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Depressionen und meine Krankheiten ein Teufelskreis

Kurvenräuber
Ich habe schon seit früher Kindheit immer mal mehr oder weniger mit Depressionen zu kämpfen. Seit 18 Jahren leide ich unter einer psychosomatischen Polyneuropathie. Seit 5 Jahren leide ich unter rheumatischer Arthritis. Meine Aortenklappe schließt nicht richtig, was momentan noch nicht schlimm ist. Muss Blutdrucksenker nehmen. Beginnende Artrose im rechten Knie und beiden Schultern. Und habe öfters Migräne.
Seit jetzt vier Wochen bin ich wieder alleine. Meine zweite Frau hat, ohne einen ersichtlichen Grund von meiner Seite aus, mich plötzlich verlassen.
Es fällt mir jetzt schwer meinen Alltag zu meistern.
Ich muss wegen meiner Krankheiten mein Ernährung umstellen und in meinem Tagesablauf mehr leichten Sport und Bewegungstherapie einplanen.
Mir fiel es aber schon immer schwer alleine zu sein.
Momentan befinde ich mich in Reha wegen meiner rheumatischen Erkrankung. Auch nutze ich hier die Psychologin um mein Leben neu zu ordnen und zu reflektieren. Sie hat bei mir eine sehr schwere Depression festgestellt.
Ich habe den Eindruck, je besser es mir körperlich geht, desto schneller neige ich zu Depressionen.
Ich weiß ich muss nach der Reha wieder einen Psychologen aufsuchen und auf meine körperliche Gesundheit achten, aber ich habe die Angst, dass ich dies nicht schaffe, weil ich ganz alleine bin. Ich habe Niemanden. Und meinen 19 jährigen Sohn, welcher in meiner Nähe (16 km) wohnt, möchte ich damit nicht noch mehr belasten.
Das alleine sein, davor habe ich Angst.

20.06.2020 09:50 • x 5 #1


Sterait
Hallo @Kurvenräuber

erstmal schön das du dich an dises Forum wendest.
Ich kenne das gerade nach einer Trennung, die Fragen überschlagen sich im Kopf man versteht die Welt nicht mehr Gefühle wie Selbstzweifel, Hilfslosigkeit, Traurigkeit eventuell sogar schuldgefühle sind auf einmal sehr groß.

Aber wenn ich mir deinen Beitrag durchlese hast du anscheind noch andere Große Baustellen. Versuch es doch erstmal so zubetrachten das du jetzt die Zeit hast dich um dich selbst zu kümmern. Du musst jetzt niemanden Rechenschaft ablegen weil du dies oder das so machst. Versuch einen Sport zu finden der dir wirklich Spaß macht, dort bist du unter Menschen und tust gleichzeitig was für deine Gesundheit.

20.06.2020 11:34 • x 3 #2


A


Hallo Kurvenräuber,

Depressionen und meine Krankheiten ein Teufelskreis

x 3#3


Kurvenräuber
Das mit dem Sport ist schwierig. Ich bin Bäcker und durch meine Arbeit und vor allem die Schlafzeiten, ist es sehr schwer da etwas zu finden.

20.06.2020 12:48 • x 1 #3


Sterait
Also ich Arbeite in 3 schichten und ich schaffe es ja auch. Also einmal die Woche gehe ich zum schwimmen ( ok zurzeit haben die Hallenbäder alle zu ). Da kann ich von Früh Morgens 6 Uhr oder Spät abends 21:30 Uhr hin.

Es gibt Fitness Studios die 24h offen haben wenn wirklich nichts anderes hilft z.B. Mc fit.
Und momentan bin ich auf der Suche wo ich wenigstens alle 14 Tage zum Badmiton hin kann.

Ich habe mich auch lange dahinter versteckt mit der ausrede es geht nicht wegen meiner schichten oder ich muss mich um mein Sohn kümmern .
Es geht alles, aber man muss es auch wirklich wollen.

20.06.2020 13:25 • x 2 #4


Kurvenräuber
Dann scheinst du in einem Ballungsraum zu wohnen. Bei mir auf dem Land ist das nicht möglich. Und deswegen jedes Mal über 80 km zu fahren, ist einfach nicht umzusetzen.

20.06.2020 13:47 • x 3 #5


Betse66
Willkommen Kurvenräuber,
dann versuchen wir Neuen uns mal auszutauschen - grins.
Der Rucksack, den du momentan zu tragen hast, ist ganz schön schwer. Und ich kann mir in deiner jetzigen Situation mehr als gut vorstellen, dass du nicht weißt, wie du das allein schaffen sollst. Komisch, mir fällt da ein Zitat meines technisch begabten Sohnes (Kfz-Mechatroniker und Industriemechaniker) ein: Was die eigene Kraft nicht schafft, schaffen Hilfsmittel.
Genauso ist es auch mit unserem GedankenEigenleben.
Nimm alles Helfende in Anspruch, was sich dir bietet. Wir Eltern denken immer, wir müßten unsere Kinder beschützen und nicht mit unseren Problemen belasten. Vielleicht ist dein Sohn dankbar, wenn du sagst: Junge, ich brauch dich mal. Vertraue ihm, er ist doch ein Teil von dir oder?
Wenn ich es richtig verstehe, bist du gerade noch in Reha und hast dort eine Psychologin. Gut ist erst mal, dass es dir körperlich besser geht. Damit liegt dein Augenmerk nun auf deiner psychischen Gesundung. Besteht die Möglichkeit über den evtl. existierenden psychosozialen Dienst der Klinik erste Kontakte z.B. Psychologentermin zu organisieren. Bei deinen Erkrankungen hast du sicherlich Rehasport in den letzten Wochen gemacht oder? Man kann über die Krankenkasse auch ambulant 50x Rehasport verschrieben bekommen. Das macht insofern Sinn, da du da unter Aufsicht bist, regelmäßige Termine hast und dich langsam auf den Gedanken Sport einlassen kannst. Übrigens ganz wenig aufwändig und kostenlos ist der Spaziergang in der Natur. Du fährst Motorrad. Dann fahr, wenn notwendig paar Kilometer raus aus der Ortschaft, stell die Maschine ab und laufe, sprich: setze einen Fuß vor den anderen. Du brauchst nur vernünftige Schuhe und wettergemäße Bekleidung. Jetzt ist die optimale Jahreszeit, auf den Geschmack zu kommen. Geh nach deiner Schicht ein paar Schritte. Geh abends, wenn die Hitze vorbei ist und bevor es dunkel wird. Du brauchst keine Öffnungszeiten.
Ich schreibe das so einfach dahin. Nein, du glaubst gar nicht wie viele Menschen in der Natur unterwegs sind. Ich hatte schon ganz tolle Begegnungen. Und eine Frage: Bist du wirklich allein? Freunde, Bekannte, Arbeitskollegen, dein Sohn?

Hey, ich hab jetzt einfach so dahin geschrieben. Das soll nicht heißen, dass ich dir sagen will, es wäre einfach. Ich weiß, was mir die Natur und der Sport gibt. Ich übertreibe es nur gerade, weil ich Depri bin.

Ich wünsche dir gute Gedanken und denk dran: du bist nicht allein, schon weil du hierher gefunden hast.
LG Betse

21.06.2020 21:21 • x 2 #6


Betse66
Hallo Kurvenräuber,
es klingt vielleicht blöd, aber du hast mich heute auf meinem Waldlauf gedanklich begleitet. Das war mal was Neues, denn dadurch konnte ich mein übliches Gedankenkarusell beiseite schieben.
Ich laufe in der Regel die ausgezeichneten normal begehbaren Wanderwege. Dort fühle ich mich sicher, denn als Frau ist es ja doch nicht immer so einfach allein unterwegs zu sein. Ich mache das jetzt seit ca. 5 Jahren, in den Sommermonaten total gern früh gegen 6 Uhr. (Diese Uhrzeit ist derzeit für mich absolute Ausnahme. Schade.) Ja auf diesen Wegen sind regelmäßige Begegnungen mit Familien, Paaren, alt und jung möglich. Deshalb schrieb ich gestern von ganz tollen Begegnungen. Ja, was will ich dir eigentlich sagen. In meinen guten Zeiten habe ich stets ein Auge für meine Umgebung. Ich habe keine gute Kamera und keine Ahnung vom Fotografieren. Aber mein Smartphone ist schon aus Sicherheitsgründen immer dabei und es hat sich als richtig guter Bildermacher entpuppt. Dann habe ich durch verschiedene Bearbeitungsmöglichkeiten und Effekte so manchen schon ins Grübeln gebracht. In den letzten Wochen konnte ich dem nichts mehr abgewinnen. Smartphone eingesteckt und das wars.
Vor ca. 3 Wochen machte mich ein älteres Paar auf einen parallel verlaufenden Höhenwanderweg aufmerksam. Wow, selbst meine auf Grau eingestellten Augen staunten über die Aussicht, die sich mir plötzlich bot. Vor- bzw. Nachteil - auf diesem Weg begegnen wir ganz wenige Leute, oft gar niemand, aber es ist nur ein etwa 3 km parallel verlaufenden Wegabschnitt zu meiner sonstigen Route. Und ich habe einfach Bilder gemacht. In dem Moment hatte ich keine Ahnung von dem teilweisen skurillen Anblicken. Ich wollte nur meinen Vater und Bruder fragen, ob sie die Gegend kennen. Wie gesagt: Farbe sehen, Schönheit erkennen - das fällt mir sehr schwer. Aber als die beiden Männer sogar begeistert waren, war für mich klar, dass ich dieses Hobby auch weiterhin auf meinen Waldläufen betreibe ... und wenn es nur dazu dient, später zu sagen: Schau her, da war ich. oder ich lösche es halt wieder. ;( Und auch schwarz-weiß-Bilder machen echt was her. Versprochen.
So, jetzt hoffe ich, dass ich dir für deine baldigen Spaziergänge etwas Lust und Neugier mitgeben konnte. Übrigens: Das fotografieren, wenn man Begleitung hat, funktioniert bei mir nicht. Ich genieße das Alleinsein.

In diesem Sinne wünsche ich dir, dass du bald genug Mut aufbringst, dein Leben (wenn es sein muss auch allein) wieder zu ordnen.
LG

22.06.2020 19:07 • x 3 #7


Kurvenräuber
Danke Betse
für deine ehrlichen und Mut machenden Worte. Leider bin ich wirklich allein. Freunde und Bekannte habe ich keine und mit meinem Sohn rede ich zwar, aber ich darf ihn nicht zu sehr mit meinen seelischen Problemen belasten, weil auch er noch in der Lebensfindung steckt.
Ich gehe sehr gerne raus an die frische Luft. Sei es mit dem Fahrrad, zu Fuß oder mit dem Motorrad. Nur fällt mir das leider sehr oft schwer. Sei es wegen meiner Polyneuropathie, meiner rheumatischen Arthritis oder den Depressionen. ich zwar jetzt nach der Reha noch 24 Termine für eine Nachreha.
Ich habe mir jetzt in der Reha Pläne gemacht über Übungen für meine Erkrankungen. Die werde ich in der Wohnung mit den dazugehörigen Materialien verteilen. So werde ich zu Hause daran erinnert, Gymnastik zu machen. Ich erhoffe mir auch davon, dass ich dann auch wieder mehr Energie habe nach draußen zu gehen.
Auch muss ich wegen meiner Rheuma die Ernährung etwas umstellen. Was mir leichter fällt, weil ich gerne Vegetarisch esse. Auch dafür habe ich mir Zettel vorbereitet, welche in die Küche kommen.
Ich weiß, dass ich in meinem Leben Ordnung und einen Tagesablauf brauche, welche ich hier in der Reha ja hatte, und diesen versuche ich mir jetzt zu Hause zu schaffen. Auch ist mir bewusst, dass dies nicht immer ganz einfach wird mit meinen Krankheiten und Süchten (Ess- und S.). Aber ich bin in meinem Leben schon so weit gekommen und habe schon so viel erreicht, dann hoffe ich, dass ich auch das schaffen werde.
Und ich denke ich habe hier eine Gruppe gefunden, wo ich offen darüber schreiben darf, wie es mir dabei geht. Und auch Verständnis und Ermutigung und ab und zu mal einen Tritt in den Hintern (schmunzel) mich erreicht.

25.06.2020 10:00 • x 2 #8


Kurvenräuber
Ich habe Angst, wenn ich jetzt am Samstag nach Hause komme zu Versagen. Ich habe in meinem Leben aus meiner Sicht schon so oft versagt.

25.06.2020 10:37 • x 1 #9


Betse66
Zitat von Kurvenräuber:
Aber ich bin in meinem Leben schon so weit gekommen und habe schon so viel erreicht, dann hoffe ich, dass ich auch das schaffen werde.


Hallo Kurvenräuber, ... und genau diesen Satz nagelst du fest ... weiß nicht, wo ein guter Platz bei dir ist ... da wo du am meisten hinschaust! Ach so und aus dem letzten Teil hoffe ich..., machst du dann schaffe ich auch das. - Ich Klugsch... - grins!
So jetzt der Reihe nach: Dein Sohn ist in der Lebensfindung. Hm, was auch immer das im Detail bei ihm heißt? Dazu gehört aber auch, zu lernen mit Situationen anderer umzugehen. Du sollst ihm ja nicht deine ganzen Ängste erzählen. Versuche, Zeit mit ihm zu verbringen - vielleicht kann er derjenige sein, der dir alle 2 Wochen oder so, in den Hintern tritt und sagt: Komm wir haben eine Verabredung miteinander!
Sich allein, nur für sich zu motivieren, ist unheimlich schwer. Da hilft es, wenn man feste Absprachen/Termine mit anderen hat. Denn die will man in der Regel ja nicht enttäuschen. Du schreibst von vielen Plänen, die du jetzt allein zu Hause umsetzen willst. Das mit den Zetteln verteilen, klingt interessant. Du kannst ja mal an Beispielen berichten, wie das dann so bei dir abläuft.

Zitat von Kurvenräuber:
Ich habe Angst, wenn ich jetzt am Samstag nach Hause komme zu Versagen.


Hey, mach deine Pläne nicht zunichte! Komm erst mal am Samstag nach Hause. Komme erst mal an ... ohne Zettel verteilen! Rein, Tasche abstellen, Kaffee/Tee machen, wenn du einen Lieblingsort in der Wohnung/Balkon/Terrasse oder sonstwo hast dort hinsetzen und in Ruhe Kaffee/Tee trinken. Und wenn das zwei Stunden dauert. Komme erst mal an. ... und schon hast du die erste Hürde ohne Versagen genommen.

Du, ich wünsche dir echt einen guten Start. ... Übrigens danke für die Rückmeldung zu den Bildern. Einfach geknipst und danach gestaunt (und manchmal nachgeholfen).

Na dann LG

25.06.2020 11:53 • x 1 #10


A


Hallo Kurvenräuber,

x 4#11


Kurvenräuber
Ich habe mich schon lange nicht mehr gemeldet. War ein Fehler. Ich bin jetzt schon einen Monat aus der Reha wieder zu Hause. Und es ist nicht einfach gewesen. Zu allem habe ich noch die Last auferlegt bekommen, dass ich das Auto, welches noch über Finanzierung läuft, verkaufen muss. Das ganze bringt mich gerade in finanzielle Schwierigkeiten.
Aber ich weiß, ich habe in meinem Leben schon so viel geschafft, ich schaffe das auch. Irgendwie.
Nach diesem Monat kann ich jetzt sagen, dass es Zeiten der Depression und der Entspannung gibt. Ich mache kleine Fortschritte. Meine Ernährung bekomme ich langsam umgestellt und auch meine Gymnastik, welche ich wegen meinen Krankheiten machen sollte, werden immer mehr.
Mein Arzt hat mir noch Agomelatin Zentiva verschrieben. Welches mich besser schlafen lässt und auch mein Wohlbefinden den Tag über wird besser.

23.07.2020 08:58 • #11

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