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Lässt die Wirkung des Antidepressivums nach?

Fisch611
Ihr Lieben,

ich hatte erst kürzlich berichtet, dass mir Sertralin gut geholfen hat. Ich habe seit Sommer eine schwere Erschöpfungsdepression/Angstzustände. Anfang Oktober wurde ich auf Sertralin eingestellt, Nach 4-5 Wochen setzte langsam die Wirkung ein. Sie hielt etwa 5 Wochen an und steigerte sich fast bis zur Beschwerdefreiheit bei den Depressionen, die Erschöpfung und Müdigkeit besserte sich zumindest deutlich.

Seit einigen Tagen geht es mir leider wieder schlechter: ich schlafe schlechter, wache morgens mit starker Unruhe auf, bin ängstlich und niedergeschlagen. Es ist bei weitem bislang nicht so schlimm wie es schon mal war, aber ich bin sehr verunsichert. Wirkt das Sertralin bereits nicht mehr oder ist es normal, dass es auch unter einem Antidepressivum mal Dellen gibt? Muss dazu sagen, dass auch gerade äußere Umstände dazu kommen: Ärger mit meinem Ex und Weihnachten mag ich auch nicht.

LG

24.12.2019 13:17 • #1


111Sternchen222
Hallo Fisch, es kann auch mit dem Setralin immer wieder zu dellen kommen gerade wenn die äußeren Umstände stressig sind . Immer daran denken das Antidepressiva ist eine Stütze, kein Allheilmittel.
Schöne Weihnachten
Lg Sternchen und

24.12.2019 14:01 • x 1 #2


A


Hallo Fisch611,

Lässt die Wirkung des Antidepressivums nach?

x 3#3


bones
Wenn von aussen die Psyche beeinflusst werden, dass du es merkst,dass dir nicht gut geht, kann es passieren,dass das medikament nicht genug gegen steuert.

Gerade bei einer Depression sind solch schwierigen Umstände nicht gut. Wenn man dann sich an das medikament gewohnt ist, hat man dann in solch einer Situation das Gefühl dass es nicht mehr richtig wirkt. Das ist aber normal. Man muss halt versuchen, gerade in solch einer Phase, sich nicht runter zu kriegen. Man muss lernen auch in solch einer Situation klar zu kommen.

24.12.2019 14:41 • x 2 #3


M
Ich glaube, es gibt keine Substanz, die dich auf Dauer gegen jede Art von Ärger und Stress immunisieren wird. Auf Dauer kann es nicht funktionieren, weil das alles einem Toleranzeffekt unterliegt. Das Gehirn versucht gegenzusteuern, eine sog. Homöostase herzustellen. Medikamente können bestenfalls (und wirklich nur bestenfalls) helfen, dich therapiefähig zu machen, in dem sie dir die schlimmsten Symptome unterdrücken. Das eigentliche Behandlungsziel muss sein, das Denken zu therapieren, nicht die Hirnchemie. Deswegen sollte man Psychopharmaka auch nicht ein Leben lang nehmen. Ich wette, jeder kommt irgendwann an einen Punkt, an dem das eine Medikament nicht mehr wirkt. Ob es dann gut ist, einfach auf ein anderes umzustellen, wage ich stark zu bezweifeln.

Das von dir genannte Beispiel ist aber nicht zwangsläufig ein Indikator dafür. Stress in der Beziehung können auch gesunde Menschen nicht so ohne weiteres wegstecken.

Mir geht es, trotz psychischer Gesundheit, ähnlich wie dir, was Weihnachten angeht. Ich warte gerade auch sehnlichst, dass Weihnachten vorüber geht. Meine Familie und Verwandschaft ist einfach nicht sonderlich harmonisch und ich denke im Gegensatz zu meiner Mutter und Schwester einfach, dass man auch nicht nur wegen Weihnachten so tun kann, als ob. Ich empfinde das als sehr zwanghaft, nun wieder für ein paar Tage so tun zu müssen, als ob alles bestens wäre (ganz abgesehen von meinem abhanden gekommenen Gottesglaube, was wieder ein anderes Thema ist).

24.12.2019 16:08 • x 2 #4


O
Zitat von Fisch611:
Wirkt das Sertralin bereits nicht mehr oder ist es normal, dass es auch unter einem Antidepressivum mal Dellen gibt? Muss dazu sagen, dass auch gerade äußere Umstände dazu kommen: Ärger mit meinem Ex und Weihnachten mag ich auch nicht.


Es ist normal, dass man auch mit dem Antidepressivum Höhen und Tiefen erlebt. Das ist auch gut so. Man soll ja auch Gefühle haben, etc. Und niemandem geht es immer gut.

Zitat von Michael808:
Medikamente können bestenfalls (und wirklich nur bestenfalls) helfen, dich therapiefähig zu machen, in dem sie dir die schlimmsten Symptome unterdrücken. Das eigentliche Behandlungsziel muss sein, das Denken zu therapieren, nicht die Hirnchemie. Deswegen sollte man Psychopharmaka auch nicht ein Leben lang nehmen. Ich wette, jeder kommt irgendwann an einen Punkt, an dem das eine Medikament nicht mehr wirkt.


Dem kann ich bedingt zustimmen: Erst mal geht es im Wesentlichen um die Therapiefähigkeit und im Leben wieder Fuß fassen zu können.
Üblicherweise wird nach längerer Stabilität wieder ausgeschlichen.
Es kommt aber auch vor, dass man lebenslang Medikamente nehmen muss. Toleranzentwicklungen gibt es meines Wissens nur bei manchen Präparaten.

Weihnachtliche Grüße!

24.12.2019 17:50 • #5


M
Zitat von ohneFunktion:
Toleranzentwicklungen gibt es meines Wissens nur bei manchen Präparaten.

Bei welchen gibt es denn eine und bei welchen nicht? Würde mich wirklich mal interessieren. Ich hab zwar nicht vor, je wieder irgendwelche zu nehmen, aber inzwischen ein großes Interesse, mich darüber weiter zu informieren.

Zitat von ohneFunktion:
Es kommt aber auch vor, dass man lebenslang Medikamente nehmen muss.

Ich glaube, wir als Laien können nicht abschließend beantworten, ob die Rede von muss oder soll (im Sinne wirtschaftlicher Interessen) ist. In diversen Dokumentationen (eine, die mir gerade einfällt, ist Ein Milliarden-Geschäft: Gefährliche Psychopharmaka) und kritischen Texten habe ich gehört/gelesen, dass Psychiater die Gruppe unter Ärzten sein sollen, der die meisten Verstrickungen mit Pharma-Unternehmen nachgesagt werden. Bei anderen Arten von Medikamenten (z.B. S**ualhormone) ist bekannt, dass niedergelassene Ärzte (die in Deutschland keine offizielle Weiterbildungspflicht haben) sich anhand von Fachzeitschriften über Medikamente informieren. Mehrere Ärzte beklagen, dass die wissenschaftlich aussehend gestalteten Artikel darin in Wahrheit nicht von unabhängigen Ärzten, sondern im Dienste gerade der entsprechenden Pharma-Hersteller selbst erstellt werden. Deutschland ist übrigens eines der wenigen Länder, in denen außerhalb von Fachzeitschriften keine Werbung für verschreibungspflichtige Medikamente gemacht werden darf.

Es lohnt sich m.E. für alle Betroffenen, sich darüber zu informieren.

Frohe Weihnachten allen Lesern!

24.12.2019 18:19 • #6


E
Niemals nur auf Medikamente setzen , sie sind nur eine Krücke ändere dein Leben

24.12.2019 20:38 • x 1 #7


O
Zitat von Michael808:
Ich glaube, wir als Laien können nicht abschließend beantworten, ob die Rede von muss oder soll (im Sinne wirtschaftlicher Interessen) ist.


Da hast Du wohl recht.
Ich bin grundsätzlich, was Medikamente anbelangt, auch sehr skeptisch.

Letztendlich kann man nur für sich selbst entscheiden, ob man was nimmt oder nicht. Demzufolge musste ich was nehmen.

Aber wie schon mehrfach erwähnt, hatte ich Glück und ich konnte durch die Kombi mit Psychotherapie gesund werden.

Nach wie vor schleiche ich laaaaangsam aus. So langsam, dass ich die Reduktion tatsächlich nicht merke.

Wir werden sehen, was die Zukunft bringt.

24.12.2019 22:59 • x 2 #8


Fisch611
Vielen Dank für Euren Input!

Mein Psychiater sagte, dass eine Heilung in der Kombination Antdepressesivum mit Psychotherapie erfolgen kann. Leider klappt letzteres eher schlecht. Ich habe zwar eine Platz bei einer guten Therapeutin, aber oft vergehen 3-5 Wochen zwischen den Terminen, so kommt man halt nicht weiter . Ich habe außerdem einen MBSR-Kurs gemacht, der mir ganz gut getan hat. Reha ist benatragt, aber das wird sicher noch einige Monate dauern!

Frohes Fest für alle!

25.12.2019 13:18 • #9


M

19.04.2020 14:57 • x 1 #10


maya60
Hallo Martin, Herzlich Willkommen im Forum und meinen Respekt dafür, dass du seit Jahren keinen Alk. mehr trinkst.

Zu deiner Frage: Ja, das kann sein, dass Venlafaxin 75 mg bei dir zur Zeit nicht mehr reichen. Jetzt, wo das soziale Leben nur noch sehr eingeschränkt möglich ist durch Corona, verstärken sich bei einigen Depressiven die Symptome oder wenn du nicht mehr zum Sport gehen kannst wie zuvor.

Aber auch einen Gewöhnungseffekt bei Antidepressiva gibt es theoretisch.

Bitte gehe bald zu deinem Facharzt oder telefoniere mit ihm, damit sich deine Symptome nicht verschlechtern und alles gefährden, was du dir so gut erarbeitet hast.

Auch telefonische Psychotherapie würde ich dir empfehlen! Denn alle fachliche Unterstützung ist wichtig, um sich selber zu schützen!

Liebe Grüße und baldige Besserung! maya

19.04.2020 15:07 • x 2 #11


Irgendeine
Bei mir hat Venla mit der Zeit auch seine Wirkung verloren. Ich war am Ende bei 300mg und mir ging es trotzdem schlecht.

20.04.2020 00:12 • x 1 #12


bones
Kann ich zustimmen. Auch ich habe venlafaxin genommen und festgestellt, dass die Dosis nicht mehr reicht. Ich war bei 225mg irgendwann gelandet und eine Besserung gab es nicht. Mein Arzt wollte das Risiko nicht eingehen , noch höher zu gehen. Weil ab gewiss Dosis die Gefahr besteht, eine Psychose entstehen kann. Da ich eine schizoaffekte Störung hab, hat man auf ein anderes Antidepressiva umgestellt. Mit Erfolg.

Ich würde das nun mit dein Arzt abklären und gegebenenfalls noch eine Psychotherapie machen. Damit du nicht in einer Depression-Spirale weiter runterstürzt und so die Kurve wieder bekommst.

20.04.2020 09:51 • x 1 #13


A


Hallo Fisch611,

x 4#14


C
Hey, ich bin neu hier und wollte mal gerne eure Erfahrungen/Meinung zu meiner Situation hören.

Ich bin 28 Jahre alt und nehme seit ca. 7 Jahren citalopram 10 mg, phasenweise 20 mg.

Ich habe mich damals als das Medikament anfing zu wirken endlich wieder normal Bzw. Wie ich selbst gefühlt.
Im Laufe der Zeit habe ich immer mal wieder depressive Phasen von Tagen oder auch mal Wochen.
Aber nicht mal ansatzweise so wie es war bevor ich citalopram genommen habe.

Ich habe schon mehrmals versucht es abzusetzen , was jedoch immer nach hinten los ging, und ich mir die Frage stellte ob es nun die Absetzsympthome sind, oder ob die Depression noch da ist...?!

In letzter Zeit mache ich mir wieder viele Gedanken und bin ziemlich niedergeschlagen, stelle alles in Frage und hab regelrechte Identitätskriesen.
Kann es sein dass das Medikament nicht mehr richtig wirkt?

Ist es die Krankheit, die für mich alles so schlecht darstellt, oder bin ich so unzufrieden und daraus resultiert diese Stimmung?
Vor der schlechten Phase ging es mir eigl gut, und ich hatte schon das Gefühl im groben zufrieden zu sein.

Auch das mit dem Denken ist so eine Sache... manchmal frage ich mich ob mich die Medikamente hemmen, bzw ich nicht mehr so viel und ausführlich Denken kann... oder ob mir der Zustand mit Ruhe im Kopf dumm vorkommt, weil ich die depressiven Gedanken als eher normal empfinde?

Schwierig zu beschrieben.
Ich hoffe jemand von euch kann mir von seinen Erfahrungen berichten, im Moment hänge ich ziemlich in der Luft.

Danke schonmal und liebe Grüße

28.12.2020 22:33 • x 1 #14

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