Mein Vater bevormundet mich - wie kann ich das ändern?

B
Hallo,

ich muss mir gerade ein wenig Frust von der Seele schreiben. Es geht um meinen Vater, meinen sehr schwierigen Umgang mit ihm bzw. wie ich am besten weiter vorgehen soll/kann.
Mein Vater ist sehr altmodisch, was seine Vorstellungen anbelangt bzw. über-überfürsorglich mir gegenüber. Trotz dieser an sich guten Eigenschaft (Fürsorglichkeit), welche ich auch teilweise (!) an ihm schätze und dankbar bin, ist es in der Vergangenheit und leider auch in der Gegenwart zu oft
vorgekommen, dass er mir seine gutgemeinte Hilfe nicht nur anbietet, sondern auch regelrecht aufzwingt (!), ohne meine Meinung anzuerkennen bzw. zu respektieren.
Es gäbe da einige Beispiele anzuführen; ich möchte nur eines benennen und kurz erläutern:
Vor einigen Jahren war ich sechs Wochen lang in einer therapeutischen Klinik. Meine Wohnung hatte ich ordentlich verlassen und mich auch um Postregelung etc. während dieser Zeit gekümmert. Ich hatte meinem Vater schon zu dem Zeitpunkt deutlich zu machen versucht, dass seine Hilfe nicht vonnöten sei. Einen Wohnungsschlüssel hat er von mir auch nicht erhalten. Während des Klinikaufenthaltes habe ich dann von anderer Stelle erfahren, dass er 1. meine Wohnung
betreten, 2. dort aufgeräumt und 3. Wäsche gewaschen hat!
Nachdem mir diese Information noch durch eine andere Quelle bestätigt wurde, habe ich ihn am Telefon auf den Kopf zu gefragt, ob diese Geschichte stimmen würde. Seine Reaktion: Er hat es nicht zugegeben, sondern mir zu versichern versucht, dass er nicht (!) in meiner Wohnung gewesen ist.
Das war dann für mich ein 1A-Hammer! Deswegen ging es mir dann auch einige Tage richtig mies.
Aber gut, die Tränchen darüber sind längst getrocknet; vergessen ist es nicht.

Dieses Nichternstnehmen meiner Meinung bzw. Verletzung meiner Privatsphäre hat mein Vater schon zu oft an den Tag gelegt (vorrangig ersteres). Ich habe sicherlich hunderte Male versucht, vernünftig mit ihm darüber zu reden; bisher hatte und habe ich den Eindruck, dass ich in diesen relevanten Aspekten auch genausogut mit einer Wand reden könnte. Es kommt einfach nicht bei ihm an.
Selbst ein erfolgter Kontaktabbruch meinerseits und seiner Beteuerung, aus gemachten Fehlern gelernt zu haben, war nur teilweise erfolg- bzw. hilfreich.

Um zum aktuellen Bezug zu gelangen, habe ich seit mehreren Monaten keinen Kontakt mehr zu ihm. Ich wollte es vorläufig nicht, habe ihm dies jedoch so nicht mitgeteilt. Unumgänglicher Kontakt während dieser Zeit lief per E-Mail.
Mein Vater kam nun am frühen Nachmittag zu mir und hat rund 10 Minuten sturmgeklingelt! Postfach hatte ich gecheckt; es waren keine neuen Mails von ihm eingegangen (bzgl. möglichem Notfall, welchen ich hier aber für sehr unwahrscheinlich halte). Aufmachen wollte ich ihm zu dem Zeitpunkt nicht. Bevor hier Missverständnisse entstehen: Ich weiß, dass das nicht die feine englische Art ist und nicht ok war, unabhängig vom jeweiligen Verhältnis. Jedenfalls kann man sich hier wahrscheinlich vorstellen, dass mich die Klingeltirade nicht gerade gefreut hat; von den Nachbarn mal ganz abgesehen.
Was den Grund des Besuchs meines Vaters anbelangt, so vermute ich, dass es ging da noch um Geschenke ging, welche mir wieder einmal ungewollt gemacht wurden und dass es da ggf. noch etwas zu klären gab. Nichts gegen Geschenke grundsätzlich; nur um die, um die es hier meiner Meinung nach ging, sind für mich einfach nicht sinnvoll!
Ich schrieb oben ja bereits, dass mein Vater von der altmodischen Sorte ist. Das schließt dann wohl die zugehörige Erwartung ein, dass Geschenke auch angenommen werden, gleich ob gewollt oder nicht. Diese Art des Schenkens ist im übrigen immer wieder vorgekommen.
Nun wäre hier meine Frage an die Community:
Wie kann ich mit meinem Vater zukünftig besser umgehen? Ihn ggf. endlich zur Räson bringen? Ich bin mit meinem Latein jedenfalls am Ende. Umziehen und Verweigerung der neuen Anschrift ist keine Option.

Um es hier abschließend zu verdeutlichen: Weder hasse ich meinen Vater noch wünsche ich ihm schlechtes! Allerdings fällt es mir aufgrund der Ereignisse in der Vergangenheit sehr schwer, mir zu vergegenwärtigen, dass da neben all dem Ärger bzw. der Wut auf ihn immer noch so etwas wie Zuneigung zu ihm existiert.
So wie die aktuelle Situation ist, soll es meines Erachtens nicht bleiben. Denn das wäre einfach nur weiterhin extrem unbefriedigend (wie auf den nächsten ungebetenen Klingelstreich von meinem Vater zu warten).

Danke an alle, die bis hierhin durchgehalten haben.
Gute Nacht Gruß Berliner82

21.11.2014 03:50 • #1


achtsamkeit
Hallo,

das ist wirklich fatal. Dein Vater handelt dir gegenüber absolut übergriffig. Er kennt die Grenze nicht wo er Halt machen muss.
Deinen Vater zu ändern wird sicherlich schwierig. Er bräuchte da wohl eine andere Stelle um sich zu kümmern.
Schade, dass er dies nicht sozial umsetzt. zB. als Grüner Engel in einem Krankenhaus.
Wie ist sein Verhältnis zu Tieren?
Wie mir scheint ist dir ja bei der jetzigen verzwickten Situation nicht wohl. Wäre das Treffen mit deinem Vater, evtl. 1-2 mal im MOnat an einem neutralen Ort (Cafe) eine Option?
Gibt es in deinem familiären Umfeld Personen die auf ihn einwirken könnten. Es scheint ihm an sozialen Kontakten und ASrbeiten zu fehlen, so dass er sich voll auf dich konzentriert. Er muss in andere Bahnen gelenkt werden und seinem Leben einen anderen Inhalt geben.

LG Achtsamkeit

21.11.2014 10:21 • #2


A


Hallo Berliner82,

Mein Vater bevormundet mich - wie kann ich das ändern?

x 3#3


Knoten
Hallo Berliner82!

Mit diesem Verhalten umzugehen, ist nicht einfach. Ich kenne dieses Verhalten von meiner Mutter, die nicht nur aufräumt, putzt und wäscht, sondern auch umräumt, sodass ich meine Sachen nicht wiederfinde.

Nachdem vieles nicht gefruchtet hat, bin ich dazu übergegangen meinen Kontakt zu ihr zu minimalisieren. Natürlich kam dann ein du hast mich gar nicht lieb, aber das war mir in dem Moment mal egal. Hört sich krass an, ist aber so.
Ich habe ihr klar gesagt, dass ich sie natürlich lieb hab, aber, dass wenn sie nicht damit aufhört, ich den Kontakt nur noch so minimal halten werde und sie sich aus meinem Leben aufgrund ihrer Gluckenhaftigkeit selbst ausschließt.

Zwischen dieser Minimalisierung und der Ankündigung das dies so bleiben würde, waren 11 Wochen Funkstille. Da war ich in einer Klinik.

Meine Gedanken zu deinem Problem und der Unbelehrbarkeit deines Vaters ist ihn auf den Pott zu setzten. Nur er selbst kann sich ändern und scheinbar muss er dafür vorerst so eingeschränkt werden, dass ihm klar wird, dass sein Verhalten für dich nicht duldbar ist.

Die Idee von Achtsamkeit, dich vielleicht mit deinem Vater auf neutralem Boden zu treffen, finde ich sehr gut.

21.11.2014 11:31 • #3


B
Zitat von achtsamkeit:
Hallo,

das ist wirklich fatal. Dein Vater handelt dir gegenüber absolut übergriffig. Er kennt die Grenze nicht wo er Halt machen muss.
Deinen Vater zu ändern wird sicherlich schwierig. Er bräuchte da wohl eine andere Stelle um sich zu kümmern.
Schade, dass er dies nicht sozial umsetzt. zB. als Grüner Engel in einem Krankenhaus.
Wie ist sein Verhältnis zu Tieren?

Wir hatten nie Tiere zuhause und auch jetzt hat er keine. Ich würde sagen, er hat keins (bezogen auf den Aspekt des Sich-Kümmerns).

Zitat von achtsamkeit:
Wie mir scheint ist dir ja bei der jetzigen verzwickten Situation nicht wohl. Wäre das Treffen mit deinem Vater, evtl. 1-2 mal im MOnat an einem neutralen Ort (Cafe) eine Option?

Hmm, das ist eine interessante Frage. Gerade nicht leicht von mir zu beantworten.

Zitat von achtsamkeit:
Gibt es in deinem familiären Umfeld Personen die auf ihn einwirken könnten.


Ganz schwierig bis unmöglich.
Mir fällt niemand ein, der dafür ernsthaft in Frage kommen würde.

Was das Treffen an einem neutralen Ort wie in einem Café anbelangt, wäre das ggf. tatsächlich noch eine Option, die ich ausprobieren könnte. Obwohl ich den nachhaltigen Nutzen bezweifle. Aber gut, einen Versuch ist es mir wert. Danke dafür!

Wie du geschrieben hast, halte auch ich meinen Vater für nicht ausgelastet, so dass er trotz Beteuerungen in der Vergangenheit weiterhin meine Privatsphäre missachtet, weil er es ja nur gut meint. Er ist seit letztem Jahr Rentner, und obwohl er meines Erachtens recht viele Aktivitäten hat, handelt er mir gegenüber in der beschriebenen Weise. Von den Aktivitäten wäre mir nicht bekannt, dass er sich um Tiere oder ehrenamtlich kümmert. Er hat sowas nie erwähnt. Wobei ich dies nicht für die letzten paar Monate sagen kann; denn da hatte ich ja so gut wie keinen Kontakt zu ihm.

Der Grund seines ungebetenen Besuchs war der, wie er mir gestern noch schrieb, dass er mir eine Reise anbieten wollte, auf die ich gut und gerne verzichten kann. Also quasi auch ein Geschenk. Ok, die letzte gemeinsame Reise mit ihm und seiner Frau war völlig in Ordnung; wobei mir auch da seine typische Art mir gegenüber nicht gefallen hat. Quasi dieses ach der Junge ist etwas zurückgeblieben, der braucht nur gutes Zureden bzw. Aufmerksamkeit. Sowas in der Art. Mein Vater kapiert nicht, wieviele Zwischentöne ich allgemein so mitbekomme. Ich bekomme sowieso mehr mit, als mir mein Vater gemeinhin zutraut. Das weiß ich.

Vorrangig aus den oben genannten Gründen aber nicht nur muss und will ich diese gemeinsamen Reisen jetzt nicht ständig haben. Diese gutgemeinten Angebote sind genauso wie die bereits erwähnten Geschenke. An sich ok und lieb jedoch in der Masse einfach nur kontraproduktiv bzw. nervtötend.
Und ja mein Vater macht mir oft solche Angebote, nicht nur einmal viertel- oder halbjährlich.

Jedenfalls werde ich meinem Vater die Tage mal ein Treffen auf neutralem Boden vorschlagen und sehen, was dabei rumkommt. Dann kann ich ggf. hier auch berichten.

Schönes Wochenende und Gruß
Berliner82

21.11.2014 17:47 • #4


B
Hallo Knoten,
Zitat von Knoten:
Nachdem vieles nicht gefruchtet hat, bin ich dazu übergegangen meinen Kontakt zu ihr zu minimalisieren. Natürlich kam dann ein du hast mich gar nicht lieb, aber das war mir in dem Moment mal egal. Hört sich krass an, ist aber so.

Oh ja, das kenne ich aus eigener Erfahrung. Wenn auch etwas anders als von dir dargestellt.

Zitat von Knoten:
Die Idee von Achtsamkeit, dich vielleicht mit deinem Vater auf neutralem Boden zu treffen, finde ich sehr gut.


Siehe meinen Ausführungen dazu.

21.11.2014 17:53 • #5


B
Hallo,

kurzes Update:
Hatte die Tage mit meinem Vater telefoniert und dieses Telefonat war schon ziemlich erstaunlich. In positiver Hinsicht. Ich möchte mich gerade im Hinblick auf meine vergangenen Erfahrungen nicht zu früh freuen, jedoch scheint es mir angebracht, den positiven Eindruck einfach mal zuzulassen und nicht gleich wieder zu versuchen, diesen zu relativieren.
Was für einen Eindruck hatte ich nun?
Mein Vater kam in diesem Telefonat richtiggehend positiv rüber ohne die sonst üblichen versteckten Vorwürfe, Vorhaltungen bzw. wiederholte Nachfragen etc.
Stattdessen war er fast schon umgänglich, so wie ich ihn (nach vergleichbarer Situation einer kontaktlosen Zeit) lange nicht mehr erlebt hatte. Er hatte von seinen aktuellen Erlebnissen berichtet, die ich - obwohl ziemlich breit geschildert - gelassen aufnehmen konnte.
Es kamen auch bezüglich meiner Kontaktverweigerung zu ihm keine Nachfragen, weder offen noch versteckt.
Alles in allem also eine positive Erfahrung, die nach den vielen Enttäuschungen der Vergangenheit auch mal ganz schön war.

Werde jetzt erst einmal schauen, wie sich das Ganze demnächst ausmalt; dann entscheide ich, wie die von mir angestrebte Aussprache aussehen soll.

Schönes Wochenende und Gruß
Berliner82

05.12.2014 13:55 • #6


achtsamkeit
Das freut mich für dich. Ein Anfang ist somit gemacht die Beziehung zu verbessern!

LG Achtsamkeit

05.12.2014 14:45 • #7

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