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Einschränkung wegen Corona - es geht mir wieder schlechter

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Hallo Zusammen,

kurze Vorgeschichte:

Ich bin weiblich, 46 Jahre alt und leide seit ca. 14 Jahren an einer Depression. Das war streckenweise so schlimm, dass ich 2016 zwei mal für sieben Wochen in der Psychiatrie war und dort zusätzlich zu meinen Medikamenten EKT-Behandlungen bekommen habe, die geholfen haben. Seitdem war ich mit der Hilfe der Medikamente im Großen und Ganzen stabil. Ich bin verheiratet und habe einen 8jährigen Sohn.

Seit knapp zwei Wochen ist ja alles anders. Mein Sohn geht nicht zur Schule, mein Mann arbeitet im Home Office. Letzte Woche war ich krank geschrieben (Erkältung) und habe den halben Tag damit verbracht, meinen Sohn dazu zu motivieren, seine Schulaufgaben zu machen. Seit diesem Montag gehe ich wieder zur Arbeit vor Ort (Bürojob), gehe um 7 Uhr morgens los und komme um 14:30 Uhr wieder zurück. Eigentlich ist auch für mich Home Office vorgesehen, aber das scheitert noch an der Technik.

Sonst mache ich zumindest einmal in der Woche Sport (Aquafitness) und komme einfach mehr unter Menschen. Das scheint mir jetzt zu fehlen.

In den letzten Tagen merke ich, wie ich immer unzufriedener werde und mich psychisch ein bisschen angeschlagen fühle. Nachmittags gehen wir meistens eine Runde spazieren, wir spielen zusammen, schauen fern und ich mache im Haushalt, was getan werden muss. Bin ich alleine und habe Zeit für mich, liege ich auf dem Sofa und schlafe. Das hält mich jedoch nicht davon ab, auch nachts gut zu schlafen. Ich weiß, dass zu viel Schlaf nicht gut für mich ist, kann mich aber nicht aufraffen, etwas anderes zu machen. Möglichkeiten gäbe es genug. Ich habe ein ganzes Regal ungelesener Bücher, einen ganzen Schrank voll Sockenwolle, könnte jemanden anrufen und im Haushalt fände sich sicherlich auch noch genug zu tun. Aber ich kann mich nicht dazu aufraffen.

Das alles macht mir Sorgen, da ich weiß, dass es so wieder losgehen kann, aber ich fühle mich nicht stark genug, dagegen anzukommen. Und es sind erst zwei Wochen! Wie soll das weitergehen?

Schöne Grüße
Martina

27.03.2020 09:38 • x 4 #1


F
liebe Smatie,

DU als Menschen mit Depression sind wir doch auch ganz wertvolle Originale.Wir haben als Menschen mit Depression vieles gemeinsam, und doch denken, leben, fühlen und handeln wir so, was aus uns geworden ist, werden durfte.

Wie wir geprägt wurden, unsere persönlichen Erfahrungen.

Wenn du uns jetzt im Forum frägst, wie wir mit der Corona Krise umgehen, dann wirst du verschiedene Antworten erhalten.

Und das ist auch gut so. Selbst finde ich das Corona Virus einfacher wie meine Depression. So viel Aufmerksamkeit und Interesse bekommen wir selbst für unsere Depression nicht. Ändern kann ich auch nichts daran, ich kann es nur annehmen wie es ist, versuchen das Beste daraus zu machen.

Trotzdem, immer wieder rausgehen, egal bei jedem Wetter.das kann ganz arg helfen--

Ich muss nicht nur negativ über dieses Virus denken, ich muss nicht immer mit Angst reagieren, ich muss nicht alles nur schwarz sehen, wo es doch heute Farbfernseher gibt.

Wir meinen, die Gefühle kommen über uns, ich muss sie hin nehmen.

DU fühlst dich verletzt, entwertet, ausgegrenzt usw.

Wenn du verletzt wirst, reagierst du mit negativen Gefühlen, wenn du wütend wirst, reagierst du mit Wutgefühlen, mit Angstgefühlen.

Doch für diese Gefühle bin ich selbst verantwortlich, wie ich fühle, das liegt an mir allein. Seither habe ich selbst alles Mögliche für meine Gefühle verantwortlich gemacht, heute weiß ich, dass nur ich meine Gefühle verändern kann, wenn ich versuche über manche Dinge anders zu denken. Diese Krise zum Beispiel hilft mir, wieder bewusst zu leben, das alles im Leben einen Anfang und ein Ende hat. das es an uns Menschen liegt, wie wir mit uns und unserer Erde umgehen.


liebe Grüße an DICH,

Frederick

28.03.2020 17:40 • #2

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