Vielleicht begegnet Frau Hafner und Frau Knöll auch noch Rolfi, wer weiß
Schnurrimaunz
Frau Hafner wohnt im Westen der Ortschaft. Sie hat einen schönen Kater, der Schnurri heißt. Schnurri liegt gern im hohen Gras unter den Obstbäumen, er liegt gern auf der Bank beim Kachelofen und er liegt gern auf einem Stapel frisch gebügelter Wäsche. Frau Hafner erlaubt ihm sogar, sich auf ihrem Bett auszustrecken. Schnurri darf tun, was ihn freut.
Oft bleibt der Kater tagelang fort. Die Milch in der Schüssel wird sauer, die Fleischreste auf dem Teller verderben. "Dieser undankbare Schnurri", schimpft Frau Hafner vor sich hin, wenn sie wieder einmal vergeblich nach ihm Ausschau gehalten hat. Aber sie ist nicht böse auf ihn. Sie macht sich nur Sorgen. Vielleicht hat ihm ein Jäger aufgelauert, vielleicht ist er unter ein Auto gekommen oder vielleicht hat er von einem Giftköder genascht.
Kommt Schnurri heim, gibt Frau Hafner ihm sofort zu fressen, bürstet sein Fell und wiegt ihn wie ein Kind in ihren Armen. Und Schnurri lässt sich das gern gefallen.
Frau Knöll wohnt im Osten der Ortschaft. Sie hat einen schönen Kater, der Maunz heißt. Maunz liegt gern im hohen Gras unter den Obstbäumen, er liegt gern beim warmen Ofen und er liegt auch gern im Wäschekorb auf frisch zusammengelegten Sachen. Frau Knöll erlaubt ihm sogar, sich auf ihrem Bett auszustrecken. Maunz darf tun, was ihm gefällt.
Oft bleibt der Kater tagelang fort. Die Milch im Napf wird sauer und die Fleischreste auf dem Teller verderben. "Dieser undankbare Maunz", schimpft Frau Knöll vor sich hin, wenn sie wieder einmal vergeblich nach ihm Ausschau gehalten hat. Aber sie ist nicht böse auf ihn. Sie macht sich nur Sorgen.
Vielleicht hat ja der Jäger im Wald mit dem Gewehr auf ihn gezielt, vielleicht ist er unter ein Auto gekommen oder vielleicht hat er etwas Giftiges gefressen. Kommt Maunz heim, gibt Frau Knöll ihm sofort frisches Futter, bürstet sein Fell und wiegt ihn wie ein Kind in ihren Armen. Und Maunz lässt sich das gern gefallen.
Frau Hafner und Frau Knöll kennen sich nur flüchtig. Ab und zu gibt es eine Begegnung vor der Kirche oder in einem Laden. Die tauschen die beiden Frauen einen Gruß und jede geht ihrer Wege. Eines Tages überqueren die beiden Frauen den Hauptplatz. Frau Hafner und Frau Knöll kommen in der Mitte des Platzes zusammen, dort, wo die große Kastanie steht. Da sieht Frau Hafner ihren Schnurri am Gemeindeamt vorbeispazieren. "Schnurri!", ruft sie erfreut. Denn Schnurri ist wieder einmal eine halbe Woche verschwunden gewesen. Frau Knöll dreht sich um, sieht den Kater und ruft: "Maunz! Gleich gehst du nach Hause zurück!"
"Aber das ist doch mein Schnurri!", behauptet Frau Hafner. "Nein, das ist mein Maunz", behauptet Frau Knöll. Der Kater bleibt stehen, dann läuft er freudig auf die beiden Frauen zu, reibt sich an den Beinen von Frau Hafner und Frau Knöll und klettert in bester Stimmung in den Kastanienbaum.
"Nein, so etwas!", sagt Frau Hafner verblüfft. "Jetzt weiß ich, wo Schnurri immer steckt!"
"Mir geht es genauso", sagt Frau Knöll. Jetzt weiß ich wenigstens, dass ich mir um Maunz keine Sorgen machen muss." Und seither heißt der Kater Schnurrimaunz.
(Nach der Geschichte "Schnurrimaunz" von Vera Ferra-Mikura)
14.02.2021 01:05 •
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