Depressive Verstimmung - was hilft / welche Behandlung?

S
Hi,

ich bin 37 Jahre alt und grade wieder in einer sehr tiefen Depression. Ich hoffe dieses Selbsthilfe Forum hilft mir gegen meine depressiven Phasen.

Ich habe seit ich denken kann (schon als Kind) depressive Verstimmungen, in unterschiedlichen Ausdrucksformen.
Das große Problem in meinem Leben war immer mangelnde Liebe und Einsamkeit.
Angefangen bei einem cholerischen Vater und einer ebenfalls depressiven Mutter, die mir keine Nähe und Zärtlichkeiten gaben, mich demotivierten und nur an schulischen/beruflichen Leistungen maßen, aber nie an meinem Charakter.
Ich entwickelte schon früh Störungen. Bereits als kleines Kind habe ich gestohlen. Geld, um mir Süßigkeiten zu kaufen, das Spielzeug anderer Kinder.
Als Teenager zog ich mich zurück, lebte in Fantasytraumwelten, aß viel Süßes, wurde moppelig. War schlecht in der Schule.
Mit 16 wurde ich autoagressiv, schnitt mir die Haut auf, wenn ich meine inneren Qualen nicht mehr aushalten konnte. Ich habe einige sehr große Narben an den Armen, meine Eltern bemerkten es nie (oder wollten es nicht).

Ich hatte nie einen richtigen festen Freund, obwohl ich mir das immer so sehr gewünscht habe. Ich verliebte mich meist in die blöden Kerle, die es nicht ernst meinten. Je mehr sie mich verarschten, versetzten und belogen, umso mehr bin ich ihnen hinterhergerannt.
Trotzdem lebte ich nach dem Motto Lieber gar kein Freund als irgendein Freund und blieb bis ich 19 war Jungfrau.
Die Jungs, die sich in mich verliebten, waren richtig nette Kerle, aber mir zu lieb oder ich liebte sie halt nicht (leider).

Ich war in der Schule eher ein Außenseiter, als Teenager moppelig, hatte wenig Freunde. Mit 16 fing ich mit Sport an, wurde dann extrem sportlich mit Schwimmen und Laufen, teils magersüchtig (aber nie unter 50 Kg) und essgestört, hungerte oder aß viel Süßes, das ich mir wieder abtrainierte. Ich war sportsüchtig, bin es immer noch, seit 20 Jahren, wenn auch nicht mehr so extrem.

Ich blieb einmal sitzen mit 15 Jahren, was ein Glück war, denn ich kam in eine kleinere Klasse mit nur 5 Mädchen und 17 Jungs, dort gab es keine Cliquenbildung und ich war als Älteste eh nicht so das Opfer. Ich wurde recht frech und immer zu Späßen bereit, entdeckte mich, hatte Freundinnen. War immer schüchtern, konnte aber auch richtig Party machen.
Mit 16 trank ich das erste Mal B., blieb aber mein Leben lang immer kontrolliert und trank sehr selten Alk. und nur auf guten Partys, stürtzte nie ab und trank nie mehr als dass ich gut angeheitert war und noch alleine nach Hause gehen konnte.
Ich habe nie geraucht oder Dro. genommen.
Nach der Ausbildung (Gestaltungstechnische Assistentin) wollte ich studieren (Grafik Design, ich habe immer sehr gerne gezeichnet), wurde aber von den Fachhochschulen nicht angenommen. Ich habe seitdem nie mehr gezeichnet, weil es ein zerstörter Lebenstraum war.

Ich jobbte im Verkauf, was ich für eine gute Idee hielt, da ich meinte, dort den Umgang mit Menschen besser lernen zu können. Ich hielt es dort drei Jahre aus und es war furchtbar.
Ich lernte dort meinen jetzigen Freund A. kennen, das ist 13 Jahre her.
Er ist das absolute Gegenteil von mir: extrem selbstsicher, kein bisschen kontaktscheu, stark, absolut ungewöhnlich, leider egozentrisch, und wir hatten nie eine feste klassische Beziehung. Er ist ein Lebemann und hat eine Anziehungskraft auf Frauen, dass er nie alleine sein wird.
Ich war damals mit Mitte 20 sehr verliebt in ihn und dachte sehr naiv, dass wir eine feste Beziehung hätten, obwohl er immer sehr offen und ehrlich zu mir war, mir von Anfang an sagte, dass er keine festen Beziehungen führt.
Es kam wie es kommen mußt, ich brach total zusammen, machte ihm eine Szene, war total am Nervenzusammenbruch. Er ging und ich war alleine.

Fortsetzung folgt...

31.07.2011 13:20 • #1


S
Ich muß dazu sagen, dass mir nie klar war, dass ich Depressionen habe oder warum.
In meiner Familie wurde immer alles totgeschwiegen.
Ich wand mich an meine damals beste Freundin, erzählte ihr, warum ich mich immer so oft zurückziehe, und erhoffte mir Tips und Hilfe von ihr. Mir war klar geworden, dass ich Depressionen habe und eine Therapie machen muß. Damals gab es noch kein Internet und Therapie hörte sich für mich wie Klappsmühle an.
Meine Freundin blockte ab und ging auf mein Gespräch nicht ein, dies war das Ende unserer Freundschaft, ich verstehe bis heute nicht, warum sie mir nicht zuhörte. Sie studierte Sonderpädagogik, kommt aus einer heilen Familie und sollte da doch eigentlich ein bisschen Mitgefühl und psychologisches Wissen haben.

Ich versuchte es alleine, und geriet von der Telefonseelsorge an die Diakonie über eine Neurologin zu einem Psychotherapeut.
Diesen Arzt besuche ich nun seit 13 Jahren immer an den Tiefpunkten meines Lebens. Leider hat er absolut schlechte Sprechzeiten, die meisten Termine werden mir immer abgesagt und richtig weitergeholfen hat das auch nicht.
Zumindest konnte ich dort zum ersten Mal in meinem Leben alles von mir reden. Ich hatte nie jemandem über meine Depressionen erzählt, weil ich immer dachte, ich sei abartig oder krank. So konnte ich zumindest beim Reden über mich selber herausfinden, warum ich so bin wie ich bin.

Es gibt da noch viele Enttäuschungen und Schmerz wegen meiner Familie, auf die ich jetzt nicht eingehen will.

Ich war mehrmals arbeitslos, und wenn ich einen Job hatte, mich gut einbrachte und hart arbeitete, wurde ich doch trotzdem schlecht bezahlt und schnell entlassen, wenn die Firmen keine Kohle hatten.

Mit meinem Ex A. war ich in den letzten 13 Jahren ein paar Mal zusammen, es war immer mehr S. geprägt. Ich beendete den Kontakt meist wieder nach ein paar Wochen, weil es mich langweilte, mit jemanden nur S. zu haben und nichts an Hobbies oder so zu teilen, keine gemeinsamen Aktivitäten zu haben.

Seit 2,5 Jahren sind wir jetzt doch wieder durchgehend zusammen. Es ist eine offene Beziehung, da er den Kontakt zu anderen Frauen pflegt. Es ist mir egal, weil ich mittlerweile an einem Punikt angelangt bin, wo es mir wichtiger ist, dass jemand für mich da ist und mir hilft und mich unterstützt.
Das erste halbe Jahr mit ihm war sehr schön, denn ich half ihm, sich selbstständig zu machen und wir merkten, dass wir gut zusammenarbeiten können. Wir lernten und also neu kennen, unabhängig von S..
Als zwei meiner Katzen starben, war er tröstend zur Seite, auch verschaffte er mir oft eine andere Sichtweise auf mein Leben, was mir sehr half.

Aber leider, dann zog er für ein Jahr mit einer anderen Frau zusammen. Hatte er vorher noch oft für mich gekocht und bei mir übernachtet, hörte dies nun schlagartig auf. Zuerst war ich eifersüchtig, aber dann hörte ich aus seinen Erzählungen heraus, dass es die andere Frau nicht besser hatte als ich. Er lehnt Liebe total ab (wozu auch, wenn alle Frauen ihm zu Füßen liegen). Er hörte mir nicht mehr aufmerksam zu, obwohl er immer respektvoll und nett ist. Aber er bemühte sich nicht mehr um mich.
Und ich? Ich blieb trotzdem mit ihm zusammen, aus Einsamkeit. Ich, die ich lieber gar keinen Freund hatte als was halbes, biss die Zähne zusammen, und ertrug es, mit einem Mann zusammmen zu sein, für den ich immer nur ein Mitreisender sein werde. Nie würde er mal Halt machen und für andere ein Stück seines Lebens zurückgehen.

Jetzt bin ich wieder arbeitlos. Er versprach mir einen Job, wenn ich wieder arbeitslos werden würde. Das liegt in weiter Ferne, denn er will nach Berlin ziehen. Ich soll mitkommen, wegen der Arbeit. Nicht weil er mich vermissen würde.

Er hat drei Jahre hintereinander meinen Geburtstag vergessen, weil ihm so etwas nichts bedeutet.
Aber den seiner Kumpels oder den seiner Mutter vergißt er nicht.

Ich hatte die letzten 10 Jahre lang ein eigenes Pferd. In der Zeit hatte ich kaum Depressionen, weil ich so viel Zeit und Freude mit dem Tier hatte. Das war mein Ersatzpartner.
Jetzt ist das Pferd 25 JAhre alt, gesund und munter, aber nicht mehr reitbar, kann nur noch auf der Weide rumlaufen und seinen Altenteil geniessen. Mir fehlt es, diese Ablenkung zu haben. Leider habe ich große Rückenleiden bekommen und bin trotz Sport nicht mehr in der Lagen, zu reiten. Ich fahre jeden Tag zu dem Tier, füttere und putze es, habe einen kleinen eigenen Stall gemietet. Das lenkt mich ab, aber es ist nicht wie früher, dass ich stundenlang unterwegs war und dann abends müde und zufrieden nach Hause kam.

Ich habe meinen Psychotherapeuten 2 Monate lang nicht gesehen, weil er alle Termine abgesagt hat aus organisatorischen Gründen. Obwohl ich sagte, dass ich dringend einen Termin brauche und auch Medikamente nehmen möchte.

ich weiß nicht weiter.

Fortsetzung folgt...

31.07.2011 13:21 • #2


A


Hallo SoEinsam,

Depressive Verstimmung - was hilft / welche Behandlung?

x 3#3


S
Ich weiß, dass mein Freund nicht der Richtige für mich ist. Brauche ich wirklich Hilfe, ist er nicht mehr da für mich. Seine Lebensumstände (im caritativen Bereich tätig) lassen ihn die Alltagssorgen anderer Menschen nicht ernst nehmen. Er hat andere Maßstäbe.

Ich brauche einen neuen Psychotherapeuten.

Ich bin total am Ende. Ich bin 37 und viele andere Probleme habe ich noch gar nicht aufgezählt.

Ich habe mir immer nur Liebe gewünscht.

Ich habe in meinem Leben trotz allem immer alles für mich alleine getan (was blieb mir auch übrig) und habe es irgendwie immer geschafft, doch weiterzuleben.

Ich hasse mich, mal finde ich mich toll (nur wenn ich Sport mache), ich bin stolz auf die Arbeit, die ich für meinen Freund geleistet habe (wenigstens das tut er anerkennen), aber so kann es nicht weitergehen.

Ich träume so oft davon, dass mein Freund nicht mit mir redet, mit seinen anderen Bekannten lieber zusammen ist als mit mir, mich verleugnet, mich nicht beachtet. Im Traum bekomme ich dann so schlimmen Liebeskummer und Depressionen wegen dieser Enttäuschung, dass ich noch den ganzen Tag verstört bin und meinen Freund kaum normal behandln kann. Er merkt, dass etwas nicht stimmt, aber er geht nicht drauf ein und sagt, er müsse später noch weg, anstatt bei mir zu bleiben und für mich da zu sein.
Weggehen kann er am besten. Hat er Stress mit einer anderen Frau, geht er einfach, schaltet sein handy aus.
Ich bin sehr beherrscht und will ihm diese Blöße nicht bieten. So etwas soll er mit mir nicht machen!
Ich sage also lieber gar nichts, weil es eh nichts bringt.

Er sagt mir oft, wie wertvoll meine Arbeit für ihn sei (das ist wahr, ohne meine Hilfe wäre er mit seiner Arbeit nie so weit gekommen) und dass ich etwas Besonderes für ihn sei und er immer für mich da sein werde.

Das er nicht für mich da ist, erlebe ich jeden Tag neu...

31.07.2011 13:22 • #3


JeanLucca
Hallo SoEinsam.

Du schreibst ja sehr ausführlich - schön. Mir gefällt das weil ich mich so gut in Deine Situation reinfühlen kann.

Zitat von SoEinsam:
Ich bin sehr beherrscht und will ihm diese Blöße nicht bieten. So etwas soll er mit mir nicht machen!
Ich sage also lieber gar nichts, weil es eh nichts bringt.
Hm, ich kann Deine Sorge schon gut verstehen das er dann geht und Du allein bist. Das willst Du ja nicht. Aber wenn Du das alles schluckst was er mit Dir macht, dann frisst Dich das doch innerlich auf....Du wirst Dauerverletzt von ihm.

Das ist eine ziemliche Zwickmühle in der Du da steckst - einerseits spürst Du das die Beziehung Dir überhaupt nicht gut tut und auch nicht das ist was Du unter einer Beziehung verstehst und andererseits hast Du Angst vor dem Verlassenwerden.

Zitat von SoEinsam:
Ich brauche einen neuen Psychotherapeuten.
Ich glaube das es ein guter Weg ist wenn Du eins nach dem anderen machst. Und mit der Suche nach einem anderen Therapeuten kannst Du ja beginnen. Das macht durchaus Sinn. Hast Du schon eine Idee an wen Du Dich da wenden kannst?

Lieben Gruß, JeanLucca

31.07.2011 18:00 • #4


S
Nachdem mich mein aktueller Psychotherapeut seit 2 Monaten immer wieder versetzt hat, bekam ich nun einen Termin für den 26.08.
Das bringt mich nicht weiter, nur so sporadische Termine zu haben.

Ich bekam auf eigenen Wunsch ein Medikament, da ich sehr stark schwankende Stimmungen habe, die mich so tief runterreißen, dass ich im tiefsten Loch bin.
Es heißt Lorazepam, welches ich bei akuten Problemen einmalig nehmen soll.
Davon wird mir furchtbar schwindelig und mein Körper fühlt sich 3 Tage lang so schrecklich an, dass ich es nicht mehr nehmen werde.
Die Sprechstundenhilfe wollte mir das nicht glauben, alle würden das soooo gut vertragen, und mir nicht mal einen Kurztermin beim Doc gewähren zwecks Medikamentenbesprechung.

Ich bin aktuell auch noch arbeitslos und brauche auch Atteste bzw. ich fühle mich nicht arbeitsfähig.
Ich habe einen ziemlich blöden Sachbearbeiter beim Jobcenter bekommen, nachdem ich von der ALG I bei HArtz 4 gelandet bin.
Bei ALG I hatte ich eine sehr liebe und nette Dame, die mich wirklich sehr sanft behandelt hat.
Jetzt habe ich einen griechischen Autoverkäufer (ich nenne ihn so), der meinen TÜV sprich meine Unterlagen sehr wortgenau verfolgt, der auch noch sehr laut ist und wäre er kein Grieche, verdammt bürokratisch-deutsch. Ein Paragraphenreiter.
Und absolut niemand, dem ich persönliche Dinge erzählen kann.
Aber leider muß ich ja etwas dazu sagen, warum ich mich nicht arbeitsfähig fühle.
Aktuell haben sie mich für leichte Arbeiten wegen meinen Rückenproblemen als vermittelbar eingeteilt, und zu meinem Glück mich seit 2 Monaten mit Jobangeboten in Ruhe gelassen. Ich soll Bewerbungen schreiben, was ich tue, aber ich könnte keinen normalen Job ausüben.

Denn eigentlich würde ich gerne die EU-Rente beantragen, da ich mich psychisch einem Arbeitsalltag nicht gewachsen fühle, was verschiedene andere Gründe hat, die ich auch später mal erläutern werde.

Aber dafür brauche ich einen Psychodoc, der auch mal Zeit hat. Grundsätzlich unterstützt er mich, aber es geht immer nur um aktuelle Problem, nie um richtige Aufarbeitung.

Ich hatte wegen meiner Rückenprobleme einen Termin beim Amtsarzt, der meine psychischen Probleme nicht ernst nahm und nicht drauf einging. Als ich dann bei dem Griechen landete und ich ihm sagte, dass ich auch noch psychische Probleme habe, war sein einziger Kommentar Davon steht nichts in meinen Unterlagen.
Ich solle ihm Atteste bringen.

Ich muß dazu sagen, dass ich in den letzten 13 Jahren, wenn ich mal arbeitslos war, immer Atteste von meinem Psychodoc bekam, worin er meine Einschränkungen schilderte und mich von Zwangsmaßnahmen des Arbeitsamtes freisprach.

Die Jobs, die ich hatte, fand ich alle durch Bekannte, denn so konnte ich meine Niesche finden, in der ich mich einigermaßen normal am Arbeitsleben beteiligen konnte, mit Rücksicht auf meine psychischen und körperlichen Probleme.

Ich schaue mir Homepages von anderen Ärtzten an, habe aber null Ahnung, wo ich es versuchen soll. Denn meine Erfahrungen mit anderen Ärtzten waren eher schlecht.
Mein jetziger Arzt kennt meine Geschichte zumindest.
Ich möchte nicht wieder an jemanden geraten, der für jeden Patienten 10 min Zeit hat, oder der mit ganz komischen Verhaltensvorschlägen kommt (Laden Sie Ihren Vater zum Frühstücken ein, dann können Sie sich mal mit ihm ausreden).

01.08.2011 13:11 • #5


M
Hallo SoEinsam,

wenn ich mit meinem Arzt so unzufrieden bin, wie Du es hier beschreibst, suche ich mir einen neuen. Die Homepages anzuschauen hilft nicht wirklich weiter. Es ist ja in manchen Regionen nicht leicht einen Psychiater zu finden, deshalb würde ich einfach alle erreichbaren durchtelefonieren, nach einem freien Termin fragen und mich nötigenfalls auf die Warteliste setzen lassen. Bei dem ersten Arzt mit einem freien Termin würde ich beginnen. Wenn es paßt, kann man andere Termine doch wieder absagen (aber nicht vergessen, kostenpflichtig). Du mußt halt einfach irgendwann mal anfangen.

Wenn Du Dich nicht arbeitsfähig oder voll arbeitsfähig fühlst und das Jobcenter dazu Atteste und Berichte benötigt (eigentlich logisch), wird es langsam Zeit.
Zitat von SoEinsam:
Ich möchte nicht wieder an jemanden geraten, der für jeden Patienten 10 min Zeit hat
Das wäre schon allemal besser, als ein Arzt, der ständig die Termine absagt und einen neuen Termin dann erst in 3 Wochen hat.
Zitat von SoEinsam:
der mit ganz komischen Verhaltensvorschlägen kommt
Es sind ja Gott sei Dank nicht alle so. Herausfinden kann man das aber nur, wenn man mit ihnen spricht. Wenn Du im Vorfeld alles abschmetterst, ohne es probiert zu haben, kommst Du nicht weiter.

Ist eigentlich schon mal überprüft worden, ob Deine Rückenbeschwerden mit der Psyche zu tun haben oder ist das eindeutig organisch bedingt?

01.08.2011 14:05 • #6


JeanLucca
Hallo SoEinsam.

Hast Du eigentlich auch einen Hausarzt? Der könnte Dich doch auch krankschreiben. Zumal Du nicht arbeitsfähig bist wäre das ziemlich wichtig. Denn sonst wirst Du nicht aus der Vermittlung rauskommen und stehst unter Dauerdruck.

Mit der Therapeutensuche empfehle ich es genauso wie Martina beschrieben hat. Denn mit einer sehr ansprechenden Homepage hast Du noch lange keine Garantie ob Du mit dem Doc menschlich auskommen kannst. Da bleibt wirklich nur Klinkenputzen.

Zitat von SoEinsam:
Die Sprechstundenhilfe wollte mir das nicht glauben, alle würden das soooo gut vertragen, und mir nicht mal einen Kurztermin beim Doc gewähren zwecks Medikamentenbesprechung.
Na das ist ja eine patente Assistentin *kopfschüttel*

Lieben Gruß, JeanLucca

01.08.2011 14:40 • #7


S
Ich bin so ausgebrannt.
Ich frage mich, wozu noch weitermachen, mich aufraffen, wenn doch alles wieder schlechter wird.
Ich bin jetzt 37, ich habe mich immer irgendwie durchgekämpft, bin aus den schlimmsten Depressionen wieder rausgekommen.
Habe auch schöne Zeiten gehabt, die ich ganz alleine geschafft habe.

Aber jetzt bin ich wieder an einem Tiefpunkt, wie er schon seit 10 Jahren nicht mehr war. Wieder muß ich mich fragen, wo mein Leben noch hingehen soll.
Ich sehe für mich keine schöne Zukunft.
Ich werde wie immer alleine sein.

Mich hat die letzten 10 Jahre mein Pferd aufrecht erhalten, aber das Tier ist jetzt so alt, und meine körperlichen/finanziellen/geistigen Kräfte reichen nicht mehr aus, um später wieder ein Pferd zu haben.

Ich habe mir oft überlegt, mir ein Pflegepferd zu suchen, wenn mein Pferd nicht mehr lebt. Dann hätte ich nicht mehr diese große Verantwortung, die Geldsorgen, den organisatorischen Stress, sondern nur den Spaß. Aber der Gedanke an ein anderes Pferd zerreisst mich, weil mein eigenes unersetzbar ist. Und ich mich in einer seelischen Lage befinde, wo mir langsam alles zuviel wird.

Heute war ich zum Grillen eingeladen und habe mir einen Freund gewünscht, der mit mir da zusammen hingeht. Meinen brauche ich gar nicht erst zu fragen, der würde nie mitkommen.
Als ich wieder zu Hause war, kam mein Freund kurz vorbei. Ich hoffte, um mich zu sehen. Aber nein, er saß wieder nur vor meinem Computer und ich sollte ihm eine wichtige Email schreiben.
Ich legte mich kurz hin, weil ich mich erst mal etwas ausruhen wollte. Mein Freund fragte, wie es mir geht. Ich sagte, nicht so gut, ich fühle mich leer und ausgebrannt, meine ständigen Rückenschmerzen machen mich auch seelisch so kaputt. Er drehte sich noch nicht mal vom Computer zu mir um, als ich vorsichtig meine Gefühle erklären wollte. Ich sagte dann gar nichts mehr und er machte den Computer einige Minuten später aus und sagte, er geht jetzt, ich sei müde und da lässt er mich besser ausruhen....
Er geht immer, wenn ich mich nicht gut fühle. Nie bleibt er da. Fast als würde er fliehen, wenns zu emotional wird.
Morgen will er wiederkommen, um die Email zu schreiben.

Als er weg war, habe ich geheult. All das, was ich für ihn getan habe, was er in letzter Zeit beruflich erreicht hat, wäre ohne mich nie möglich gewesen. Und er kann nicht mal einfach nur für mich da sein. All sein Gerede, von wegen ich sei etwas besonderes für ihn. Wenn ich Hilfe brauche, wäre er immer für mich da... er wendet sich mir nicht einmal zu, wenn ich rede...

Ich kann mit ihm auch nicht darüber reden, dass ich mich allein gelassen fühle. Denn ich kenne ihn nicht anders und er würde mir vorwerfen, ich hätte von Anfang gewusst, wie er sei. Bloß dass er Anfangs viel aufmerksamer war. Und jetzt gibt es NICHTS, was wir gemeinsam machen. Es geht immer nur um irgendwas, was mit ihm zu tun hat. Er ist in höchstem Maße egozentrisch.
Aber ich wußte das doch. Ich kann ihm nichts vorwerfen. Ich habe früher schon nach wenigen Wochen mit ihm Schluß gemacht, weil es immer so lief: Anfangs war er aufmerksam, aber dann nur noch auf sich selber bezogen. Die Probleme andere sind ihm so egal.

Und trotzdem schaffe ich es nicht, Schluß zu machen. Weil ich dann gar nichts mehr habe. Niemanden.
Ich kann nicht mit ihm zusammen bleiben. Ich liebe ihn nicht, er mich sowieso nicht. Er liebt niemanden. Ich wünschte, ich wäre er. Frei von Gefühlen.

Aber ich kann es nicht beenden. Er ist kein schlechter Mensch, aber die Welt dreht sich um ihn.

Ich habe immer nur noch diese eine Frage im Kopf: Wozu... Wozu noch essen, wozu trinken, wozu noch irgendwas tun. Wenn mein Leben doch immer wieder am Nullpunkt angelangt und nichts besser wird.
Wer will mich schon haben.
Wozu einen neuen Arzt suchen, ich erwarte einfach nichts Gutes mehr.

Ich fühle mich von meinen eigenen Gefühlen vergiftet.

Ich habe jetzt auch so viele Arztbesuche wegen den Rückenproblemen hinter mir und trotz eindeutigem Befund (Radiloge: Bandscheibenvorwölbung, Morbus Scheuermann und Spondylarthrose) sind die Orthopäden der Meinung, da kann nichts weh tun. Trotzdem wollen sie mich in den Nerv spritzen (nein danke).
Ich kann auch da nicht mehr, sehe mich nicht ernst genommen.

Wie soll ich die Kraft aufbringen, mir einen neuen Therapeuten zu suchen. Wozu...

20.08.2011 21:59 • #8


S
Hallo SoEInsam,

ich kenne das auch nur zu gut. Ich kann deine Gefühle sehr gut nachempfinden. Auch ich befinde mich in einer ähnlichen SItuation.

Immerwieder die Frage, wozu das alles? Es hat sowieso keinen SInn. Er versteht mich nicht und es wird sich auch nichts ändern. Ich werde allein bleiben mit meinen Problemen. Er hört mir nicht zu und nimmt mich nicht ernst.

Was muß passieren, damit es dir besser geht? Was kannst du tun? Tu etwas, denn es ist DEIN Leben. Du hast ein Recht darauf. Wir müssen dafür kämpfen, auch wenn es soooo viel Kraft kostet. Es lohnt sich immer und es kann auch nur besser werden.

Ich wünsche dir, dass du den richtigen Weg gehst und eine Entscheidung triffst. Es geht um dich und du bist es wert. Wir haben nur das eine Leben - d.h. wir müssen jetzt leben.

Serafina

20.08.2011 23:36 • #9


A


Hallo SoEinsam,

x 4#10


JeanLucca
Hi SoEinsam.

Du steckst ja voll drin Deine ganzen Gedanken kenne ich gut - ich hatte sie auch. Das ist gar nicht so lange her.

Zitat von SoEinsam:
Habe auch schöne Zeiten gehabt, die ich ganz alleine geschafft habe.
Das ist ein Licht das strahlt. Manchmal sieht man es kaum weil unsere Gedanken es im Nebel verschwinden lassen. Aber es strahlt und es wird nie aufhören.
Denn Du hast das Licht selbst gezündet als Du Dir die schönen Zeiten geschaffen hast. Das war bestimmt kein leichter Weg - aber Du bist ihn gegangen und hast den Lohn bekommen. Dieses Licht wird nie erlöschen weil es etwas ist was Dir Niemand nehmen kann.

Auch Dein Freund kann Dir das Licht nicht nehmen.

Zitat von SoEinsam:
Und trotzdem schaffe ich es nicht, Schluß zu machen. Weil ich dann gar nichts mehr habe. Niemanden.
Ich kann nicht mit ihm zusammen bleiben. Ich liebe ihn nicht, er mich sowieso nicht.
Dein Freund hilft Dir aber das Dein Licht im Nebel verschwindet. Mit ihm wirst Du auch kein Neues Feuer entfachen können - danach was Du geschrieben hast. Er tut Dir nicht gut - mehr noch. Er verhindert das Du Dein Licht sehen kannst.
Du weißt doch was Du kannst - Du weißt was Du zu leisten im Stande bist. Das hast Du schon bewiesen - deshalb brennt ja Licht. Und aus der schönen Zeit hast Du Deinen Freund kennengelernt. Das war zu dem Zeitpunkt doch ein tolles Gefühl.

Das kannst Du wieder schaffen. Du wirst nicht allein bleiben - dagegen spricht das Du liebesfähig bist. Erinnerst Du Dich? Sicher fühlt es sich grad mies an - eine Trennung tut immer weh. Aber es lohnt sich. Für Dich.

Zitat von SoEinsam:
Wie soll ich die Kraft aufbringen, mir einen neuen Therapeuten zu suchen. Wozu...
Für Dich. Für Dein Licht auf das Du zugehst. Ich würde mit der Suche nach einem neuen Therapeuten beginnen.

Fühl Dich mal gedrückt. JeanLucca

21.08.2011 00:15 • #10

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