Freundin hat Depressions-Rückschlag - ich verletze mich selbst

M
Hallo,

ich war jetzt sehr lange nicht mehr hier im Forum.
Es ging alles aufwärts und ich hatte Hoffnung.

Meine Freundin machte eine Therapie und ich machte mir vor, wenn die letzten 2 großen Probleme geklärt sind, dann wird das wieder und ich bekomme den glücklichen und gut gelaunten Menschen zurück.
Wir hatten eine wirklich gute Zeit - über 2 Jahre war es ok. Nicht perfekt, aber gut.

Seit ein paar Monaten habe ich das Gefühl, es geht ihr manchmal wieder etwas schlechter, aber es war nicht zu greifen. Und dann war wieder alles gut. Vor ein paar Monaten starb ihre kranke Mutter (sie war ein großes Problem). Sie hatte immer Angst vor dem Tag, jetzt ist der Tag vorbei.

Die Kämpfe mit Gutachtern und Rente sind auch geklärt. Eigentlich dachte ich, dieses Jahr wird alles wieder gut.
Wir haben auch Urlaub schon gebucht.

Jetzt wieder ein heftiger Rückschlag. Nichts, was man nicht lösen kann, aber für sie brach die Welt mit einem Schlag auseinander.
Sie beginnt Dinge zu zerstören und wegzuschmeißen. Ich komme nicht an sie ran. Sie macht mir Vorwürfe: ich kann das nicht verstehen, mir wird ja alles geschenkt, ich habe es leicht.

Das stimmt nicht. Ich habe ein gutes Elternhaus gehabt und sehr nette Eltern. Das ist der Unterschied.
Wie leicht man es im Leben hat, wenn man 6 Jahre mit der Freundin gegen ihre Depression kämpft, können die meisten hier wohl nachvollziehen.

Wir wohnen nicht zusammen und sie hat den Kontakt wieder eingeschränkt. Legt auf, wenn ich von Depression spreche. Will nichts mehr dagegen machen. Sagt: So ist das: Ich vegetiere nur noch dahin, wenn dir das nicht passt, geh doch einfach....
Jetzt habe ich wieder Angst, dass sie Dinge zerstört und ihr das nachher alles noch schlimmer macht.

Und was mache ich?
Mein übriger Freundeskreis ist sehr klein geworden, ich hatte mir ja nie die Zeit für die Freunde genommen. Gab ja auch immer Vorwürfe, wenn ich das getan habe. Jetzt sitze ich hier und versuche den inneren Schmerz wieder durch äußeren zu ersetzen. Da wollte ich nie wieder hin. Jetzt bin ich da wieder.

Und die Hoffnung stirbt auch. Es gibt immer Probleme, die ihre Welt zerstören werden. Es wird nie aufhören.

Dieses Forum hat mir schon vor Jahren geholfen. Alleine das Schreiben hier. Keine Ahnung, warum ich damit aufgehört habe.

Ich wollte es mir nur mal wieder von der Seele schreiben.
Mal schauen ob es hilft.
Danke...

05.02.2012 11:01 • #1


M
Hallo Melle,
Zitat von Melle26:
Jetzt sitze ich hier und versuche den inneren Schmerz wieder durch äußeren zu ersetzen. Da wollte ich nie wieder hin. Jetzt bin ich da wieder.
Sieht so aus, als würdest du selber unbedingt Hilfe benötigen, hm? Hast du diesbezüglich evtl. schon unternommen?

08.02.2012 17:14 • #2


A


Hallo Melle26,

Freundin hat Depressions-Rückschlag - ich verletze mich selbst

x 3#3


S
Da kann ich Martina nur zustimmen! Ich bin vor drei Jahren mit in so ein Tief gezogen worden und habe für mich die Notbremse gezogen und eine Psychotherapie begonnen. Sie heilt nicht alles, hilft aber wirklich weiter.

Was ich nicht recht verstehe, du schreibst eigentlich schon den wichtigsten Auslöser der Depression bei deiner Freundin:

...Ich habe ein gutes Elternhaus gehabt und sehr nette Eltern. Das ist der Unterschied

Es ist doch mehr als deutlich, dass hier eine DIAGNOSE ENTFERNTvorliegt. Haben ihre Ärzte und Therapeuten nicht darauf hin gearbeitet?

Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie es dir iMo geht und kann eigentlich nur die Ratschläge weitergeben, die ich hier auch bekommen habe: Denke an dich, tue etwas für dich. ...und Trennung kann eine Lösung sein.

Wünsche dir alles Gute
SmartM

09.02.2012 08:16 • #3


M
Hallo SmartM,

die Erstellung einer Diagnose liegt voll und ganz bei einem Arzt. Wir dürfen hier keine Vermutungen äußern. Nicht böse sein - du kannst dich darüber gerne per PN austauschen.

09.02.2012 13:54 • #4


Anima
Hallo Melle,

selbst als Betroffene macht es mich betroffen, wie sehr Angehörige mit leiden. Dennoch ist es wichtig, dass Du nicht den Platz Deiner Freundin ein nimmst, Du scheinst mehr zu kämpfen als sie und fällst damit selbst in ein Loch.

Auch wenn es schwer fällt: Ein jeder ist für sich selbst verantwortlich. Auch ein depressiver Mensch ist in der Lage, für sich selbst zu sorgen, so er es auch wirklich will.

Ich kenne zu wenig von der Vorgeschichte, aber ich denke, Du solltest selbst ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen, wenn ich das mit dem Schmerz richtig interpretiere.

Anima

11.02.2012 16:35 • #5


Eloise
Hi Melle,

zwar bin ich jetzt Betroffene, war aber auch schon Angehörige und weiß genau wie schwer das ist.

Mein damaligen Partner hat mich wirklich schlecht behandelt, als es ihm schlecht ging. Später hat er sich entschuldigt, aber ich würde aus heutiger Sicht sagen, ich habe diese Zeit in meinem Leben nie ganz verarbeitet.

Man will da sein, man will helfen, aber letzten Endes quält man sich nur selbst.

Ich hatte damals eine starke bulimische Phase um mit meinem inneren Schmerz klar zu kommen.

Daher kann auch ich dir nur Raten, dass du dir Hilfe suchst. Es nutzt deiner Freundin rein garnichts, wenn du dich für sie kaputt machst.

Eloise

11.02.2012 17:59 • #6


Katie
Hallo Melle,

du hast schon sehr deutlich umschrieben, dass du bereits bekannte Muster aus gemeinsamen schweren Jahren wiedererkennst.

1. Bei deiner Freundin,
2. bei dir und
3. in eurem Miteinander (sofern das derzeit überhaupt möglich ist).

Es erscheint doch so gesehen schon zwingend logisch, dass Punkt 3, euer Miteinander, nicht geeignet ist, die Probleme aus
Punkt 1, oder Punkt 2 aufzufangen oder zu lösen.

Mit der Unterstützung eines guten Therapeuten können manche Ängste und verzweifelte Sorgen entschärft werden. Das ist vielleicht
ein wichtiger Schritt auf dem Weg, ein anderes Muster zu entwickeln.

03.07.2012 23:56 • #7


M
Hallo !!

Danke für eure Antworten.
Ich habe lange nicht hier herein geschaut. Es war ein sehr hartes Jahr.
Meiner Freundin geht es sehr schlecht. Sie sieht auch keinen Weg mehr für uns.
Sie sagt mit mir oder ohne mich ist die Wahl zwischen Pest und Cholera.

Ich soll mein Leben leben und sie kann und will nicht mehr daran teilnehmen. Sie hat entschieden, dass es für sie besser ist, alleine zu sein.
Das schlechte Gewissen, dass wir zusammen mit anderen nichts unternehmen können, und die Langeweile, wenn ich was ohne sie mache hält sie nicht mehr aus.

Sie sagt:Leb dein Leben, das ist ok. Lass mich einfach alleine. Das ist besser für mich.

Jedes Gespräch in den letzten Tagen und viele in den letzten Wochen endeten mit Tränen und Vorwürfen, obwohl sie immer freundlich anfingen. Wir drehen uns immer im Kreis und sie dreht dann innerlich immer mehr auf.

Ich glaube, ich bin wirklich nicht mehr gut für sie und werde mich nicht mehr melden. Ich habe ihr gesagt und geschrieben, dass sie sich immer bei mir melden kann.
Ich bin dann da.

Viele schwere Jahre und viele sehr schöne Erinnerungen bleiben. Ich will doch nur, dass es ihr gut geht - mehr nicht. Aber jedesmal erreiche ich das Gegenteil.

Ich bin traurig, sehr enttäuscht von mir und habe Angst um sie, aber ich möchte es nicht noch schlimmer machen.

Es geht ihr sehr schlecht, aber im Gegensatz zu sonst, habe ich diesmal nicht das Gefühl, dass ihre Entscheidung unüberlegt aufgrund der Krankheit ist.
Ich glaube, sie meint es so.

Das muß ich wohl respektieren, oder ?

Wenn ich wüßte, dass sie ohne mich auch wieder schöne neue Erlebnisse haben wird, dann wäre es leichter.
Den Menschen, den man liebt zu verlieren, tut weh - das Gefühl zu haben, dem geliebten Menschen nicht geholfen zu haben, ist schlimmer. Aber ich weiß, meine Problem sind nichts gegen ihre.

Danke, dass ich hier schreiben kann... und allen hier wünsche ich viel Kraft und viel Glück !

Melle

27.10.2012 10:16 • #8


Eisbärchen
Hallo Melle,

ich merke, dass Du es mit Deiner Freundin sehr gut meinst. Und dass es Dir sehr weh tut, dass sie sich nicht von Dir helfen lassen will.

Zitat von Melle26:
Wenn ich wüßte, dass sie ohne mich auch wieder schöne neue Erlebnisse haben wird, dann wäre es leichter.
Den Menschen, den man liebt zu verlieren, tut weh - das Gefühl zu haben, dem geliebten Menschen nicht geholfen zu haben, ist schlimmer. Aber ich weiß, meine Problem sind nichts gegen ihre.


Vielleicht muss es ihr noch schlechter gehen, bevor sie Hilfe annehmen kann? Vielleicht kann sie im Moment einfach keine Hilfe annehmen, weil sie Dir gegenüber ein zu schlechtes Gewissen hat? Sie will vielleicht auf Dich Rücksicht nehmen?

Ich weiss, ich kann mit meinem Beitrag Deinen Schmerz nicht lindern. Es ist einfach schlimm, wenn man zusehen muss, wie es jemanden, den man gern mag, immer schlechter geht.
Ich denke, Du solltest versuchen Dir was Gutes zu tun und musst wohl den Wunsch Deiner Freundin respektieren.

Pass gut auf Dich auf!
Eisbärchen

27.10.2012 19:45 • #9


M
Hallo Eisbärchen,
vielen Dank für Deine Worte.

Du schreibst Freundin in . Daher habe ich mich wohl falsch ausgedrückt.

Wir sind schon ein Paar, auch wenn wir nicht zusammen wohnen, da vieles (vllt. auch der Krankheit geschuldet) sehr unterschiedlich ist zwischen uns.
Und da ich hier meinen Spitznamen als Nickname genommen habe, merke ich nun, ich könnte für eine Frau (evtl. von Melanie) gehalten werde. Nein, bin ich nicht.
So sind wir schon 13 Jahre zusammen.

Zu Beginn hatten wir völlig unterschiedliche Freundeskreise. Meiner ist dann geschrumpft und ihrer, spätestens mit dem Tod ihrer Freundin völlig verschwunden.
Da sie aber aufgrund der Angststörung nicht in Gesellschaft sein kann, waren wir meist nur noch alleine in den letzten Jahren.
Meine Versuche, auch in kleinem Rahmen mal jemanden einzuladen, sind gescheitert.

Aber ich habe meinen wenigen Freunden und meinen Eltern gegenüber doch auch eine gewisse Verantwortung sie zu treffen, oder?

Das habe ich hin und wieder getan. Sie hätte auch sehr oft mitkommen können. Meist war es nur zum Essen in ganz kleinem Kreis, aber mit der Aussage: Ich kann nicht! blieb sie zuhause.

Richtig glücklich waren wir nur im Urlaub. Aber auch da die letzten Male nicht mehr richtig. Auch da gab es Tage, da wäre sie, wenn sie gekonnt hätte, einfach abgereist. Im Endeffekt war es dann wohl so, weil wir abends nicht ausgehen konnten, glaubte sie, sie würde mir doch nur die Freizeit verderben.

Bestimmt habe ich vieles Falsch gemacht im Laufe der Jahre, obwohl ich immer viel über alles nachgedacht und gelesen habe. Und ich fühle mich auch mit Schuld an ihrem Zustand, da ich ihr scheinbar nicht genug Sicherheit geben konnte. Das habe ich ihr mal gesagt. Seit dem hörte ich oft, ich wäre nur noch da, weil ein schlechtes Gewissen die Trennung nicht zulassen würde. Aber das stimmt nicht.

Vieles war in den Jahren sehr schwer, für sie noch viel schwerer als für mich. Und wenn man mich im Vorfeld gefragt hätte, ob ich mir so mein Leben in Zukunft vorstellen könnte, so hätte ich garantiert Nein gesagt. Aber so ist es nunmal gekommen und ich bin für vieles dankbar.

Es gibt diese berühmte Frage, die man oft sieht. 2 Leute sitzen zusammen, davon einer alt und der jüngere fragt: Würdest Du in Deinem Leben alles noch mal so machen? Ich könnte da nicht Ja sagen.
Ich habe viele Fehler gemacht, bestimmt, aber die Jahre mit ihr ansich waren keiner... auch wenn es sehr oft sehr weh tat.

Ihre Therapeutin meint, diese Angststörung könnte auch für immer bleiben. Daher starb wohl die Hoffnung auf mehr normalität in Zukunft auch noch weiter.
Sie ist traurig und fühlt sich verloren und mir bleibt nur die Hoffnung, dass sich das wieder ändert. Sie hat Glück verdient.

Ob das mit uns wieder wird, weiss ich nicht, aber ich hoffe es sehr. Wie weit meine Traurigkeit mich begleitet, weiss ich auch nicht. Aber ich weiss: Niemals wird es jemanden geben, der mich mehr liebt als sie es getan hat (und ich bin sicher noch tut).

Das ist jetzt länger geworden, als es sollte. Ich hoffe aber, einiges wurde jetzt deutlicher.

Melle

28.10.2012 08:46 • #10


M
Hallo liebes Forum,

nach 1 1/2 Jahren, die ich mehr oder minder gut versucht habe alleine damit klarzukommen, muss ich mir leider mal wieder etwas von der Seele schreiben.
Wir haben uns nicht getrennt, aber wohnen auch noch immer nicht zusammen, aber eng bei einander.

Es war eine weiter sehr schwere Zeit mit einigen Krankenhausaufenthalten für meine Freundin. Allerdings aus körperlichen Gründen.
Da ist vieles absolut schief gegangen. Darüber möchte ich mich nicht weiter auslassen. Hat ja nichts mit dem Sinn des Forums zu tun.
Die letzte OP mit anschließender Reha machte aber jetzt große Hoffnung. Dort war alles gut und die Prognose, die Schmerzen sind bald ausgestanden lies sie regelrecht aufblühen.
Bis zum Abschlußbericht. Die Röntenaufnahmen zeigten eine Veränderung am Knochen und statt weiter Reha zu machen muss sie sich erstmal schonen und an Gehhilfen laufen.
Da brach die Welt wieder zusammen.
Von da an, war alles was ich tat wieder falsch.

Ich hatte zwischendurch Wäsche von der Reha mitgenommen, gewaschen,gebügelt und (wie abgesprochen) ordentlich auf ihr Bett gelegt. Die Einkäufe an Nahrungsmitteln für die ersten Tage habe ich erledigt und in meinem Kühlschrank. Sie sollte dann aussuchen, was sie mitnehmen möchte. Warmes Essen hätte ich dann gekocht und wir hätten bei mir bleiben können. Auch ein paar Tage Urlaub habe ich genommen, damit die ersten Tage stressfrei laufen können. Das alles hatten wir schon vor dem Abschlußbericht besprochen. Ich hätte danach alles anders machen müssen. Das ist mir nun klar. Zu spät.

Wir waren auch vorher fast immer bei mir, nur übernachten wollte sie immer lieber bei sich, da sie nachts oft unruhig aufsteht und mich nicht stören will. Dabei würde mir das nichts ausmachen, aber sie will halt nicht. Ich habe gelernt vieles hinzunehmen.

Anstatt dann den Tag wie vorher besprochen ruhig mit einem Frühstück bei mir zu beginnen, dann die Sachen rüber zu bringen, damit ich alles wegpacken und den Rest in die Waschmaschine bringen kann, wollte sie aufeinmal direkt zu sich und alles selbst erledigen.
Meine Planung war also wieder falsch. Sie fng direkt an, alles zu machen, aber sie sollte sich doch schonen. Aber der Entlassungsbericht enthielt leider nichts mehr von dem, was ihr gesagt wurde. Laut Bericht ist alles in Ordnung. Nur eine handschriftliche Notiz eines Therapeuten zeigt das Gegenteil.
Wenn da steht, ich bin gesund, muss ich das ja wohl sein... Da brauche ich keine Hilfe.

Es gab noch weitere Dinge, die sie dann runtergezogen haben. Die Waschmaschine machte Probleme und der Fernseher hatte die Programmierung verloren. Kann man alles in Ruhe erledigen. Eigentlich kein Problem. Aber alles das war wohl zuviel aufeinmal. Sie blockte ab, ich durfte nichts mehr machen. Die Einkäufe wollte sie nicht mehr, die Wäsche auf dem Bett stellte sie als Chaos hin, in das sie nach Hause kam. Sie sagte mir, sie freute sich darauf nach Hause zu kommen, alles wäre in Ordnung und der Kühlschrank voll. Nichts hätte ich geschafft. Wenn ich doch mit allem überfordert wäre, dann kann sie meine Hilfe nicht annehmen. Wahrscheinlich war ich froh, als sie weg war und hätte endlich mal wieder alles machen können, was mir Spaß macht.
Ich hatte sie doch jedes Wochenende besucht und unter der Woche gearbeitet.

Sie hat nichts mehr angenommen und isst jetzt nur trockenes Brot, weil ich ja nicht in der Lage war etwas zu holen. Aber denken sei ja nicht meine Stärke. Hauptsache ich hätte meinen Spaß gehabt und es tut ihr leid, dass sie jetzt nicht für meine Unterhaltung sorgen könnte.
Das alles hat sie mir am Telefon gesagt, denn sie möchte mich nicht sehen.

Wie schlecht es ihr geht, weiss ich doch. Ich mach das doch jetzt schon soviele Jahre mit. Und immer wieder denke ich, jetzt wird es besser, aber dann....

Leider kann ich nicht mehr unterscheiden, ob ich jetzt wirklich alles falsch gemacht habe, oder ob ich keine Chance hatte es richtig zu machen. Also ziehe ich mir den Schuh immer wieder an. Anstatt ein Mann zu sein, der mitten im Leben steht (nach aussen klappt das noch), bin ich dann nur noch ein Haufen Elend.

Ich schaffe es nicht, meiner Freundin zu helfen. Alles mache ich falsch. Das tut so weh und die Vorwürfe auch. Ich weine viel und schlage auf mich ein, um den anderen Schmerz zu unterdrücken. Obwohl mein Kühlschrank jetzt übervoll ist, esse ich auch nichts mehr. Wenn sie leidet, leide ich mit. Diese Selbstbestrafung ist falsch, da bin ich sicher, aber es geht im Moment nicht anders.

Es ist niemand da, mit dem ich über diese Sachen so genau sprechen kann, daher schreibe ich hier. Danke, das ich das wieder kann.
Über eine Therapie für mich denke ich nicht nach. Wenn ihre Phase vorbei ist, geht es mir wieder gut und in der Phase schaffe ich es auch meine normalen Dinge zu erledigen. Vor der Haustür merkt man mir nichts an. Dahinter ist es schwer.

Danke, dass ich hier schreiben darf.
Melle

03.03.2014 11:09 • #11


Pyxidis
Hallo Melle,

es ist gut, dass Du hier schreibst und dich ein bisschen entlasten kannst.

Ehrlich gesagt, kann ich in Deiner Schilderung der Ereignisse absolut nichts feststellen, was Du falsch gemacht hast. Ich lese von einem sensiblen, mitfühlenden, unterstützen Mann, der alles dafür tut, dass es seiner Freundin wieder gut geht.

Weisst Du, deine Freundin muss selbst wollen, dass es ihr wieder gut geht und wenn sie jetzt oben sitzt und nichts isst, dass ist das ganz alleine ihre Verantwortung. Sie ist erwachsen.

Dich jetzt auch noch selbst für etwas zu bestrafen für dass Du absolut nichts kannst, hilft niemandem von euch beiden.

Alles Gute für euch beide Pyxidis

03.03.2014 17:19 • #12


F
Hallo,
habe den ganzen Threat gelesen, eine Geschichte über den Zeitraum von zwei Jahren.
Es war davon zu hören wie sehr Du Dich kümmerst, es nur für sie richtig machen willst, sie Glück verdient hat.
Wieso hast Du sie dann nicht mal gelassen damit sie ihr Glück findet auch ohne Dich?
Das Problem ist die Depression, dafür kannst Du nichts aber Du kannst sie auch nicht heilen, dafür müssen Andere sorgen.
So lange Du für sie da bist bricht nach und nach alles Andere weg und Ihr seit wie süchtige fixiert.
Sie spürt wohl, dass sie nur gesund werden kann ohne Deine grenzenlose Fürsorge und sie wert sich...
Du spürst ohne diese Fürsorge hat Dein Leben kaum noch einen Inhalt und sie lässt Dich machen.
Es hat sich in diesen zwei Jahren nach dem Text hier im Forum zu urteilen in eine Spirale entwickelt
die eher destruktiv ist und den ganzen Karren weiter in den Sand gesetzt hat.
So bleibt nur, entweder es gibt eine klare Entscheidung zu einer Trennung oder es dümpelt immer so weiter.
Irgendwann gibt es nur noch Euch beide und die Krankheit in Eurer Welt und die Krankheit stellt den
einzigen noch verbleibenden Kitt dar als drittes Äußeres und darf nicht verschwinden.
Es ist traurig, ich weiß aber Deine Texte haben nach meiner Empfindung diese Traurigkeit mit ausgedrückt.
Man spricht dann von Co-Abhängigkeit in der Beziehung wenn die Aufgaben zwangsläufig aneinander gebunden sind.
Das geht so lange gut bis es eine konkrete Veränderung gibt als Konsequenz z.B. Ende der Beziehung
oder eine bewusste Pause der Beziehung organisieren mit einer Frist in der jeder für sich sorgt.

04.03.2014 18:43 • #13


M
@Pyxidis: Danke für Deinen Beitrag. Selbstbestrafung ist bestimmt nicht ganz das richtige Wort gewesen. Ich versuche eher damit meinen Körper so zu beschäftigen, dass der Kopf abschaltet und sich nicht immer die gleichen Fragen stellt. Trotzdem stellt es wohl trotzdem eine Strafe da. Allerdings habe ich mich nicht eingeschlossen, sondern war bei dem schönen Wetter auch viel draussen. Alleine das Schreiben hier tut mir schon gut. Es lag aber soviel Hoffnung in der Reha und jetzt liegt es erstmal auf Eis. Das kostete Kraft.

@fluuu: Danke auch Dir.
Es ist richtig, dieser Threat beinhaltet etwa 2 Jahre. Allerdings gab es auch schon viel früher einen. Insgesamt sind es über 13 Jahre und nicht nur mit der Krankheit. Es gab auch andere Phasen.Ich möchte, dass es ihr gut geht, das ist richtig. Gerne auch ohne meine Fürsorge.
Sie sorgt schon für sich selbst, die physische Situation der letzten 2 Jahre (auch mit OP´s) machen das aber etwas kompliziert. Ich helfe nicht, weil sie sich hängen lässt, oder nichts machen möchte. Das hätte ich auch bei seelischer Gesundheit gerne getan.
Mag sein, dass das Leben ohne sie für mich einfacher wäre und so auch nicht so ist, wie ich es mir gewünscht habe, aber geht das nicht den meisten Angehörigen in einer solchen Beziehung so?
Aber in einem hast Du vollkommen Recht: Ich kann sie nicht heilen. Das ist mir bewusst.

LG
Melle

04.03.2014 21:22 • #14


M
Hallo,

es tut mir leid, das ich das Thema wieder nach oben hole, die meisten Sachen habe ich ja schon geschrieben und mir viele Gedanken über eure Antworten gemacht.
Ich verstehe diese Krankheit einfach nicht und immer wieder wenn ich denke, so musst Du das machen, ist es wieder falsch.

Nach den letzten Problemen nach der Reha habe ich ihr SMS geschickt, dass sie sich jederzeit melden kann, ansonsten habe ich mich zurück gehalten, auch wenn mir das schwer fiel.
Dann rief sich mich an einem Samstag an und fragte mich, ob ich mal mit ihr ein wenig spazieren gehen möchte, alleine mit den Gehhilfen geht sie ungerne.
Ich habe mich gefreut und wir haben uns wieder mehr gesehen. Ich hab in der Zeit auch kaum etwas anderes gemacht. War auch nicht schlimm.

Jetzt waren es nur noch wenige Tage bis zur Abschlußuntersuchung und ich habe mir extra wieder frei genommen. 5 Tage Urlaub an denen ich größtenteils für sie da sein wollte und ein wenig auch für mich Kraft tanken wollte. Aber das Leben spielt manchmal nicht völlig mit.
Ich habe mir gedacht, wir haben jetzt viel Zeit und schönes Wetter. Essen und Getränke gekauft und wollten uns schöne Tage zu hause machen.

Leider liegt mein bester Freund gerade schwer krank im Krankenhaus und ich wollte ihn wenigstens mal kurz besuchen. Um keinen Bruch in den Tag zu bringen wollte ich extra morgens mal für 2 Stunden hin und wäre ab mittags wieder ohne Störungen da.

Das führte dann leider dazu, dass die Vorwürfe begannen. Ich dachte, Du hast jetzt endlich mal Zeit für mich, aber andere sind wichtiger usw.
Ich weiß nicht, ob das ein Fehler war, aber ich kann nicht alles abschalten und daher versuche ich sowas kurz zu halten, obwohl ich eigentlich in der Situation auch ein wenig mer Zeit meinem Freund gewidmet hätte. Aber wie gesagt, die 2 Stunden waren auch ok, aber für sie schon zuviel. Es geht um das Prinzip: Andere sind wichtiger.

Sie hat sich also wieder komplett zurückgezogen und Schluß gemacht. Sie hat mir meinen Schlüssel wieder gegeben und wollte ihren auch zurück, das hat sie vorher nie gewollt.
Viele Vorwürfe und Gemeinheiten hat sie mir an den Kopf geworfen. Wenn ich es versuche aus ihrer Sicht zu sehen, sind sie wohl berechtigt. Aber ich kann nicht immer alles schwarz sehen. 2 Stunden von insgesamt 7 Tagen sind für mich nicht viel und zeigt eigentlich, wer mir wirklich wichtig ist.
Sie hat dabei immer wieder betont, wie schlecht es ihr geht und das sie niemanden zum reden hat und mich trotzdem nicht will. Sie schließt sich bei dunklen Rollos wieder in ihre Wohnung ein.

Ich habe ihr also wieder eine SMS geschrieben. Später hat sie dann angerufen, aber nur um wieder alle Vorwürfe aufzurollen. Ich rechtfertige mich schon gar nicht mehr, sage ihr nur, ich bin da und möchte helfen.

Warum hat sie angerufen? Will sie meine Hilfe? Sie hätte doch sonst gar nichts machen müssen, oder?

Das Gespräch dreht sich wieder darum, wie schlecht es ihr geht, wieviel Angst sie hat, das sie alleine ist und bei dem schönen Wetter in der dunklen Wohnung sein muss.
Zum Schluß sagte sie dann wieder mal: Mal schauen, wie lange ich das aushalte, mir ist mein Leben sowieso egal und mach du dir mit deinen wichtigen Menschen mal ein paar schöne Urlaubstage. Für mich ist es ja ausreichend in der dunklen Wohnung verrück zu werden.

Zudem will sie sich nicht von mir zu der wichtigen Abschlußuntersuchung bringen lassen, fast eine Stunde fahrt. Sie nimmt ein Taxi, ich hätte ihr schon genug geholfen, indem ich ihr gezeigt hätte, wie unwichtig sie sei.

Ich mache mir Sorgen und habe auch Angst um sie. Sie dreht alles so, dass es schlecht für sie ist.

Außerdem weiss ich wirklich nicht mehr wie ich mich verhalten soll. Ich schlafe kaum noch, mein Kopf bleibt nicht ruhig. Vielleicht hilft mir das Schreiben wieder. Ihr leider nicht, aber was soll ich machen?

Wieder eine SMS schreiben, oder besser gar nichts und sie in diesen schweren Tagen in Ruhe lassen, auch wenn ich sie dann vielleicht für immer verliere?

Da kann mir hier auch keiner wirklich einen Rat geben, dass ist mir bewusst, aber wo soll ich sonst hin mit all den Fragen in mir?
So habe ich sie wenigstens mal ausgesprochen.


Danke.

30.03.2014 09:36 • #15


M
Hallo Melle,

deine Freundin ist für sich selber verantwortlich. Wenn sie sich jetzt wieder tagelang in ihre abgedunkelte Wohnung setzt, ist das ihre Entscheidung. Und dieses 24-Stunden-Klammern wäre mir an deiner Stelle einfach zuviel. Diese Sprüche bei eurem Telefonat sollen dich unter Druck setzen und dir ein schlechtes Gewissen machen. Sicher will sie deine Hilfe aber zu ihren Bedingungen.

Sie möchte gewiss nicht absichtlich klammern oder Druck machen, das wird wohl die Krankheit sein aber es hat doch alles seine Grenzen. Man kann nicht immer alles auf die Krankheit schieben.

Wie weit du ihr jetzt noch entgegenkommen möchtest, mußt du allein nach deinem Gefühl entscheiden. Man sollte als Angehöriger schon seine Bereitschaft zeigen, da zu sein - das hast du aber schon mehr als einmal getan. Jetzt müßte sie sich auch mal bewegen.

Das ist aber nur meine persönliche Meinung, du solltest nach deinem Gefühl handeln.

30.03.2014 16:59 • #16


A


Hallo Melle26,

x 4#17


M
Danke für Deine Antwort, Martina.

Ich habe nach meinem Gefühl gehandelt und weiter meine Hilfe angeboten. Das ist wohl auch das wenigste was ich tun kann.
Ich würde gerne mehr tun, aber zum einen hat das bisher auch nichts besser gebracht, zum anderen ist meine Kraft auch momentan ziemlich am Ende.
Sie kann sich jederzeit melden.
In diesem Fall mit dem Untersuchungstermin hat sie es auch getan. Der Termin ist recht positiv ausgegangen, muss aber in 4 Wochen noch mal zum endgültigen Check.
Trotzdem warf sie mir auf der Rückfahrt wieder die selben Dinge vor. Wenn auch in ruhigem Ton. Ich habe eigentlich kaum reagiert, ist beim Autofahren auch bestimmt besser. Daher war es auch nicht so heftig, aber die Grundeinstellung mir gegenüber bleibt.
Zum jetzigen Zeitpunkt ist das besser als ich erwartet habe.
Sie scheint sich etwas gefangen zu haben und ich lass sie machen. Für mich habe ich entschieden, da zu sein, wenn sie meine Hilfe anfragt, aber mich nicht aufzudrängen.
Ich halte sie für stärker, als sie sich selbst. Vielleicht sieht sie ein, dass sie auf mich nicht angewiesen ist und vielleicht haben wir dann wieder eine Chance auf vernünftige Weise miteinander klar zu kommen. Ich hoffe so sehr, dass sie es schafft.
In den letzten Tagen und Nächten habe ich viel nachgedacht, aber viel ist dabei nicht rausgekommen. Wie gesagt, ich lass sie machen und versuche selbt weiter zur Ruhe zu kommen, wie auch immer.

Liebe Grüße
Melle

01.04.2014 20:34 • #17

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