Depressionen durch Alk. ausgelöst

L
Meine Lieben!

Nun war ich ein geschätztes Jahr nicht mehr im Forum tätig, weil ich leider genug mit mir selbst zu tun hatte.

Ich hoffe, es geht Euch gerade gut und ihr genießt die vorweihnachtlichen Abende.

In eine tiefe Depression kann jeder Mensch geraten und bei meiner Lektüre der Lebensberichte an diesem Ort galten meine Tränen garantiert nicht nur meinem Selbstmitleid.

Sehr viele Einzelschicksale haben mich hier bewegt.



Im Jahre 2008 musste ich meine freiberufliche Tätigkeit an den Nagel hängen, bin dann umgezogen, war Mitopfer eines Großbrandes und konnte noch einmal mein Leben wieder zaghaft neu aufbauen.

Doch bei zwei Trennungen von Frauen, die ich sehr geliebt habe und nach dem Tod meiner Mutter hat man irgendwann auch das „zerbombte Dresden nach dem 2. Weltkrieg“ mitten in der Seele.

Apokalypse now – so habe ich es empfunden und fing an gegen meinen Seelenschmerz an zu trinken und vor meinen Depressionen durch einige Tätigkeiten im Ehrenamt wegzulaufen.

Auf der Arbeit funktioniere ich tadellos wie auch in meinen Ehrenämtern und doch sieht niemand diesen Schmerz tief in mir.

Das Gefährliche am heimlichen Trinken ist die fehlende Sozialkontrolle.

Niemand sagt dir: Nun hör einmal auf mit dem Trinken!

Ich tue meine Arbeit immer pflichtbewusst, engagiere mich in Projekten für Arme, doch irgendwann fällt die Haustür hinter mir zu und ich muss gegen diesen inneren Schmerz der Einsamkeit trinken.

Ich könnte ein paar Freunde besuchen, doch all das wird mir im Übermaß wegen der Depression einfach zu viel.

Ich bin garantiert alles andere als stolz darauf, dass ich seit vier Jahren täglich 12 halbe Liter B. trinke.

Es macht mich eher sehr traurig, dass ich dann noch fit bin!!

Beim Hausarzt hatte ich damals vorgesprochen. Er meinte nur: Dann trinken sie doch weniger. - Ach wenn es doch so einfach wäre!!

Ich habe es meinem Neurologen berichtet, der mir Medikamente gegen meine Depressionen verordnet hat, erzählt.
Seine Reaktion war sehr ungehalten und aggressiv gegen mich.

Irgendwann fühlt man sich dann sehr eingeschüchtert, wenn man etwas gegen sein Alk. unternehmen möchte.

Ich habe mir eine sehr liebevolle Psychologin gesucht, aber ich kann mich in diesem Bereich ihr gegenüber nicht öffnen, obwohl Depressionen und Alk. sehr nahe beieinander liegen.


So ist das eigentlich kein Leben mehr.


Ich kenne die Hirnchemie, die ein depressiver Mensch sehr gerne mit Alk. letztlich selbst in die Hand nimmt.

Alk. lindert zunächst einmal Schmerzen durch seine zentralnervös dämpfende Wirkung.

Doch irgendwann trinkt man dann gegen den inneren Schmerz, gegen die Schlafstörungen, gegen die innere Unruhe, gegen Angst und gegen alle kränkenden inneren Bilder …


Wer von Euch hat diesen Absprung selbst geschafft und kann mir Tipps geben.

Ich möchte diesen Teufelskreis einfach selbst verlassen!!

Wer von Euch hat Erfahrungen mit Alk. und kann mir helfen?

Liebe Grüße

level0

03.12.2014 23:21 • #1


Knoten
Hallo level0

mit Alk. habe ich nicht sehr viel Erfahrung, doch ich denke, dass dir eine Selbsthilfegruppe gut unter die Arme greifen könnte.

Das dein Arzt und dein Neurologe so reagieren, kann ich einfach nicht nachvollziehen, vielleicht solltest du dich nach einem anderen Arzt umschauen.

Eine Suchtklinik wäre sicher auch noch eine Alternative, doch ich denke dass alles weist du bereits.

04.12.2014 12:54 • #2


A


Hallo level0,

Depressionen durch Alk. ausgelöst

x 3#3


Katie
Hallo level0,

ich persönlich habe solch einen Leidensweg, wie du ihn beschreibst, nicht erleben müssen.
Doch ich musste von Jahren ein Medikament gegen die Spastik in meiner Muskulatur einnehmen.
Durch Zufall bin ich darauf gestossen, dass der Wirkstoff Baclofen, den dieses Medikament enthält, bei den Problemen, wie du sie beschreibst, in Frankreich eingesetzt wird.
Ein Arzt, ein Dr. Olivier Ameisen, hatte dies im Selbstversuch festgestellt und seither laufen Studien.
Über Amazon gibt es ein Buch von ihm: Das Ende meiner Sucht von Olivier Ameisen und vielerorts behandeln Hausärzte ihre Patienten auch in Deutschland auf eigenen Wunsch
in dieser Richtung.
Vielleicht findest du ja auch Foren, die sich speziell damit befassen und du könntest Erfahrungen aus erster Hand lesen.

Ich wünsche dir alles Gute!

04.12.2014 22:31 • #3


H
Hallo,
ich habe diesen Weg, diese Qual erleben müssen. Tiefer und tiefer gings bergab. Lange Zeit wußte ich gar nicht, dass ich Depr. hatte, ich dachte immer, ich trinke einfach zu viel. Bis mir irgendwann klar wurde, warum ich trinke. Ich hatte mich damals selbst therapiert.

Nun, die Depr. sind mir erhalten geblieben. Dadurch, dass sie viele, viele Jahre unbehandelt blieben, habe ich mir eine Dysthemie eingehandelt und momentan bin ich in einer schweren Episode gefangen. Vom Alk. bin ich seit über 7 Jahren weg. Ich bin zur Suchtberatung, die es in jeder Stadt gibt und hab mich mit denen besprochen. Das war das beste, das ich habe tun können. Ich kann dir das nur ans Herz legen. Verlieren kannst du nichts. Wenn dir nicht gefällt, was sie dir vorschlagen, lass es sein, zwingen kann dich ja niemand. Aber die Tipps und Angebote, die du da bekommen kannst, sind vll. Leben rettend.

Ich wünsch dir alles, alles Gute.

06.12.2014 18:12 • #4


L
Lieber Hase,

danke Dir für den Tipp!

Klar kann es so nicht weitergehen.

Man schafft sich selbst Probleme, die man ohne Alk. erst gar nicht hätte.

Sehr schön, dass Du hier den Absprung geschafft hast.

Nur in einem kleinen Dorf ist der Weg hieraus sehr peinlich.

Werbung für Alk. darf gemacht werden aber die Folgen werden bagatellisiert.

Es tut mir sehr leid, das Du in die Dysthemie abgerutscht bist, lieber Hase.

Nach fünf Jahren Depression und Alk. wird sich meine Depri wohl auch chronifiziert haben. Leider!

Wie geht es Dir gerade und wie gehst Du mit der Dysthemie um? Wie beeinflusst das noch Dein Leben?

Sei mal ganz lieb umarmt und hab einen schönen Abend.

Allen anderen antworte ich noch aber momentan ist meine Kraft sehr begrenzt.

Euch allen alles Liebe

level0

07.12.2014 21:26 • #5


H
Lieber Level0,

ich komme ursprünglich aus einem 400-Seelen-Dorf. Also kenne ich auch diese Problematik. Aber glaube mir, die Leute reden, ob du trinkst, oder ob du eben nicht mehr trinkst. Vll. werden dich sogar einige dafür bewundern, wenn du den Absprung geschafft hast. Im Grunde kann es dir auch ziemlich egal sein. Es geht um dich und um dein Leben. Mit der Dyst. lebe ich halt. Es ging jetzt jahrelang ganz gut mit Tabletten. Jetzt hat es mich leider wieder so schlimm erwischt, dass ich seit September krankgeschrieben bin. Ich bin in einem Sozialberuf tätig, habe mit psychisch kranken Menschen gearbeitet, und bin das letzte Jahr am absoluten Level gelaufen. Überstunden, Druck ohne Ende, Personalmangel, ich wurde in den Betriebsrat gewählt und ich bin eine verdammte Perfektionistin.

Tja, und jetzt hab ich die Quittung. Aber ich trinke nicht. Habe keinen Gedanken dran, weil ich weiß, dass damit alles noch schlimmer wäre.

Lieber Level, hab den Mut, geh zur Suchtberatung, wenn nicht in deiner Stadt, fahr in die nächste, da bist du nicht ortsgebunden.

Liebe Grüße

07.12.2014 21:47 • #6


L
Lieber Hase,

den sozialen Beruf hatte ich mir bei Dir schon gedacht.

Man braucht gewisse Kompetenzen und Fertigkeiten, um überhaupt für alle Beteiligten gewinnbringend arbeiten zu können.

Begabungen sind immer auch ein Segen und ein Fluch zugleich!

Ich bewundere Menschen, die mit dieser Janusköpfigkeit klar kommen.

Auch wenn es jetzt bei mir die IT ist, nach meinem Studium war ich selbst lange genug im sozialen Bereich tätig.

Ich war lange ehrenamtlich in der Seniorenarbeit tätig, habe die Ausbildung zum Hospizhelfer aber seit etwa seit zwei Jahren hier außer Dienst.

Lediglich für die Tafeln und die Kulturlogen engagiere ich mich nebenberuflich.


In jedem Falle tut es mir unendlich leid, dass es Dir gerade wieder so mies geht.

Gab es im September ein einschneidendes Erlebnis und kann ich Dir etwas Gutes tun?

Wir sitzen hier ja alle in einem Boot!

Dir ganz liebe Grüße zum Abend

07.12.2014 22:22 • #7


H
Na, ich denke nicht, dass im September konkret etwas passiert ist, sondern dass die letzten 7 Jahre ihren Tribut fordern. Aber das ist ein anderes Thema.

Mir fällt nur gerade auf, dass du dabei bist, MIR zu helfen, helfen zu wollen, obwohl es hier um DICH geht. Das ist vll. lieb gemeint, aber nicht zielführend. Kümmer dich um dich und nur um dich. Mindestens 51 % ICH, das sollte deine Devise sein.

Gute Nacht.

07.12.2014 22:51 • #8


L
Es war einfach nur eine Frage, mehr nicht!

Die Auseinandersetzung mit sich selbst sollte nie den Blick auf Andere verlieren.

Ich kann und möchte mich hier ebenso für andere einbringen - selbst mit angeschlagenem Ich wie wir es letztlich alle hier haben.

Darf ich Deine Reaktion als innere Abwehr begreifen?

Hab noch einen schönen Abend

11.12.2014 20:24 • #9


H
Den wünsche ich dir auch und nein, ich wehre mich nicht, weder innerlich noch äußerlich. Aber lassen wir es dabei. Ich merke schon an deiner heftigen Reaktion, dass ein wirklicher Austausch, wie ich in mir zumindest vorstellen würde, nicht stattfindet. Ich wünsche dir auf deinem Weg aus der Sucht alles, alles gute.

12.12.2014 23:17 • #10


S
Hallo Level0,

Depressionen und Alk. sind auch mein Problem. In dieser Woche habe ich meinen Alk. gedrosselt und bin heute den 4. Tag trocken. Ich mochte mich selbst nicht mehr mit dieser Trinkerei.
Dieses aufgequollene Gesicht und geröteten Augen konnte ich nicht mehr sehen, ich habe auch einige Kilo zugenommen. Es fiel mir sehr schwer, die letzten Tage zu überstehen, weil ich sehr starke Depressionen
hatte, Schlaflosigkeit und Unruhegefühle. Es kostet mich zur Zeit sehr viel Kraft, morgens aufzustehen und den Tag auf der Arbeit auszuhalten. Am Wochenende ist die Gefahr natürlich größer, dass man
trinkt, doch ich habe durchgehalten.
Ich überlege zur Zeit, mich einer Selbsthilfegruppe anzuschließen, z. B. den Anonymen Alk.. Die haben ein 12 Schritte-Programm entwickelt, ich weiß nicht, ob du das kennst.
Als erstes muß man sich eingestehen, dass man dem Alk. gegenüber machtlos ist. Man muß erkennen, dass nur eine Macht, höher als man selbst, mir helfen kann und dann meinen Willen und mein Leben
dieser höheren Macht anvertrauen. Ich weiß nicht, ob du damit was anfangen kannst, ich schon.

14.12.2014 21:29 • #11


Knoten
Hallo level0 und hase!

Ihr habt die ganze Zeit über eine Kommunikation gehabt, die auf einer Welle lag. Nun harkt sich etwas dazwischen, was man Missverständnis nennt.

Ich möchte euch einen kleinen Schubs, oder auch eine Kleinigkeit zum nachdenken geben... Ein Wort in geschriebener Form, ohne den anderen zu sehen, seine Gefühle zu spüren, die Art wie es gesagt wird, ist ein Wort, welches auf zig facher Weise interpretiert werden kann. Jeder der es liest versteht etwas anderes, fühlt etwas anderes.

Menschen die sich im realen Leben nicht kennen, können viel leichter in diese Falle tappen, als Menschen, die sich einigermaßen - durchs reale Leben - einzuschätzen wissen.

Durch diese Falle kann ein zartes Band zwischen 2 Menschen sehr schnell wieder reißen. Also, denkt erst nochmal darüber nach, was ihr geschrieben habt, pickt euch die Ungereimtheiten raus und versucht einander diese anders mitzuteilen.

Es gibt Wege etwas zu beschreiben, falls Missverständnisse auftreten, die durch falsch verstandene Gefühle entstehen, wie z.B. Ich fühl mich heute uralt, wie Morla aus der Unendlichen Geschichte Morla ist 1. uralt und 2. ein bisschen schlecht gelaunt und 3. auch abweisend.
Es gibt zig solch bildlicher Möglichkeiten, etwas zu umschreiben, zu erklären.

Ich wünsche euch jedenfalls weiterhin eine gute Kommunikation!

15.12.2014 12:18 • #12


A


Hallo level0,

x 4#13


S
Mir ist es so ähnlich ergangen und ich hab mit allerletzter Kraft entschieden zu leben und bin zu meinem Psychiater gegangen.Er hat mich sofort in die Lvr eingewiesen auf der Entzugstation.Ich muss dazu sagen niemand hat gemerkt das ich trank in der Familie.Tja und da kam meine Alk. endlich raus.Ich wog nur noch 35 Kilo wie ich in der Klinik erfuhr und hatte um 12.00 Uhr schon 1,4 Promille. Ich machte einen Entzug mit Hilfe Medikamente.Mittlerweile mache ich eine Therapie gegen die Alk. sucht und Gruppe.Ausserdem mache ich noch eine Traumatherapie bin Borderliner seit meinem 9 Lebensjahr und eine Therapie gegen meine Depressionen. Es ist ein harter Weg aber mein Ziel ist es Frieden mit meinem Leben zu schließen.
Ich wünsche dir ganz viel Kraft

09.02.2016 23:07 • #13

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