@Elodie , ich habe meinem Bruder heute geschrieben. Er hatte es sich gewünscht, dass wir uns einmal wieder (öfter) treffen. Wir wohnen nur wenige Kilometer auseinander, haben uns aber schon ganz lange nicht mehr gesehen. Mein Bruder ist 15 Jahre älter als ich, also schon ein alter Herr.
Als meine Eltern sehr gebrechlich wurden, konnte ich aus meiner immensen Angst heraus nicht mehr zu ihnen gehen. Was mich so sehr in diese Angst und die Kommunikationslosigkeit getrieben hat, habe ich heute in meinen handschriftlichen Morgenseiten erzählt. Vielleicht stelle ich sie noch ins Tagebuch, denn so kann ich am besten sortieren. Meine Geschwister, vor allem aber mein Bruder machen mir große Vorwürfe, dass ich mich galant aus der Pflege der Eltern gezogen hätte. Es stimmt, ich habe mich nicht beteiligt. Die Gründe sind mir heute Morgen nochmals klar geworden.
Nun steht der Besuch meines Bruders an. Ich möchte weder zu der oben beschriebenen Situation etwas sagen noch auf meine psychische Lage angesprochen werden, zumal mein Bruder immer noch der Meinung ist, Depressionen gäbe es nicht. Selber ist er auch erziehungsbedingt vorbelastet, doch ist er noch perfekter im Tragen seiner Maske als ich es je gewesen bin.
Ich fürchte mich davor, mich rechtfertigen zu müssen und dann auch unangemessen zu reagieren. Wenn ich in die Enge getrieben werde, fange ich an laut und heftig zu werden, bzw. fange an zu weinen.
Mein Bruder HAT mich einfach nicht zu fragen, warum ich nicht zu meinen Eltern gegangen bin und auch später nicht ans Grab. Manchmal bleiben Menschen sich eine Antwort schuldig.
10.02.2020 16:46 •
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