Stationäre Therapie auf eigenen Wunsch?

melancholic
So, ich hab da mal eine Frage, bzw. eher mehr fragende Gedankengänge, die mich beschäftigen.

Ich habe in den letzten Monaten gemerkt, dass es nicht mehr geht, dass ich nicht mehr kann. Ich kann meinen Alltag kaum noch bewältigen und habe ständig das Gefühl, vor dem Zusammenbruch zu stehen. Kurz: Ich brauche eine Pause.
Jetzt liebäugle ich damit, in einer psychosomatischen Klinik eine stationäre Therapie zu machen. Von mir selbst aus. Ich habe auch nächste Woche einen Beratungstermin in einer Klinik. (Ich hatte nur eine Frage per Mail hingeschickt, was sie unter Selbstgefährdung verstehen, da sollte ich direkt nen Beratungstermin ausmachen. Naja, kann ja nicht schaden.)

Nur irgendwie komme ich mir komisch vor, weil ich das von mir selbst aus will, ohne dass ein Arzt mir das angeraten hat. Wenn ich hier von allen anderen lese, gehen die meisten ja nur in Kur/Reha/Klinik, weil die Ärzte es dringend anraten. Ok, mein Psychiater hat gesagt, wenn das mit den Selbstmordgedanken nicht besser wird, ist eine Klinik erforderlich, meinte damit aber eher Psychiatrie...
Ich weiß jetzt nicht, wie ich die Frage formulieren soll, weil sie für micht selbst nicht wirklich greifbar ist.

Ich komme mir vor wie ein hypochonder. Und als würde ich nur maßlos übertreiben...
Wird einem geglaubt, wenn man von selbst eine stationäre Therapie in einer psychosomatischen Klinik machen will...? ... oder so ähnlich könnte man die Frage formulieren.

Tut mir leid, wenn ich etwas wirr geschrieben habe...

13.01.2010 23:50 • #1


H
Hallo melancholic,

ich kann ziemlich gut nachvollziehen was du da schreibst. Mir ging es ziemlich ähnlich als ich der Tatsache ins Auge geblickt habe dass es nicht mehr geht und mich mit dem Gedanken getragen habe in eine Klinik zu gehen.

Ich denke dass es fast zur Krankheit, oder zumindest zur Krankheitseinsicht, gehört dass man denkt sich was einzubilden. Das liest man ja hier auch ganz häufig. Es ist halt nix Messbares. Außerdem schafft man es in gewissen Situationen immer wieder die Maske aufrecht zu erhalten und ein es ist alles in Ordnung zu spielen. Das ist ja auch Notendig weil schließlich nicht jeder Nachbar, jede Verkäuferin im Supermarkt usw. mitkriegen muss wie es wirklich ist. Aber das macht uns vor uns selbst so unglaubwürdig.

Naja jedenfalls kann ich deine Bedenken gut verstehen. Es wäre irgendwie einfacher wenn ein Arzt von der Notwendigkeit so einer Maßnahme überzeugt wäre. Das würde manchen zweifel ausräumen.
Es sind ja doch immer wieder Gedanken wie geht es da nicht allen andern viel Schlechter als mir?, Müsste ich mich nicht nur mal ordentlich zusammenreißen? oder Lachen die mich da nicht vllt. sogar aus weil meine Probleme zu lapidar sind die einen da umtreiben.

Ich habe mich dann allerdings durchgerungen und bin zu einem Vorgespräch in eine Psychosomatische Klinik und in eine Psychiatrische
Tagesklinik gegangen (ohne Empfehlung des Arztes, der war im Urlaub)
Und meine Erfahrung ist dass man auf jeden Fall ernst genommen wird. Mir hat der Aufenthalt in der TK (für die ich mich dann letztendlich entschieden hab) geholfen die Krankheit als Krankheit zu akzeptieren und mich eben nicht mehr als Hypochonder zu sehen.

Und außerdem geht kein Mensch aus Spaß freiwillig ins Krankenhaus. Dein Leidensdruck hat dir den richtigen Weg gezeigt, nämlich dich mit dem Gedanken zu tragen in eine Klinik zu gehen. Jetzt will dir aber dein Verstand versuchen dein Vorhaben auszureden. Hör auf dein gefühl, auf deinen Leidendruck, und lass dich von dem Willen wieder ein gesunder und zufriedener Mensch zu werden, leiten.
Es ist toll dass du Verantwortung für dich un deine Gesundheit übernehmen willst und dich darum kümmerst.

Viel Erfolg und liebe Grüße,
hedwig

14.01.2010 00:52 • #2


melancholic
Hey,
vielen Dank für die lieben Antworten ihr zwei. :)

Zitat:
Es sind ja doch immer wieder Gedanken wie geht es da nicht allen andern viel Schlechter als mir?, Müsste ich mich nicht nur mal ordentlich zusammenreißen? oder Lachen die mich da nicht vllt. sogar aus weil meine Probleme zu lapidar sind die einen da umtreiben.


Ja, diese Gedanken sind es. Die habe ich ständig. Selbst jedes Mal, wenn ich einen Termin beim Psychiater habe. Beim ersten Termin wars sogar so schlimm, dass ich erst überzeugt war, dass er mir nur Placebos verschrieben hat.

Zitat:
Und meine Erfahrung ist dass man auf jeden Fall ernst genommen wird. Mir hat der Aufenthalt in der TK (für die ich mich dann letztendlich entschieden hab) geholfen die Krankheit als Krankheit zu akzeptieren und mich eben nicht mehr als Hypochonder zu sehen.

Und außerdem geht kein Mensch aus Spaß freiwillig ins Krankenhaus. Dein Leidensdruck hat dir den richtigen Weg gezeigt, nämlich dich mit dem Gedanken zu tragen in eine Klinik zu gehen. Jetzt will dir aber dein Verstand versuchen dein Vorhaben auszureden. Hör auf dein gefühl, auf deinen Leidendruck, und lass dich von dem Willen wieder ein gesunder und zufriedener Mensch zu werden, leiten.
Es ist toll dass du Verantwortung für dich un deine Gesundheit übernehmen willst und dich darum kümmerst.


Ehrlich gesagt, beruhigen mich deine Worte wirklich etwas. :) Ich geb mein bestes, auch wenn es schwer fällt da mal den Verstand auszuschalten und nur auf das Gefühl zu hören. Obwohl das Gefühl mich mittlerweile sogar schon gewissermaßen anschreit...

Zitat:
Ich kam mir euch leicht seltsam vor, aber als Rückmeldung habe dann von den Fachmenschen gehört: ES zeigt ein hohes Maß an Selbstverantwortung, wenn Sie selbst merken, wann eine stationäre Therapie notwendig ist. Das sind Sie bereits weiter auf Ihrem Weg als manch anderer.


So hab ich das noch gar nicht gesehen. Bisher hab ich immer nur den Übertreiben-Aspekt gesehen.
Aber wenn ich drüber nachdenke, stimmt es schon, dass es Selbstverantwortung zeigt. Schließlich wartet man bei körperlichen Sachen ja auch eher selten, bis es lebensbedrohlich wird...

Danke ihr beiden

14.01.2010 17:28 • #3

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