Habe ich eine schwere Depression?

Cherry28
Hallo, ich bin Cherry , bin 28 und bin nicht sicher, was eigentlich mit mir los ist. Manchmal erkenne ich mich nicht wieder.
Ich schildere euch mal meine Situation:

Seit Monaten mache ich immer wieder diese Online-Tests Sind Sie depressiv usw. Immer kommt dabei heraus, dass ich an einer mittelschweren bis schweren Depression leide.

Vielleicht ist dem wirklich so, denn ich neige extremst dazu, mich in Gedankenspiralen (negativen natürlich) zu verlieren, weine oft, wenn ich alleine bin, bin einfach so unglaublich erschöpft, antriebslos, ich kann mich zu fast nichts mehr aufraffen. Ich bin auch fürchterlich unkonzentriert. Wenn ich mal Zeit hätte, irgendwas schönes zu machen bin ich meistens zu müde und fühle mich so „schwer“.

Auch mit dem Schlaf klappt’s meistens nicht gut. Ich brauche oft lange zum Einschlafen, nachts knirsche ich auch häufig und wache morgens zerschlagen und desöfteren mit Kopfschmerzen auf. Ja, Nacken- und Kopfweh habe ich momentan häufig.

Ich habe einen 40-Std. Job, seit 1 Jahr studiere ich noch nebenbei, demnächst steht ein Umzug an, aktuell bin ich absolut genervt von einer Kollegin. Es kommt alles zusammen, aber das Gefühl evtl. depressiv zu sein hatte ich schon vorher, vielleicht sogar über Jahre. Mal mit stärkerer, mal mit schwächerer Ausprägung. Es gibt immer vereinzelt Tage, da denke ich mir: Alles gar nicht so schlimm, mir geht es blendend. Aber ich gebe zu: diese Tage mit „Hochgefühl“ sind eher selten. Meistens komme ich morgens sehr schwer aus den Federn, im Laufe des Tages wird es etwas besser, aber ausgelaugt bin ich am laufenden Band. Übrigens: WENN ich mal zu etwas aufraffen kann macht es auch immer Spaß, aber im Vorfeld habe ich oft gar keine Lust, irgendwas zu unternehmen.

Heute ist so ein Tag, an dem geht es mir etwas besser. Optimal ist es zwar nicht, aber es geht, das ist ja schon mal ganz gut.

Ich zweifle schnell an mir, fühle mich oft minderwertig, denke immer, ich müsse es allen recht machen. Ich bin perfektionistisch, aber in letzter Zeit habe ich verstärkt das Gefühl, dass ich diesem Anspruch nicht gerecht werden kann - was mich dann zusätzlich zweifeln lässt.

Ich vergleiche mich oft mit anderen (Frauen) und schneide fast immer schlechter ab. Manchmal muss ich nur irgendwo eine gut aussehende Frau sehen und mir geht es schlechter. Hm, liegt vielleicht noch an meinem ersten Freund, der mir immer gern mitgeteilt hat, wen er toll findet und mit wem er es sich vorstellen könnte, wenn ich nicht wäre. Damals stand ich knapp vor einer Magersucht, weil ich auf Biegen und Brechen gefallen wollte. Aber je mehr Mühe ich mir gab, desto mehr hat er mir das Gefühl gegeben, andere Frauen zu begehren. Und ich bin letztlich selber schuld, denn ich habe es mir lange bieten lassen. Damals ging es sogar soweit, dass ich diesem seelischen Druck kaum standhielt und Erleichterung über beginnendes selbstverletzendes Verhalten suchte.

Nun gut, das Thema holt mich immer wieder ein. Ich projiziere das gern (u.a. in Form von Eifersucht) auf meine jetzige Ehe, was überhaupt nicht angemessen ist und frage mich, was mein Mann mit mir will, wenn es so viele wirklich tolle, hübsche und erfolgreiche Frauen gibt. Manchmal habe ich eben solche Phasen... schlimm.
Das Ganze blockiert mich privat, blockiert mich beruflich. Ich bin schnell gereizt und mache mir viele Gedanken, ob ich dem allem wirklich gewachsen bin. Job, Studium, Umzug.

Ich bin gut, besonders im berufsbegleitenden Studium, und habe auch Anfang des Jahres einen besseren Job innerhalb der Firma erhalten. Mein Problem dürfte daher nicht an mangelndem Intellekt liegen. Ich kann mich einfach nicht durchsetzen und lasse mir zu viel gefallen... weil ICH gefallen und gut ankommen möchte.

Auf jeden Fall möchte ich, dass das endlich, endlich aufhört. Ich will wieder mehr Freude an dem bekommen, was ich tue. Meine beste Freundin meinte auch schon mal, es sei vielleicht besser, wenn ich mal zum Arzt ginge (Therapie?), gerade weil mich auch die Vergangenheit oft einholt. Und mein Mann erwähnte am Freitag, als ich mal wieder geweint habe, weil mir alles zu viel war, ebenfalls das Wort Anti-Depressiva.
Aber ich habe Angst, dass - wenn ich einen Arzt aufsuche - dieser mich vielleicht nicht ernst nimmt, mir vielleicht sagt, dass ich einfach mehr Ruhe halten solle und ich dann genauso weit bin wie vorher...
darüber hinaus fällt es mir schwer, mir einzugestehen, dass ich es alleine (sprich ohne professionelle Hilfe) nicht schaffe. Wer zeigt schon gerne Schwäche...
Wie schätzt ihr meine Aussagen ein? Noch normaler Zustand und bin ich endgültig reif für professionelle Hilfe? Und wenn letzteres der Fall sein sollte: wie geht man das am besten an? Ich habe da wirklich Hemmungen, denn ich möchte doch stark sein, statt meine Schwächen zugeben zu müssen?!?

Danke vorab!
Viele liebe Grüße
Cherry

11.10.2010 11:39 • #1


uniquenessy
Hallo Cherry 28,

das kommt mir schon alles sehr bekannt vor, da wir hier keine Diagnose stellen können, dürfen und wollen,
würde ich dir dennoch ans Herz legen wollen, mal einen Arzt aufzusuchen.
Hast du einen Hausarzt? Ich habe zuerst jene aufegsucht und der hat mich an einen Psychater/ Neurologen weiter verwiesen.
Ich habe bisher immer Ärzte gehabt, die mich auch für voll genommen haben. Wenn das bei dir nicht der Fall ist, würde ich mich an einen weiteren Arzt wenden.
Vor allem, nimm dich selber Ernst. Kein Mensch ist perfekt und zu einem Menschen gehören auch Schwächen.
Es macht dich nicht zu einem schlechteren Menschen, wenn du dir Hilfe suchst.
Eher sehe ich das anders, wir sind mutig genug, uns mit uns under Welt auseinander zu setzen.
Ich habe den Eindrück, du kannst dich selber schon sehr gut reflektieren und erahnen, woher deine Probleme kommen. Das ist ne super Basis für ne Therapie.
Also nur Mut.

Gruß
Uniquenessy

11.10.2010 12:43 • #2


A


Hallo Cherry28,

Habe ich eine schwere Depression?

x 3#3


Cherry28
Danke Uniquenessy,
ja, ich kann erahnen, woher das kommt. Leider scheine ich allein nicht wirklich Herrin der Sache zu werden...
Wie geht es dann weiter: man bekommt eine Überweisung und dann? Werde ich Kosten haben? Wieviel Zeit ist einzukalkulieren?
Viele Grüße
Cherry

11.10.2010 13:05 • #3


uniquenessy
Hallo Cherry,

ja du bekommst eine Überweisung, außer den 10Euro Praxisgebühr kommen keine Kosten auf dich zu.
Wenn der Hausarzt bzw. Psyhchater/Neurologe eine Psychotherapie für angebracht halten, gibt es auch hierfür eine Überweisung.
Eine Liste aller zugelassenen ( von der Krankenkasse bezahlten) Psychotherapeuten in deiner Nähe bekommst du auch von deiner Krankenkasse.
Wie schnell du ein Termin beim Arzt bekommst hängt von vielen Faktoren ab, ich musste 2Monate warten.
Bei Psychotherapeuten sieht es schon anders aus, es gibt einige die auch sofort Termine vergeben, bei anderen musst du sehr lange warten.
Hängt auch ein bißchen davon ab, wie sehr du hinterher bist mit der Suche.

Gruß
Uni

11.10.2010 14:31 • #4


Cherry28
Danke!
Ich sollte es wirklich mal angehen... ach, das habe ich schon zig Mal gesagt aber nie getan. Ich frage mich, warum ich solche Hemmungen davor habe.
Heute früh ging es mir eigentlich ganz gut, aber dann meinten meine Kollegen, ich würde ja so müde aussehen und schon war ich wieder schlecht drauf und grüble wieder....

12.10.2010 10:09 • #5


uniquenessy
Hallo Cherry,

mir scheint, für dich sind die Worte: Krankheit, Psychotherapie, Schwächen mit etwas sehr negativen behaftet.
Vielleicht warst du mal in der Situation, wo du das Gefühl hattest, andere lieben dich nur, wenn du beste Leistung bringst, stark bist....
Aber ich kann dir sagen, wenn du wirklich ein Problem hast (das will ich dir nicht entsprechen, aber ich kann eben nicht diagnostizieren), dann wird es nicht von alleine weg gehen und je länger du wartest, desto mehr Zeit brauchst du auch für den Weg der daraus führt.
Nimm es jetzt in die Hand!

Gruß
Uni

12.10.2010 13:15 • #6


Cherry28
Ja, in meiner ersten Beziehung hatte ich das Gefühl, nur 100% akzeptiert zu werden, wenn ich perfekt bin und perfekt funktioniere. 4 Jahre hab ich's mir gefallen lassen. Ich kann nicht glauben, dass es mich noch heute so (im negativen Sinne) beeindruckt, aber das tut es offensichtlich. Und ich jage immer noch einem Ideal und Perfektionismus nach, den ich niemals erreichen werde. Auch in meiner Schulzeit gab es ein paar Sachen, die tief sitzen....
Ich weiß, ich muss es angehen. Mir zuliebe. Und meinen Lieben zuliebe - denn gerade meinen Mann behandle ich manchmal sehr unfair, dabei ist er soooo geduldig mit mir und meinen Stimmungsschwankungen.
Da habe ich wirklich Glück und ich weiß, dass ich seine Unterstützung habe.

12.10.2010 13:54 • #7


Cherry28
Ich hab noch eine doofe Frage:
muss der erste Schritt der Gang zum Hausarzt sein. Umuzgsbedingt kenne ich meinen neuen Hausarzt noch nicht so lange und ich frage ich mich, ob auch meine Frauenärztin im ersten Schritt Ansprechpartnerin sein kann? Auch sie kenne ich zwar noch nicht so lange, aber irgendwie bringe ich ihr mehr Vetrauen entgegen als meinem Hausarzt.... ?!

13.10.2010 09:19 • #8


S
Hallo Cherry!

Wenn sich deine Frauenärztin dazu bereit erklärt, dürfte nichts dagegen sprechen. Überweisungen für einen Facharzt musst du dann allerdings weiterhin dort holen, wo du zuletzt die Gebühr bezahlt hast. Und behandeln kann dich deine FÄ logischerweise auch nicht, aber ich denke, wenn du ihr die Situation erklärst, bestünde durchaus die Möglichkeit, dass sie zumindest als Erstkontakt agiert, denn auch einer FÄ dürfte die Thematik alles andere als fremd sein.

Ich würd einfach mal zur Praxis fahren und mit der Sprechstundenhilfe sprechen.

13.10.2010 10:17 • #9


Cherry28
Ja, ich frage einfach mal nach. Dass sie mich nicht behandeln kann ist wirklich klar, aber das könnte der Hausarzt ja auch nicht. :-)
Danke!

13.10.2010 10:20 • #10


S
Doch, Allgemeinmediziner sind bis zu einem gewissen Grade in der Lage dich zu behandeln. Ich habe auch eine Weile lang meine Mediks von meinem HA bekommen. Ich bin erst eine ganze Weile später zum Psychiater gegangen.
Und der HA ist natürlich um einiges vertrauter mit der Symptomatik, als ein Gynäkologe. Als Allgmediziner muss man heutzutage einfach mit seelischen Erkrankungen vertraut sein, wenn man bedenkt, dass die halbe Gesellschaft davon betroffen ist.

Aber das nur als Anmerkung, dir geht es ja um etwas anderes und ich denke auch ein Gyn kann dich zumindest ein wenig beraten.

Alles Liebe, dir!

13.10.2010 10:27 • #11


Cherry28
Ach so, und ich dachte, der HA gibt einem auch nur eine Überweisung und das war's...
Hm, mal schauen, wie ich's angehe.
Danke nochmal!

13.10.2010 10:42 • #12


Cherry28
...zu allem Übel gibt es nun noch unerwartete Probleme mit dem Kredit für unseren Wohnungskauf. Die ersten Handwerker sind schon am Arbeiten und uns geht langsam das Geld aus... ich könnte durchdrehen, ich will nicht mehr, ich kann nicht mehr!
Warum kommt immer alles zusammen?
Augen zu und durch, irgendeine Lösung wird's geben, aber so zieht mich die Situation zusätzlich runter. Kein Weltunergang, klar, aber mir ist das momentan zu viel. Ich weiß nicht, wie ich das stemmen soll (und dann noch lieb und lustig sein) und dabei wird mir wohl auch kein Arzt der Welt helfen können.
Ich glaub, wenn das mit Wohnung und Umzug erstmal überstanden ist, wird's mir etwas besser gehen...
Drückt mal Daumen!
Danke und viele Grüße

14.10.2010 08:50 • #13


C
Zitat:
Warum kommt immer alles zusammen?

Das frage ich mich auch immer. Sonst wäre es vielleicht zu einfach? Echt schwierig!

Zitat:
Augen zu und durch, irgendeine Lösung wird's geben, aber so zieht mich die Situation zusätzlich runter. Kein Weltunergang, klar, aber mir ist das momentan zu viel.

Denke auch eine Lösung wird es auf jeden Fall geben.

Zitat:
(und dann noch lieb und lustig sein)

Warum musst Du denn lieb und lustig sein? Wer sagt das?

LG.
Chrischi

15.10.2010 02:48 • #14


Cherry28
Danke Crischi, für deinen Beitrag.
Niemand sagt, dass ich lieb und lustig sein muss, aber ich denke immer, dass ich nur dann wirklich akzeptiert werded und gut ankomme. Schon blöd.
Hm, gestern Abend lief dieser Beitrag über Depressionen und Burnout im Fernsehen. Erschreckend, welche Parallelen ich da teilweise festgestellt habe.
Interessant fand ich die eine Dame (wie heißt sie noch? die Freundin von Anne Will?), welche gesagt hat, dass sie Koffer packen wollte und es einfach nicht organisiert bekommen hat. Sie konnte sich nicht entscheiden, was sie wohin packen soll... so fühlte ich mich heute Morgen: ich stand vor'm Schrank, zig Jacken, aber ich wusste einfach nicht, welche ich anziehen soll. Da musste ich direkt wieder an den Beitrag denken. Hatte nach diesem TV-Bericht auch ein sehr konstruktives Gespräch mit meinem Mann, der diese Parallelen zu meinem momentanen Zustand ja auch entdeckt hat (und nicht erst gestern).
Er steht hinter mir, so dass ich mich wohl überwinden werde und endlich den ersten Schritt mache.
Habe Tagebuchaufzeichnungen entdeckt, aus denen hervorgeht, dass ich schon vor ca. 13 Jahren an massiven Selbstzweifeln litt. Seither habe ich das nie richtig abgelegt. Zeit zur Veränderung, würde ich sagen...
Wünsche euch eine gute Woche!!

18.10.2010 09:03 • #15


Cherry28
Hallo, ich bin's mal wieder. Nachdem ich am Samstag abend von jetzt auf gleich wieder eine sehr merkwürdige Stimmungsschwankung hatte (auf einmal fand ich mich ganz schlimm und hässlich usw.), ging es ab Sonntag wieder alles erstaunlich gut. Am Sonntag hatten wir Besuch, was mich nach einer gewissen Zeit zwar etwas angestrengt hat (bin einfach immer so müde!), aber an sich war es ein schöner Tag.
Ist das normal, dass man Momente oder ganze Tage hat, in denen man sich von jetzt auf gleich schrecklich fühlt und bitterlich weint (eigentlich grundlos) und dann ist es wieder 3, 4, 5 Tage alles ziemlich gut?!?!? Ich bin völlig verwirrt und dann denke ich an solchen Sonnentagen: Hey, du übertreibst, du bist doch nicht depressiv, dir geht es doch gut!!
Bin ratlos! Ich kann das nicht einschätzen!!

26.10.2010 11:09 • #16


A
Hallo Cherry,

ob das normal ist, weiß ich nicht. Ich kenn das von mir aber auch. Am Sonntag ging es mir echt ganz gut. Ich konnte mich auf den nächsten Tag freuen und hab positiv gedacht. Hab mich auch gefreut, weil früher die Wochenenden immer furchtbar waren, weil nichts zu tun war, und ich mich wieder auf den Montag freute. Na ja, wie auch immer. Seit Montag hänge ich jedenfalls wieder durch. Hab die Uni geschwänzt und bin nur am gammeln. Mir geht es nicht besonders schlecht, aber ich hab ein schlechtes Gewissen, weil ich nicht funktioniere. Wieso das so ist? Keine Ahnung. Es kann auch einfach daher kommen, dass ich mich vorher so überfordert habe. Dann gibt's eben jetzt die Rechnung. Ich wollte dir damit nur sagen, dass es nicht immer einen unmittelbaren Auslöser geben muss. Können auch permanent viele kleine Dinge sein, oder etwas, das ein paar Tage zurück liegt, abgeklungen ist und die Erschöpfung jetzt durchschlägt.
Und ja: an diesen Sonntagen geht es dir gut! Und das ist doch auch schön. Genieß es. Depressionen bleiben trotzdem Depressionen. Wär ja auch schlimm wenn es keine guten Phasen gäbe.

Alles Liebe,
Amparo

26.10.2010 11:21 • #17


S
Hi Cherry!

Zitat:
Ist das normal, dass man Momente oder ganze Tage hat, in denen man sich von jetzt auf gleich schrecklich fühlt und bitterlich weint (eigentlich grundlos) und dann ist es wieder 3, 4, 5 Tage alles ziemlich gut?!?!? Ich bin völlig verwirrt und dann denke ich an solchen Sonnentagen: Hey, du übertreibst, du bist doch nicht depressiv, dir geht es doch gut!!

Bis zu einem gewissen Grade kann das durchaus normal sein. Gerade diese Stimmungsschwankungen sind ja sehr oft die Tücken einer Depression.
Gewisse Wechselepisoden gehören zu der Depression wohl wie das Amen in der Kirche.
Die Kunst ist die guten Tage nicht damit zu verbringen darüber nachzudenken wieso es einem auf einmal wieder gut geht und was die vorigen Tage los war, sondern diese auszukosten.

Sicherlich solltest du beobachten wie oft diese Wechselepisoden bei dir stattfinden und wie ausgeprägt sie sind (vom einen ins andere Extrem?). Ab einem gewissen Grade kann dies durchaus in die Richtung Manie gehen, was dann aber auch unbedingt ärztlich abzuklären wäre.

Apropos; konntest du bisher einen Arzt aufsuchen? Magst du ein wenig berichten?

26.10.2010 11:25 • #18


Cherry28
Hallo Amparo,
lieben Dank für deine Antwort. Wahrscheinlich suche ich immer noch nach Beweisen dafür, dass ich gar keine professionelle Hilfe brauche. Aber es stimmt, das ändert nichts an der Tatsache, dass ich mich oft genug schlecht, minderwertig und ausgepowert fühle...
Dir auch alles Liebe!
Cherry

26.10.2010 11:27 • #19


Cherry28
Hallo Sandra,
*schlechtes-gewissen-hab* nein, ich habe noch keinen Arzt aufgesucht. Ich kann diese Hemmungen irgendwie nicht ablegen. Und wenn ich dann ausgerechnet einen Termin an einem Tag bekomme, an dem es mir gut geht, habe ich Angst, dass mir dann nicht geglaubt wird, wie schlecht ich mich manchmal fühle und wie viel ich nachdenke und grüble... ich weiß, das Vorhaben allein wird mich nicht weiterbringen, ich muss endlich handeln... auch mein Mann redet mir gut zu. *seufz* Ich hoffe, ich bringe bald die Kraft auf, es durchzuziehen!!

26.10.2010 11:30 • #20


S
Liebe Cherry,

dir brauch das nicht unangenehm sein. Man merkt ganz deutlich, dass du noch sehr befremdlich auf deine Symptomatik reagierst. Ich habe das Gefühl du stehst dir auch genau deshalb selbst im Weg. Du glaubst dir noch nicht so recht, hm?

Vielleicht wäre es für dich ja eine Möglichkeit, dass du dich vor einem Arztbesuch an eine psychologische Beratungsstelle wendest. Dort bist du auch nicht unbedingt dazu verpflichtet dich auszuweisen, kannst also weitesgehend anonym bleiben und der Druck fällt weg, dass du dich direkt einer Behandlung unterziehen musst. Dort wirst du so gut es geht beraten und dir wird die Symptomatik nahe gelegt/erklärt.
Du hast dann natürlich auch die Möglichkeit über diese Stelle weitere Wege in Anspruch zu nehmen, was aber - soweit ich informiert bin - nicht Pflicht ist.

Falls du lieber völlig anonym bleiben magst, gibt es auch psychologische Beratungshotlines.

Ich denke es wäre ganz wichtig, wenn dir einmal vor Augen geführt wird, was es überhaupt bedeutet unter einer depressiven Symptomatik zu leiden und wie es weitergehen kann. Vor allem aber, dass dies nichts ist wofür man sich schämen muss.

Zitat:
Und wenn ich dann ausgerechnet einen Termin an einem Tag bekomme, an dem es mir gut geht, habe ich Angst, dass mir dann nicht geglaubt wird

Du stehst nicht vor einem Richter, liebe Cherry. Du bist Hilfesuchende und sollst nichts bezeugen. Auch einem Arzt ist bewusst, dass es nebst den depressiven, auch normale Episoden gibt - das gehört schließlich dazu.

Ich wünsche dir von Herzen, dass du irgendwie einen Zugang zu deiner Erkrankung und dir selbst findest.

26.10.2010 13:38 • #21


Cherry28
Liebe Sandra, besten Dank für deine lieben Worte.
Heute früh war ich ganz knapp davor, endlich den ersten Schritt zu machen und einen Arzt aufzusuchen. Gestern Abend meinte mein Mann, dass ich gar nicht mehr fröhlich sei in letzter Zeit und er das Gefühl habe, nicht an mich ranzukommen und es mir nicht recht machen zu können. Es belastet auch ihn, das merkt man deutlich, und das war wieder so ein Punkt an dem ich feststellen musste, dass ich wohl echt ein Problem habe, dass ich allein nicht lösen kann.
Also, heute früh auf dem Weg zur Arbeit habe ich drüber nachgedacht, beim Arzt anzuhalten, es einfach schon mal zu adressieren, aber das Pflichtbewusstsein... ich wäre sicher zu spät zur Arbeit gekommen und das war wieder die perfekte Ausrede es nicht zu tun. :-(
Mittlerweile merke ich sogar, dass ich manchmal das Gefühl habe nicht richtig durchatmen zu können. Das hatte ich schon mal, als ich vor Jahren prüfungsbedingt sehr angespannt war.
Ich weiß, dass ich handeln muss und dennoch tue ich es nicht. Warum???
Ich hab u.a. Angst, dass ich vielleicht krank geschrieben werde, aber was sagt man da dem AG?

04.11.2010 15:44 • #22


S
Hallo Cherry,

entweder bist du krank oder nicht. Nach deinen Beiträgen zu urteilen, solltest du dir wirklich Hilfe suchen. Allein schaffst du es wohl nicht mehr.

Hab den Mut und geh zu deinem Arzt. Er muß dich ja nicht gleich krankschreiben. Vllt gibt es ja noch einen Mittelweg.

Alles Gute für dich.

Serafina

04.11.2010 17:08 • #23


S
Hallo Cherry,

Zitat von Cherry28:
Ich hab u.a. Angst, dass ich vielleicht krank geschrieben werde, aber was sagt man da dem AG?

Falls Du krank geschrieben wirst, brauchst Du dem AG lediglich die Krankmeldung zukommen lassen.

Du hast nicht die Verpflichtung, über Diagnosen zu sprechen, auch wenn Deine Vorgesetzten oder Kollegen Dich vielleicht dazu drängen. Sag einfach, falls Du Bedenken hast, gar nichts zu sagen, Dir geht es nicht gut und es müssen Untersuchungen durchgeführt werden.

Warst Du denn noch nie mal wegen Erkältung oder anderen Krankheiten krank geschrieben?

04.11.2010 17:15 • #24


Cherry28
Hallo,
nachdem nun auch familiäre Probleme hinzukamen, wurde meine Lage verzwickter. Ich hab Kopfschmerzen, bin total erschöpft und unkonzentriert, sehr nachdenklich... heute Morgen war ich beim Arzt. Leider war mein Hausarzt ausgerechnet heute nicht da, aber seine Vetretung war nett und hat mir, nachdem ich sein Sprechzimmer regelrecht überflutet habe, erstmal 3 Tage krank geschrieben. So kann ich ein wenig zur Ruhe kommen. Das Weitere soll ich am Montag mit meinem Hausarzt besprechen, aber der Vertretungsarzt hat schon die Themen antidepressive Mittel und Psychotherapeut in den Mund genommen *seufz* damit ich das Leben wieder fühle. Lt. Krankmeldung ist es eine depressive Episode. Oh Mann, es steht noch so viel an die nächsten Wochen, da kann ich doch nicht schlapp machen!!
Jedenfalls, mein Mann hat mir direkt angeboten, am Montag mitzukommen, um mir den Rücken zu stärken. Ich freu mich, dass ich hier viel Rückhalt bekomme und bin froh, den ersten Schritt gemacht zu haben.
Ab nun kann es nur noch aufwärts gehen, oder?
Viele Grüße
Cherry

10.11.2010 13:41 • #25


S
Hallo Cherry28,

Zitat von Cherry28:
Ich freu mich, dass ich hier viel Rückhalt bekomme und bin froh, den ersten Schritt gemacht zu haben.

Schön, dass Du den Mut hattest, diesen wichtigen Schritt zu tun.

Es wird auf jeden Fall weiter gehen, wenn Du am Ball bleibst. Ich bin mal gespannt, was Dein Hausarzt am Montag sagen bzw. Dir raten wird. Wenn Du magst, kannst Du ja mal berichten.

10.11.2010 16:26 • #26


Cherry28
So...
mein Hausarzt (dessen Sprechzimmer ich auch wieder halb überflutet hab - Emotionen NULL im Griff momentan) hat mich diese Woche noch krankgeschrieben und mir eine Überweisung zum Psychotherapeuten gegeben. Psycosomatisches Erschöpfungssyndrom. Er meint, ich solle aufpassen - wenn ich so weitermache, bekäme ich bald einen völligen Nervenzusammenbruch und dann bin ich mehrere Monate außer Gefecht gesetzt. :-( Super Aussichten. Aber sehen wir es positiv: der Anfang ist gemacht....
Schönen Abend euch allen.
Cherry

15.11.2010 22:13 • #27


uniquenessy
Hallo Cherry,

hast du sich auf die Suche nach einem Therapeuten begeben?
Wie soll es für dich nächste Woche weiter gehen?

Lieben Gruß
Uni

18.11.2010 14:54 • #28


K
Hallo Cherry,
ich weiß, es ist nicht einfach, den ersten Schritt zu machen. Was sollen die Leute denken? Ich kenne das:

ich will es allen Recht machen,
bloß nicht krank schreiben lassen,
es allen Recht machen.

Es tut mir Leid, wenn ich mich jetzt so ausdrücke, aber geb Dir mal einen Tritt in den A....(llerwertesten). Du wirst es nicht bereuen, glaube es mir. Ich habe in dieser Woche auch einen Termin bei meiner Hausärztin, damit sie mir hilft, einen passenden Psychologen zu finden. Und ich muss Dir sagen, klar kostet es Überwindung. Ich war bei 2 Psychiatern, ich fühlte mich nicht verstanden - das muss aber nicht bei jedem so sein... Aber allein die Tatsache den ersten Schritt zu machen, in diese Praxis zu gehen und zu sagen:Hallo, mir geht es total dreckig. Bitte hilf mir! war das Beste, was ich machen konnte.
Ich habe von 2004 bis 2009 in nem Dorf gewohnt, mich haben mal ein paar Leute aus diesem Dorf beim Psychiater rauskommen sehen bzw. meine Ex - Schwiegermutter hat es auch an die große Glocke gehangen und innerhalb von 2 Tagen wusste das ganze Dorf, dass ich beim Psychiater in Behandlung bin - tolles Gefühl
Aber letzten Endes war es mir absolut egal, ich habe den Leuten sprichwörtlich diesen hier gezeigt und bin meines Weges gegangen. Nur weil man bei nem Psychiater / Psychologen in Behandlung ist, heißt das nicht, dass man vollkommen einen an der Murmel hat (sorry, für meine Wortwahl) Auch wir sind NUR Menschen und keine Außerirdischen oder so, nur weil wir zu nem Psycho - Doc (sorry) gehen.

Ich hoffe, mir ist keiner böse, dass ich so geschrieben habe. Solche Ausbrüche habe ich nicht oft und dieser hier war noch recht harmlos... Ich will auch niemand damit persönlich angreifen oder hoffe, dass sich niemand hier persönlich angegriffen fühlt. Ich bin sehr froh, hier zu sein und mich mit anderen Leuten auszutauschen, Rat zu holen usw.

Ich wünsche Dir gaaaanz viel Glück und drücke Dir gaaaanz dolle die Daumen, Cherry.

LG Kathrin

20.11.2010 22:35 • #29


A


Hallo Cherry28,

x 4#30


Cherry28
Hallo ihr Lieben,
ich bin heute wieder arbeiten und hoffe, mein Zustand bleibt stabil. Nicht, dass ich mich gleich wieder übernehme...
Also, ich hatte bereits gestern einen Termin bei einem Therapeuten. Ist zwar nicht kassenzugelassen, aber da ich u.a. von einem kassenzugelassenen Therapeuten die Auskunft bekam, dass er frühestens in 6 Monaten einen Platz frei habe, war mir das gerade egal. Ich brauche JETZT Hilfe, JETZT bin ich auch bereit dafür und nicht erst in ein paar Monaten. Das ist meine Gesundheit mir mittlerweile auch wert!
Der Termin war gut, er diente der Orientierung, aber der Therapeut war zufrieden, weil ich ihm viel erzählt habe und sehr offen war. Am jetzigen Freitag wird eine Doppelsitzung folgen, damit wir in die Pötte kommen und dann wieder am 10.12. :-) Ich glaube, alles wird gut!
Hauptproblem scheint zu sein, dass ich immer eine Riesenangst habe, nicht zu genügen, ganz schlimm. Hier werden wir auf jeden ansetzen. Ich bin gespannt wie es weitergeht und bin sehr stolz, dass ich diesen Weg nun gehe. Ich binde es nicht freiwillig jedem auf die Nase, aber ich stehe dazu. :-)

Euch auch alles Gute!!

Liebe Grüße
Cherry

23.11.2010 12:42 • #30

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