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Mit Burnout ein halbes Jahr zu Hause und Therapie

S
Eigentlich wollte ich nie wieder an diesen Punkt kommen und doch habe ich es wieder geschafft und auch ordentlich darauf hin gearbeitet.
Ich war im Jahr 2013 schon einmal wegen Burnout fast ein halbes Jahr lang zu Hause und auch stationär in einer psychosomatischen Rehaklinik. Hat aber nicht wirklich viel geholfen. Bis vor einem Jahr war ich auch in psychotherapeutischer Behandlung. Meine Therapeutin ist dann in Mutterschutz gegangen. Sie war der Meinung, dass ich auf einem guten Weg bin und jetzt die Einsichten nur noch umsetzen muss. Und da ist es - mein Problem. Von der Logik her ist das für mich alles super klar und verständlich, nur schaffe ich es irgendwie nicht etwas zu ändern. Ich steh mir dauernd selbst im Weg.
Ich habe einen sehr hohen Anspruch an mich selbst. Kämpfe seit bestimmt 20 Jahren mit immer wiederkehrenden Durchfallschüben (was ein rausgehen nicht gerade einfach macht) und habe auch keine wirklichen Freunde. Wie soll ich auch Freunde finden, wenn ich nicht essen gehen kann/mag und auch nicht so einfach mal irgendwohin gehen kann. Einen Partner habe ich aktuell auch nicht. Ist hier im Rhein-Main-Gebiet auch nicht leicht zu finden, da ich diese Höher-Schneller-Weiter-Gesellschaft überhaupt nicht leiden kann. Ich definiere mich nicht über Statussymbole. Ich habe in den letzten 1,5 Jahren oft was in eine Beziehung investiert und bin immer wieder auf die Nase gefallen. Ich muss die Art der Anderen immer akzeptieren, wurde aber selbst nie wirklich akzeptiert. Dann kam noch Stress und Druck im Büro dazu (den ich mir oft selbst mache). Und dann noch meine Eltern, die beide recht angeschlagen sind. Ich fühle mich (trotz meiner 44 Jahre) immer noch wie ein kleines Kind, dass sich bei meinen Eltern immer für alles rechtfertigen muss. Wehe wir telefonieren nicht jeden Tag. Dann wird per Whats App Kontakt aufgenommen.
Ich habe schon in den letzten Wochen gemerkt, dass ich dringend ne Auszeit brauche. Hab aber Angst gehabt, dass wenn ich ne Woche Urlaub nehme, ich endgültig zusammen breche. Und am Montag auf dem Weg zur Arbeit habe ich dann im Auto unkontrolliert angefangen zu zittern. Da ging dann nix mehr. Dann war er da, der Zusammenbruch. Bin jetzt erstmal bis nächsten Montag krank geschrieben. Weiß gerade nicht so wirklich wie es weitergehen soll. Bin total unruhig, fühle mich oft gehetzt und ich merke, seitdem ich nicht mehr funktionieren muss, wie weh mir der komplette Körper tut. So schlimm war es 2013 nicht.

30.08.2019 14:46 • x 4 #1


maya60
Hallo Sonja, Herzlich Willkommen hier im Forum und einen guten Austausch wünsche ich dir!

Wir sind hier im Forum so einige, die schon Burnout kennen, auch mehrmals. Einsichten sind nämlich der erste und wirklich wichtige Schritt, aber Einsichten auch umsetzen fällt allen schwer.

Schließlich geht es um Jahrzehnte, in denen man es anders gemacht hat, das verlernt sich nicht so schnell. Das ist ja auch das Thema bei allen Depressionen. Wie kommen wir von unserem Perfektionismus weg und mehr zur Selbstliebe und Achtsamkeit? Ein Dauerthema.

Darum, bin ich sicher, dass deine 6 Jahre Erfahrungen seit deinem ersten BO und die Psychotherapie seitdem auf gar keinen Fall verloren oder umsonst waren, da ist einfach wie bei einer Blüte Schicht für Schicht für Schicht zu erkennen und zu verstehen und zu ändern, was wir meistens schon vor sehr sehr langer Zeit falsch gelernt haben - was, wie du ja selber schon schreibst, ein gesamtgesellschaftiches Problem mit Höher, Besser, Weiter ist. Immer mehr Menschen haben Stresserkrankungen wie BO und Depressionen!

Wenn ich fragen, darf, besteht eine Chance der längeren Krankschreibung? Was steht als Diagnose auf der jetzigen? Bitte antworte nur, wenn du magst.

Du wirst hier sicherlich noch einige mehr Antworten erhalten und Tipps und BO-Erfahrungsberichte, du bist hier richtig!

Und wenn du magst, lies mal hier im Forum zu den Themen Selbstliebe und Achtsamkeit, das ist ein Dauerthema mit vielen wichtigen Erkenntnissen und Vorschlägen. Aucn die Überbeanspruchung durch die eigenen Eltern erfahren viele von uns und dass da keine richtige erwachsene Distanz besteht von seiten der Eltern. Das findest du auch hier öfter im Forum.

Liebe Grüße! maya

30.08.2019 15:17 • x 4 #2


A


Hallo Sonja75,

Mit Burnout ein halbes Jahr zu Hause und Therapie

x 3#3


Y
Hallo Sonja,
was du über deine Eltern schreibst, da habe ich direkt gestockt, so bekannt ist mir das. Unter dieser Erwartungshaltung meiner Eltern habe ich sehr gelitten. Bei mir spielen noch andere Faktoren mit rein , letztlich war und ist mein Weg, mich deutlich und konsequent abzugrenzen. Es geht mir deutlich besser damit. Leider sind klärende Gespräche nicht möglich.
Liebe Grüsse

30.08.2019 22:22 • x 1 #3


S
Hallo Maya, Hallo Yilvi,
vielen lieben Dank für Eure Worte. Ich habe keine Ahnung, ob mich mein Arzt länger krank schreibt. Es ist ja nur der Hausarzt. Ich bin gerade am überlegen, ob ich nicht doch noch mal eine stationäre Therapie machen sollte. Selbst wenn ich jetzt drei Wochen zu Hause bleibe, dann bin ich vielleicht nicht mehr so kaputt und mein Körper streikt nicht mehr so, aber wenn ich wieder arbeiten gehe, geht das Ganze wieder von vorne los und irgendwann bin ich wieder an diesem Punkt. Davon hat keiner was. Nur weiß ich halt nicht, ob mir die Klinik hilft. Denn letztendlich muss ich ja die Änderungen vornehmen. Und ich kenne meine Baustellen zur genüge. Als Diagnose wurde gestellt schwere depressive Episode, Schlafstörung und geistige Ermüdung und Erschöpfung.
Selbstliebe ist definitiv ein Thema an dem ich arbeiten möchte. Ich glaube, dass da aus der Schulzeit noch einiges hängen geblieben ist. Und auch jetzt hab ich den ein oder anderen negativen Kommentar schon noch zu hören bekommen. Das positive fällt mir schwer anzunehmen bzw. zu akzeptieren.
Und Yilvi ich habe bisher auch kein klärendes Gespräch mit meinen Eltern geführt. Ich muss zugeben, dass ich davor auch Angst habe, da ich die Reaktionen meiner Eltern aus der Vergangenheit heraus kenne. Sie fühlen sich sofort angegriffen. Und das mit dem abgrenzen bekomme ich einfach nicht hin. Ich bin nun leider auch noch Einzelkind und meine Eltern haben nur mich. Mein Vater darf aufgrund einer Augenerkrankung nicht mehr Autofahren und meine Mutter ist sowieso schon total überlastet (weil sie auch sehr hohe Ansprüche hat - woher habe ich wohl meine Anforderungen und Ansprüche )
Gestern kam dann noch das Highlight, dass meine Mutter sich was hat auf den Fuß fallen lassen und nachmittags der Fuß dann dick war und weh tat. Also musste sie ins Krankenhaus. Glücklicherweise hatte mein Vater mich nicht gleich erreicht und der Nachbar hat sie dann gefahren. Da meine Mutter aber nach drei Stunden in der Notaufnahme keine Lust mehr hatte zu warten (was ich anteilig ja nachvollziehen kann) sind sie wieder vom Nachbarn abgeholt worden. Jetzt werde ich dann wohl heute morgen mit ihr ins Krankenhaus fahren müssen. Super. Wenn ich es nicht machen würde, hätte ich ein extrem schlechtes Gewissen. Ah was ein Mist. Ich dreh mich einfach dauernd im Kreis.

31.08.2019 06:45 • x 1 #4


Y
Hallo Sonja,
ja dieses ewige im Kreis drehen , das macht man, bis einem schwindlig wird ( im übertragenen Sinne ). Man macht und macht und macht, bis es knallt. Und mittlerweile glaube ich , dass Eltern wissen, welchen Knopf sie bei ihrem Kind drücken müssen. Ich bin kein Einzelkind, dennoch wurde ich in meiner Kindheit und Jugend zum ewigen Ja- Sager erzogen und das schlechte Gewissen ist ein schlechter Ratgeber.
Ich finde einen Satz von dir ganz wichtig Denn letztlich muss ich ja die Änderungen vornehmen , genau so ist das. Aber du solltest dir Hilfe und Unterstützung holen. Ich kann mir vorstellen, dass eine Verhaltenstherapie eine Option ist.
Hast du schon mal an eine Tagesklinik gedacht, die nehmen im Akutfall auch relativ kurzfristig auf. Hier in B. gibt es Infoveranstaltungen direkt in der Tagesklinik, da kann man sich alles anschaun, Fragen stellen usw. Ein guter Hausarzt sollte erkennen, dass es dir nicht gut geht und dich für längere Zeit krankschreiben. Vielleicht solltest du darüber nachdenken, einen Psychiater zu konsultieren. Für mein Verständiss ist das die absolut richtige Anlaufstelle, ich habe bisher nur gute Erfahrungen gemacht.
Zum Beispiel ist mir während der Verhaltenstherapie klar geworden, das es für mich absolut notwendig ist, mich von meinen Eltern abzugrenzen und ein schlechtes Gewissen nicht zuzulassen. Es war und ist ganz bestimmt nicht leicht, zumal man ohne klärendes Gespräch nur handeln kann. Aber es bleibt einem nichts anderes übrig.
Liebe Grüsse

31.08.2019 20:08 • x 2 #5


S
Guten Morgen Ylvi,
bis vor einem Jahr wahr ich in einer Verhaltenstherapie. Dann wurde meine Therapeutin schwanger und genießt jetzt die Zeit mit Ihrem Kind. Was mich für sie freut, was aber für mich blöd ist. Sie war die Erste die es geschafft hat, an mich heranzukokmmen und mir zu helfen. Sie meinte bei unserem letzten Termin, dass ich auf einem guten Weg bin und das nur noch umsetzen muss. Tja und da ist es wieder das Problem: Nur Umsetzen. Wie oft habe ich zu hören bekommen, dass ich das selber schaffen muss (und das definitiv auch von Therapeuten). Du kannst Dir vorstellen, dass ich es irgendwann leid bin, um Hilfe zu bitten (was mir vorher auch schon sehr schwer gefallen ist). Ich habe auch ehrlich gesagt keine Lust, nach einem neuen Therapeuten zu suchen und das Ganze wieder von vorne aufzurollen. Vor allem einen zu finden, der zu mir passt ist echt nicht einfach.
Tagesklinik habe ich auch schon überlegt. Da habe ich nur das Problem, dass ich morgens durch den Berufsverkehr in diese Klinik müsste und mich das dann schon stresst und überfordert. Ich wohne im Rhein-Main-Gebiet und hier schiebt man sich von einem Stau in den nächsten. S-Bahn fahren kann ich leider schon lange nicht mehr, da ich darin immer wieder unter Panikattacken leide und sofort das Gefühl habe, dass ich aufs Klo muss. Alles nicht so einfach.

02.09.2019 06:08 • x 1 #6


Y
Hallo Sonja,
so ähnlich hat sich meine Therapeutin auch geäussert. Ich bin auf dem richtigen Weg und das Gefühl habe ich auch. Meine letzte Verhaltenstherapie habe ich nach den genehmigten 12 Stunden, mit gutem Gefühl, beendet. Was ich bräuchte, wäre so alle drei vier Wochen eine Art Therapiestunde, wo mich der Therapeut wieder einnordet, nochmal was auffrischt usw. Alexandra hatte da einen guten Tip - Ambulant Sozialpsychiatrischer Dienst. Schau doch mal, ob es bei dir soetwas gibt, oder was ähnlich gelagertes. Ich denke, dort ist man an der richtigen Stellen, wenn es hier und da an der Umsetzung etwas hapert.
Und ich glaube auch, wenn man hier im Forum das ein oder andere zu Diskussion stellt, kommen einige Tips und Tricks zusammen, die man ausprobieren kann. Manches passt und anderes nicht.
S-Bahn fahren und Panikattacken, das hat mir auch lange das Leben schwer gemacht. Mir blieb aber keine Wahl, ich kann nicht Autofahren. Ich habe mir dann ein Ritual zusammen gebastelt und damit klappt es immer besser.
Lass den Kopf nicht hängen.
Liebe Grüsse

02.09.2019 15:15 • x 1 #7

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