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Depressionen und mangelnder Stoffwechsel im Gehirn - wie helfen?

Seelenzwilling
Hallo ihr Lieben,

ich bin noch nicht so lange in diesem Forum und war bis auf 2 Beiträge eher der stille Mitleser.

Dieser Schritt, euch hier um Rat und eure Erfahrungen zu bitten, ist alles andere als einfach für mich aber ich denke dass es mit der Weile mehr als notwendig ist, diesen ersten Schritt zu gehen. Doch vorher muss ich ein paar Schritte zurück gehen. und zwar zum Anfang zurück auch wenn es schmerzhaft ist diese Wunden aufzureißen.

Ich wurde ungewollt geboren. Meine Eltern waren schon etwas älter und das Kind vor und nach mir wurden abgetrieben. Ich hätte eigentlich nicht existieren sollen aber Antibiotika hat die Wirkung der Pille damals ausgesetzt und als meine Mutter erfahren hat, dass sie mit mir schwanger war, war es schon zu spät. Ich bin einen Monat zu früh gekommen und lag einen Monat allein in der Frühchenstation. Meine Mutter wollte mich die ersten Wochen nicht sehen und mein Vater war der erste der mich besucht hatte. Schon damals war das Verhältnis zwischen meinen Eltern schwierig und so hat es dann nicht lange gedauert bis sie sich trennten. An meine frühe Kindheit erinnere ich mich nicht viel, darum kann ich darüber nicht wirklich etwas schreiben. Als ich auf die Schule ging war ich von Anfang an die Außenseiterin. Ich wurde beleidigt und schikaniert, mir wurden Mülleimer über dem Kopf ausgeleert und manchmal kam es auch vor dass man mich getreten oder geschlagen hat. Ich hatte nur wenige Freunde, mal eine mal zwei und auch sie wurden als Außenseiter abgestempelt und dementsprechend behandelt.
Ich hatte versucht mit meiner Mutter darüber zu reden aber sie hatte es nie für voll genommen. Hinzu kommt das auch sie mich geschlagen hat. Nicht weil ich schlimme Sachen getan habe, es waren ganz banale Sachen. Einmal hat sie mich mit einer vollen Plastikfalsche verhauen weil die in meinem Bett lag. Ich hatte Durst und wollte nicht immer in die Küche laufen (Geschirr auf dem Zimmer war untersagt). Das führte dazu das ich immer weniger getrunken habe, auch jetzt kämpfe ich mit einer der natürlichsten Bedürfnisse des Menschen und es gibt Tage, da trinke ich nicht mehr als ein halbes kleines Glas Wasser. Damals hatte ich auch Nachtangst (so nenne ich es einfach mal). Ich lang solange stocksteif und angst erfüllt im Bett bis ich aus Erschöpfung eingeschlafen bin. Auch jetzt habe ich noch Momente wo die Angst raus kommt (wenn ich z.B. nachts über den Flur laufe weil ich auf Klo muss). Auch das hat meine Mutter nicht ernst genommen und meine Bitte, wenigstens einen Spalt der Tür offen zu lassen damit ich ein bisschen Licht vom Wohnzimmer bekomme wurde ignoriert. Das Verhältnis zu meinem Vater war immer liebevoll und er hat mir immer Kraft gegeben. Er durfte mich immer nur 4 Stunden die Woche sehen aber es waren immer schöne 4 Stunden. bis ich älter wurde und mich andere Sachen mehr interessiert haben. Ich haben meinem Vater immer öfter abgesagt unter irgendwelchen Vorwänden. Heute weiß ich, dass ich ihm damit sehr weh getan haben muss.

Dann ist mein Vater krank geworden. Er hat Krebs bekommen der sich vom Kehlkopf auf weitere Organe ausgebreitet hatte. Zwei Jahre hat er sich damit gequält. Operationen und Chemo´s haben ihn letzt endlich dahingerafft. Er hatte später keinen Kehlkopf mehr, konnte nicht mehr sprechen, hat sich ständig übergeben und wollte selten etwas essen. Aus einem korpulenteren, voll Energie strotzenden Mann wurde eine magere, antriebslose Gestalt. Er hat sich immer Mühe gegeben sein Leid vor mir zu verbergen und ich tat es ihm gleich weil ich nicht wollte das er sich Sorgen machte. Meine Mutter wusste natürlich dass er krank war aber ich durfte keine Umarmung und kein Wort des Trostes erwarten. Meine Freunde hatten sich immer weiter von mir abgewandt und ich zog mich immer mehr zurück. Ich war allein. Allein mit meiner Mutter, allein mit den Konfrontationen in der Schule und allein mit der Krankheit meines Vaters und dem Schmerz der in mir wuchs.

Regelmäßig wenn ich nach Hause gekommen war nach einem Besuch bei meinem Dad und meine Mutter noch arbeitete, bin ich ein Stückchen mehr gebrochen. Ich habe die Tür geschlossen und konnte keinen Schritt mehr gehen. Ich bin auf dem Boden gesackt und war meinen Schmerzen hilflos ausgesetzt. Und dann starb mein Dad. Ich bin zu ihm gefahren. Er lag da, starrte an die Decke, hatte Schnappatmungen und nichts ließ erkennen dass er noch geistig bei uns war. Der Tag der Beerdigung war genau an meinem 16. Geburtstag. Es war verregnet und grau und auch wenn die ganze Verwandschaft väterlicherseits da war, war ich allein. Meine Geschwister waren so alt, dass sie meine Eltern hätten sein können. Ich wuchs nicht mit ihnen auf und eigentlich waren sie Fremde.

Damals habe ich oft an Selbstmord gedacht, sogar mehrmals am Tag und ich habe es auch versucht. Ich habe mir sämtliche Tabletten reingeschmissen, die Sonne schien auf mein Gesicht und als keine Tabletten mehr da waren, habe ich mich gefragt was ich da eigentlich tue. Ich bin zum Klo gerannt, habe versucht alles wieder auszukotzen und das war der Moment wo ich mich für mich entschieden hatte.

Ich bin dann mit 17 bei meiner Mutter ausgezogen. Ich wurde von meiner Ausbildungsfirma ausgenutzt und verarscht und bin dann mit meinem Freund nach Berlin gezogen. Ich wollte nie nach Berlin, ich hatte es gehasst. Drei Monate später hat er mich verlassen und ich war allein in dieser hektischen und riesigen Stadt. Wieder allein. Nach ca. 3 Jahren hatte ich mich dann im Griff. Ich habe Geld verdient und konnte mein Leben finanzieren, hatte eine beste Freundin und habe viele schöne Tage mit ihr erlebt. Aber ich war nicht glücklich mit meinem Beruf. Ich habe dann eine neue Ausbildung gestartet die mich fast in den Ruin getrieben hatte, da ich keine Unterstützung vom Staat erhalten hatte und die Vergütung gerademal für die Miete reichte. Ich war geplagt von Existenzängsten, bekam Depressionen aber versuchte das nötigste aufrecht zu erhalten wie die Ausbildung. Meine Mutter und ich hatten uns von Jahr zu Jahr immer besser verstanden. Die Zeit hat die Wunden geheilt und ich dachte die Wunden durch den Tod meines Vaters waren ebenfalls verheilt. Als ich dann endlich meine Scharm ignoriert hatte und ihr gesagt hatte wie meine Lage war, hat sie mich unterstützt mit meiner Schwester (mütterlicher seits). Ich bin aus Berlin weg gezogen und habe meine Ausbildung woanders fortgesetzt, mit meinem neuen Partner (der nach sehr schwierigen Zeiten auch immer noch an meiner Seite steht). Ich hatte keine finanziellen Schwierigkeiten mehr weil man im Westen einfach viel besser Geld verdient als im Osten. Ich habe meine Ausbildung bestanden, mit einem sehr guten Notenschnitt, was kaum einer erwartet hatte da ich in der Realschule immer dem durchschnitt entsprach.

Ich hatte mein Leben wieder im Griff ich hatte Spaß und Glück empfunden vor allem mit meinem Partner.

Nach all dieser Zeit sitze ich nun hier und kann meinen Selbsthass kaum noch aushalten. Ich habe alles was ich wollte. Ich habe eine Mutter die mich so liebt wie ich es mir jahrelang gewünscht hatte. Ich habe einen Partner der mich so liebt wie ich bin und trotz meiner schwierigen Art immer noch zu mir steht und mich unterstützt und ich habe einen Job bei dem ich keine Geldsorgen mehr haben muss und der mich erfüllt. Und dennoch geht es mir nicht gut. Ich habe früher so viele Hobbys gehabt, zeichnen singen, Gitarre spielen, Geschichten schreiben. jetzt komme ich nach Hause und tue nichts. oft schau ich nicht mal Netflix, ich tue einfach nichts außer da zu sitzen und nachzudenken. Ich weine, ich zweifle, ich hinterfrage und ich kritisiere mich.

Ich sollte eigentlich glücklich sein und irgendwie bin ich das auch aber irgendwie auch nicht. Seit Wochen habe ich nicht mehr richtig gelacht, stattdessen rauche ich Gras um mir wenigstens am Wochenende ein paar Glücksgefühle zu geben und auch einfach um mal alles zu vergesssen. Fast jeden Tag wenn ich sehe wie die S-Bahn in den Bahnhof rollt, stelle ich mir vor wie einfach es wäre sich auf die Gleise fallen zu lassen. Mein Partner und meine Mutter sind die einzigen die mich davon abhalten und meine Feigheit. Hinzu kommen mehrere körperliche Problemchen. Meine Verdauung spielt verrückt. es ist scheinbar egal was ich esse, es endet immer mit Magenschmerzen, Durchfall, Übelkeit oder Verstopfungen. dann habe ich plötzlich angefangen zu schwitzen (ich schwitze sonst nur sehr sehr selten. über einen Tropfen Schweiß in der Sauna freu ich mich). Ständig bin ich nachts aufgewacht weil ich am ganzen Körper schweißnass war und mich mehrmals in der Nacht umziehen oder abtrocknen musste. Ich hab nicht schlecht geträumt oder so, was das ganze noch noch verwirrender machte. Meine Nieren tun zwischendurch weh. Ich war beim Arzt und habe einige Untersuchungen hinter mir aber ich bin kerngesund.

Ich denke ich weiß schon länger das ich Depressionen habe aber ich konnte es mir nicht eingestehen. Gestern Abend habe ich es dann meinen Partner gesagt und das ich ihm nicht zu Last fallen möchte. das geht soweit, dass ich schon darüber nachgedacht hatte einfach Schluss zu machen, mir eine kleine Wohnung zu suchen und mein Dasein allein zu fristen, bis ich es endlich hinter mir bringe alles zu beenden.

Von meinen wenigen Freunden in der Umgebung habe ich mich bereits losgesagt. Warum ich keine Zeit mehr habe oder mich nicht mehr mit ihnen treffe, habe ich auf meine aktuellen körperlichen Beschwerden geschoben aber in Wirklichkeit will ich einfach nicht. Ich weiß das ich momentan keine gute Gesellschaft bin und will es anderen ersparen mich zu ertragen.

Mein Partner hat mich die ganze Nacht getröstet und mir gesagt das er mich liebt und er bei mir bleiben wird, dass ich keine Angst haben brauch und dass er immer für mich da ist.

Ich denke es ist langsam der Punkt gekommen wo ich mir Hilfe suchen muss denn auf seine Frage, ob ich denn noch weiterleben möchte hatte ich keine Antwort. Ich bin mit der Weile mit mir selber überfordert und ich weiß nicht warum weil es mir eigentlich gut gehen müsste.

Ich war mit den ganzen schwierigen Situationen immer alleine (emotional betrachtet) und habe alles mit mir selbst ausgemacht aber irgendwie kann ich das nicht mehr. Ich will es ändern und mir Hilfe suchen aber ich weiß nicht wie.

Wie habt ihr euch Hilfe gesucht, welche Erfahrungen habt ihr gemacht und können meine Depressionen einfach an einem mangelnden Stoffwechsel im Gehirn kommen (hab ich gelesen und eigentlich geht es mir ja gut)?

Ich danke euch schon mal für das lesen, ich weiß es ist ein langer und wahrscheinlich auch wirrer Text.

Liebe Grüße Euch allen.

14.03.2019 15:18 • x 3 #1


F
liebe Seelenzwilling,

zuerst auch von mir dir ein herzliches Willkommen hier im Forum. Deine Lebensgeschichte hat mich jetzt schon betroffen gemacht, obwohl meine eigene Geschichte ähnlich verlaufen ist. Leben kann manchmal echt grausam sein, und nicht immer ist das Leben gut und fair zu uns. Andere haben eine glückliche und schöne Kindheit, sind akzeptiert und gewollt, andere müssen schon von Kind auf leiden.

Trotzdem, als Mensch bist du einfach wertvoll, gewollt und geliebt. Und du darfst dich selbst in Liebe annehmen und akzeptieren. Deine Eltern haben sich an dir schuldig gemacht. Das ist alles andere als fair und liebevoll, das was die mit dir gemacht haben, ja man kann es schon fast verantwortungslos nennen. Aber dafür kannst du nichts, du bist leider das Opfer.

DU liebe Seelenzwilling kannst dafür nichts. Trotzdem bist du als Mensch einzigartig, niemand anders ist so wie du. Du bist als Mensch ein Original, das darfst du nie vergessen. Du darfst dich selbst immer wieder in Liebe annehmen und akzeptieren. Vor allem auch daher, weil du in deinem Elternhaus wenig Liebe und Annahme bekommen hast.

Und deshalb musst du heute so darunter leiden, du empfindest einen Mangel an Liebe und Annahme, es fehlt dir das liebevolle Stillen an der Brust deiner Mutter, die Zufriedenheit, wenn so ein kleines Baby satt wird. Dieser ganzen schönen Erfahrungen als Kind hast du leider nie erleben dürfen, und das tut mir echt von Herzen leid für dich. Es ist eines von den schlimmsten Dingen was ein Mensch auf der Erde erfahren muss.

Was du tun kannst, liebe Seelenzwilling, das du es erstmal vorbehaltlos versuchst anzunehmen, zu akzeptieren. Ja so brutalst schlimm war und ist es für dich. Du hättest dir dein Leben ganz anders vorgestellt. Dieses Akzeptieren tut dir jetzt erstmal brutalst weh. Manche versuchen diesem Schmerz auszuweichen, aber ich finde es besser, deiner Lebenswahrheit offen und ehrlich ins Auge zu schauen. Du schaust deine Vergangenheit an so wie sie war.

Es ist nicht leicht sich eine Niederlage einzugestehen, doch der Anfang deines Lebens war wie eine Niederlage für dich.

Man hat dein junges Leben zerbrochen, und du musst durch den Dreck und Schutt deines jungen Lebens hindurch, um wieder zu DIR, zu deinem DU zu gelangen. Zu deinem eigenen Fundament, wo du dir ein neues stabiles, festes Lebenshaus bauen darfst. Dein Leben war zerbrochen, brüchig,, aber diesem Schmerz können wir leider nicht ausweichen.

Du hast jetzt nichts mehr zu verlieren, musst keine falschen Rücksichten mehr nehmen. Du darfst aus deinem Nullpunkt heraus neu anfangen, dein Leben von neuem beginnen. Du darfst aus den Trümmern deiner Niederlage aufstehen, so leben, wie du es für gut und richtig findest. Es ist jetzt dein Leben.

Stelle dich zu deinen Gefühlen, deiner Wut, deinen Schmerzen, deiner Traurigkeit, deiner Ohnmacht. Du darfst alle Kränkungen nochmals anschauen, und die Schmerzen zulassen, die jetzt bei dir hoch kommen. Oftmals sind heute deine Schmerzen größer als damals. Damals konntest du es als Kind nicht so fassen, wie schrecklich man dich behandelt hat.

Deine Gefühle werden wechseln, die tiefe Traurigkeit die dich lähmt, die Wut, die dich packen möchte, dein Zorn, lasse alles raus, schreie es raus.

Deine Trauer verläuft in Etappen, es scheint, du hast es gepackt, doch dann holt dich deine Trauer wieder ein. Es kommt wieder etwas hoch, was du vergessen hast. Du siehst und spürst wieder die alten Verletzungen--

Dieser Trauerprozess braucht seine Zeit. Du kannst dir auch jederzeit durch einen guten Therapeuten helfen lassen.

Wichtig finde ich, das du in allen Trauerphasen liebevoll zu dir stehst. Verurteile dich bitte nicht selbst.

Gut wäre es, wenn du einen ganz neuen Sinn für dein Leben findest. Das du es dir überlegst, aufschreibst, für was du jetzt leben möchtest. Wenn dann wieder schwierige Tage für dich kommen, kann dir der persönliche Sinn für dein Leben einen Halt geben.

Ich will leben weil.

Ich wünsche dir liebe Seelenzwilling das du einen guten Weg für dich finden darfst, das du trotz deinem schweren Anfang in deinem Leben, so glücklich wie nur irgendwie möglich wirst.


in guten Gedanken für dich,

ganz viele liebe Grüße,


Frederick

14.03.2019 18:08 • x 1 #2


A


Hallo Seelenzwilling,

Depressionen und mangelnder Stoffwechsel im Gehirn - wie helfen?

x 3#3


Seelenzwilling
Lieber Frederick,

vielen Dank dass du dir diesen langen Text durchgelesen hast und für deine tröstenden Worte.
Eines möchte ich nur kurz berichtigen, es waren nicht meine Eltern sondern meine Mutter die mir das damals angetan hat (jetzt lieben wir uns wie Mutter und Tochter sich lieben sollten). Mein Vater war immer gut zu mir und hat nichts schlechtes über mich kommen lassen, er hat mich geliebt und getröstet. Das musste ich nur kurz los werden weil er einer der wundervollsten Männer war die ich kennenlernen durfte und da wollte ich das nicht so stehen lassen, das hat er nicht verdient.

Du hast natürlich recht das ich wieder zu mir finden muss und ich mein Leben neu beginnen muss aber das habe ich ja bereits.
Ich habe an sich keine Sorgen (weder im Job noch mit dem Geld, der Liebe oder der Familie) darum kann ich mir nur noch weniger erklären warum ich mich so fühle wie ich mich fühle. Alles hat sich zum besseren gewendet und es ging mir zwischendurch echt gut nur jetzt bin ich an einem emotionalen Tiefpunkt und kann es mir nicht erklären. Führer hatte ich eine Erklärung, meine Mutter, die Schule, die Krankheit und dann der Tod meines Vaters, die Existenzängste aber jetzt ist da nichts womit ich meine Gefühle rechtfertigen kann. Mag sein dass da noch etwas in mir schlummert was ich nicht richtig verarbeitet habe aber warum kommt es gerade jetzt wieder raus wenn es mir doch eigentlich gut geht? Die Schikane meiner Mitschüler hab ich längst hinter mir gelassen weil ich weiß was aus mir geworden ist. Aus dieser hässlichen, kleinen Versagerin ist eine schöne, erfolgreiche junge Frau geworden die mit ihrer Karriere gerade am Anfang steht und jetzt schon weiter ist, als die die mich damals so behandelt haben. Ich habe einen Partner der hinter mir steht und mich liebt wie ich bin (auch wenn ich gerade so ätzend bin).

Ich verstehe einfach nicht was mit mir los ist, ich habe einfach keine Erklärung.

Geht es jemanden ähnlich?

Liebe Grüße
Seelenzwilling

14.03.2019 18:30 • x 1 #3


F
lieber Seelenzwilling,

ich vermute das du es wie ich, ganz tief in deinem Innersten verdrängt hast, und jetzt plötzlich wieder hoch kommt. Obwohl du es gerade nicht brauchen kannst. Aber wenn du es jetzt nicht verarbeitest, so gut du es kannst, dann kommt es wahrscheinlich immer wieder hoch.

Wir alle tragen unsere Familiengeschichte mit uns herum, sind Teil der Geschichte von anderen Menschen. Und diese Geschichte hat zwei Seiten, eine gute und eine schmerzliche. Es handelt sich um ein ganz wichtiges Lebensthema.

Ob du deine eigene Lebensspur in deinem eigenen Leben findest, oder ob du dich nach wie vor von deiner Lebensgeschichte abhängig machst, bestimmen lässt, hängt davon ab, wie deine dir geschlagenen Wunden heilen.

Wenn du dich mit deinem Leben versöhnen kannst, kannst du wieder befreiter leben.

Auch durch Äußerungen und Blicke von Menschen, erinnerst du dich immer wieder an deine schmerzlichen Erfahrungen, die Wunden von deiner Mutter.

Verletzungen, die du nicht in dein Leben integriert hast, wiederholen sich, indem du dich selbst oder andere Menschen verletzt, oder dir Situationen raussuchst, die den Verletzungen deiner Kindheit gleichen.

Obwohl ich es besser machen wollte als meine Eltern, habe ich meine eigenen Enttäuschungen an meine eigenen Kinder weiter gegeben. Und ich habe mich selbst verwundet.

Deshalb liebe Seelenzwilling, versöhne dich immer wieder mit deinem Leben, gerade wenn es immer wieder hochkommen möchte. Das du dich mit dir und deinem Leben immer wieder versöhnst. Das kannst du dir auch aufschreiben, ein Tagebuch für dich führen. Versöhne dich mit allen Menschen, die dich verletzt haben.

Selbst ging es bei mir im Alter von 35 Jahren los, da war ich schon glücklich verheiratet, hatte eine liebe Tochter, und keinen Grund traurig zu sein. Doch ich habe auch vieles in meinem Leben unterdrückt, und plötzlich kam alles raus, obwohl ich das nicht wollte.

Ich würde dir raten, lasse deinen Ärger und deinen Frust raus, aber nicht an deinem Partner. Gut kann dir auch Bewegung helfen, Sport.


viele liebe Grüße an dich,

Frederick

14.03.2019 19:36 • x 1 #4


CeHaEn
Moin Seelenzwilling

Wenn du dich nun dazu entschieden hast, Hilfe von außen zu suchen, dann steht das Stichwort Therapie sicherlich ganz weit oben auf der Liste. Dazu könntest du dir z.B. psychologische Psychotherapeuten in deiner Umgebung raussuchen und dann das Telefon in die Hand nehmen. Denk aber bitte daran, dass es oft schwierig ist einen Termin zu bekommen. Diese Leute sind im Allgemeinen gut ausgelastet.
Du kannst natürlich auch als allerersten Schritt den Arzt deines Vertrauens ansprechen, z.B. deinen Hausarzt. Einfach hingehen und erzählen, wo du gerade dein Problem siehst.

Bei mir ging es tatsächlich auch mit der Hausärztin los. Wir haben uns ein paarmal unterhalten und mein Weg führte dann zu einem Facharzt, bei dem ich derzeit noch in Behandlung bin, und zwischendurch in eine Klinik. Mal als Beispiel, wie das so aussehen kann.

14.03.2019 23:20 • x 2 #5


Alexandra2
Liebe Seelenzwilling,
Alles was Du fühlst ist richtig. Warum es dunkle Zeiten gibt, ist nicht mit Logik zu erklären. Verdrängte Gefühle sind nicht verarbeitet und wühlen weiter, bis einen die Energie verlässt. Warum gerade jetzt? Ich weiß es nicht.
Eine große Aufgabe, die Du in der Therapie bearbeitest, ist die Verarbeitung des langzeitigen Traumas. Unser Nervensystem ist Stress geprägt, weil unsere Bedürfnisse als Säugling/Kind/Jugendliche nicht beachtet bzw. bekämpft wurden. Das ist entsetzlich, diese dauernde subtile Gewalt, dieses 'sich in Sicherheit bringen' usw. Das hat unsere Grundüberzeugungen geprägt: ich bin nicht gut, ich bin nicht gewollt etc. Dadurch wird das Leben viel anstrengender, als hätte ich die entgegengesetzten Überzeugungen.
Therapie und Facharzt halte ich für richtig. Mir hilft beides sehr.
Liebe Grüße
Alexandra

15.03.2019 00:04 • x 4 #6


M
Liebe Seelenzwilling, ich denke sich professionelle Hilfe zu holen ist eine sehr gute Entscheidung. Lange Jahre habe ich auch gemeint, alle Tiefschläge und Verletzungen der Seele alleine bewältigen zu können. Gelungen ist es mir nicht! Als es mir richtig schlecht ging hatte ich ein Gespräch mit meinem Hausarzt. Von ihm bekam ich eine Überweisung für einen Facharzt für Psychiatrie. Bei uns in der Gegend gibt es eine psychiatrische Institutsambulanz in der man sich vorstellen kann. Nach eingehenden Untersuchungen von Psychologen und einem Psychiater bekam ich die Diagnose und weitere Behandlungstermine. Diese kombinierte Behandlung hilft mir sehr. Ich hätte schon sehr viel früher Hilfe suchen und annehmen sollen. Ich wünsche dir viel Kraft und Durchhaltevermögen deinen gefassten Entschluß, Hilfe in Anspruch zu nehmen, auch in die Tat umzusetzen. Alles Liebe für dich Mania

16.03.2019 00:04 • x 1 #7

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