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Ausgebrannte Gefühle und endlose Leere - Trigger

AmyAluka13
Ein neues Hallo in die Runde,

nun, wie soll ich anfangen? Ich befinde mich gerade in einer sehr schweren, depressiven Episode, und werde mich, so bald ich meine neue Barmer-Krankenkarte erhalten habe, in eine Klinik zur stationären Behandlung einweisen lassen. Ich persönlich bin gerade sehr, sehr ratlos, und habe sogar das dezente Gefühl, den Bezug zu mir selbst total verloren zu haben. Ich fühle mich von meiner inneren Gefühlswelt total abgeschottet, und gleichzeitig spüre ich immer wieder über den Tag verteilt sogenannte innere Spannungen im Brustbereich, welche sich durch tiefes Bedauern und empfundener Trauer aus drücken. Ich persönlich weiß zwar, was mich belastet, und eine depressive Episode bekomme ich nicht einfach aus dem Himmel heraus, jedoch habe ich mich an diesen inneren Schmerz schon so gewöhnt, das ich dies alles nur noch schweigend hinnehme. Ich funktioniere etwas salopp ausgedrückt nur noch wie eine Maschine, und habe schon seit zwei Monaten (fast) keinen Hunger und eigentlich auch keinen Durst mehr. In einem klinischen Aufenthalt vor ca. einem halben Jahr wurde bei mir eine Unterernährung, bzw einen Mangel an Vitaminen fest gestellt -laut Einschätzung der behandelten Ärztin durch stressbedingte Einflüsse und dem Absetzen der Drei-Monatsspritze vor jetzt nun fast anderthalb Jahren. Ich habe es immer schwieriger mit dem essen, obwohl ich darum bemüht bin, regelmäßig Obst und Gemüse und auch ab und zu Kohlenhydrate zu essen, genug zu trinken etc. Jedoch habe ich gemerkt, dass mir das auf Grund meiner Appetitlosigkeit immer schwerer fällt, und auch mein Gewicht sinkt dementsprechend auch immer mehr ab. Ich fühle mich ausgebrannt und (seelisch) total kraftlos. Auch finde ich keinen wirklichen Antrieb mehr, als wäre ich innerlich total blockiert. Ich gehe z.B. nur noch ungerne an die Öffentlichkeit, und trotzdem wage ich immer wieder den Schritt nach draußen, und wenn es nur eine halbe Stunde ist. Ich habe einfach gemerkt, keine Freude mehr zu empfinden, und dass mich nicht mehr wirklich viel am Leben hält.

Da ich aber gerade sowieso in einer sehr schwierigen Situation stecke, in welchem meine Seele gerade stark mit ihrem Trauma konfrontiert wird (ernsthafte Überlegungen über meine eigentlich nicht vorhandenen, sozialen Kontakte und meiner eigenen Obdachlosigkeit, welche mich an meinen ehemals obdachlosen Erzeuger erinnert, und ich heute in derselben Notunterkunft/Viertel wohne, wo er einmal gewohnt hat etc.) habe ich die Vermutung, als würde ich auf diese Umstände psychosomatisch reagieren. Ich persönlich bin sehr stark ausgetrocknet und meine Hände sind teils rissig und faltig geworden, während ich am Gesicht immer wiederkehrende Rötungen und Pickel bekomme. Auch meine Augen und meine Haare sind sehr stark ausgetrocknet, und ich persönlich kann nicht mehr einordnen, ob dies an meiner Mangelerscheinung oder auch doch an meiner derzeitigen, seelischen Belastung liegt. Zusätzlich habe ich auch leider dezente Liebesgefühle zu der mir zuständigen Ansprechperson vom Ordnungsamt der Unterkunft entwickelt (wie schon in einem anderem Beitrag geschrieben), diesem ich gegenüber freundschaftliches Interesse nach Beendigung seines fachlichen Dienstes geschildert habe. Er hat mein zwischenmenschliches Interesse abgelehnt und wollte mich eigentlich zu einer anderen Kollegin weiter leiten, während er auf mich persönlich plötzlich sehr nervös/empört wirkte. Als ich ihm geschildert habe, seine Ablehnung zu akzeptieren (und teilweise kann ich seine Haltung auch wirklich verstehen) hatte er mich als Klientin behalten, aber nun gleichzeitig seine Kollegin in die Zusammenarbeit mit einbezogen, was mich nun stark irritiert. Ich habe natürlich nach gefragt, warum er nun seine Kollegin mit einbezieht, worauf hin ich aber nur seltsame und auch nicht wirklich präzise Antworten bekam. Die Schilderungen seiner Kollegin waren dementsprechend: Das hat nichts mit Ihnen als Person zu tun, sondern mit ihm. und Er ist ein Mann und Sie sind eine Frau. Würde ich von einem Mann eine Freundschaftsanfrage erhalten, hätte ich auch genauso reagiert. etc. Klarere Antworten auf diese Wechselhaltung habe ich jedoch nicht erhalten, bekomme aber immer nur die Rückmeldung, es hätte nichts mit meiner Person zu tun. Diese ganzen Unklarheiten verstärken natürlich meine depressive Symptomatik, und ich persönlich kann aber durchaus den Menschen vom Amt nach voll ziehen und sehe das Problem letztendlich eher an mir. Ich habe die Zusammenarbeit gestört, ohne das ich dies so wollte. Grundsätzlich habe ich aber auch von einer eher wenig irritierten und etwas ungehalteneren Reaktion auf mein eigentlich eher sachlich bekundetes Interesse an einer Freundschaft nach Beendigung meiner Position als Klientel gerechnet, wobei ich bei solch einer geschilderten Desinteresse es als irritierend wahrnehme, dass dieser Mann vom Ordnungsamt so irritiert ist, dass er eine Kollegin dazu holen muss, aber es ja anscheinend nicht an mir liegt. Was auch immer, ich kann mich seit dem einfach nicht mehr selbst akzeptieren und möchte am liebsten gar nichts mehr fühlen. Auch möchte ich dem Menschen vom Ordnungsamt keine Vorwürfe machen, da ich ihn im Nachhinein als sehr kompetent wahrnehme und meine Probleme sowieso etwas viel gefächert sind. Ich fühle mich aber einfach nur noch schlecht, weil ich glaube, diesen Menschen vom Amt zu belasten oder belastet zu haben, ich aber gleichzeitig auch in der schwierigen Lage meiner Reizüberflutungen in Notunterkünften stehe, da dort eben auch sehr viele Menschen sehr laut sind und die Umgebung hygienisch vernachlässigen, was sich bei mir dann wieder auf die Stimmung drückt und somit ein passender Verbleib für mich gefunden werden muss. Diesbezüglich stehe ich da auch in meiner Verantwortung, ihm diese Dinge zu schildern, damit er einen gewissen Faden bekommt, wo er mich einweisen kann und wo nicht. Da ich sehr sensibel bin, sehe ich eben auch sehr vielschichtige Probleme und ich persönlich fühle mich natürlich auf Grund meiner bestehenden Problematik immer etwas abgesondert und überflüssig. Zum Beispiel als die Kollegin meiner Ansprechperson vom Ordnungsamt geschildert hatte, sie würden bei mir mit ihrem Latein am Ende stehen. Ich selbst kann natürlich auf Grund meinen autistischen Zügen nicht abschätzen, wie viel Verständnis da bei mir vorhanden ist, und ich persönlich gerade immer auf der Hut vor meiner eigenen Zukunft bin, da ich letztendlich nicht mehr weiß, was aus mir überhaupt noch werden soll, da ich merke, auf nichts mehr Lust zu haben und ich oft auch morgens nicht mehr aufwachen möchte.

Eigentlich habe ich die Lust zu allem verloren und mein Vertrauen in anderen Menschen ist stark beansprucht. Jeder Arzttermin fällt mir erheblich schwierig, da ich niemanden mehr fassen kann. Auf Grund meines Traumas in der Kindheit habe ich eine reaktive Bindungsstörung entwickelt (weshalb meine Autismusdiagnose oft hinterfragt wird) und ich habe das Gefühl, als hätte sich dieses Krankheitsbild verstärkt, da ich zu niemanden mehr eine Bindung aufbauen kann. Ich empfinde soziale Interaktionen als Qual und konnte mich eben zuletzt nur noch bei diesem Menschen vom Ordnungsamt ein Stück weit öffnen -eben so weit wie es nötig ist, um meine Wohnproblematik zu vermitteln . eben weil ich ihn bedauerlicherweise auch als Mann dezent anziehend finde. Grundsätzlich stehe ich nur noch mit meiner Betreuerin vom Hilfsverein, meinem Hausarzt und dem Mann vom Amt und seiner Kollegin in Kontakt, sehe aber das große Problem, überhaupt niemanden mehr fassen oder erreichen zu können, weshalb es von mir aus ein großer und gewagter Schritt ist, zu einer großen Klinik so einfach wieder Kontakt auf zu nehmen, . eben weil ich auch mit Kliniken schlechte Erfahrungen machte und ich sehr oft an Unverständnis gerate (auf Grund meines zurückgezogenen Verhaltens). Muss ich mich beispielsweise auch noch dafür rechtfertigen, das ich grundsätzlich lieber eine stille Zeichnerin bin, als jemand, welcher großartig viel mit anderen Menschen spricht, dann sehe ich auch leider immer in meiner weiteren Genesung ein Problem (denn dann werde ich in meinem negativen Weltbild wieder bestätigt, und bevor ich an einen Overload gerate, ziehe ich mich dann erst recht zurück. ) Das hat bis jetzt noch keine Klinik verstanden, und ich selbst werde als unfreundlich bezeichnet und musste mir in vielen klinischen Aufenthalten nur Vorwürfe anhören, sobald ich mich selbst in meinem Standpunkt verteidigt habe (und dabei eben auch einmal einen gefassteren Ton anlege, um mich zu verteidigen. ). Auf Grund meines Energieverlustes (sowohl seelisch als auch körperlich) sehe ich mich nicht mehr in der Fassung dazu, solche Diskussionen in Kliniken immer wieder führen zu müssen. Ich habe noch eine Klinik in Aussicht, in welcher ich mal auf der Jugendstation war und dort eigentlich eher gute Erfahrungen machte, grundsätzlich sind aber meine Reserven der Hoffnung aufgebraucht, eben weil sich auch alles anhäuft und ich einfach keine Lust mehr habe für ein Leben kämpfen zu müssen, welches man selbst nur noch als gleichgültig erachtet.

Ich fühle mich nur noch wie ein Geist und habe den Bezug zu allem verloren, weshalb mir es auch sehr schwierig fiel, diesen Text hier zu schreiben. Aber vielleicht kennt ja jemand noch irgendwelche Therapien, welche sich zum Thema Traumata oder Depressionen spezialisieren. Ich persönlich kenne nur das DBT-Programm, bzw das Skilltraining.

LG Amy

09.11.2019 19:50 • x 1 #1


Liselotte
Liebe Amy,

ich habe alles, was Du geschrieben hast mit Aufmerksamkeit und Respekt vor Deiner Ausdrucksfaehigkeit gelesen.

Ja, viel kann ich direkt mit meinem Koerper nachfuehlen.

Das Bedauern und die Trauer ueber Erfahrenes, der bis hin zum Verlust an den Glauben an einen Menschen, der Dich erkennt und Dir die Hand reicht, fuehren kann.
Ich reiche Dir einfach mal die Hand und lass Dich wissen, dass Du nicht alleine bist.

Ich hoffe, Du bist an einem Ort, der Dir Sicherheit gibt.

Ich bin nicht so gut im Rat geben, eher im Mitfuehlen.
Ist jetzt nicht so viel, aber bestimmt besser als Sprachlosigkeit.

Liselotte

10.11.2019 01:07 • x 1 #2

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