unglaublich schwer, mich auf etwas festzulegen...

Ein schönes Wochenende dir!

07.08.2021 14:33 • x 1 #15


Caro63
Zitat von Kleinerfreitag:
Da die aktuelle Woche aber ganz okay lief, stelle ich letzteres gerade wieder infrage

Es freut mich sehr, dass Deine Woche doch ganz gut über die Runden ging.
Der Versuch, manches zu hinterfragen für sich selbst, ist schon eine sehr gute Methode.
Klar, fertig ist man abends trotzdem, nur zieht es Dich vielleicht nicht jedes Mal sofort ins Negative...prima.

Zitat von Kleinerfreitag:
Wie war das bei dir, wie lange hast du gebraucht, um zu wissen, was du wirklich machen willst?

Für mich stand damals nur die Entscheidung, krank zu werden/bleiben mit vielleicht noch schlechter werdenden Auswirkungen oder ganz zu wechseln.
Ich liebe meinen Beruf, ich würde es immer wieder so machen, nur heute mit anderer Grundeinstellung(sofern ich das hinbekommen würde).
Meine Gesundheit war mir dann doch wichtiger- diese Erkenntnis musste ich erst finden für mich (ich war sehr auf Erfolg und dadurch auf die Arbeit fokussiert-mein grundlegender Fehler).

Versuch diesen Fehler unbedingt zu vermeiden bitte ,es gibt noch viel wichtigere Dinge im Leben, als nur den Job !


Zitat von Kleinerfreitag:
Und warst du dir sicher, als du dich für deinen jetzigen Job entschieden hast, dass das die richtige Entscheidung?


Mit fast 59 damals diese Entscheidung zu treffen war und ist eine Notlösung( Ruhestand geht frühestens mit 63 bei meinen Arbeitsjahren (+Studium) gar erst mit 66+2 Monate)
Von daher kannst Du das nicht vergleichen....
Meine Entscheidung war auf alle Fälle richtig für mich, meine späte Liebe und meine Gesundheit

Ich denke, Du findest den richtigen Weg, der Ansatz jetzt scheint gut zu sein und wenn Du Dich hier immer ein wenig austauschen kannst, findet sich der ein oder andere manchmal gute Gedankenanstoß
Solche kleine Gehhilfen braucht der Mensch, denn man sollte sich immer selbst hinterfragen (mein Psychologe hat mir auch immer quasi nur etwas auf die Sprünge geholfen- der Macher /bzw, die Macherein ist man selbst

Ein schönes Wochenende wünsche ich Dir
und werde weiter verfolgen, wie es Dir geht ...
VG Caro60

07.08.2021 17:57 • x 2 #16


Kitten
Hallo @Kleinerfreitag und alle anderen Mitleser

Ich bin hier neu und befasse mich intensiv mit dem Thema Burnout, da ich selber eins durchgemacht habe kürzlich, bzw. noch selber darin stecke.
Nun zu deiner ursprüngliche Frage: Genaugenommen ist es die Frage, welcher Eindruck bei vielen Jobwechseln innert kurzer Zeit bei einem potentiellen, zukünftigen Arbeitgeber entsteht! Ich möchte es ganz direkt sagen: Arbeitest du für deinen Lebenslauf oder für dich selber?

Ich kann deinen Zwiespalt sehr gut nachvollziehen: Du hast ein Studium gemacht als Redakteurin und arbeitest noch nicht lange in diesem Beruf und hast bereits mehrere Wechsel hinter dir. Nun fragst du dich, ob dies überhaupt der richtige Beruf für dich ist. Ich denke, dass diese Frage sehr komplex ist und einiges Nachdenken und Reflektieren benötigt. Du sagst: Ja, im Grunde genommen schon, aber .... da kommen die ABER, welche haupsächlich auf die Vorgaben und Strukturen des Arbeitgebers zurückzuführen sind und natürlich auf den Stress und den Druck.

Ich selber (38i) arbeite seit 2013 nicht mehr 100% (=40-42Std/Woche/CH) sondern nur noch Teilzeit, 80%. Ich habe es mir dazumal sehr bewusst eingestanden, dass ich es gesundheitlich nicht mehr auf die Reihe kriege, 5 Tage/Woche zu arbeiten. Mit 4 Tagen passt es für mich, vorausgesetzt, ich habe nicht ein 100%-Pensum in 4 Tagen zu bewältigen. Die Lohneinbusse habe ich in Kauf genommen, das ist es mir wert - für meine mentale Gesundheit! Jedoch war auch ich nicht vor einem Burnout gefeit - es hat mich im letzten Herbst erwischt, weil ich mir selber zu viel Druck aufgeladen habe, dazu kamen die struktruellen Probleme des Arbeitgebers und der Dauerstress.

Worauf ich hinauswill: Gäbe es die Möglichkeit, dein Pensum zu reduzieren auf zumindest 90% oder besser 80%? Oder gibt es die Möglichkeit, dich z.B. zu 40% krank zu schreiben und 60% zu arbeiten für eine gewisse Dauer?
Ganz ehrlich: Du solltest dir grundlegende Gedanken machen zu deiner Gesundheit. Aufgrund deiner Erlebnisse bist du wohl bereits wieder in einer Überforderungsphase. Zwar ist es toll, wenn es zwischendurch gute Tage gibt, doch diese sind ja offenbar nicht nachhaltig, weil die stressigen Tage überwiegen. Dann auch noch dein Wunsch, eine Arbeit zu haben, die dich weniger fordert (kenne ich auch sehr gut!).

Ich möchte dir einen Rat geben: Bitte achte gut auf deine Gesundheit, denn wenn sie erstmal ruiniert bzw. noch stärker angeschlagen ist, ist auch die Rehabilitation umso schwieriger und langwieriger! Lass dir Zeit bei der Entscheidungsfindung, überstürze nichts. Wobei, wenn ich es richtig verstanden habe, bist du ja jetzt noch in der Probezeit und müsstest bald entscheiden...?!

Bin gespannt, wie es weitergeht! Toi Toi Toi
Schöne Grüsse von Kitten

19.08.2021 12:30 • x 2 #17


A


Hallo Kleinerfreitag,

x 4#18


K
Liebe Kitten,

lieben Dank für Deine Antwort du triffst den Nagel auf den Kopf, wenn du schreibst, dass ich wohl mehr an meinen Lebenslauf denke als vielleicht die gesundheitliche Seite. Mir ist von Kind an eingeimpft worden, wie wichtig ein anständiger Lebenslauf ist, und ich habe bereits jetzt mehrfache Brüche darin, obwohl ich noch gar nicht so lange arbeite - finde ja selbst, dass das keinen guten Eindruck macht

Was du vorgeschlagen hast, nämlich das Pensum zu reduzieren - würde ich unheimlich gerne machen, habe ich mich bislang aber nicht getraut - natürlich aus finanziellen Gründen einerseits, aber andererseits auch deshalb, weil ich mir einfach dann doch nicht hundertprozentig sicher bin, ob es denn wirklich das Pensum ist oder doch der Job an sich, was mir so zu schaffen macht. Mir fällt es gerade im Moment einfach unheimlich schwer, Dinge/Situationen einzuschätzen/zu bewerten und Entscheidungen daraus abzuleiten. Aktuell lasse ich es daher einfach weiterlaufen und versuche wirklich, mich nur von Tag zu Tag auf den Job zu konzentrieren. Die Probezeit habe ich daher auch einfach jetzt auslaufen lassen, weil ich mir nicht zusätzlich zu allem anderen den Druck machen wollte, jetzt kurzfristig eine Entscheidung zu treffen. Mal sehen - bin selbst gespannt, wie es weitergeht, ehrlich gesagt...

Ich finde es super, dass du für dich entschieden hast, dass du mit Teilzeit besser fährst - das erfordert ja viel Mut, sich das einzugestehen. Wenn du schreibst, du hattest dennoch im letzten Herbst einen Burnout - geht es dir denn jetzt wieder besser? Arbeitest du wieder - und wenn ja, wie geht es dir damit?

Liebe Grüße und einen schönen Sonntagnachmittag!

22.08.2021 13:29 • x 3 #18

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