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Verlust der Identität, Schuldgefühle, Selbsthass

blackie
Mein erster Eintrag hier im Forum, ich hoffe ich bin hier an der richtigen Stelle.
kurz zu mir:
ich bin frisch 40 geworden, arbeite in einer integrativen Kita (in einer Krippengruppe mit Kindern mit und ohne Behinderung), in der Vorgeschichte hab ich einige Diagnosen. Angst-/Panikstörung (Diagnose mit 14), Depression (16), Zwangsstörung (so mit 19/20), ADHS (ca. mit 25/26), neben diesen hab ich auch noch diverse chronische Krankheiten, diese sind hier aber nicht so relevant. ich war schon mehrmals in Therapie, ambulant sowie zweimal stationär, bin auch aktuell wieder in ambulanter Therapie.

Seit 2020 bin ich mit meiner Frau verheiratet, sie ist ebenfalls neurodivers, mit Asperger Autismus, sowie Depressionen und den typischen Nebenerscheinungen, die dieser Autismus mit sich bringt.

Ich versuche mich kurz zu fassen, sonst sprengt mein Post hier den Rahmen. Ich neige schon immer dazu, mich anzupassen. Mitzulaufen. Nachzugeben. Ich habe eine tiefsitzende Panik vor Konflikten und leide sehr an RSD (Rejection-sensitive-Disphoria, Zurückweisungsempfindlichkeit)

Meine Frau hat vor ein paar wenigen Jahren erst von ihrem Autismus erfahren und hört seit dem mehr und mehr mit dem Maskieren auf (d.h. sie legt die neurotypischen Verhaltensweisen die ihr schwer fallen ab und erlaubt sich, ihre Eigenheiten und Bedürfnisse auszuleben) das ist an sich etwas sehr schönes und positives. Aber es beißt sich leider zunehmend mit meinen Bedürfnissen und meinen ADHS-Verhaltensweisen.

Ich versuche mehr und mehr, ihr ihren Freiraum zu geben und auf ihre Bedürfnisse zu achten, habe aber in den letzten Wochen festgestellt wie sehr *mich* das belastet. Ich neige dazu, mich zurückzunehmen, aber es nimmt anscheinend Formen an, die mir zu viel werden. Seit ein paar Monaten entdecke ich mehr und mehr Anzeichen dafür, dass ich eine C-PTSD (komplexe post-traumatische Belastungsstörung) zeige. Das Thema fasziniert mich und ich mache daher momentan eine Weiterbildung zur Trauma-Fachberatung.

Das Problem ist, dass ich vor zwei Wochen ein sehr intensives Gespräch mit einer gemeinsamen Freundin hatte, die mir sagte dass sie sich große Sorgen um mich macht, da ich mich sehr verändert habe und sie die Sorge hat, dass meine Frau nicht gut für mich ist (ohne sie als Bösewicht hinzustellen, die Kombi unserer Probleme ist nur ungeschickt)

Seit dem Gespräch bin ich in ein heftiges Loch gefallen, Meine Therapeutin hat ebenfalls Sorgen geäußert, da ich nicht in der Lage bin, meine Wünsche und Bedürfnisse zu äußern, oder noch weniger, diese einzufordern oder durchzusetzen.

Ich frage mich, wer ich noch bin. Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr komme ich zu dem Schluss, dass ich nicht weiß, was ich will, was ich möchte oder brauche. Ich schlage keine Dinge (Aktivitäten, Filme, Rezepte, etc) mehr vor, weil meine Ideen meistens auf Ablehnung stoßen, und ich bin so in meinem Sumpf, dass ich nicht gemerkt habe, dass ich verschwinde. Ich kann nicht mehr sagen, was ich machen möchte, oder was gut ist und was nicht, ich bin so darauf gespult, es meiner Frau recht zu machen, dass meine Reaktion auf Ablehnung Stille ist. Ich versuche mich leise zu machen, nicht zu stören, ihren Bedürfnissen nachzugehen. und ich weiß nicht, was ich mit der Erkenntnis anfangen soll.

ich möchte noch einmal betonen, meine Frau ist nicht gewalttätig, sie tut nichts bewusstes, um mir wehzutun (emotional oder physisch), und ich habe ihr (noch) nicht gesagt, wie schlecht es mir geht, da ich beim Gedanken an so ein Gespräch am liebsten weglaufen möchte.
ich bin chronisch unfähig zu streiten oder auch nur zu diskuttieren. mich beschweren ist das schlimste, was mir einfällt. Ich kann es nicht ertragen, anstrengend für jemanden zu sein.

25.06.2023 23:01 • x 3 #1


buddl1
... ich bin mir in einem ziemlich sicher, dass du hier richtig bist,
dich zerreißt es innerlich, ohne dass du einen wahren Grund benennen kannst, was dich zwingt immer mehr auch dein eigenes ich zu verzichten.
bei all deinen Vorgeschichten- Erkrankungen, ist nicht zu überlesen, dass vom eigentlichen Leben, lieben und genießen zu zweit, nicht viel geblieben ist.
da ist die Umschulung, ist sie notwendig oder der eigene Wunsch- neben der eigentlichen Arbeit,
die Partnerschaft, eine Selbstaufgabe oder eine Anpassung auf den anderen.
in welcher Rolle siehst du dich selbst, allein darin dem anderen gerecht zu werden?
nimmst du dir Zeit für dich, nicht alles muss gemeinsam verbracht werden,
den anderen zu lieben, muss ja nicht gleich mit der Selbstaufgabe verbunden sein,
aber ist auch noch etwas: sie tut nichts Bewusstes um dir weh zu tun,
also ist da etwas, was dich darin doch triggert und es nicht ansprechen vermagst.
es einer hinzunehmen ist, als zu widersprechen?
wenn deine Thera, deine Freundin es schon bemerkt haben, es hat dich verändert,
nur eben nicht positiv...
buddl1,

26.06.2023 06:21 • x 3 #2

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