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Bin ich depressiv?

J
Hallo ihr Lieben,
ich weiß gar nicht so recht wo ich anfangen soll. Am Besten stelle ich mich erst einmal vor. Ich bin Studentin, 22 Jahre alt und seit 5 Jahren in einer Beziehung.
Leider geht es mir sehr oft nicht gut und durch Zufall bin ich bei Instagram auf ein Video gestoßen, dass Depressionen bei jungen Erwachsenen thematisiert hat und habe mich in jedem Punkt wiedergefunden.
Vor etwa 10 Jahren war ich schon einmal in Therapie, da ich mich selbst verletzt habe und meine Eltern dies mitbekommen haben. Ehrlicherweise muss ich aber sagen, dass ich jede einzelne Sitzung gehasst habe und meistens nicht viel mehr gesagt habe als "ich spreche nicht mit Ihnen", so typisch sturer Teenager halt.
Allerdings geht es mir seit dieser Zeit einfach immer wieder sehr schlecht. Zugegebenermaßen habe ich einfach gedacht, dass ich wohl einfach nicht zum glücklichsein gedacht bin.
Ich versuche einfach mal ein bisschen zu erzählen:
Angefangen hat dieses Verhalten eigentlich in der weiterführenden Schule. Wie schon erwähnt habe ich mich eine Zeit lang selbst verletzt, das ist aber glücklicherweise schon seit Langem (fast vorbei). Allerdings hatte ich immer Phasen, in denen ich einfach nicht in die Schule gehen konnte. Ich habe es morgens nicht aus dem Bett geschafft, es ging einfach nicht. Das war mal besser und mal schlechter. Teilweise habe ich in einem Schuljahr weit über 200 Fehlstunden gesammelt. Es war nicht so, dass ich Probleme mit Lehrern oder Mitschülern hatte und mich deswegen unwohl gefühlt habe! Ich konnte einfach morgens nicht das Bett verlassen egal wie sehr ich es versucht habe.
Nach meinem Abi habe ich einen Bufti gemacht und hatte eigentlich eine ganz gute Phase. Ich hatte zum ersten Mal seit Langen wieder das Gefühl mein leben im Griff zu haben und "normal" zu sein.
Nach dem Studium habe ich mein Studium begonnen und bin mit meinem Freund zusammengezogen. Auch da war anfangs eigentlich alles in Ordnung.
Doch seit einiger Zeit (ich glaube mittlerweile schon über einem Jahr) geht es mir wieder sehr schlecht. Ich komme morgens nicht aus dem Bett. Ich schlafe teilweise bis 14 oder 15 Uhr, komme aber nie vor 12 Uhr aus dem Bett. Oft gehe ich danach direkt aufs Sofa und mache dort nochmal einen "Mittagsschlaf". Ich kann mich zu gar nichts motivieren. Den Müll rauszubringen oder jemanden bei WhatsApp zu antworten sind für mich Aufgaben, die teilweise unmöglich scheinen. Ich weiß wie bescheuert das klingt, aber wenn ich denke ich bringe jetzt mal den Müll raus ist da etwas in meinen Kopf das mich davon abhält.
Wenn ich darüber nachdenke wie ich mich fühle und in mich hinein horche dann ist da einfach nichts. Ich fühle mich nicht traurig, nicht glücklich, ich fühle einfach gar nichts. Es ist wie eine komplette Leere.
An Tagen, an denen ich mich mal zu etwas kleinen aufraffe fühle ich mich ganz in Ordnung und bin "stolz" auf mich, aber meistens geht es am nächsten Tag meist wieder bergab.
Hinzu kommt, dass ich schon seit Langem immer wieder "Fressattacken" bekomme. Ich stopfe einfach wahllos alles in mich hinein und mache auch weiter wenn mir schlecht ist oder ich schon total vollgefressen bin. Danach geht es mir meistens noch schlechter als vorher. Außerdem trinke ich in den letzten Monaten deutlich zu viel.
Außerdem habe ich oft das Gefühl ich müsste weinen oder manchmal auch einfach so einen Druck, dass ich mir wünsche zu weinen. Es geht aber einfach nicht, ich weiß nicht ob ihr diesen Moment kennt, kurz bevor man weint. Das fühle ich öfter, aber es kommen einfach keine Tränen und ich könnte oft nicht mal einen Grund sagen, warum ich weinen sollte. Dafür heule ich dann bei der nächsten auch nur etwas traurigen Serie oder sonst was total los.
Diese Stimmung belastet mich und mein Leben sehr. Wenn ich meinen Eltern sage, dass ich sie besuchen komme (was mich eigentlich freut) dann ist gleichzeitig dieses Gefühl in meinem Kopf, dass das auch bedeutet mich einen ganzen Tag normal und unbeschwert benehmen zu müssen. Wenn es dann so weit ist bereue ich schon zugesagt zu haben und möchte mich am liebsten im Bett verkriechen.
Auch die Beziehung zu meinem Freund leidet sehr darunter. Es kommt immer wieder zu ganz nebensächlichen Situation bei denen ich völlig explodiere. Es sind oft wirklich Kleinigkeiten, etwas worüber man kurz diskutiert, beispielsweise das er sich aufregt, dass ich die Pfandflaschen nicht kurz rausgebracht habe. Aber ich explodiere in diesem Moment so sehr, ich werde gemein und kann mich nicht bremsen. Er versteht auch nicht, wenn ich mich zurückziehe. Es gibt Tage, da stresst mich seine bloße Anwesenheit und ich verkrieche mich im Bett. Das ist für ihn völlig unverständlich und ich kann es ihm auch nicht erklären, da ich es ja selbst nicht verstehe. Auch das führt oft zu Streit.
Nicht zuletzt leidet natürlich auch mein Studium unter dieser ganzen Situation.
Ich weiß nicht ob es Depressionen sind oder was es sonst sein könnte, aber ich wünsche mir einfach ein unbeschwertes Leben. Ich möchte auch einfach mal Spaß haben und glücklich sein.
Vielleicht gibt es ja hier Menschen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben und mir Tipps geben können.
Ich wüsste beispielsweise auch nicht, wo ich mir Hilfe suchen könnte, was die ersten Schritte wären, etc.

26.02.2022 01:56 • x 1 #1


Stromboli
Liebe Jana
Erstmal willkommen hier und danke fürs Teilen deiner Not.
So wie du deine Lage und deine Empfindungen schilderst, musst du nicht lange fragen, ob du eine Depression hast. Viel offensichtlicher könnte es nicht sein, dass du unter Depressionen und/oder anderen psychischen Störungen leidest. Ich lese aus deinen Zeilen, dass du in keiner Behandlung bist, vielleicht auch wegen der offenbar nicht so tollen früheren Erfahrung damit? Aber jetzt würde ich dir dringend raten, im Minimum mal deinen Hausarzt aufzusuchen und ihm deine Not zu schildern. Du wirst da nicht aus eigener Kraft allein rauskommen. Der Hausarzt (sofern er jemand ist, der dich ernst nimmt, sonst such einen anderen) kann zumindest mal die Symptome einordnen und dir helfen, eine adäquate Therapie zu finden. Lass dir professionell helfen, bitte.
Ich wünsch dir alles Gute und viel Mut!
Herzlich Stromboli

26.02.2022 08:22 • #2


A
Liebe Jana,

ich schließe mich Stromboli an.
Es gibt gute Chancen, dass dir eine Therapie oder Medikamente helfen könnten. Dass du dich hier zu Wort meldest, zeigt ja, dass du spürst, dass du Hilfe brauchst.

Liebe Grüße
Alma

26.02.2022 10:00 • #3

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