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Hausarzt nimmt mich nicht ernst wegen Depressionen / Burnout

B
Hallo liebe Community,

dies ist mein erster Beitrag in diesem Forum. Meine Name ist Sabine und ich bin 30 Jahre alt.

Ich gehe vollzeit Arbeiten und habe aufgrund meiner Depressionen, chronischen Schmerzen und einer Nervenkrankheit 50 Prozent Schwerbehinderung.

Die Arbeit fällt mir extrem schwer. Jeder Tag ist ein Kampf und ich habe absolut 0 Motivation. Mein ganzes Leben fühlt sich an, als würde ich durch Nebel laufen.

Leider habe ich neben meinen Depressionen auch chronische Kopfschmerzen und war deswegen auch schon in einer Spezialklinik.

Man hat mir dort viele Übungen gezeigt, welche ich auch anwende. Gegen die Kopfschmerzen haben sie etwas gebracht, dafür sind die Depressionen umso schwerer geworden in den letzten 12 Monaten. Bereits in der Klinik hat man mir ambulante Psychotherapieeempfohlen, da ich als mittelschwer depressiv galt. Ich habe sehr viel Zeit aufgewendet, um einen Therapieplatz zu finden, hatte aber immer nur diese Ersteinschätzungsgespräche, aber keinen dauerhaften Therapieplatz, weil keiner freie Kapazitäten hatte.

Mein Arbeitgeber weiß von meiner Krankheit und auch, dass es mir im Home Office deutlich leichter fällt (wenngleich immer noch schwer genug) meiner Arbeit nachzukommen. Man hat mir letztes Jahr 1 Tag home Office Pro Woche eingeräumt und ab dem neuen Jahr sogar 2. Nun wurde es komplett gestrichen, weil der Inhaber kein Home Office akzeptiert. Dabei arbeite ich im Büro und technisch macht es kein Unterschied, ob ich an der Arbeit sitze oder daheim.

Das ganze zieht mich ziemlich runter. Noch mehr als sonst. Auch habe ich sehr häufig Suizidgedanken. Mein Hausarzt nimmt das alles aber nicht ernst und schreibt mich wenn es mir sehr schlecht geht auch nur wenige Tage krank. Ich habe das Gefühl, dass er mich regelrecht als Symulantin darstellt.

Ich habe gerade gestern einen Depressionstest online gemacht und dieser sagt schwere Depression - aber dieses nicht ernst genommen zu werden, lässt mich an meinem Verstand zweifeln.

Was soll ich tun?

Den Hausarzt kann ich nicht wechseln, denn ich lebe auf dem Land und hier gibt nur diesen einen Weit und breit.

29.03.2020 10:16 • #1


Blume71
Guten Morgen und herzlich Willkommen hier!

Zitat von Bienchen90:
Den Hausarzt kann ich nicht wechseln, denn ich lebe auf dem Land und hier gibt nur diesen einen Weit und breit.


Das war tatsächlich mein erster Gedanke!

Hast Du denn einen Psychiater, der Dich behandelt, bei dem Du offen sein kannst und der vllt. auch Medikamente verschreiben kann?

Liebe Grüße Blume

29.03.2020 10:24 • x 1 #2


A


Hallo Bienchen90,

Hausarzt nimmt mich nicht ernst wegen Depressionen / Burnout

x 3#3


B
Zitat von Blume71:
Guten Morgen und herzlich Willkommen hier!



Das war tatsächlich mein erster Gedanke!

Hast Du denn einen Psychiater, der Dich behandelt, bei dem Du offen sein kannst und der vllt. auch Medikamente verschreiben kann?

Liebe Grüße Blume


Danke für deine Antwort.

Leider nicht, lediglich einen Schmerzarzt, welcher aber 40 km entfernt ist und bei dem man locker 3 Wochen Vorlauf für einen Termin braucht. Wenn es mir also kurzfristig sehr sehr schlecht, sodass ich nicht arbeiten kann, bringt mir der leider nichts

Medikamente habe ich schon sehr viel ausprobiert. Also wirklich sehr viel. 10 verschiedene reichen nicht. Allerdings beißen die sich alle mit meiner Nervenkrankheit und ich habe schwere Nebenwirkungen. Ständiger Sekundenschlaf, Halluzinationen usw.
Die ganzen Mittel habe ich im Lauf der Jahre zusammen mit dem Schmerzarzt ausprobiert. Einige aber auch in der Klinik.

Selbst wenn ich zu einem Hausarzt weiter weg fahre. Ich war letztens bei einem und habe ihm gesagt, dass ich gerne wechseln würde und Depressionen usw habe. Aber der hat mir glatt gesagt, dass er mich nicht haben will.
Ich könnte auch zum Hausarzt in die nächste Stadt, dort wo mein Schmerzarzt ist, aber ich glaube die wollen niemanden der mit 30 an Depressionen leidet.

29.03.2020 10:32 • #3


Blume71
Liebe @Bienchen90

Zitat von Bienchen90:
aber ich glaube die wollen niemanden der mit 30 an Depressionen leidet.



Das kann ja gar nicht sein, da werde ich direkt emotional.
Bitte rede Dir das nicht ein.

Leider hast Du schon einen langen Leidensweg und auch die ein oder andere neg. Erfahrung dabei gemacht.
Ich denke, es ist wichtig, dass Du einen guten Psychiater hast, der Dich mit Berücksichtigung der anderen Medikamente einstellt. Da ist es vllt. auch einmal nötig, einen weiteren Weg in Kauf zu nehmen, wenn man sich aber sonst gut aufgehoben fühlt.

Jeder Mensch hat ein Recht auf Behandlung, bitte versuche es weiter.

Hast Du denn Familie oder gute Freunde, wo Austausch stattfinden kann?

Lieben Gruß

29.03.2020 10:42 • x 1 #4


Dani82a
Hallo Sabine,

zunächst einmal: fühl dich gedrückt, Leidensgenossin! 3

Wow, Vollzeit.Wie viele Stunden pro Woche sind das für dich?

Ich selbst bin auch im Büro tätig.
HomeOffice hatte man mir jedoch nicht erlaubt.
Mein AG weiß ebenfalls um meine Erkrankung - hab da offen kommuniziert.

Letzten Endes befinde ich mich erneut in einer längeren Krankschreiben derzeit, weil ich mit dem ganzen Kram im Büro nervlich nicht mehr zurecht kam. Obwohl ich bereits auf Teilzeit umgestellt hatte.

Zitat von Bienchen90:
Dabei arbeite ich im Büro und technisch macht es kein Unterschied, ob ich an der Arbeit sitze oder daheim.

JA - genau das habe ich eben auch nicht verstanden.
Haben die Angst, dass man zu Hause nicht arbeitet?
Den Chefs geht (gefühlt) die Kontrolle flöten.
Altbackene Einstellung, finde ich.

Auf dem Land ist das echt keine allzu einfache Sache, sich einen Psychiater zu besorgen.
Hm.
Falls noch nicht gemacht: frage doch bitte bei deiner Krankenkasse, ob es Stellen gibt, an die du dich wenden kannst, die dir helfen können, an einen Facharzt zu kommen.

Der Facharzt kann dir dann auch eine Überweisung in eine Klinik (teilstationär oder stationär) ausstellen, wenn es dir gar nicht gut gehen sollte.
Wenn es überhaupt nicht mehr geht, dann begebe dich zur Ambulanz einer entsprechend Klinik/Psychiatrie. Da kann man vor Ort entscheiden, ob du aufgenommen werden musst.

Ein Therapieplatz ist meines Erachtens wichtig.
Sollte kein Therapeut frei sein in deiner Nähe, dann hat man als Patient mittlerweile die Möglichkeit online Therapiestunden zu erhalten.
Auch zu dieser Problematik würde ich mal deine Krankenkasse fragen, was die anbieten und/oder an Onlinediensten empfehlen können.

Hausärzte sind eben keine Fachärzte, leider.
Sie speisen einen oft fix ab.
- Bitte rufe bei der Krankenkasse an, schildere dein Problem und auch deine Sui.idängste. Was für Möglichkeiten hast du in deiner Umgebung bzw in der nächsten Stadt?
Aus meiner un-professionellen Sicht heraus würde ich sagen, dass man dich vorübergehend auf Arbeitsunfähigkeit lassen sollte. Bis du stabil bist. Denn stabil scheinst du mir anhand der Infos hier nicht zu sein derzeit.

Facharzt/Psychiater und eine Therapie - danach musst du bitte nun Ausschau halten. Auch wenn das viel Kraft kostet. Es wird sich für dich lohnen.

Und: denke bitte nicht, dass man dich als Arzt nicht haben will, weil du Depressionen mit 30 hast. Weder Krankheit noch Alter sollten einen guten Arzt davon abhalten helfen zu wollen. Kopf hoch, meine Liebe!

29.03.2020 10:57 • x 1 #5


Dani82a
@Blume71

Zitat von Blume71:
Das kann ja gar nicht sein, da werde ich direkt emotional.


Hab da eben auch ganz arg schlucken müssen.

Es kann und darf nicht sein, dass psychisch kranke Menschen abgekanzelt werden!
Da bekomme ich auch gleichzeitig Wut drüber, wenn ich lese/höre, dass ein Arzt den Patienten nicht ernst nimmt.!

29.03.2020 11:03 • x 2 #6


Blume71
Hallo @Dani82a

ja - es ist wirklich traurig, dass so etwas vorkommt - immer wieder muss man das leider auch hier im Forum lesen.

Ich wünsche Dir, @Bienchen90 ganz fest, dass Du einen Arzt bzw Psychiater findest, wo Du Dich gut aufgehoben fühlst.

Alles Gute!

29.03.2020 20:49 • x 1 #7


Mandinka
Hallo, du solltest dir unbedingt einen Psychiater suchen, denn der kann dich auch mal länger aus dem Rennen nehmen und dir auch ansonsten etwas weiterhelfen. Viele Hausarztpraxen, gerade auf dem Land - aber mittlerweile auch in den Großstädten, sind vollkommen überlastet und schicken deswegen Patienten einfach weiter. Das ist leider Tatsache und hat sich in den letzten Jahren massiv verstärkt. Es kann eine Weile dauern, bis du beim Arzt für Psychiatrie einen Termin bekommst. Meist muß man da Wochen Geduld haben. Aber wenn es dann geklappt hat, hat man immer einen Ansprechpartner und Zugang zu entsprechender Hilfe. LG

30.03.2020 11:12 • x 3 #8


A


Hallo Bienchen90,

x 4#9


S
Hallo Bienchen90,
wie geht es dir mittlerweile? Hast du einen neuen Hausarzt oder Psychiater gefunden?

Ich komme gerade vom Arzt und habe etwas sehr ähnliches erlebt.
Überhaupt finde ich mich in deinem Text und der Beschreibung deiner Gefühle und Situation sehr wieder.

Ich bin 29 und habe auch mit regelmäßigen depressiven Phasen zu kämpfen.
Im Frühling war ich bei meiner Hausärztin und habe zum ersten Mal von meinen psychischen Probleme berichtet und das es mir schon länger so geht.
Daraufhin hat sie mir ein Antidepressiva verschrieben, welches auch gut bei mir angeschlagen hat.
Allerdings plagen mich seit ein paar Monaten auch große Zukunftsängste. Ich fühle mich schon länger nicht mehr wohl bei der Arbeit. Die Stimmung ist furchtbar und ich komme auch nicht gut mit meiner Vorgesetzten zurecht. Vor zwei Monaten habe ich beschlossen zu kündigen und habe seit dem auch einige Bewerbungen verschickt sowie Vorstellungsgespräche wahrgenommen. Dabei ist leider noch nichts positives rausgekommen. Ich bleibe aber dran.
Das alles und die Kündigung die ich bis Ende September abgegeben haben muss und die Ungewissheit ob und wo ich ab Januar arbeiten werde, bereitet mir große Probleme. Das kommt dann halt erschwerend zu meinem allgemein unsicheren Zustand dazu. Als ich dann eben bei der Ärztin war, wurde ich zwischen Tür und Angel abgefertigt. Ich saß in einer Kabine die nur durch einen Vorhang geschlossen wird und wo man alles von allen Patienten mitbekommt. Als die Ärztin reinkam und mich fragte was los wäre, habe ich angefangen zu weinen und gesagt, dass mir alles zu viel ist und ich mich oft kraftlos fühle. Nicht in der Lage die an mich gestellten Anforderungen zu erfüllen.. sei es gesellschaftlich oder privat.
Sie hat dann nur sehr schroff gefragt wovon ich überfordert sei und mich für eine Woche krankgeschrieben. Ich solle etwas entspannen und mich um meinen ausstehenden Röntgentermin kümmern (weil ich eine chronische Erkältung habe und es nicht geschafft habe den Termin zu organisieren/wahrzunehmen wegen langer Wartezeiten und Probleme den Termin mit meinen Job zu vereinbaren)
Sie hat mich gar nicht weiter reden lassen und als ich sagte das ich gerne noch etwas sagen wollen würde meinte sie nur ,,Ja, was ist denn noch?!". Dann habe ich angesprochen, dass mir die Haare ausfallen und das schon länger, aber zur Zeit wieder verstärkt. Da meinte sie nur, dass das aufgrund von Stress sein könnte und ich die Woche zur Entspannung nutzen solle. Ob das von ihr verschriebene Medikament wirkt oder ob ich schon einen Psychotherapeut gefunden habe (was nicht der Fall ist) hat sie gar nicht gefragt.
Jetzt habe ich viel geschrieben, aber irgendwie hat das jetzt auch gut getan.

Fazit:
ich habe auch das Gefühl, dass ich mit 29 besser funktionieren müsste und die Ärzte/die Gesellschaft meinen Zustand und Befinden nicht ernst nehmen.
Darüber kann man wirklich verzweifeln und es gibt Tage da sehe ich alles nur noch schwarz und ohne Ausweg.
Wer bis jetzt gelesen hat… danke !

@Bienchen90 Ich hoffe sehr, dass es dir mittlerweile besser geht oder du einen gesunden Umgang mit deiner Depression gefunden hast. Ich wünsche dir alles Gute und würde mich über Antwort freuen

16.09.2022 08:57 • #9

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