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Depression und dann auch noch Trauer

C
Ich leide seit einigen Jahren unter Depressionen, habe da auch schon einiges an Medis *durch* (derzeit Elontril und Quetiapin) und bekomme befristete EMR (immer wieder verlängert).
Mein Mann gab mir immer Sicherheit und auch eine gewisse Gelassenheit - mit ihm an der Seite konnte ich gut leben mit der Depression.
Dann verstarb mein Mann im November 22 mit 63 Jahren. Zwischen Diagnose und seinem Tod lagen noch nicht einmal 4 Wochen. Diese 4 Wochen *spuken* immer noch in meinem Kopf herum - hätte ich noch etwas tun können für ihn ? Hätte ich darauf bestehen sollen, dass er früher zum Arzt geht ? Hätten wir beide die kurze gemeinsame Zeit nicht noch besser nutzen sollen ?
Dieses Trauerjahr verging für mich unheimlich schnell, ich trauere jetzt noch mehr als zu Anfang (da habe ich einfach *funktioniert*) und mein Umfeld macht (vorsichtig) Bemerkungen wie : langsam müsste es doch besser werden . . .

Da ich Patientin in einer psych. Instituts-Ambulanz bin, konnte mir mein Psychiater recht schnell einen Termin bei einer internen Psychologin geben. Bisher war ich zweimal bei ihr und natürlich *tut sich noch nicht wirklich was*.
Ich frage mich halt jetzt : was ist die (chronische) Depression und was ist die Trauer ? IST Trauer Depression ?
Natürlich macht es die Weihnachtszeit nicht gerade besser und ich würde gerne bis Januar durchschlafen. Ich stelle auch besorgt fest, dass ich Ängste entwickle. Ängste vor Dingen, Situationen oder Menschen, die mir bisher noch nie etwas ausmachten.
LG

16.12.2023 18:08 • x 6 #1


DarkDreamDevil
Hallo Cleoline,

Da kommt dann doch alles auf einmal.
Ich finde, also so ist es bei mir.
Depressionen und Traurigkeit liegen ganz nah beieinander.
Die Traurigkeit ist ein stiller Begleiter bei meinen Depressionen.
Diese Ängste vor Dingen die einem vorher nichts ausgemacht haben, könnte auch von der Depression kommen. Die natürlich unbemerkt schlimmer wurde, weil du ja auch wirklich viele Sachen im Kopf hast dieses Jahr.
Das bekommst du mit deiner Therapeutin sicher wieder in der Griff, da glaub ich ganz Fest dran.

16.12.2023 19:02 • x 2 #2


A


Hallo Cleoline,

Depression und dann auch noch Trauer

x 3#3


Jedi
Hallo @Cleoline

Zitat von Cleoline:
Dann verstarb mein Mann im November 22

Es ist jetzt 1 Jahr her u. gerade jetzt u. gerade diese Zeit, zeigt Dir, dass Du mit Deiner
Trauerbewältigung noch nicht durch bist. Warum ?- ist völlig irrelevant, es ist einfach so.
------
Zitat von Cleoline:
mein Umfeld macht (vorsichtig) Bemerkungen wie : langsam müsste es doch besser werden . . .

Das ist völliger Unsinn - zeugt von nicht Wissen über Trauer.
Ich frage mich bei solchen Aussagen, für wen möchte es langsam besser werden ?
- Bestimmt aber nicht für Dich. -
Deine Trauer ist dann beendet, wenn es für Dich Ok ist u. Du mit dem Verlust, Deines noch recht
jungen Mann, damit einen Umgang finden konntest.
Trauerzeit ist sehr individuell u. lasse Dir da kein Druck oder ein schlechtes Gewissen einreden !

Ob es sich bei Dir, evtl. um eine Depression handeln könnte, mag ich hier nicht zu beurteilen.
Trauer um einen lieben nahen Menschen ist völlig normal u. muss nicht zwangsweise auch in eine
Depressionserkrankung münden.

Nimm Dir die nötige Zeit zu trauern, so wie Du es für Dich brauchst.

16.12.2023 21:21 • x 6 #3


Fritz
Hi Cleoline
Mein ältester Sohn hat die Erde mit 17 Jahren durch einem Verkehrsunfall für immer verlassen.
Die schlimmen Jahre danach konnte ich nur mit Trauerarbeit bewältigen.
Ich glaube, dass ich sehr gut beurteilen kann, wie wichtig Trauerarbeit ist.
Ich glaube weiterhin, dass du mit deiner Trauerarbeit noch nicht am Ende bist.
Was hättest du denn in diesen 4 Wochen noch leisten können?
Hinterher ist man doch immer gescheiter und quält sich. (Was hätte ich noch besser machen können?)
Du kannst das Sterbedatum von deinem Mann nicht ändern! (Keine Sekunde mehr oder weniger.)
Das regelt unsere höhere Macht!
Ob die Trauerphase 1 Jahr oder länger ist, ist von Fall zu Fall verschieden.
Also quäle dich nicht und erhalte die schönen Erinnerungen in deinem Herzen.
Alles Gute
Meine Meinung

17.12.2023 14:07 • x 2 #4


Oli
Ich habe mich auch einige Zeit in einem Trauerzentrum beraten lassen. Dort haben Beraterinnen gearbeitet, die zwar auch Therapeutinnen waren, aber die Beratung ist etwas anders gestaltet als eine Therapie.

Dort gab es auch Gruppenangebote für Menschen, die genau in Deiner Situation waren.

17.12.2023 17:56 • x 2 #5


Alexandra2
Liebe @Cleoline,
Zunächst möchte ich Dir mein Mitgefühl ausdrücken, ich verstehe sehr gut, dass Du trauerst. Es war eine sehr kurze Zeitspanne, wo ihr voneinander Abschied nehmen musstet. Und gerade jetzt um die Weihnachtszeit ist die Trauer wieder stärker. Trauern verläuft in mehreren Phasen, die nicht in logischer Reihenfolge ablaufen. Wie lange dieser Prozess dauert, ist individuell. Und was andere dazu meinen, ist vollkommen unerheblich. Manche können nicht mit der Trauer anderer umgehen. Das darf Dich nicht verunsichern. Deine Trauer ist doppelt schwierig, weil Du auch die Depressionen hast. Das muss anerkannt werden.
Vielleicht hilft es Dir, in eine Trauerberatung zu gehen? An manchen Orten gibt es Gruppen. Ich habe sie mal genutzt, das hat gut getan. Sich mitteilen, sein Leid teilen und Trost finden in der Gruppe ist einfacher, als allein damit konfrontiert zu sein.
Liebe Grüße Alexandra

17.12.2023 19:40 • x 3 #6


HDD
Zitat von Cleoline:
Diese 4 Wochen *spuken* immer noch in meinem Kopf herum - hätte ich noch etwas tun können für ihn ? Hätte ich darauf bestehen sollen, dass er früher zum Arzt geht ? Hätten wir beide die kurze gemeinsame Zeit nicht noch besser nutzen sollen ?

Es ist vorbei. Du kannst nichts mehr daran ändern. Ich verstehe deine Gedankengänge gut, wie wohl jede(r) hier - wer hat so etwas nicht schon selbst erlebt? Aber es ist vorbei. Vorbei! Irgendwann musst du dich davon lösen, damit du wieder in die Zukunft schauen kannst. Und das willst du doch?
Zitat von Cleoline:
Ich frage mich halt jetzt : was ist die (chronische) Depression und was ist die Trauer ? IST Trauer Depression ?

Trauer durchläuft in der Regel mehrere Stadien (wie auch @Alexandra2 eben schrieb), und ein Teil kann sich wie eine Depression anfühlen. Und sicher wird die Trauer deine Depression verstärken und umgekehrt. Deine Therapeutin kann dir dazu etwas erklären. Zu verstehen, was mit einem geschieht, kann hilfreich sein.

18.12.2023 01:30 • x 2 #7


Oli
Was den zeitlichen Horizont der Trauer betrifft, so sind Menschen da - wen wundert‘s - sehr unterschiedlich.

Trauer ist eine Art tiefer Verbindung zu dem geliebten Menschen. Das hat ja auch einen positiven Aspekt.

Meine Lebensgefährtin hat mich seinerzeit vier Wochen nach der Beerdigung meiner Schwester verlassen.
Zehn Jahre später war ich gefühlt nicht einen Schritt weiter. Ich hatte den Eindruck, dass sich beide Trauerprozesse gegenseitig blockierten.

In einer Trauerberatung hat man mir erst einmal versucht, den Druck zu nehmen. U.a. hatten die Trauerphasen von Kübler-Ross nicht mehr die Bedeutung, die sie mal hatten.

Insofern auch hier noch einmal ein Hinweis darauf, dass Trauerarbeit sich ganz unterschiedlich gestaltet.

18.12.2023 02:12 • x 3 #8


Momo58
Ich habe im August 22 meine Mutter verloren und auch bei mir durchmischen sich Trauer und Depressionen (die ich schon vorher hatte). Was ist der Unterschied? Die Trauer drückt sich bei mir durch einen Schmerz aus, den ich rauslassen kann. Dann geht es mir manchmal besser. Die Depression ist wie ein Grauschleier, der alles verdunkelt.
Ich feiere jetzt das 2. Weihnachtsfest ohne meine Mutter. Inzwischen kann ich die Adventszeit trotzdem genießen, sobald es dunkel wird, zünde ich Kerzen an und mache es mir gemütlich. Eine Zeitlang ging ich zu einem monatlichen Trauer-Café der Kirchengemeinde, aber ich konnte mit den Leuten dort nicht wirklich viel anfangen. Gerade habe ich einen Podcast mit einer katholischen Seelsorgerin entdeckt, die auch Trauerbegleitung macht. Sie hat ein paar schöne Vorschläge, wie man Weihnachten verbringen kann: https://open.spotify.com/episode/0xhlaK...1bbfae4a54 oder https://open.spotify.com/show/6VglmaRdC...7a3e0d4509

18.12.2023 10:32 • x 2 #9


C
Zitat von Momo58:
Was ist der Unterschied? Die Trauer drückt sich bei mir durch einen Schmerz aus, den ich rauslassen kann.

Leider ist es bei mir so, dass ich die Trauer nicht *rauslassen* kann. Ich kann nicht weinen, oder sie auf andere Art und Weise *rauslassen*. Ich weiß, dass genau das ein großer Anteil meiner Trauer/Depression ist - könnte ich die Trauer rauslassen, würde es mir vielleicht ein bißchen besser gehen ........
Hier gibt es auch im Nachbarort ein Trauercafé, doch da geht es mir wie dir : ich kann mit den Menschen dort wenig anfangen.

LG

18.12.2023 12:27 • x 2 #10


C
Zitat:
In einer Trauerberatung hat man mir erst einmal versucht, den Druck zu nehmen. U.a. hatten die Trauerphasen von Kübler-Ross nicht mehr die Bedeutung, die sie mal hatten.

Genau diese Phasen habe ich mir auch mal durchgelesen und ich habe festgestellt, dass sie weder bei mir noch bei meinem Mann zutreffen. Mein Mann hat die *5 Sterbephasen nach Kübler-Ross* einfach übersprungen - er war, nachdem der Arzt uns sagte, dass wir nur noch ein paar Wochen haben, sofort bei : Akzeptanz !
Und ich pendle dauernd zwischen den ersten 4 Phasen des Trauerns hin und her. Wäre ich doch endlich mal bei : Zustimmung ! Aber ich glaube, dort werde ich nie ankommen

LG

18.12.2023 12:33 • x 1 #11


C
Zitat von HDD:
Irgendwann musst du dich davon lösen, damit du wieder in die Zukunft schauen kannst. Und das willst du doch?

Ich weiß nicht, ob ich das will ..........
Die Psychologin fragte mich in beiden Sitzungen, ob ich suizidgefährdet wäre. Ich konnte das verneinen, sagte aber auch, dass ich nichts dagegen hätte hier und jetzt sofort tot umzufallen.

LG

18.12.2023 12:36 • x 3 #12


Jedi
Zitat von Cleoline:
ich pendle dauernd zwischen den ersten 4 Phasen des Trauerns hin und her.

Dann brauchst Du es in diesem Moment so ! - das ist völlig Ok !
-----
Zitat von Cleoline:
Wäre ich doch endlich mal bei : Zustimmung ! Aber ich glaube, dort werde ich nie ankommen

Doch @Cleoline , Du wirst dort hinkommen u. zwar dann, wenn für Dich die Zeit reif ist !
Vertraue darauf u. ich bin mir da sehr sicher.

18.12.2023 13:51 • x 2 #13


A


Hallo Cleoline,

x 4#14


Fritz
Hi Cleoline
Ich denke da auch wie Jedi.
Wenn deine Zeit gekommen ist, dann passiert es.
Keine Sekunde mehr und keine Sekunde weniger.
Bis dahin kannst du aber das Leben genießen, vorausgesetzt du willst es und du kannst es.
Meine Einstellung
Servus

18.12.2023 14:22 • x 2 #14

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