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Gefangen in mir selbst / tiefes schwarzes Loch

AmyAluka13
Ein neues Hallo hier ins Forum,

da es mich nun seit Monaten immer mehr in ein tiefes, schwarzes Loch ohne Hoffnung zieht, weiß ich schon gar nicht mehr, wo ich überhaupt noch ansetzen soll. Die innere Leere, welche ich fühle, hatte sich erst einmal eine Zeit lang komplett aufgelöst, was ich meiner künstlerischen Affinität zu verdanken hatte. Wie ich es vielleicht auch schon in meinen vorherigen Beiträgen aufgegriffen habe, geht es in erster Linie bis heute noch um einen Menschen, mit welchem ich nicht abschließen konnte. Die Tatsache, dass ich mich aber überhaupt einmal nach irgendeinen konkreten Menschen sehne, versuche ich auf Grund einer vorhandenen Ambivalenz zu meiner eigenen, inneren Einstellung, stets zu verdrängen, da ich zwischenmenschliche Beziehungen größtenteils abwerte und meide.

Diese gewisse Sehnsucht nach einem bestimmten Menschen, trage ich nun schon seit einem halben Jahr mit mir herum, und ich denke immer wieder ganz aus dem Unterbewussten heraus an jegliche Person zurück, bis ich letzten Endes aus einer seelischen Enttäuschung heraus rein gar nichts mehr fühlen konnte. Die derzeitige Situation (ich lebe immer noch in einer Notunterkunft) macht das Ganze lediglich nicht besser, sondern schult gerade das, was ich momentan fühle. Ich fühle mich nur noch vollkommen ausgebrannt, ich habe keinerlei Motivation mehr, fühle mich von dieser vorhandenen Leere übermäßig eingeengt und lebe nur noch wie ein Roboter in den Tag hinein. Das heißt, dass ich zwar noch meinen ganz gewohnten Alltag nachgehe, aber dies ausschließlich nur noch in einem Zustand, welcher sich wie ein reiner Programmdurchlauf anfühlt; Ich gehe draußen laufen, einkaufen etc. - während ich mich aber innerlich vollkommen interesselos und gleichgültig fühle. Halte ich dann in diesem Ablauf jedes mal inne, überwältigt mich wieder das Gefühl der Sehnsucht und auch die Erkenntnis darüber, dass ich trotz der vorhandenen Verständnis, von einem bestimmten Menschen abgewürgt und vielleicht sogar unterschwellig abgetan wurde. Ich würde das alles noch so ungerne bedauern und einfach wieder weiter leben, aber letzten Endes durchlebe ich diese Gedanken und Erinnerungen an nur einen einzigen Menschen, immer wieder neu. Auch sonst bleibt mir hierbei nicht mehr viel Ablenkung übrig, da ich den Bezug zu einfach allem verloren habe.

Das Einzige, was mir anbei noch übrig blieb, ist die von mir empfundene Sehnsucht zu einer fernen Person und letztendlich auch eine innere und aufgestaute Wut auf die heutige Wirtschaft und Gesellschaft, so wie sie ist (hier zu haben sich bereits schon unzählige Erfahrungen und Erlebnisse gehäuft.)

Ich fühle mich letzten Endes also schlichtweg durchwachsen. Ich bin nur noch voller Leere, innerer Wut und Skepsis, und dies alles begleitet von einer Erkenntnis, dass das, wo nach ich mich in aller Kritik sehne (die abgeschlagene Freundschaft, welche ich einem Menschen gewähren wollte) niemals ausgelebt werden kann. Demnach fühle ich mich nur noch vollkommen unterdrückt von dieser in mir aufgeblühten, inneren Leere und auch der Tatsache, dass für mich einfach alles an Bedeutung verloren hat. Ich bin nur noch zu einem grauen Fleck in einer grauen Umgebung geworden, und ich sehe auch in dieser ganzen Bedeutungslosigkeit keinerlei Nuancen mehr. Selbst meine eigene Philosophie beschäftigt sich eigentlich nur noch damit, dass ein Mensch kommt und dann irgendwann wieder geht, und auch nichts wirkliches dazwischen liegt. Ich fasse mich kurz: Ich habe jeglichen Bezug und Glauben an mir selbst, dieser Wirtschaft und auch der heutigen Generation vollkommen verloren. Wenn ich mich dann irgendwann in der Nacht wieder in das Bett lege, dann spüre ich einen gewissen Fußabdruck des vorangegangenen Tages auf meiner Brust lasten, welcher sich so ähnlich wie ein Stromfluss anfühlt, der durch den ganzen Brustbereich fließt. An Medikamente denke ich auch vorerst nicht, da ich sie auch endgültig abgeschworen habe und generell auch nur noch Wert auf homöopathische Präparate lege, und auch trotzdem noch sehr gut schlafen kann.

Langer Text, kurzer Sinn:
Ich habe eigentlich viele persönliche Mittel, mich irgendwie auf eine positive Art und Weiße wieder etwas neutralisieren zu können, letzten Endes habe ich jedoch den notwendigen Bezug dazu verloren. Mir fehlen sowohl die Kapazitäten als auch die Motivation und Interesse, mich mit allem, was mir sonst immer Spaß gemacht hat, wieder irgendwie in Einklang zu bringen. Vielleicht ging es hier ja einem schon so ähnlich: Dieses Bedürfnis und auch die Notwendigkeit, wieder auf freie Gedanken zu kommen, welches man zwar irgendwo im Bewusstsein mit sich herum trägt, aber auf Grund der vorhandenen Leere, welche man letztendlich spürt, nicht mehr erfüllen kann, weil dieser schwarze Sog mit der Zeit einfach zu tief geworden ist.

Die Frage ist, wie ich überhaupt noch irgendeinen Zugang zu meinen eigenen Interessen bekomme, geschweige denn
wie ich mit meiner eigenen Kritik und der Ambivalenz umgehen soll, mich nach einen Menschen zu sehnen, welcher 1. einfach nicht zugänglich ist/war und 2. ich mich eigentlich auch nicht selbst wirklich mit irgendeinem konkreten Bezug zu einer anderen Person auseinandersetzen möchte - und wenn ich diesen gewissen Bezug auch nur etwas vergeblich empfinde.

Vielleicht war ja schon jemand in einer ähnlichen Situation und hat irgendeinen Rat.

LG Amy

23.04.2020 21:34 • x 1 #1


F
liebe Amy,

Du früher war ich selbst ein ganz ruhiger und zurück gezogener Mensch. Total schüchtern, unnahbar, wenig Freunde.

Durch meine Arbeit als Postmann musste ich mich brutalst umstellen. Aber als ich zwei mal von Ausbildungsfirmen entlassen
wurde, hatte ich ja keine andere Wahl..

Leben ist Beziehung, Begegnung, das Schönste was es in unserem Leben gibt, aber auch die größten Schmerzen und Enttäuschungen. Wie oft hatte ich Sehnsucht nach Beziehung...........geträumt, gehofft, ohne Ende........

Heute weiß ich für mich, das Wichtigste in meiner Beziehung ist mich selbst anzunehmen, mit allem was ich bin und habe.

Denn auch heftige Verliebtheit am Anfang einer Beziehung ist keine Garantie für eine Beziehung.

Denn wenn ich mich nicht selbst annehmen und lieben kann, kann ich auch keinen Menschen in Liebe annehmen..

Leben kann die Liebe auffressen. Und meine Beziehung ist so gut, wie ich mich selbst annehmen kann.

So wie DU war ich früher gegen alles............leider auch gegen mich selbst. Und was hat es mir gebracht, wurde nur noch mehr depressiver, weil ich mich und alles andere gehasst habe. Dann kamen vor lauter Wut und Verzweiflung Alk und Dro. dazu. Als enttäuschter alt 68er, gegen alles mögliche demonstriert, und später waren viele Chefs in großen Firmen. Da musste ich lernen, jeder Mensch ist im Grunde genommen ein Egoist............

Aber das kannst du nur mit der Liebe zu dir selbst durchbrechen.

DU und das würde ich dir so was von wünschen. Das du dich selbst in Liebe annehmen kannst, so wie DU ganz persönlich bist............


stille leise Grüße,

Frederick

24.04.2020 17:12 • x 1 #2


A


Hallo AmyAluka13,

Gefangen in mir selbst / tiefes schwarzes Loch

x 3#3


AmyAluka13
Hallo Frederick,

ich danke für den Beitrag.

Ein Kritiker war ich ja schon immer, aber irgendwann habe ich mich (so ähnlich wie du es in deinem Beitrag verfasst hast) von dieser Welt endgültig abgewendet, vielleicht nicht mit Dro. und Alk., dafür aber rein philosophisch und verinnerlicht. Ich bin, und das auch nun schon seit Jahren, nur noch in Online-Foren unterwegs, weil es für mich schon immer generell sehr schwierig war, diesen ganzen sozialen Dschungel nach voll ziehen zu können. Andersherum kann/konnte mich auch meine Umwelt nicht wirklich nach voll ziehen, aber ich habe mich immer mehr damit abgefunden, und: Ich bin auch sehr zufrieden mit meiner heutigen Einstellung und auch sehr froh so zu sein wie ich bin, aber manchmal ist das eben auch nicht alles, weil ich immer zwischen Kopf und Herz abwägen muss. Zum Beispiel sehnt sich mein Herz nach einem mir unerreichbaren Menschen, es ist zwar nicht direkt eine Verliebtheit, dennoch aber eine Sehnsucht, bzw ein Interesse an der anderen Person. Die Sehnsucht, welche ich hierbei verspüre, ist von tiefgründigen Fantasien geprägt, was die Sehnsucht, welche ich eigentlich nicht verspüren möchte, zu meinem Nachteil noch einmal etwas lebendiger kreiert. Mein kritischer Kopf verhöhnt das Ganze, weil solche Sehnsüchte zumindest in dem Aspekt einer unerreichbaren Person, komplett sinnlos sind - gleichzeitig ist das aber meinem Herz gleichgültig, weil das Herz, oder genauer genommen die Emotion immer fühlt, statt denkt. Da ich mich momentan sehr leer fühle, habe ich es auch schwierig, die zwei Schalen einer Waage (Kopf und Herz) wieder auf gleicher Ebene zu bringen.

Liebe ist für mich generell eher ein schwieriges Thema, da ich mich auch selbst weder hasse noch ganz liebe, geschweige denn der heutigen Art von Liebe auch eher skeptisch gegenüber stehe. Momentan ertrage ich also nur diese Sehnsucht nach einem Menschen, während nebenbei mein Kopf das Ganze inmitten dieser derzeitigen Leere eben überarbeitet, auch wenn sich schlichtweg nichts mehr an dem wahren Ergebnis ändern wird: Ich habe mich damit wieder ab zu finden, weil die Person, für die ich mich interessiere, vielleicht auch eben nicht ganz zu mir passt - dennoch aber das Herz über diese Erkenntnis hinweg einfach weiter fühlt (...)

Die Schwierigkeit ist ja gerade, dass mich der derzeitige, allgemeine schwarze Sog nur noch mehr mit dieser Sehnsucht verknüpft, da beide Pole sehr negativ sind, und gleichzeitig habe ich dann auch irgendwo die Lust verloren: Mir fehlt also die Motivation, weil mir oftmals das wozu dazu fehlt. ...Selbst wenn ich irgendwann vielleicht doch eine Wohnung und eine Arbeit gefunden hätte, wüsste ich nicht wozu, weil ich ganz salopp ausgedrückt auf dieser Welt nicht wirklich leben möchte. Jegliche Erfahrungen haben sich eben darin bewiesen, dass viele Dinge unecht und daher auch nicht wirklich lohnenswert sind. Ich schaue demnach also nur noch in einen grauen Himmel und träume (dies ganz auf nur ein Individuum bezogen) von dem, was unerreichbar ist, während diese Leere mich umhüllt. Ich sehe also nirgendwo noch irgendeinen Sinn, bzw noch irgendeinen konkreten und lohnenswerten Bezug.

LG Amy

24.04.2020 18:34 • x 1 #3


maya60
Hallo AmyAluka!

Was mir ganz wichtig ist als Tipp an dich, weil du über deine künstlerische Affinität schreibst, dass du deine Sehnsucht unbedingt künstlerisch ausdrücken solltest!

Wie ich das meine?

Ich habe deine anderen Beiträge noch nicht gelesen oder nicht mehr präsent, schaffe das auch nicht jetzt, darum weiß ich nicht, welche künstlerischen Ausdrucksformen deine sind, aber ich weiß, da ich mich selber künstlerisch nur über´s Schreiben tief innerlich erreiche, wie wichtig es ist, die eigene Sehnsucht dann auch als Selbstausdruck voll auszudrücken, denn du drückst damit dich selber aus.

Sehnsucht ist Motor aller Kunstschaffenden, ob sie das beruflich tun, als Hobby oder nur allein für sich. Wichtig ist, dass es
ihre Form des Selbstausdruckes ist und ein Teil der Sehnsucht genau das ist!
Wir werden so geboren und funktionieren so, verstehst du?

Ich habe das erst sehr spät verstanden und mir das Schreiben zum Selbstausdruck jahrzehntelang vorenthalten, außer beruflich, und so kam ich nie so tief in meine tiefsten Emotionen und Antriebe wie es wichtig war.

Jetzt erzähle ich in meinen psycholgischen Sitzungen immer meiner Psychologin, was sich mir beim Schreiben alles offenbart und gelöst hat und sie sieht das als meine kunsttherapeutische Bearbeitung und sagt, dass ich auf diese Weise sogar härteste Themen sehe und finde und bearbeite innerlich, die ich mit ihr dann nachbespreche.

Also nimm dir nicht diesen Selbstausdruck! Wenn sich dein inneres Gefängnis, falls ich das in deinem ersten Textabsatz richtig verstanden habe, schon durch deine Kunst auflöste, dann, weil das dein Ausdruck ist.

Noch ein Tipp: Strebe keine Neutralität innerlich an. Ich weiß, dass es dir da um innere Ruhe und Harmonie geht möglicherweise, aber Neutralität ist die Farbe Grau und ist die Leere des Trotts, die du ja andererseits auch nicht willst.

Wenn du mit deinen künstlerischen Mitteln und im regelmäßigen Austausch mit einer Psychotherapie deine innere Sehnsucht ausdrückst und ihre Erfüllung in der Fantasie auslebst, dann zeigt dir dein Inneres nach und nach, was genau sich hinter der Sehnsucht verbirgt, was in dir wirklich ungelebt und was verzerrt ist und voller Angst u.a.

Die künstlerische Ausdrucksform führt dich immer weiter als Metapher sozusagen, die aber ebenso befriedigend für dein Inneres sein wird wie die Erfüllung deiner Sehnsucht in der Realität.

Wie schwer du Symptome einer Depression hast, kann nur ein Facharzt entscheiden und ob und was er und ggfs. ein Psychologe dir an Medikamenten und Therapie empfiehlt, ist auch eine fachliche Frage.

Ab einer gewissen Depressionsschwere ging es bei mir nicht ohne Medikamente, ohne die ich nicht mal Kraft hätte für Psychotherapie und Kunst und Alltag.
Also, das alles muss gut abgewogen sein.

Wir leben in einer polaren Welt und Wahrnehmung, deshalb ist es normal, widersprüchliche sowie starke, schwache und angenehme und unangenehme Emotionen zu haben.

Wenn sie zu stark oder schmerzhaft werden, lehnen wir sie schnell ab, aber dadurch machen wir uns gefühlstaub und das wollen wir ja gerade auch nicht.

Ich hoffe, meine Antwort ist jetzt nicht zu konfus an dich. Frage ruhig nach, falls ja.

Liebe Grüße! maya

24.04.2020 19:19 • x 1 #4


maya60
P.S.: Die künstlerische Auseinandersetzung mit der Sehnsucht nach einer bestimmten Person, auf die sich alles projiziert innerlich, ist auch etwas ganz Typisches. Die psychische und künstlerische Funktion einer Sehnsuchtsprojektion oder einer Muse zu allen Zeiten!
Im seltensten Fall war die oder der Muse auch der Liebespartner. Aber das Sehnsuchtsideal. Oder der Animus bzw. die Anima in der Sprache C. G. Jungs.

Und wenn wir dieses Ideal, diese innere Fixierung, dann für uns sichtbar machen, indem wir ihr künstlerisch ein Bild geben, dann können wir uns damit auseinandersetzen, was alles dieses Sehnsuchtsideal von uns enthält, was wir brauchen, was uns mangelt usw.

Und Kritik sowie Widerstand gegen gesellschaftliche Normen waren immer das andere Thema von Kunst, weil Künstler Freigeister sind. Das sind dann innere künstlerische Antriebe, die nach Ausdruck suchen und nicht nach Neutralität.

Aber alles Kranke gehört in fachliche Hände. Oft gehören Kunst und psychische Erkrankungen auch auf eine Art zusammen, denn Künstler sehen und fühlen oft besonders tief. Schon Freud schrieb, sie, und nicht er, hätten das Unbewusste entdeckt.

24.04.2020 19:57 • x 1 #5

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