Meine Depressionen werden nicht besser - keine soziale Kontakte

S
Hallo, hab hier ja auch schon geschrieben. Bin seit Juli krankgeschrieben, Wiedereingliederung im Oktober gescheitert und seit 2 Wochen Tablettenumstellung von cipralex 20mg auf cymbalta 60mg. Und es geht mir: Irgendwie habe ich das Gefühl, bei mir helfen weder Tabletten noch Verhaltenstherapie. Neulich sagte ich zu meinem Neurologen dass ich austherapiert bin....meine Schwester meinte: eigentlich sagt das doch der Arzt zum Patienten
Heute ist ein ganz übler Tag, könnte den ganzen Tag im Bett verbringen, mache ich nicht, bin aber trotzdem zu kaum was fähig. Obwohl ich fast jeden Tag spazieren gehe oder nordic walking (soll ja gut sein) mache, geht's mir nicht besser....oft ist eher so, dass ich mich dann noch viel mehr verlassener fühle, wenn ich dann die ganzen Pärchen gutgelaunt laufen sehe. Denke mir oft, wieso streng ich mich so an? Man soll dies und das tun wenn man depressiv ist....jetzt habe ich ja nicht mal die Wiedereingliederung geschafft, das sagt doch schon alles! Dann denke ich mir wieder, habe keinen Mann, keine Kinder, keine Tiere vermutlich bald keinen Job mehr....wozu das alles????? Oje, jetzt spricht wohl voll die Depression aus mir

In den bisherigen Phasen, hatte ich immer das Ziel, so bald wie möglich wieder zum Arbeiten gehen, aber diesmal will ich da gar nicht mehr hin. Mein Chef hat eh schon gesagt, dass er mich vor April nicht mehr sehen möchte und ich gesund werden soll, na toll! Denke, das belastet mich auch, dass ich nicht weiß wie es in Zukunft weiter gehen soll?? In meinem Alter (42) mit meinen Qualifikationen und Depressionen einen Job zu finden....eher aussichtslos.

Auf jeden Fall habe ich mich auf eine Warteliste zu einer Tagesklinik angemeldet, leider klappt das vermutlich erst im Januar. Soziale Kontakte habe ich auch so gut wie keine mehr....habe schon überlegt, ob ich mich nächste Woche mal mit 2 Freundinnen treffe, leider verstehen die meine Depression nicht, aber vielleicht ist es ganz gut, mal wieder unter die Leute zu gehen auch wenn es mir schlecht geht.....mal seh'n. Wäre halt abends in einer Gaststätte nicht weit von mir, man hat ja Ausgang bis 22 Uhr oder? Was blöd wäre, wenn mich dann jemand sehen würde

Ok, tat mal wieder gut sich das von der Seele zu schreiben.

lg
sunbeam

11.11.2012 18:47 • #1


S
Hallo sunbeam,

ich hab Dich gelesen und ich hab ein paar Gedanken dazu.

Ich kenne selbst solche Krisen auch sehr gut. Man steckt in der Depression, mag keinen sehen und hören, gleichzeitig sieht man Menschen, die fröhlich durch die Straßen laufen und man denkt, das wird nie mehr was.
Die Isolation tut auf der einen Seite erst mal gut, weil man die anderen, die womöglich fröhlich sind, gar nicht ertragen kann. Gleichzeitig hab ich aber auch die Erfahrung gemacht, dass es mir auch wieder nicht gut tut, in der Isolation zu bleiben, weil es dadurch auch nicht besser wird.
Mir hilft dann oft, wirklich in mich reinzuhören, was ich mir wünsche.

Vielleicht wünscht Du Dir Kontakt, aber nicht so viel.
Du schreibst, Du hast keine Tiere. Magst Du denn Tiere?
Hier könnte es helfen, wenn Du Dich evt. ehrenamtlich im Tierheim engagierst.
Es werden dort immer Menschen gesucht, die mithelfen. Vielleicht würde es Dir Freude machen, ab und an einen Hund von da Gassi zu führen, oder man kann sich auch ins Katzenhaus setzen und dort helfen.
Du bist nicht verpflichtet, das zu tun und es muss auch nicht so viel Zeit sein, die sind dankbar für jeden.
Einmal oder zweimal wöchentlich mal ne Stunde Gassi gehen, wäre das was für Dich?

Es könnte helfen, ein bisschen Struktur in deinen Alltag zu bringen, etwas, worauf Du Dich freuen könntest und vor allen Dingen etwas, wo Du gebraucht wirst.

Mir geht es auch oft so, dass ich z.b. Kontakte nicht ertragen kann, also das Treffen mit Freunden, die mich womöglich eh nicht verstehen und die viel zu fröhlich und zu laut sind, wo ich in meinem Zustand nicht mithalten kann.
Aber ich hab für mich rausgefunden, dass es mir hilft, vielleicht auf einen Vortrag zu gehen. Dort muss ich mit keinem reden, hab aber trotzdem Kontakt. Ich höre etwas, was mich interessiert und das kann auch wieder ein Stück Freude bringen.

Wenn man wegen Depressionen krank geschrieben ist, darf man trotzdem raus gehen, auch unter Leute.
Im Gegenteil, das ist ja sehr förderlich, gerade, um psychische Probleme zu überwinden.
Ich hatte damals auch das Thema, meine Hausärztin hat mich sehr bestärkt, es trotzdem zu machen, zum einen bin ich nicht bettlägerig geschrieben und zum anderen hat sie mir das als Therapie verordnet.
Du darfst Dinge tun, die Dir Freude machen und die zur Heilung beitragen.

Das waren so meine Gedanken dazu.

Viele Grüße

Sonnenblume

11.11.2012 21:14 • #2


A


Hallo sunbeam69,

Meine Depressionen werden nicht besser - keine soziale Kontakte

x 3#3


Eisbärchen
Hallo sunbeam69,

ich möchte Dir nur mitgeben, was meine Neurologin mal zu mir sagte: Sie hätte 20 Jahre Berufserfahrung und hätte noch nie erlebt, dass eine Depression nicht heilbar gewesen wäre. Es braucht viel Geduld und bedarf viel Ausprobieren, aber es würde irgendwann besser werden.

Ich finde es gut, dass Du rausgehst und Dich nicht nur ins Bett legst. Ich denke, auf Dauer geht es Dir damit besser!

Halt die Ohren steif!
Eisbärchen

11.11.2012 22:29 • #3


C
Hallo.
Ich leide schon zum zweiten Mal an Depressionen und bin erst 26. Ich bin damals raus gekommen, bin zu der Zeit nur in die Schule gegangen, hab mich da hin gesetzt, hab gewartet, ab nach Hause und dort lag ich den ganzen Tag auf dem Sofa. Monatelang. Doch ich habe es dank Therapie da raus geschafft. Bei diesem Mal bin ich nach langer Zeit endlich auf dem Weg raus aus der Depression. Und ich dachte, wenn ich schon ein zweites Mal depressiv werde, was macht das für einen Sinn? Wie oft soll ich noch depressiv werden? Schaffe ich es ein zweites Mal da raus?
Leider hatte ich dieses Mal nicht den Mut eine Therapie anzufangen. Immerhin bin ich zum Arzt gegangen und nehme nun Anti-Depressiva. Damit konnte sich mein Zustand immerhin etwas stabilisieren. Was mir diesmal sehr geholfen hat war folgendes Buch:
»Jetzt geht es um mich«: Die Depression besiegen - Anleitung zur Selbsthilfe
Ich dachte, wenn ich mich nicht dazu überwinden kann in Therapie zu gehen, dann versuche ich zumindest mir selbst zu helfen. Das Buch hämmert dir buchstäblich in den Kopf, dass der Weg aus der Depression nur gelingt, wenn einem klar wird:
Jetzt geht es um DICH, du entscheidest was du machst und ob du etwas machst. Mache nur das, was du willst und kannst. Überfordere dich nie. Tue nur so viel, wie du gerade kannst
Das Buch hat mir so viel Kraft geschenkt, dadurch, dass diese Hauptthese immer wiederholt wird, dass ich mich schon viel besser fühle.
Ich habe seitdem ich das Buch lese wirklich große Entscheidungen getroffen. Ich habe meinen Job geschmissen und ein Studium begonnen, dabei waren ALLE dagegen. Keiner hat an mich geglaubt. Aber ich war es satt, immer nur das zu tun, was man von mir verlangt. Und es war die beste Entscheidung, die ich hätte treffen können. Ich bin nun auch nicht mehr mit meiner Freundin zusammen. Ich habe sie zwar sehr geliebt, doch sie wurde zu einer Last für mich, so wie ihre Mutter auch. Ich habe das viel zu lange ertragen, dabei verdiene ich es, besser behandelt zu werden. Nun nehme ich mein Leben in die Hand und auch wenn der Weg schwer wird, besonders die finanzielle Situation, ich kann und will nicht mehr für andere Leben, dafür Sorgen, dass es anderen gut geht. Ich will, dass es mir gut geht. Nun geht es einzig und allein nur noch um mich!

Also, löse dich von dem Gedanken, dass irgendwer dein Verhalten nicht gut findet. Ja, dein Chef mag vielleicht Druck erzeugen, aber das ist egal. DU bist wichtig. Du musst gesund werden. Du musst nicht seine Erwartungen erfüllen.
Horche in dich hinein und tue das, was du willst. Aber nehme dir nicht zu viel auf Mal vor. Mach alles nach und nach, damit du dich nicht überforderst. Du schaffst es aus der Depression, wenn du dich immer wieder dran erinnerst:
Das ist DEIN Leben, nur du bist wichtig. Alles dreht sich um dich. Du entscheidest, was du tust und wann du es tust.

Ich wünsche Dir viel Erfolg, ich hoffe ich konnte dir ein wenig Hoffnung geben ;)

12.11.2012 00:48 • #4


S
Hallo,

vielen Dank für eure Anworten, dass lässt mich wieder etwas hoffen

@sonnenblume:
ja, ich bin total tierlieb. Vor allem Katzen. Hätte mir schon längst eine zugelegt, leider wäre bei mir nur ne Wohnungskatze möglich aber das finde ich eher ne Tierquälerei, wenn die nicht raus können. Das mit dem Tierheim habe ich mir auch schon überlegt, vielleicht schau ich mir das echt mal an. Wenn ich rausgehe denke ich immer, dass ich wohl die einzige auf der Welt mit Depressionen bin....beim Einkaufen heute kam auch wieder dieses schreckliche niederdrückende Gefühl Jetzt mal seh'n vielleicht kann ich mich echt mal ins Tierheim aufraffen. Mit meinen 2 Freundinnen treffen, muss ich mir echt noch überlegen, ob mir das nicht zuviel wird. Alles nicht so einfach.....

@Eisbärchen:
das lässt echt hoffen, bis jetzt ging noch jede Phase vorüber, nur diesmal ist so heftig, dass ich denke, dass wird nicht mehr....vermutlich auch, weil es mir schon besser ging und jetzt ist halt wieder voll sch...kann natürlich sein, dass die Tablettenumstellung auch eine Rolle spielt. Geduld und Ausprobieren, da ist echt was wahres dran.

@cahnrinar:
also das finde ich schon bemerkenswert was du alles geschafft hast, wow! Bei mir ist so, dass ich gar nicht richtig weiß was ich will!? Doch: einen netten Mann, ein kleines Haus mit Garten, ne Katze und ich arbeite nur noch Teilzeit Ok, kurz geträumt.....
Ich bin jemand, der selten eigene Schritte wagt ich brauche da immer jemanden dazu. Es fällt mir total schwer mich aus irgendwelchen Situationen zu lösen, wie z.B. Jobwechsel, der einzige Grund wäre Mobbing, da würde ich sofort gehen. Aber irgendwas stimmt wohl in meinem Leben nicht wenn ich schon seit 20 Jahren immer wieder Depressionen bekomme, lt. meinem Neurologen eine endogen Depression, also nur mir Tabletten behandelbar. Allerdings glaube ich mittlerweile, da steckt mehr dahinter, deshalb mache ich jetzt auch eine Therapie. Ich habe schon eine ordentliche Literatur über Depressionen, muss mal bei amazon schauen, vielleicht bestelle ich mir das Buch auch noch Ich bin schon jemand der es anderen recht machen möchte und achte deshalb evtl. auch zu wenig auf meine Bedürfnisse, da muss ich allerdings noch dran arbeiten.....

lg
sunbeam

12.11.2012 21:36 • #5

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