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Depressionen lähmen mich oder bin ich doch faul?

B
Hallo, ich bin neu hier im Forum.

Seit Kurzem bin ich in Psychotherapeutischer Behandlung. Schon seit Jahren kämpfe ich mit einer mittelstarken Depression. Derzeit bekomme ich keine Medikamente, dass wird sich aber demnächst ändern.

Der Alltag ist für mich sehr anstrengend. Aufgrund meiner Selbständigkeit kann ich mir einen Ausfall nicht erlauben. Leider ist da Niemand, auf den ich mich in finanzieller Hinsicht stützen könnte. Habe auch viel mit Diabetischen Füßen in meinem Beruf zu tun, die Verantwortung ist mir manchmal fast zu hoch.

Wenn ich morgens aufstehe und ins Bad gehe, könnte ich danach gleich wieder ins Bett gehen, schon seit langer Zeit bin ich ständig müde, trotzdem ich sehr gut schlafe.

Als Selbständige hab ich natürlich auch noch viel Bürokram usw. Wenn Wochenende ist, türmt sich vor mir ein Berg mit unerledigten Sachen auf. Morgens geht es mir psychisch relativ gut, aber je mehr unerledigte Dinge mir wieder in den Sinn kommen, desto schlechter geht es mir. Und dann ist es oft so, dass ich z.B. auf meinem Bett sitze, um mir die Socken anzuziehen, aber ich sitze nur und grübel: über all die Dinge, die ich noch machen muss. Und meistens füttere ich dann meine Katzen, mache ihr Klo sauber, sauge noch Staub und dann ist der Akku leer: lege mich aufs Sofa, um mich etwas zu erholen, bloß komme ich dann da kaum noch hoch.

Früher bin ich gern spazieren gegangen. Mein Therapeut hat mir natürlich auch geraten, mehr raus zu gehen. Allerdings überlege ich inzwischen lange Zeit hin und her, bevor ich rausgehe: könnte ja jemanden draußen treffen, den ich nicht sehen möchte usw. mache mir selbst immer alles unnötig schwer! Als wenn ich nach Ausreden suche, um bloß nicht rausgehen zu müssen.

Das Schlimme ist eigentlich: jeder sagt mir, nach einem Spaziergang fühlt man sich besser. Leider habe ich diesen Effekt schon lange nicht mehr, was es mir natürlich noch schwerer macht, mich überhaupt zu irgendwas aufzuraffen.

Und dann mein Therapeut mit seinen Forderungen: ich soll in eine Selbsthilfegruppe eintreten, mich regelmäßig sportlich betätigen und mehr mit Freunden unternehmen. Das ist für mich im Moment einfach undenkbar, komme doch so schon kaum zurecht, und nun soll ich mir noch mehr Termine reindrücken.

Wenn sich mir am Wochenende ein Berg von Arbeit und unerledigten Dingen vor mir auftürmt, bin ich oft wie gelähmt, schaffe meistens nur noch das Notwendigste. Und ich verabscheue mich selbst dafür. Es ist für mich schon ein fast unüberwindbares Hindernis, wenn ich irgendwo anrufen soll, hab ständig Angst, das ich mich irgendwie blamiere.

Kennt das jemand? Liegt das nun alles an den Depressionen oder bin ich einfach nur faul?

Sorry für das Durcheinander: in meinem Kopf ist nur noch Chaos

11.11.2018 23:01 • #1


B
Hallo ich bin nicht selbstständig, aber ich kenne es die ganze Arbeit, die man Vorsicht hat. Es tut mir leid das ich jetzt nichts gescheites schreiben kann, aber du bist nicht faul..........

11.11.2018 23:07 • x 1 #2


A


Hallo Biggy1918,

Depressionen lähmen mich oder bin ich doch faul?

x 3#3


B
Mir grauelt es davor gleich ins Bett zu gehen und zack ist wieder Montag und ich habe viel Arbeit ihn der Woche zu erledigen

11.11.2018 23:11 • #3


B
Der Montag ist oft der Schlimmste Tag... die Woche ist dann noch so lang. Ich hoffe für dich, dass du die Woche schnell und gut hinter dich bringst

11.11.2018 23:20 • #4


B
Danke hoffe du auch........... Darf ich WS fragen?

11.11.2018 23:26 • #5


B
Frag ruhig

11.11.2018 23:26 • #6


B
Warst du beim Arzt?

11.11.2018 23:29 • #7


B
Und was hast du gesagt? Beim Arzt?

11.11.2018 23:30 • #8


B
Also faul bist du nicht ich habe es eben zum drittenmal gelesen

11.11.2018 23:31 • #9


B
Hm.... Das ist nicht so einfach.... war auch vor Jahren schon Mal deswegen bei ihm in Behandlung, habe Antidepressiva bekommen, die ich aber selbst nach 9Monaten abgesetzt habe, weil sie mir nicht geholfen haben. Hatte damals schon nach einer Therapie gefragt, aber mein Arzt meinte nicht, dass es nötig wäre. Diesmal sah er das anders...

Vielleicht solltest du ihm einfach sagen, dass es dir psychisch nicht gut geht, dass du (wenn ich dich richtig verstanden habe) alles satt hast und du nicht mehr weiter weisst... dann wird dein Arzt schon nachfragen, und der Rest ergibt sich dann bestimmt....

Ich drücke dir die Daumen, und du schaffst das

11.11.2018 23:52 • #10


B
Danke schön

11.11.2018 23:56 • #11


Bipo
Ich kenne das auch. Man fühlt sich so schlecht, weil man so viel anpacken sollte und doch gelingt das nicht.
Faul bist du sicher nicht, das ist die Krankheit.

12.11.2018 07:36 • x 1 #12


Pilsum
Hallo Biggy,

als beruflich Selbständige kann es schon mal vorkommen, dass Dir hin und
wieder alles mal etwas viel wird.
Auch ich war viele Jahre selbständig tätig.
Zitat:
Aufgrund meiner Selbständigkeit kann ich mir einen Ausfall nicht erlauben.


Bei Selbständigen ist dies häufig ein schwieriges Thema. Bitte versuche Dich nicht
zu sehr in diesen Gedanken hineinzusteigern.

Zitat:
Habe auch viel mit Diabetischen Füßen in meinem Beruf zu tun, die Verantwortung ist mir manchmal fast zu hoch.


Das ist die eine Seite Deines Berufes. Die andere, sehr positive Seite ist, vielen Menschen kannst Du bei ihrer
Gesundheit entscheidend helfen. Und die Verantwortung, die Du dabei trägst, sollte Dich auch ein wenig stolz und
selbstsicher machen.
Zitat:
Wenn ich morgens aufstehe und ins Bad gehe, könnte ich danach gleich wieder ins Bett gehen, schon seit langer
Zeit bin ich ständig müde, trotzdem ich sehr gut schlafe.


Ein wenig hört sich das so an, als wenn Dir Dein Lebensmut gelegentlich abhanden kommt.
Läuft Dein Privatleben anders, als Du es Dir immer gewünscht hast?
Oder fehlt Dir nur jemand, der Dir mal sagt, das Du gut und wichtig bist?

Zitat:
Früher bin ich gern spazieren gegangen. Mein Therapeut hat mir natürlich auch geraten, mehr raus zu gehen. Allerdings überlege ich inzwischen lange Zeit hin und her, bevor ich rausgehe:


Zum Spazieren gehen solltest Du Dich möglichst überwinden. Gerade laufen macht den
Kopf freier, wenn Du das regelmäßig machst.
Zumindest für einige Zeit schwächt es das unangenehme Grübeln deutlich ab.

Zitat:
Und dann mein Therapeut mit seinen Forderungen: ich soll in eine Selbsthilfegruppe eintreten, mich regelmäßig
sportlich betätigen und mehr mit Freunden unternehmen. Das ist für mich im Moment einfach undenkbar, komme
doch so schon kaum zurecht, und nun soll ich mir noch mehr Termine reindrücken.


Bitte siehe das nicht als Forderungen. Es sind Tipps, die Du natürlich nicht annehmen und umsetzen musst.

Depressive Phasen können gerade durch, sich hängen lassen und wenig Bewegung
verstärkt werden.
Hast Du denn Freunde oder Bekannte, mit denen Du immer mal reden kannst?


Zitat:
Wenn sich mir am Wochenende ein Berg von Arbeit und unerledigten Dingen vor mir auftürmt, bin ich oft wie
gelähmt, schaffe meistens nur noch das Notwendigste. Und ich verabscheue mich selbst dafür.


Bitte mache Dir selbst nicht so viele Vorwürfe. Mit faul sein, hat das auch überhaupt nichts zu tun.

Es ist für mich schon ein fast unüberwindbares Hindernis, wenn ich irgendwo anrufen soll, hab ständig Angst,
das ich mich irgendwie blamiere.

Was Du hier schreibst, könnte ein Punkt sein, an dem Du ansetzen kannst.
Seit wann kennst Du diese Angst davor, Dich zu blamieren?

Viele Grüße und gute Besserung

Bernhard

13.11.2018 03:28 • x 1 #13


Driver64
Mir gehts im Moment genauso.
Es läuft nicht alles rund, gesundheitlich habe ich mich verschlechtert, eine Bekannte hat den Kontakt zu mir abgebrochen und finanziell ist es im Moment auch etwas knapp.
Es kommt halt immer alles auf einmal und das schlechte Wetter tut sein übriges dazu um aufs Gemüt zu drücken.
Leider gibt es noch keine Pillen dagegen.

Kämpfen,
aufstehen,
jeden Tag aufs neue in Angriff nehmen !

Ich würde mir mal öfters einen Ars ch treter für zuhause wünschen der einen so richtig mitreißt !

13.11.2018 09:45 • x 1 #14


B
Lieber Bernhard,

Ich danke dir sehr für deine Antworten und Ratschläge. Leider hab ich jetzt nicht viel Zeit, aber eines möchte ich dennoch schnell anmerken:

Ich denke, bei mir läuft alles darauf hinaus, dass mir schon als Kleinkind klargemacht wurde, dass ich nichts wert bin, dass ich dämlich ( eines der Lieblingswörter meines Vaters) bin und zu nichts tauge.

Leider habe ich gar kein Selbstwertgefühl, denke, ich habe es nicht verdient, glücklich zu sein....

Andere Menschen würde ich niemals so behandeln, wie ich es mit mir selbst mache. Und wenn mir jemand sagt, ich muss mich selbst loben oder ähnliches, denke ich: Eigenlob stinkt, man stellt sich nicht selbst auf ein Podest!

13.11.2018 11:08 • x 1 #15


JuliaW
Hallo Biggy,

auch wenn meine Historie eine andere ist als Deine, dieser Satz hätte früher eins-zu-eins von mir sein können:
Zitat von Biggy1918:
Andere Menschen würde ich niemals so behandeln, wie ich es mit mir selbst mache.

Ich hab das geändert. Es gab bei mir einen Schlüsselmoment: Ich stand vor dem Spiegel, habe mir in die Augen gesehen und mir entgegengeschleudert wie sehr ich mich hasse. Da ist irgendetwas in mir wach geworden. Ich habe das mit Selbst-Mitgefühl hinbekommen - über viele Jahre habe ich geübt mit mehr Mitgefühl mit mir umzugehen. Inzwischen ist das der neue Automatismus und es fühlt sich sehr gut an, mich genauso zu berücksichtigen wie alle anderen.

Vor einiger Zeit habe ich entdeckt, dass es dazu auch Forschung und Selbsthilfe-Bücher gibt. Die brauche ich nun nicht mehr, doch vor 15 Jahren, als ich mich da auf den Weg gemacht habe, wäre das mit Sicherheit hilfreich gewesen. Falls Dich das interessiert: Gute Bücher über Depressionen zur Selbsthilfe?, Beitrag # 7.

Liebe Grüße,
Julia

13.11.2018 19:15 • x 1 #16


Pilsum
Hallo Biggy,

danke für eine sehr informative Antwort von Dir.
Zitat:
Ich denke, bei mir läuft alles darauf hinaus, dass mir schon als Kleinkind klargemacht
wurde, dass ich nichts wert bin, dass ich dämlich ( eines der Lieblingswörter meines Vaters) bin und zu nichts tauge.


Liebe Biggy. Bei solchen inneren Glaubenssätzen die zu psychischen Problemen führen,
gibt es immer zwei Beteiligte.
Der eine, das ist der, der so einen Mist erzählt.
Die andere, hier die Biggy, ist die, die so einen Mist dann auch noch glaubt; was zu Beginn
natürlich total verständlich ist.
Jedoch, je älter Du wirst, umso mehr solltest Du Dich von diesen Sätzen trennen.

Zitat:
Leider habe ich gar kein Selbstwertgefühl, denke, ich habe es nicht verdient, glücklich zu sein....
Und wenn mir jemand sagt, ich muss mich selbst loben oder ähnliches, denke ich: Eigenlob stinkt, man
stellt sich nicht selbst auf ein Podest!


Am Anfang scheint es schon mal sehr schwierig zu sein, sich selbst zu loben.

Eigenlob ist aber besonders wichtig für Deine seelische Stabilität. Daher solltest Du Dich
immer mal wieder selbst auf ein Podest stellen, Dir bildlich auf die Schulter klopfen.

Die Aussage, dass Eigenlob stinkt, kommt nach meiner Ansicht aus einer anderen Richtung.
Es gibt Angeber und Aufschneider. Aus einer Mücke machen die durch reden einen Elefanten.
Dies ist natürlich nicht beliebt.

13.11.2018 19:21 • x 2 #17


B
Zitat von Pilsum:
Liebe Biggy. Bei solchen inneren Glaubenssätzen die zu psychischen Problemen führen,
gibt es immer zwei Beteiligte.
Der eine, das ist der, der so einen Mist erzählt.
Die andere, hier die Biggy, ist die, die so einen Mist dann auch noch glaubt; was zu Beginn
natürlich total verständlich ist.
Jedoch, je älter Du wirst, umso mehr solltest Du Dich von diesen Sätzen trennen.


Hallo Pilsum,

mir ist schon klar, dass ich inzwischen als Erwachsene mich von solchen Sachen lösen sollte. Für einen Aussenstehenden hört sich das auch ganz leicht an. Wenn man allerdings mittendrin steckt, und als Kind schon eine Gehirnwäsche von seinem narzisstischen Vater bekommen hat, ist es nicht so einfach, davon wegzukommen. Aber auch das ist ein Grund, warum ich eine Therapie angefangen habe.

13.11.2018 23:41 • x 1 #18


Pilsum
Hallo Biggy,
Zitat:
Für einen Aussenstehenden hört sich das auch ganz leicht an. Wenn man allerdings mittendrin steckt, und als Kind
schon eine Gehirnwäsche von seinem narzisstischen Vater bekommen hat, ist es nicht so einfach, davon wegzukommen.


Gerade ich weiß, dass es nicht einfach ist, Denkweisen zu verändern.
Allerdings ist es möglich und deshalb schreibe ich es immer wieder.
Dies sollte Dich natürlich nicht unter Druck setzen.
In der von Dir beschriebenen Therapie wird es Dir gelingen, wesentlich voran zu kommen.

Bernhard

14.11.2018 03:07 • x 1 #19


A


Hallo Biggy1918,

x 4#20


A
Auch ich kenne diese Müdigkeit. Und Antriebsschwäche. Und das Gefühl, alles nicht zu schaffen oder immer langsamer zu werden. Aber immer nur in Burnout-Phasen oder wenn ich stark urlaubsreif bin. Wenn es so schlimm ist wie hier beschrieben,. Ist es Zeit,. die Notbremse zu ziehen. Therapie oder wenigstens 3 Wochen Urlaub

14.11.2018 23:05 • x 2 #20

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