Mittelschwere Depression heilbar? Dauer und Behandlung

S
Hallöchen, ich bin froh dieses Forum gefunden zu haben, wo ich über mein derzeitiges Befinden oder auch schon längeres Befinden, reden kann. Mich mitteilen, um anzufangen zu verstehen. Bis jetzt dachte ich immer: Naja, ich habe halt psychische Probleme aber eigentlich ist doch alles Gut! Ich habe garnicht eingesehen, das ich ein Problem habe, was sich mittlerweile stark verselbstständigt hat. Ich probiere etwas zusammen zu fassen, um euch keinen 10-Seitigen Roman zu liefern ;) Eigentlich läuft mein Leben wunderbar, ich habe einen tollen Mann an meiner Seite, meine Ausbildung läuft super, habe Familie die hinter mir steht - eigentlich sollte ich glücklich sein und auch stolz auf mich selber (habe mit anfang 30 es endlich geschafft einen Beruf zu erlernen und hänge gerade die Folge-Ausbildung hinten dran). Ich komme ganz kurz auf meine Kindheit zurück, weil ich diese als Ursache für all das sehe! Ich hatte eine kleine Bilderbuch-Familie - Mama , Papa und ein kleines Häuslein mit Garten. Mit 6 Jahren brannte mein Vater mit einer anderen durch und warf meine Mutter und mich von einen Tag aus dem anderen raus! Der Vater den ich so geliebt habe, sagte mir nun offen ins Gesicht das ich ihn nicht mehr interessiere und ich doch nicht sein Kind sei (er hatte ja quasi nun 3 Neue) - wiegesagt ich war ca. 5 - 6 Jahre alt. Als Kind gab ich mir natürlich die Schuld daran. Meinen Vater sah ich dann nurnoch alle 2 Wochen und war nach jedem Treffen nervlich völlig am Ende. Bis zu jenem Tag, als ich wieder bei seiner neuen Familie am Esstisch saß und nicht essen konnte! Und an diesem Tag passierte etwas, was meine Psyche kontinuierlich ausblendet (Schwärze)! Ich erinner mich daran dort zu sitzen , an dem großen Tisch...danach ist die Erinnerung weg. Ich wurde nach einiger Zeit von meiner Mutter abgeholt und war ab da apathisch! Weinerlich... nicht mehr ansprechbar... mir war non stop spei-übel und ich weigerte zu essen! So schlimm, das meine Mutter mit mir ins Krankenhaus fuhr, wo ich fast zwangsernährt wurde (ich weiß noch das ich von einem Psychologenteam aufgepäppelt wurde). Nach diesem besagten Tag erzählte ich meiner Mutter übrigens, das ich eingesperrt wurde und ich denke, dass das auch die Wahrheit ist, meine Psyche das aber vehement ausblendet, weil die Erinnerung vermutlich zu schlimm wäre.

Das kurz zu der Vorgeschichte... es ist weitaus mehr danach vorgefallen, mein Vater versuchte mich kontinuierlich in den Dreck zu ziehen und log das sich die Balken biegen. Ich fing übrigens an ab 13 zu rauchen, ab 15 mich mit anderen Dro. (Dro., Pepp. Dro.) vollzupumpen.


Das zur Vorgeschichte... Probleme mit mir selber hatte ich schon immer, dennoch war ich eigentlich trotzdem immer recht kommunikativ und bestreitete mein Leben trotzdem irgendwie... halbwegs... Mit 16 fing ich eine Therapie an, die ich aber abgebrochen habe, da ich generell betäubt vor meiner Psychologin saß und sie so nicht mit mir arbeiten konnte.

Heute, ich bin mittlerweile fast 30 Jahre alt, habe ich eigentlich gedacht, das sei irgendwie alles überstanden und ich denke an meine Kindheit ja auch garnicht mehr und überhaupt. Wiegesagt, das ich psychische Probleme habe, war mir immer klar: Zum einen habe ich starke Selbstbewusstseins-Schwankungen! Ich habe nie gelernt mich richtig zu akzeptieren und mich zu lieben. Es sind aber oftmals keine Gedanken, sondern Gefühle von Unsicherheit, etc... wo mir mein Unterbewusstsein das Gefühl gibt, nichts wert zu sein!

Ich habe zudem das Problem, das ich mir und meinem Urteilsvermögen, nicht zu trauen. Bevor ich eine Entscheidung treffe (die tw. völlig Nichtig sind also entscheidungen, die eigentlich nicht schwer sind), frage ich meine Mama, meinen Verlobten, Meine Freundin... etc pp und bilde mir aus mehreren Meinungen ein Urteil, obwohl mir von vornherein bewusst ist (logisch denkend) wie das Urteil und die Entscheidung ausfallen sollte! So nach dem Motto:

Der Kaffee ist zu heiß, den solltest du nicht trinken sonst verbrennst du dich! Aber vielleicht kann ich ihn doch trinken? (Verstand: Nein! Er ist zu heiß)
Mama: Du kannst ihn nicht trinken
Freund: Du kannst ihn nicht trinken
Freundin: Du kannst ihn nicht trinken

Ich : Ok, ich trinke ihn wirklich nicht :(

Das ganze ist unheimlich lästig und ich probiere es schon seid Ewigkeiten abzulegen aber ich schaffe es alleine nicht! Ich habe 0 Selbstvertrauen in mich selber! Hinzu kommt eines meiner größten Probleme: Ich übertreibe Situationen maßlos! Ich koche alles zu heiß, jede kleine Mücke wird zum Elefanten und lähmt mich völlig. Daraus resultieren tw. Angstzustände, die sich über mehrere Wochen hinziehen können.

Beispiel: Mein Freund und ich verlobten uns, ich war überglücklich! Sein Kumpel rief an und feixte am Telefon von wegen : Junggesellenabschied und *beep*. Für mich brach eine Welt zusammen! Ich konnte mich über die Verlobung nicht mehr im geringsten freuen und redete darüber mit meinem Freund mehrfach (der ist sehr einfühlsam und beruhigte mich)... das brachte überhaupt nichts! Ich lief 2 Wochen wie ein Zombie rum und konnte am normalen Leben garnicht mehr wirklich teilnehmen.

Das ist nur eine Situation, die sehr markant war... davon gibt es aber 1000de!

Zudem denke ich generell NUR in negativen Denkmustern. Ein Hey, das hast du toll gemacht oder Da hast jetzt was dazugelernt super oder Das kannst du richtig gut kommt nie vor! Meine Gedanken sind vollgesetzt mit Sorgen... Sorgen... Sorgen und noch mehr Sorgen... Zudem beziehe ich alles negativ auf mich und gönne mir Glücklich sein auch überhaupt nicht - richtig glücklich war ich glaub ich noch nie... könnte mich nicht daran erinnern!


So, nun komme ich mal wirklich zu der letzten Woche, wo sich die Ereignisse überschlagen:

Seit mehreren Monaten geht es mir immer schlechter und meine Probleme werden ausgeprägter. Deswegen suche ich schon seit mehreren Monaten eine Psychologin und finde einfach keine! Ich habe mittlerweile rund 60 Psychologen abtelefoniert und hatte sage und schreibe 1 Erstgespräch, nachdem mir die Psychologin sagte, das sie ja eigentlich keine freien Plätze mehr hat. Super!

Ich fing letzte Woche ein Praktikum an und meine Anleiterin fragte mich, was denn los sei... denn ich bezog sehr vieles, negativ auf mich und wirke nicht aufnahmefähig. Sie sagte mir auch, das ich mich so kirre und fertig mache... mich so unter Druck setze (das wenn ich so später einen Arbeitsplatz antrete, ich nach spätestens einen Tag ausgebrannt sein werde)! Und sie hat Recht! Schlafen tue ich übrigens seit langem nicht mehr richtig (ich schlafe gut ein aber wache min. 5 x die Nacht auf). Wenn ich wichtige Termine am nächsten Tag habe oder z.B. Praktikum habe und nicht in der Schule bin, wache ich tw. jede Stunde schweißgebadet auf!

Ich nehme übrigens auch schon seit Monaten Neurexan und Lasea (Lavendelöl-Kapseln)... die beruhigen mich vielleicht ein wenig aber wirklich gebracht hats auch nichts!

Vorgestern fuhr ich wieder zum Praktikum... Ich stand völlig neben mir. War müde ohne Ende, konnte keinen klaren Gedanken fassen. Ich war absolut nicht aufnahmefähig (das merkten auch mein Verlobter und meine Freundin, indem ich konfuses Zeug quatschte). Ich probierte fit zu werden, holte mir sogar aus der Apotheke noch Vitaminpräperate und trank Kaffee wie eine Geisteskranke... beim Praktikum angekommen, stellte ich Fragen, worauf ich immer als Antwort Aber das habe ich dir doch gerade erzählt??? bekam. Ich stand völlig neben mir und wurde öfter gefragt, was denn los sei? Ob alles in Ordnung ist?

Ich fing an konfuse Dinge zutun, ich räumte in der Küche die Spülmaschine aus und meine Anleitung fragte mich, was ich denn da tat? schließlich hatten wir gestern besprochen, das wir das nicht tun, sondern die, die dafür verantwortlich waren! Ich wusste garnix mehr! Erinnerungslücken hoch 10... ich quatschte dann irgendwas von: Ich brauche das gerade....

Fazit war, das ich mich krank meldete und auf dem direkten Weg zu meiner Hausärztin war. Auf dem Weg dorthin wurde es schlimmer, ich bekam Heulattacken und probierte nicht allzu verheult in der Straßenbahn zu sitzen. Beim Arzt angekommen fing ich abermals an zu weinen.. auf die Frage, ob denn etwas schlimmes passiert sei, meinte ich nur : Nein! Abends bekam ich dann den Termin und war ein kleines Häuflein Elend, da ich natürlich Zuhause richtig zusammengebrochen bin! Begleitet von Nerven(Muskel)Zuckungen, Durchfall, Magenkrämpfe, Apathie, etc...

Ich wurde nun für 2 Wochen krank geschrieben und mir wurde ein Antidepressiva, namens: Mirtazapin, verschrieben (auch damit ich einfach mal wieder durchschlafe)! Ich musste einen Zettel ausfüllen, wo ich fast alles mit fast jeden Tag ankreuzte: Diagnose: Mittelschwere Depression.

Mir wurde es jetzt richtig bewusst, was eigentlich mit mir los ist und was ich schon einige Zeit lang mit mir rumschleppe! Nunja, im Moment denke ich sehr viel über mich nach und probiere mir Zeit zu nehmen, wieder mit mir und meiner Umwelt klar zu kommen.

Es ist übrigens auch so, das mein Unterbewusstsein manche Menschen als Mehr Wert einstuft und ich dann Selbstbewusstseinstechnisch vor diesen Menschen so am Boden bin, das ich extrem unsicher wirke...

In 9 Tagen habe ich ein Vorstellungsgespräch bei einer Tagesklinik und bekomme psychologische Unterstützung :) Irgendwie geht es mir gerade besser, wo ich weiß was ich habe und das ich nun endlich Hilfe bekomme :)

So, ich glaube, es ist doch ein ziemlicher Roman geworden aber es tut gut , das mal nieder zu schreiben :)

LG Sola

14.01.2016 18:00 • #1


achtsamkeit
Hallo Sola,

danke, dass du hier so offen deinen Leidensweg geschildert hast. Deine Selbstzweifel sind wirklich sehr stark und gut, dass du jetzt zumindest ein Medukament bekommst und dass die Tagesklinik in Aussicht steht. Nach deinen Kindheitserzählungen denke ich, dass du evtl. auch mal eine Traumatherapie machen müsstest um dich von diesen unterdrückten Erlebnissen zu befreien. Aber das werden dir sicherlich deine behandelnsden Psychologen sagen was gut ist.
Ich wünsche dir Kraft und Vertrauen in dich selbst.

LG Achtsamkeit

15.01.2016 13:49 • #2


S
Hallöchen,

vielen Dank erstmal für die Antworten. Seit 3 Tagen nehme ich nun das Medikament und kann noch garnicht wirklich was zu der Wirkung sagen, außer das ich ständig müde, unkonzentriert und extrem heißhungrig bin. Meine negativen Gedanken sind nach wie vor nicht weg aber bis die richtige Wirkung einsetzt dauert es wohl auch noch ein wenig.
Am Donnerstag habe ich einen weiteren Termin bei meiner Hausärztin, um über die Medikation zu sprechen und am 25.01 dann den Termin für die Tagesklinik (Erstgespräch), danach dauert es ja +/- 3 Monate..

Ich mache mir derzeit vor allem Sorgen, das ich die Zeit bis zur Tagesklinik nicht krank geschrieben werde. Wahrscheinlich (wie immer) völlig unbegründet. Denn mir geht es wirklich schlecht (selbst Bahn fahren fällt mir unheimlich schwer: Geräusche und Gerüche sind so intensiv, das ich aggressiv davon werde und es wirkt alles extrem unreal.. kann das garnicht richtig beschreiben.. Menschen sind fürchterlich anstrengend derzeit) und ich werde mich hüten derzeit mit Jugendlichen zu arbeiten, in einem Brennpunkt! Glaub ich würd die nur zusammen schreien oder heulend in der Ecke sitzen :(

Welche Erfahrungen habt ihr denn bezüglich Arbeitsunfähigkeits - Bescheinigungen gemacht?

LG Sola

18.01.2016 19:40 • #3

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