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Weinen und Depressionen

Ylva
Meine Frage an euch: Könnt ihr während einer schweren / mittleren / leichten Depression weinen?

Ich bin auf dieses Thema gekommen, weil ich mich gar nicht mehr erinnern kann, wann ich das letzte Mal geweint habe.
Ich finde das sehr merkwürdig!
Das letzte Mal hatte ich Tränen in den Augen, als meine 3 Söhne über Weihnachten bei mir waren und sich dann verabschiedeten.
Aber das war eben auch kein richtiges Weinen.
Ich habe bei mir das Gefühl, dass ich schon so erstarrt bin, dass ich nicht mehr weinen kann - weiß aber nicht, ob es das überhaupt gibt.
Dabei sollte das Weinen ein befreiendes Gefühl sein, und danach sollte es einem wieder besser gehen.
Wie geht es euch damit? Zu welchen Anlässen oder in welchen Situationen könnt ihr die Tränen nicht mehr zurück halten?


Grüße von Ylva

25.04.2020 14:48 • x 1 #1


E
Ich heule zur Zeit jeden Tag mindestens einmal.
Nur heute morgen hat es mich belastet, weil ich ziemlich verzweifelt war, aber ansonsten ist das so, daß es mich tatsächlich ein bißchen befreit.
In meinem BO konnte ich auch ganz lange nicht weinen- es war auch fast so, daß ich befürchtete, nie wieder aufhören zu können, mich aufzulösen.

25.04.2020 15:16 • x 2 #2


A


Hallo Ylva,

Weinen und Depressionen

x 3#3


T
Richtig geweint hab ich ewig nicht mehr.
Ich glaube, dass mir die richtigen Anlässe dafür fehlen.
Etwas, was mir richtig nah geht, mich berührt, etc.
Das letzte Mal war so mit 16/17. Ich habe geträumt und bin weinend aufgewacht. Was ich geträumt habe, kann ich nicht mehr genau sagen, aber wenn wir meine Träume beleuchten, sind es meist Träume von einem alternativen Leben. Das sind dann so Sachen wie echte Verbundenheit, Zusammenhalt, etwas, was richtig tief geht.
Und ich glaube, an dem Tag hat ein Traum so richtig ins Schwarze getroffen.

@Resi
Was heißt BO?

25.04.2020 15:24 • x 3 #3


E
@traumaland:
BO = Burnout

25.04.2020 16:12 • x 1 #4


A
Ich breche sehr leicht in Tränen aus. Befreiend wirken sie leider nicht, sondern zeigen mir meine Verzweiflung in einer Situation, die ich als ausweglos ansehe. Tränen der Rührung verkneife ich mir.
LG von Mayke

25.04.2020 17:12 • x 1 #5


E
Zitat von Mayke1:
Tränen der Rührung verkneife ich mir.

Wieso denn, Mayke?

25.04.2020 18:05 • x 1 #6


A
Tränen der Rührung vergießen, das durfte ich früher nicht. Ich durfte überhaupt nicht weinen als Kind, denn das wäre Kritik an der Erziehung seitens der Mutter gewesen. Sie sagte stets, bei mir weint kein Kind. Eine Mutter hat dafür zu sorgen, dass ihr Kind nicht weinen muss. Aber was hat sie damit erreicht bei mir!
Mir steigen ganz oft die Tränen in die Augen, auch bei schönen Erlebnissen. Heul doch nicht schon wieder höre ich dann recht oft von meinem Mann.
Bei meiner lieben Beraterin habe ich lange nicht weinen können. Sie sagte, als ich bei einer Sitzung sehr weinen musste, dAr. sie so froh sei, weil ich ihr meine Tränen gezeigt hatte. Geschenkt hatte sie sogar gesagt. Wir hätten uns sonst trennen müssen, denn zur therapeutischen Gesprächsrunde gehören auch Tränen. Meine Beraterin konnte wunderbar mit Tränen umgehen. Was mir anfangs schrecklich peinlich war, fiel mir im Laufe der Zeit immer leichter.
Und nun erlebte ich bei der Psychiaterin genau das Gegenteil. Sie findet bei Klienten die Zeichen der Emotionalität fürchterlich und muss sich daher schützen. Bei dieser Sitzung schloss sich wieder der Kreis zu dem, was meine Mutter einst sagte.

25.04.2020 18:59 • x 3 #7


Mo1901
Hallo an Alle!
Mayke1 das ist ja echt heftig was du erleiden musstest. Aber du bist gut SO wie du bist!
Wenn du weinen musst,dann weine,das befreit und löst....

Also bei mir ist es so, das ich ein Traumata mit 16 Jahren erlitten habe.Das hängt mit meiner verstorbenen Schwester zusammen,das war im Mai 1986.
Da war ich 16 Jahre alt und hab das schlimmste Ereignis in meinem Leben durchmachen müssen.
Hinzu kam da noch die stetige Angst vor meiner Mutter,das mir das gleiche passiert wie mit meiner Schwester.
Und egal wann,ob zum Geburts,-oder Todestag meiner Schwester ist alles wieder da,so greifbar nahe.Als wäre es gestern passiert.Und das nach 34 Jahren,ist echt heftig und ich wünsche dies niemand.....
Obwohl ich 80 Stunden tiefenpsychologisch begleitet wurde,weiß ich,das ich damit bis zum Schluß leben werde.
Das hat mich mit 34 Jahren zur Rentnerin gemacht....

Egal was Ihr erleiden musstet,das Leben ist dennoch lebenswert!

Mo1901

26.04.2020 10:28 • x 3 #8


A
Liebe @Mo1901 , guten Morgen!
Auch ich bin erschüttert, was du zu erleiden hast. Manche Erlebnisse sind so fest mit einem verbunden, dass sich die Folgen nicht lösen lassen wollen. 80 Stunden tiefenpsychologische Begleitung hast du gehabt! Ich stehe mit Therapien ja noch ganz am Anfang, kann mir aber vorstellen, wie hart du gearbeitet hast!
Da ich heute auch nicht die Stabilste bin und auch schon wieder ein paar Minuten vor mich hin geweint habe, nehme ich mir gern deinen Satz vom lebenswerten Leben mit.
Schönen Sonntag rundum!
Mayke

26.04.2020 11:14 • x 2 #9


Ylva
Zitat von Mo1901:
Und egal wann,ob zum Geburts,-oder Todestag meiner Schwester ist alles wieder da,so greifbar nahe.Als wäre es gestern passiert.Und das nach 34 Jahren,ist echt heftig und ich wünsche dies niemand.....


Musst du oder kannst du an diesen immer wiederkehrenden Tagen weinen?

26.04.2020 11:22 • x 1 #10


Mo1901
@ylva:
Ja ich weine da immer....
Oder aber wenn ich ihren namen irgendwo lese,oder höre...
Ich denke inzwischen, das es so eine Art von Trigger(n) ist.

Unsere Rollenverteilung in der Familie war nicht richtig.So musste ich quasi die Mutterrolle von meiner Schwester übernehmen,auf sie aufpassen...
Meine Schwester war geistig behindert,auf einem Stand einer 5 Jährigen.Obwohl sie damals schon 19 Jahre alt war.
Sie war dennoch meine kleine Schwester!
Und gerade deswegen fühlte ich mich besonders verantwortlich für sie.
Als Teenager dachte ich,nehme ich sie zu mir,wenn den Eltern etwas passiert.Doch dann hat es der Herrgott anders entschieden.....

Vllt ist das der Grund weshalb ich nicht loslassen kann.
Erschwerend kam noch hinzu, das ich sie damals aufgefunden habe.

Aber egal was auch passieren mag, ich Liebe sie über alles,immer noch.Und das ist mein Trost,meine Stärke.

26.04.2020 14:01 • x 2 #11


Ylva
Zitat von Mo1901:
@ylva:

Erschwerend kam noch hinzu, das ich sie damals aufgefunden habe.

28.04.2020 11:29 • #12


E
Ich weine eigentlich täglich.

In ganz schweren depressiven Phasen habe ich nicht mehr geweint . Und in einem tiefen Burnout 2016 auch streckenweise nicht.

Ich finde weinen befreiend. Ausser, es artet in eine Art Hysterie aus, das habe ich auch schon viermal erlebt. Da ging gar nichts mehr und ich hab danach Stunden geschlafen.

LG - ich halte weinen für wichtig, wenn der Drang danach scheinbar besteht.

28.04.2020 11:36 • x 3 #13


Ylva
Zitat von Ylva:

Zitat von Mo1901:
@ylva:

Erschwerend kam noch hinzu, das ich sie damals aufgefunden habe.


Ich denke, dass dies auch die Ursache für die Schwere deines Traumas ist. Dass du es warst, die sie gefunden hat, muss ein entsetzlicher Schock für dich gewesen sein.
Wer kann im Alter von 16 Jahren so etwas auch verkraften - ich glaube niemand.

Liebe Grüße an dich, Ylva

28.04.2020 11:46 • x 2 #14


A
Zitat von ClaraFall:
ich halte weinen für wichtig, wenn der Drang danach scheinbar besteht.


Den Drang spüre ich so oft und dann verbiete ich mir das Weinen.
Als Kind durfte ich nicht weinen. Später wurde ein Kampf mit mir selber daraus und ich fühlte mich besser, wenn ich trotz schmerzender Halsmuskulatur und zerstörter Nagelhaut an den Fingern als Siegerin hervorging. Ja, als Sieg über die Tränen habe ich mein Ringen empfunden.
Letztes Jahr in der Herzklinik reagierten die Pfleger auch eher ohne Verständnis. Es gäbe doch keinen Grund zum Weinen. Was wussten denn die von meinen Ängsten!
Vor einigen Wochen konnte meine Psychiaterin nichts mit meinen Tränen anfangen und meinte, sich vor zu großen Emotionen schützen zu müssen. Damals dachte ich noch, dass in den Sitzungen ein guter Platz wäre, um auch zu weinen. Dass es nicht erwünscht war, hat mich erschreckt.
Daheim ist es inzwischen so, dass ich anscheinend alle jemals zurückgehaltenen Tränen heraufkommen lasse.

28.04.2020 11:52 • x 2 #15


A


Hallo Ylva,

x 4#16


Ylva
Zitat von ClaraFall:
Ich weine eigentlich täglich.
LG - ich halte weinen für wichtig, wenn der Drang danach scheinbar besteht.


Ja, ich sehe das genau wie du, liebe Clara.
Leider ist es bei mir so, dass ich wirklich manchmal weinen möchte, es aber schon seit vielen Jahren nicht mehr kann.
Bis jetzt habe ich die Ursache dafür noch nicht gefunden. . .

Grüße von Ylva

28.04.2020 11:53 • #16

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