Allein statt zu zweit - worauf verzichten?

S
Hallo,

also, mein Mann ist depressiv. Er gibt sich Mühe, er geht zur Therapie, aber im Moment hängt er total durch. Vor Anderthalb Jahren - während meiner Schwangerchaft - gab es beruflich eine ziemliche Katastrophe bei ihm. Dazu kam eine total naufgeräumte Psyche mit Angst und Wut aus 35 Jahren, ungeklärten Elternkisten und psychosomatischen Lähmungen. Nichts macht ihm gerade Freude, Antrieb niedrig - er will nicht in seinem Beruf weiter arbeiten, er will nichts neues studieren, er will keine Ausbildung machen, er will nicht hausmann sein, er will nicht versuchen, sich für neue Bereiche zu qualifizieren, er will nur da sitzen und online Klamotten kaufen oder mit ein paar Freunden, die auch nichts gebacken bekommen, rumhocken und quatschen.

Ja, und ich - ich merke, ich komme grade an meine Grenzen. Ich muss irgendwo zurückfahren. Wahrscheinlich muss ich auf irgendwas verzichten; man kann nicht alles haben, wenn der Partner krank ist - egal obs Krebs oder Depri ist (Naja, wenn er Krebs hätte wäre ich vielleicht nicht so wütend auf ihn )


Also ich mache zur Zeit bzw. möchte machen:

Arbeiten (40,5 h/Woche, aber flexible Arbeitszeiten)
An meinen eigenen Ideen für berufliche Weiterentwicklung weiterdenken
Kind morgens, abend und nachts versorgen
Kind an anderthalb Tagen in der Woche versorgen und bespassen
Kind an zwei Tagen zur oma bringen
Ehrenamt bei einem Verein (ca. 30 minuten täglich)
Schätzungsweise 70 % des Haushalts
Alle Planungen zu Kinderkrippe, Altersvorsorge, Steuern
1 x die Woche Sport
Einen Adventskranz und Schmuck besorgen
Meinen Mann überwachen und antreiben, dass er sich bewirbt oder weiterqualifiziert
Meinem Mann trösten und aufbauen
Meinen Mann anschreien und beschimpfen
Mit meiner Familie telefonieren
ca. 1 mal alle 14 Tage eine Freundin treffen


Was soll ich machen? Nicht mehr aufräumen? Nicht mehr über meine beruflichen Möglichkeiten nachdenken?

Danke :(
S.

29.10.2011 17:49 • #1


K
Hallo Steinin,
ich kann Deine maßlose Wut sehr gut nachvollziehen, mir ging es eine zeitlang auch so, auch wenn wir kein Kind haben und nicht verheiratet sind.
Dein Mann aber ist wirklich krank, auch wenn es für Dich (für mich damals auch),sehr schwer zu verstehen ist und manchmal auch nicht zu begreifen.
Versuche zuerst einmal, die normale Sichrtweise zu ändern, denn auch wenn Dein Mann normal wirkt, er ist es aber nicht!
Man was war ich manchmal wütend auf ihn, alles aber auch alles, mußte ich alleine bewältigen und er saß da und machte nichts!
Ich weiß wie hilflos und wütend es macht, aber wenn Du Deine Sichtweise veränderst, schaffst Du es leichter!
Ich war manchmal so wütend und hilflos,das ich losgeheult habe, es hat ihn dann hilflos gemacht und zum Schluß heulten wir beide!
Irgendwann bin ich dazu übergegangen,mir kleinste Freiräume zu schaffen, mal einen Kaffee trinken zu gehen, eine Freundin zu treffen --- immer wieder stellte ich ihn dann vor beschlossenen Sachen, mir ging es dadurch viel besser und ich hatte mehr Kraft für die Situation.
Wenn ich es bei Dir sehe, würde es vielleicht auch möglich ---- er darf auch mal das Kind bespaßen und Du klingst Dich mal aus --- ja fordere ihn, wenn auch nur in winzigen Schritten.
Gehe für eine kleine Zeit, er ist dann für das Kind verantwortlich!
Gebe kleine Aufgaben ab, auch wenn er depressiv ist, so hat er doch gesunde Hände!
Ich weiß es klingt hart, aber Deinen Mann in Watte zu packen bringt es auch nicht.
Ich habe noch immer zu kämpfen, manchmal versucht mein Partner so alles auf mich abzuwälzen, aber nun schiebe ich eisern einen Riegel vor!
Es war eine harte Zeit, hat sehr viel Tränen, Kraft und Durchsetzungsvermögen gekostet, aber nun geht es immer besser.
Ich bin auch gerade dabei mich beruflich zu verändern, Hilfe bekomme ich nicht ----- ich bekomme zu hören ----- höre auf mit dem Sch...., dann ist es viel einfacher!
Ich will es aber gar nicht!
Meine Kraft macht ihn Angst, aber ich werde es auch ohne Hilfe schaffen!
Ich wünsche Dir ganz viel Mut und Zuversicht und das Du bald einen Schritt voran kommst,
es grüßt Dich
Kämpfer

29.10.2011 23:14 • #2


A


Hallo Steinin,

Allein statt zu zweit - worauf verzichten?

x 3#3


G
Vielleicht fällt es dir selber auf, sonst erkläre ich es später nochmal. Aber beachte die grünen Anmerkungen und die roten Veränderungen im Text:
Zitat von Steinin:
Also ich mache zur Zeit bzw. möchte machen:

Arbeiten (40,5 h/Woche, aber flexible Arbeitszeiten)
(also ganz normal)
An meinen eigenen Ideen für berufliche Weiterentwicklung weiterdenken
(leg los!)
Kind morgens, abend und nachts nicht versorgen
(die sind 13 und 15. Die können sich Brote auch alleine schmieren, und wenn sie es nicht tunt, werden sie halt sehen, dass Hunger auch eine blöde Sache ist)
Kind an anderthalb Tagen in der Woche nicht versorgen und nicht bespassen
(was willst du denn 13 und 15-Jährige noch bespaßen? Die bespaßen sich doch meist selbst. Und wenn nicht, dann wird es Zeit)
Kind an zwei Tagen nicht zur oma bringen
(Ist die Oma so weit weg? Oder sind die noch nie alleine Bus oder Bahn gefahren. Das schaffen schon 8-Jährige ohne Mutti)
Ehrenamt bei einem Verein (ca. 30 minuten täglich)
(super, weiter so!)
Schätzungsweise 50% des Haushalts
(Wie viel gibst du davon ab oder kontrollierst du noch alles nach, damit es ja richtig gemacht ist.)
Alle Planungen gemeinsam mit meinem Partner zu Kinderkrippe
(irgendwie ist wohl ein Kind verloren gegangen, oder ich habs überlesen, aber wieso Kinderkrippe? Mit 13?!),
Altersvorsorge
()Was soll man da denn planen?)
, Steuern
(Macht bei uns jeder für sich zusammen mit der Angestelltenkammer oder einem Steuerverein für wenig Geld.)
1 x die Woche Sport
(supi, weiter so!)
Einen Adventskranz und Schmuck besorgen
(Firlefanz, braucht man nicht wirklich. Und außerdem dauert es 5 Minuten einen Adventskranz zu kaufen.)
Meinen Mann nicht überwachen und nicht antreiben, dass er sich bewirbt oder weiterqualifiziert
(Das ist sein Problem, nicht deins.)
Meinem Mann trösten und aufbauen
(Das ist eine Selbstverständlichkeit)
Meinen Mann nicht anschreien und nicht beschimpfen
(Druck erzeugt nur Gegendruck und hilft dir und ihm kein Stück weiter. Klar er nervt, und es nervt dich, dass es ihm so geht und du nichts tun kannst. Aber das ist so bei einer Depression, so schlimm das auch klingt. Und es ist auch wie bei einem Abhängigen, er muss es selber sehen und selber handeln. Und er tut es ja schon, indem er zur Therapie geht. Doch es braucht Zeit)
Mit meiner Familie telefonieren
(Wenn es stressig ist, oder dich nervt, dann lass es sein. Ansonsten ist es doch schön, wenn man einen guten Kontakt zur eigenen Familie hat.)
mind. (ca. 1 mal alle 14 Tage eine Freundin treffen
(viel zu wenig, mach mehr für dich. Das ist wichtig für die sog. Psychohygiene.)

30.10.2011 11:33 • #3


K
Hallo,
ich glaube wenn Du diese Tipps versuchst umzusetzen, geht es Dir auf jeden Fall besser,
es grüßt
Kämpfer

30.10.2011 17:42 • #4


Sarah
@: Steinin schreibt von einer Schwangerschaft vor 1,5 Jahren - da scheint es also noch ein sehr junges Kind zu geben

02.11.2011 18:00 • #5


N
Hallo Steinin,

es tut mir leid, dass hier einige nicht lesen können.

Verstehen noch weniger. Sind hier Profis, haben alles super im Griff und unter Kontrolle.

Gebe die Suche nac h ein wenig Verständnis nicht auf! Irgendwo wird es sie geben, vielleicht nur nicht hier.


Lieber Gruß

Nachthimmel

21.12.2011 21:32 • #6


K
Hallo Nachthimmel, mit welchen Recht greifst Du uns denn so an?
Wer hat Dir denn etwas getan?
Die Anregungen,die gegeben werden, sind mit Sicherheit gut gemeint, geprägt von Verständnis und Mitgefühl, aber Selbstmitleid hat noch keinen Menschen weiter gebracht,
es grüßt Kämpfer

21.12.2011 22:37 • #7


N
Hallo Kämpfer,

ich weiss nicht wie Steinin es empfindet. Ich kann noch nicht mal erkennen, dass sie von 13 oder 15 Jahre alten Kindern schreibt.
Dann habe ich ein Problem, wenn dann so ein Satz kommt: Das schaffen doch schon Kinder im Alter von 8 Jahren. Hilft sowas wirklich
weiter? zeigt es Verständnis? Auch ein paar der anderen Antworten kommen für mich sehr hart rüber. Ich glaube sowas kann einen schon sehr geforderten
Menschen schon eher verschrecken. Aber vielleicht sehe ich es ja auch falsch.

Ich wünsche allen betroffenen Familien viel Kraft und ein Umfeld dass ihnen Halt und Stütze gibt.

Gruß

Nachthimmel

22.12.2011 01:32 • #8


G
Da es sich ja um meine Antwort handelt, werde ich dazu kurz Stellung nehmen. Im Gegensatz zu dir, habe ich mir alle Posts von ihr noch einmal in Ruhe durchgelesen, und maße mir daher an, ein gewisses Hintergrundwissen zu haben (z.B. was die älteren Kinder angeht). Ein kleines Kind ist mir dabei wohl tatsächlich durchgerutscht. Da sie aber nicht geantwortet hatte, bleibt alles weitere nur Spekulation. Des Weiteren sind meine Anmerkungen einfach Realität. Ein 8-Jähriger kann tatsächlich alleine zur Omi fahren, wenn diese nicht zu weit weg wohnt (wie gesagt, dazu hätte Steinin etwas antworten müssen).

Du hast mein Posting aber keinesfalls verstanden. Es ging darum, ihre Liste in einen anderen Blickwinkel zu bringen und ihr zu zeigen, wo sie sich selber den Druck macht, der gar nicht notwendig wäre. Es bringt ihr absolut nichts, wenn ich ihr z.B. schreiben: oh ja, du armes Ding. Komm ich knuddel dich mal virtuell. Du bist so arm dran. Was hat sie davon? Ändert das etwas an ihrer Sichtweise und Situation? Ist ihr damit geholfen?

Wir sind hier ein Forum mit Hilfe zur Selbsthilfe und kein Kuschelforum. Zum Kuscheln gibt es andere. Hier wird auch die Realität aufgezeigt und die ist manchmal hart, oder wird als hart empfunden (wobei ich sagen muss, dass ich meine Antwort gar nicht hart finde, sondern ja auch vielfach hingeschrieben habe, dass sie an einigen Stellen auf dem richtigen Weg ist).

Warum ich diesen Antwort gab: weil diese Liste von mir hätte kommen können. Vor einem Jahr habe ich noch genauso dar gestanden und alles als Last und Schwierigkeit gesehen. Alles war ein unüberwindlicher Berg. Meine Therapeutin hat mir nicht über den Kopf gestreichelt und gepuschelt, sondern mir ganz klar aufgezeigt, dass ich die Realität nicht sehe. Und mir hat das sehr geholfen, denn inzwischen schaue ich immer wieder selber: sehe ich die Realität richtig? Muss ich das wirklich alleine machen? Was gebe ich ab?

Übrigens Sätze wie nicht lesen können und nicht verstehen können empfinde ich als eine Beleidigung. Bzw. zeigt es mal wieder das Sprichwort: was Peter über Paul sagt, sagt mehr über Peter als über Paul. Denk mal darüber nach.

22.12.2011 11:41 • #9


N
Hallo ,

ich habe das Posting so verstanden, dass es sich hier um das Kleinkind handelt. Wenn dies so sein sollte, wären die Ratschläge sicher sehr fragwürdig.

Es geht hier nicht um eineKuschekecke. Wieso sollen die 30 Minuten täglich für das Ehrenamt super sein, wenn Steinin dafür vielleicht im Moment mehr
Kraft gibt, als ihr zur Verfügung steht. Dann wäre ein ruhen lassen jezt besser und dafür ein schöner Spaziergang hilfreicher. Was für den Einen gut ist, kann
bei dem Anderen ganz verkehrt sein.

Die Großeltern können das Kleinkind vielleicht für eine Woche nehmen, damit die Eltern wieder zum Luftholen kommen.

Das man dann möglichst Dinge abgeben sollte, wenn man kann, ist wohl selbstverständlich.

Steinin wird uns, wenn sie ein wenig Zeit haben sollte, am besten eine Antwort geben. Es macht wirklich wenig Sinn hier weiter zu spekulieren.

Gruß
Nachthimmel

22.12.2011 14:57 • #10


K
Hallo Nachthimmel,
ich muß 100% zustimmen, auch wenn Du jetzt versuchst, Deine Worte abzumildern. Du schreibst, das wier nicht lesen können und auch nicht verstehen ------- ich behaupte, ich kann beides sehr gut, aber ich bin auch keine Person, die den anderen,die Situation schön redet!
Manchmal braucht man eine neutrale Person, die die Dinge aus einer anderen Blickrichtung betrachtet.
Klar, die Userin hat sich nicht mehr gemeldet, aber ich empfinde Deine Bemerkungen mehr als unpassend ------ Denke mal an Peter und Paul,
es grüßt Kämpfer

22.12.2011 18:12 • #11


G
In einem Punkt hat Nachthimmel aber Recht: es scheint tatsächlich nur ein kleines Kind da zu sein. Ich weiß absolut nicht mehr woher die großen Kinder in meinen Kopf kommen.

Ist aber auch fast egal, denn an meine Grundaussage genauer hinzusehen und Aufgaben zu teilen, ändert das nichts.

22.12.2011 22:40 • #12


A


Hallo Steinin,

x 4#13


S
Guten Morgen :)

Ich hole dn Thread hier von vor zwei Jahren hoch - ich war wirklich lang nicht mehr hier! - und habe mit Schrecken gesehen, dass sich hier eine spannende Diskussion entfaltet hatte, dass sich Leute damals Zeit und Nerv für mich genommen haben, und ich war dann einfach weg...

Dafür möchte ich mich entschuldigen;

ich bin heute wegen einer ganz anderen Sache hier, ich brauche Rt für den Umgang mit einem Verwandten : der Alk. hat, und da habe ich das hier gelesen. Ich glaube, es war damals einfach wirklich alles SO viel, dass ich keine Kraft mehr zum Lesen und Antworten hatte und mich dann einfach nicht mehr hergetraut habe, weil ich wusste, dass ich nicht gescheit würde antworten können. :

DANKE an euch alle

Glücklicherweise ist die Situation inzwischen bessre an DER Front, der Mann studiert und es hat sich so gut entwickelt, dass wir sogar noch ein zweites Kind bekommen haben (unser Junge war damalsin der Tat erst ein Jahr alt, das hätte ich klar stellen sollen). Zwar sind wir immer noch nicht das harmonischste Paar, und immer wenn Stress und Schlaflosigkeit, TErmine auf Arbeit und Prüfungen im Studium sich häufen, gehen wir nicht nur nett miteinander und den Kindern um aber ich denke, dass sich das im Rahmen hält und wir uns immer wieder zusammenraufen.

Richtig klinische Depression ist im Moment zum Glück kein Thema

Eine schönen letzte Adventswoche euch allen :)

18.12.2013 09:33 • #13

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