795

Sag es in einem Gedicht

maya60
Erst dachte ich, die Depression mit ihren Dunkelheiten ist was Vorübergehendes und ich muss nur die richtige Behandlung finden
Dann dachte ich, sie ist eine krasse spirituelle Lebensschule
Dann merkte ich, sie ist beides:
Einmal trudele ich ohne Einflussmöglichkeit in die Dunkelheit und da sitzt schon einer, der auch soviel Wunden hat wie ich und hilft mir ins Licht
Das andere Mal steht er da unten mit verschränkten Armen und wartet, dass ich selber was tue
Mal ist und bleibt es einfach eine versch--- Krankheit
Das nächste Mal das Tor zum Licht
Unterm Strich: Aus Sch--- Dünger machen
Als Familienmitglied der verwundeten Heiler

31.05.2019 16:01 • x 3 #76


maya60
Aber ganz unten, noch unter den depressiven Dunkelheiten lag meine innere Grabhöhle,
die Kriegstraumatisierung meiner Mutter.
Da hinein abzusteigen habe ich mich mit Händen und Füßen gewehrt,
bis ich mich an der Hand desjenigen, der den Tod besiegt hat,
voller Jesusenergie dort runtertraute und dort eine spirituelle Nacht der Seele durchlebte
und anschließend eine Lichtflutung, die die Höhle zersprengte und mich ins Licht hob.
Seitdem sind Himmel und ehemalige Hölle wieder offen wie als Kind
und mein Inneres hat das Dämmerlicht der Blauen Stunde oder der Morgendämmerung,
solange ich nicht getriggert bin.

Und als ich mich dann außerhalb der Höhle wiederfand,
merkte ich, dass mir jegliche Abschirmhaut gegen Außenreize auch noch fehlte.
Es ist komplex, aber alles wird nach und nach offenbar und heiler wie von Jesus versprochen.
Als verwundete Heilerin entwickelt sich Mitgefühl.

31.05.2019 17:57 • x 3 #77


A


Hallo maya60,

Sag es in einem Gedicht

x 3#3


F
Wenn ich, wenn wir


die Tür nach einem vergangenem Tag,
nach einem dunklen Monat
und einem unverständlichen Jahr
zufallen lassen könnten,
ohne Verkrampfung und ohne Verzweiflung,
wenn wir
von uns selbst nicht mehr erwarten würden,
alles endgültig und richtig und bestens zu bewältigen,
sondern in unseren Fehlern unser Menschsein bejahten,
wenn wir die Schönheit der Umwege
und den tieferen Sinn des Verlorengehens
mit unserem Wesen begreifen könnten,
wenn wir jedes Ende als einen Anfang verstehen könnten
und nicht als einen Weltuntergang,

wir wären Pfeile,
die schon im Flug ihr Ziel in sich spüren,
wir wären Blumen, die sich von ihrer Entfaltung
nicht abhalten lassen würden,
wir würden leben, nicht nur in Raten
(als bezahlten wir eine geheime Schuld),
nicht nur verhalten und scheu,
sondern mit aufgekrempelten Ärmeln,
mit einer draufgängerischen Seele
und einem offenen Geist,
und der nächste Tag und das nächste Jahr
wären weniger eine Probe
als eine Feier des ungeahnten, unglaublichen
und einzigartigen Lebens.

(Ulrich Schaffer)


ich wünsche uns allen hier, ein immer mehr ungeahntes, unglaubliches, einzigartiges Leben,

viele liebe Grüße,

Frederick




DU brauchst ein Lied für dich und ein Herz das dich begleitet.

31.05.2019 18:37 • x 4 #78


Mas83
Ich muss echt sagen, dass ich die Gedichte sooo schön finde, und danke dafür, dass ihr mich geholfen habt, meine Passion auszuüben.
Hier ist mein allererste Gedicht in der Deutsche Sprache (don't mind the mistakes!):

--
Die Wolken sind die Schmerzen
Die Schmerzen in mein'm Kopf
Die pochen und die stechen
Befreiung, wo ich auf hoff'

Der Regen ist die Stille
Die füllt mein'n Kopf mit Lärm
Der gießt aus Eimer runter
Und hält der Sommer fern

Der Donner nährt den Blitz
Obwohl es mir nicht leuchtet
Warum ich mich so schlapp fühl
Und so f*cking bescheuert

Der Regenbogen glitzert da
Und versucht mit al sein'n Farben
Einhornlösungen zu finden
Aber kein' scheint die zu haben
-also bleibt mir nichts anders übrig
Als Akzeptieren von dem Sturm-

und das Riechen von deinen Kindershampoohaaren.

--

31.05.2019 22:07 • x 5 #79


A
Fragenkarussell

Habe ich genug gesorgt, gefragt, gesehen, beobachtet
und ist dies das normale Fühlen und Tun einer Mutter?
Habe ich zu viel gesorgt, zu wenig gefragt?
Wieso beobachte ich so viel?
Warum funktioniert mein Bewertungsmaßstab nicht mehr
oder hat er noch nie funktioniert?
Woher kommt diese schreckliche Angst, zu spät zu kommen,
zu spät geholfen zu haben?
Wie geht es meinem Mann, wenn ich mit all diesem Tun
und Fühlen ich selbst, aber dabei unglücklich bin?
Wie geht es meinem Kind, das sich in der eigenen Trauer
noch zu einem Lachen zwingt, um die Mutter zu beruhigen?
Wieso kann ich plötzlich nicht mehr meinen Gefühlen trauen?
Oder denke ich das nur, weil ich meine,
mich zusammenreißen zu müssen?
Wie sieht es in meinem Kind aus, oder geht mich das gar nichts an?
Wieso muss ich das unbedingt wissen?
Weil ich nicht zu spät kommen will.
Weil diese Zeilen die kleine Mayke geschrieben hat.
Weil ich mich im Kreise drehe.
Weil ich stumm geworden bin und seither beobachte.

Mir ist schwindelig.

01.06.2019 11:45 • x 2 #80


Alexandra2
Mir ist so kalt
und fremd überall
verloren in der Zeit
Starre hoffentlich bald
zu Ende und kein Überfall
meiner Mutter, Fluchtwege weit

Ich weine nach innen
außen geweint kommt die Strafe
sie ist meine Hölle jeden Tag
Draußen ist's besser als drinnen
passe immer auf, auch im Schlafe
immer garstig, was keiner mag

Aggressiv sucht sie Streit
pöbelt und faucht auch Fremde an
peinlich, gehöre nicht dazu
ich schau wie von Ferne weit weit
sehe daß ich sie nicht ertragen kann
vor ihr habe ich niemals Ruh'

Mein Herz versteckt
leiden ob der Verlorenheit in der Welt
bis sie mich ablehnt ein letztes Mal
mir egal, wenn sie verreckt
lass nie mehr zu, daß sie mich quält
so ist es, meine Leben eine Qual

Wo ist die Liebe
Verständnis fürs Kind
das Zarte
wenn doch ihre Kälte fernbliebe
mal Anteilnahme am Kind
stattdessen nur Härte.

Ich habe keine Sehnsucht
nach meiner Mutter
wäre sie auch ideal
Urvertrauen eine riesen Schlucht
ich bin ganz anders Mutter
wünschen geht nicht, ist irreal

01.06.2019 12:42 • x 2 #81


B
Unter der Woche viel zu früh wach,
ach was soll ich sagen, so ein Kack.

Zur Arbeit quälen und den Tag überstehen
und hoffen das die Zeit mir hilft meine Sorgen zu übersehen.

Nachmittags wohin gehn, ja meist zum Sport,
um nicht allein zu sein und hoffen auf neue Freundschaften dort.

Spätabends dann heim und kochen ganz fein.
Ganz fein ist gut gesagt, denn eigentlich ist es nur was einfaches das ich gerne mag.

Erschöpft and träge tragende zum TV,
aber eigentlich wäre ich müde das weiß ich sehr genau.

Noch die Zeit für mich ein bisschen genießen,
Kummer und Sorgen versuchen durchs Fernsehen zu ergießen.

Schleppend dann ab ins Bett,
versuchen einzuschlafen und zu den Gedanken sagen: nun mal Ruhe hier am Set!

Eingeschlafen viel zu spät, und aufgewacht mehrmals während der Nacht.

4 Stunden Schlaf suche ich seit Jahren auf nun jede Nacht, um hundemüde morgens wieder aufgewacht.

Schleppend morgens aus dem Bett, und hoffen,
dass dies neuer Tag mir Hoffnung, Friede und Freude mit mir selbst wie vor einigen Jahren mir wieder schenkt.

01.06.2019 14:59 • x 5 #82


maya60
Vielleicht, weil ich gestern soviel über mein inneres Kind erzählt habe
bin ich heute ganz und offen
und alles ist einfach
und bin ein Teil
vom endlosen Spiel
von Licht und Schatten
im Juni

Nur ein übergeworfenes Sommerkleid
weicher fließender Stoff
durch die Haare gewuschelt
ungeschminkt
später Brunch
draußen vor dem Cafe
wo unser Sohn arbeitet

Wir Eltern lächelnd und friedlich
mit Lesestoff und Plaudern
später Einkaufen und ich konnte mit
barfuß in Slippern
Schlendern und Plaudern
dann Mann draußen in gestreifter Hängematte
und ich Schläfchen in Dachlaube

Alles ist einfach und schwingt
war da jemals was anders?
Alle Erinnerungen der Sommerspiele
von Licht und Schatten im Sommerwind
verfließen zu einer großen Hingabe
ans Leben
und an das zeitlose Schweben darin
ich mitten im Licht, so:

L ich T

dankbar solange es währt

01.06.2019 16:06 • x 2 #83


F
ein Gedicht für unsere liebe 1 Biene.







Ich wage es,
an mich selbst zu glauben:
an meinen Drang nach Reife,
an meine Liebesfähigkeit,
an meine Begabung zur Freundschaft,
an meine entschiedene Ausdauer,
an meine immer neue Hoffnung.
Aber auch wenn ich versage und Fehler mache,
wenn ich unnötig verletze,
wenn ich anderen die Freiheit nehme,
wenn ich kleinkariert werde,
wenn ich mich nicht mehr erneuere,
wenn ich hart und unnahbar werde,
auch dann will ich glauben,
daß neben der Zerstörung
auch das Lebensförderliche in mir wohnt,
und ich will es hervorlocken
mit meiner Hoffnung und meinem Mut.
Ich wage der Mensch zu sein, der ich bin:
unfertig, aber doch glücklich,
unsicher im Neuen und doch wissbegierig,
manchmal ängstlich in Entscheidungen,
verwirrt im Überangebot der Ideen,
doch auch begeistert von Kleinigkeiten.
Zweifelnd und zögernd,
dann wieder mutig und ernst,
verzaubert von Worten
oder schweigsam zurückgezogen.
Manchmal zerrissen und voller Widersprüche,
aber auch einseitig und naiv.
Und noch vieles mehr bin ich,
oft nicht genau zu beschreiben.
Ich wage es, mich selbst so anzusehen,
so zu lieben, wie ich bin und mich auch so zu zeigen,
ob ich nun dafür geliebt werde oder nicht.

Du entscheidest auch,
wer du in Zukunft sein wirst.
Aber dazu musst du auf dich achten,
musst dich suchen, finden und wieder neu suchen.
Es gibt noch Bereiche in dir,
die voller Geheimnisse sind.
In dir schlummern Kräfte,
die eingesetzt werden wollen.
Es gibt Gedanken in dir,
die sich noch verstecken
und auf ihre Zeit warten.
Die Möglichkeiten, die vor dir liegen,
sind nicht unbegrenzt.
Aber wenn du das tust,
was du begriffen hast
und was möglich ist,
wirst du dich erweitern
und das Leben führen,
das du als lebenswert empfindest.
Du,
es ist an dir,
dich Stück um Stück zu erfinden.



ganz viele liebe Grüße an dich,

Frederick mit Hund.

01.06.2019 17:03 • x 3 #84


A
Auf Vertrauen bauen,
beim Gehen in die Zukunft sehen,
beim Verweilen nicht rückwärts eilen.
Erinnerung, Besinnung auf
freudiges Neues.

Beim Laufen verschnaufen,
der Natur Raunen bestaunen,
gelassen die Sorgen verlassen,
Nicht mehr nur auf der Hut,
sondern mit Mut,
dann wird vieles gut.

Beim Blick zu den Sternen
Vertrauen lernen.
Den Grundstein einst gelegt,
zu schaffen, was unsere Lieben nun bewegt.

Nichts ist zu Ende, nur eine Wende
ists in unserem Leben,
bereit, uns Nahrung zu geben
für Körper und Geist und
für das, was Liebe heißt.

02.06.2019 11:44 • x 7 #85


Alexandra2
Das Gedicht ist wunderschön

02.06.2019 16:11 • x 3 #86


A
Oh danke für diese Lob!
Ich war so durcheinander heute, zu wenig geordnet, um einen langen Beitrag zu schreiben.
Mit einem Gedicht geht's oft besser.
Mein Eindruck war beim Durchlesen aber, dass es ein ziemliches Durcheinander ist.
Lieber Gruß und schlaf gut! Mayke

02.06.2019 22:00 • x 2 #87


L
Liebe Mayke
Dein Gedicht ist ganz schön und berührend !
Lisa

03.06.2019 00:35 • x 2 #88


Alexandra2
Liebe Mayke,
Das Durcheinander trifft den Kern meiner Gefühle in der Depression. Dieses emotionale Auf und Ab, die Ruhelosigkeit und sowohl als auch, Unvorhersehbarkeit trifft sehr zu. Den Augenblick erhaschen, sich an ihm freuen, ihn nicht mit Sorgen zerstören, ist sehr schwierig, weil meine Aufmerksamkeit immer irgendwo herum flattert. Ich finde mich in Deinem Gedicht wieder.
Liebe Grüße Alexandra

03.06.2019 06:18 • x 2 #89


A


Hallo maya60,

x 4#15


A
Liebe Alexandra, das freut mich,
für dich und mich.
Mögen die ruhigen Stunden
und das Freuen an den kleinen Dingen
weit in der Überzahl sein!

03.06.2019 11:07 • x 2 #90

Weiterlesen »