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Ich will meine alte Welt zurück

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Hallo. Als erstes entschuldige ich mich dafür wie durcheinander und lang dieser Post wird. Ich kann meine Gedanken gerade nicht ordnen und schreibe einfach drauf los.

Ich bin gerade nicht glücklich. Und ich bin wahrscheinlich schon für eine lange Zeit unglücklich. Manche Gründe dafür kenne ich, andere nicht. Was ich weiß ist, dass ich die Vergangenheit vermisse. Ich vermisse das einfache Leben als ich mehr Freunde, Motivation und Erfolg hatte, als ich noch organisiert war. Früher war ich gut in der Schule, hatte viele Freunde und war ein Motivationsbündel. Ich habe alles was zur erledigen war sofort gemacht. Wenn ich eine Idee hatte habe ich sie umgesetzt. Aber irgendwann habe ich langsam damit aufgehört. Von Zeit zu Zeit wurde ich immer mehr zu dem, was ich jetzt bin. Ich habe mich sozial abgeschottet. Ich wollte allein sein. Und das war ein großer Fehler. Am Montag enden die Osterferien und ich werde wieder arbeiten gehen. Ich kann es nicht abwarten. Ich liebe meine Arbeit, weil ich andere Menschen glücklich mache und ihnen helfe (Ich arbeite an einer Förderschule mit dem Schwerpunkt geistige Entwicklung). Aber abgesehen von der Arbeit mache ich quasi nichts. Ich treffe meine wenigen Freunde nur noch selten, obwohl ich sie viel öfter sehen will. Früher habe ich sie oft gefragt ob wir uns treffen können, aber ich wurde oft ignoriert. Und wenn wir uns getroffen haben, war ich zu oft die Person die hinter den anderen hergelaufen ist, weil der Gehweg zu klein war. Ich konnte bei einigen Themen über die sie sprachen nicht mitreden, also habe ich gewartet bis sie das Thema gewechselt haben. Aber ich will meinen Freunden nicht die Schuld an meiner Situation geben. Es fühlt sich für mich an, als müsste ich mir selbst die Schuld geben, vielleicht weil ich so leicht angreifbar bin und mir zu viele Gedanken mache. Zudem gehe ich immer seltener zum Training und meistens alleine, sitze zu lange vor dem PC und höre Musik, die mich zum Weinen bringt, schaue stundenlang YouTube Videos, Por.s oder Netflix und zocke (was mich traurig und wütend macht, wenn ich verliere). Das alles tue ich um mir die Zeit zu vertreiben. Ich bin ein kreativer Mensch, aber meine kreative Seite ist schon länger in mir gefangen und darf nur selten auf Freigang raus. Ich bin stolz auf mich, weil ich letzte Woche meine Schuhe bemalt habe.
Aber ich kann meine Faulheit, Unproduktivität und Unglücklichkeit nicht stoppen. Ich habe Vieles versucht: mit meiner Mutter über meine Probleme zu reden, mit Menschen von Hilfe Hotlines zu chatten, motivierende Videos schauen oder positive Musik hören. Das alles hilft für eine zeitlang, aber niemals auf Dauer. Ich bin zu ängstlich und nervös professionelle Hilfe aufzusuchen, weil sich meine Eltern oder Freunde keine Sorgen um mich machen sollen, weil das Leben schnell ist und ich die Zeit nicht zurückbekomme und weil das in einem Lebenslauf schlecht aussieht (und meiner hat schon meine Abi Note und meinen Studiumsabbruch als Macken).
Außerdem bin ich insgesamt einfach müde von der Welt. Ich bin es leid. Kriege dort, Hungerkrisen hier, Betrug da drüben. Ich schaue jeden Tag Nachrichten, aber ich denke ich sollte sie nicht schauen. Aber dann denke ich wieder, dass mir sowieso irgendjemand über die Weltgeschehnisse erzählen wird. In der einen Sekunde interessiert mich nicht was um mich herum abgeht, in der anderen Sekunde würde ich am liebsten jeden umarmen und überall helfen.
Ich vermisse es Komplimente zu bekommen oder einfach nur umarmt zu werden. Ich kann mich an meine letzte Umarmung nicht erinnern. Es fühlt sich so an als würde ich vor mir selbst wegrennen. Ich bin hoffnungslos und hoffnungsvoll zugleich. Es ist einfach nur noch paradox. Ich befürchte, dass niemand auf diesen Post antworten wird oder er gelöscht wird, weil er zu lang oder zu durcheinander geschrieben ist und in den Tiefen des Internets versinkt oder weil ich irgendwas falsch gemacht habe.
Die meiste Zeit meines Tages verbringe ich in meinem Zimmer. Ich verlasse mein Bett nicht mehr, weil ich will, sondern weil ich muss. Ich freue mich auf meine Nacht, die ich mit Träumen selbst gestalten kann, nicht auf den nächsten Tag, der von überall beeinflusst wird. Ich fühle mich dick und unattraktiv. Zudem schwitze ich, wenn ich neue Leute treffe oder in stressige Situationen gerate, wahrscheinlich weil ich Angst und Nervosität empfinde. Mein Selbstbewusstsein ist da, wenn ich es brauche, aber auch nur dann. Im Alltag merkt keiner, wie ich mich fühle, weil ich es verschleiere. Wenn gerade jemand neben mir sitzen würde, könnte ich diesen Post niemals schreiben. Ich will mich nicht selbst umbringen, ich verstehe den Sinn des Lebens manchmal einfach nur nicht mehr. Aber dann erinnere ich mich für wen und was ich lebe, für was ich stehe. Und das wird immer stark genug sein, um mich am Leben zu halten, aber es ist im Moment zu schwach um mich meine Persönlichkeit ausleben zu lassen. Ich vermisse meine erste Freundin, die ich vor Jahren kennengelernt habe. Sie lebt in meiner Nähe, was mich manchmal an sie denken lässt.
Ich hoffe ich kann hier alles sagen, also: Ich möchte aufhören Por.graphie zu konsumieren, zu zocken und faul herumzuliegen. Ich will lernen wieder aufzustehen, rauszugehen und zu machen, was sich gut anfühlt.
Wenn ich *beep* oder arbeite bin ich glücklich. Ich liebe die Kinder und Lehrer in der Schule. Ich liebe es zu schlafen. Ich liebe es nachts mit meinem Auto zu fahren und die anderen Scheinwerferlichter und die Skyline zu sehen, während ich die kalte Luft um mich herum spüre. Meine Absätze in diesem Text ergeben keinen Sinn. Ich vermisse meine Opas und meine Oma. Aber ich unternehme zu wenig mit meiner Oma, die noch am Leben ist. Sie wird wohl bald sterben. Ich mache zu wenig mit meiner Familie und ich habe Angst um meinen Vater, weil er zu viel Alk. konsumiert und Prostata Krebs hat (der aber zum Glück früh genug erkannt wurde). Ich fühle mich verfolgt, weil ich Canna. konsumiere und das illegal sowie gesellschaftlich nicht akzeptiert ist.
Um zum Ende zu kommen: Ich kann mich selbst am Leben halten, aber ich tue mir schwer damit, mehr für mich zu tun. Meine Mutter ist mein Lieblingsmensch auf der Welt, aber selbst sie kann nicht mehr tun. Sie tut schon alles was sie kann für alle von uns. Mein langer, durcheinander geratener, und merkwürdiger Post tut mir leid. Ich wünsche euch Freude und Gesundheit im Leben.
~L

23.04.2022 22:52 • #1


M
Hallo,
ich werde wenig hilfreich sein, aber vielleicht kann ich dir mit meiner Antwort zumindest die Sorge nehmen, dass niemand antwortet.

Ich fühle vieles nach von dem, was du schreibst. Vor allem den Aspekt mit der Arbeit. Mir ging es ähnlich, ich habe ein Jahr in einem SBBZ für den Förderschwerpunkten Körperbehinderung und Geistige Entwicklung gearbeitet (jetzt studiere ich Lehramt Sonderpädagogik) und mir ging es genauso. Auf der Arbeit alles super, ich mochte die Menschen, aber alles was nicht primär mit Arbeit zu tun hat, war anstrengend und nie zufriedenstellend.

Ich bin gerade dabei, mich nach fachärztlicher Hilfe umzuschauen, einfach, um diese gefühlsmäßigen Schwierigkeiten, wie ich es kurz euphemistisch nennen möchte, in den Griff zu bekommen und/oder zumindest Klarheit darüber zu erhalten. Das würde ich dir ganz salopp auch empfehlen, egal, was im Lebenslauf oder so steht. Gesundheit dem meisten anderen, denn wenn du zwar einen super Job dank vorbildlichem Lebenslauf hast, der dich aber aufgrund psychischer Probleme nicht glücklich machen kann, ist nichts gewonnen. Das habe ich zumindest versucht, mir zu erklären.

Ich wünsche dir alles erdenklich Gute, es ist sehr stark von dir, den Schritt zu gehen und sich hier zu offenbaren, und ich gehe davon aus, dass Forenuser mit Erfahrung und Ahnung dir sicher auch noch irgendwie mit Rat zur Seite stehen können.

LG MissT

23.04.2022 23:04 • x 1 #2


A


Hallo 125141425,

Ich will meine alte Welt zurück

x 3#3


125141425
Hallo, danke dass du geantwortet hast. Das lässt für den Moment schon mal ein besseres Gefühl zu. Dass ich gehört werde...Und es ist schön, dass du eine ähnliche Tätigkeit ausgeübt hast und das studierst, was ich in etwa studieren will.
Ja, Gesundheit steht über allem. In meiner Vorstellung habe ich zwei Möglichkeiten: 1. Ich sehe mich ebenfalls nach Hilfe um 2. Ich arbeite so viel wie möglich, um mich abzulenken und produktiv zu sein.
Dankeschön. Ich wünsche dir ebenfalls alles Gute. Ich offenbare mich selten und kurz. Es kann sein, dass ich ab morgen jahrelang so weiter lebe wie bisher, deshalb bin ich von positiven Antworten wie deiner so abhängig. Mir fällt das alles unglaublich schwer und ich kann selbst mit meiner Mutter nicht über alles reden. Ich könnte es nicht mal vor mich hersagen, wenn niemand im Raum ist.
~ L

23.04.2022 23:13 • #3


aurora333
Hallo @125141425 auch ich möchte Dich dazu ermutigen mit einem Psychotherapeuten/in zu sprechen. Du schreibst, dass Du vor diesem Schritt Respekt hast, weil Du fürchtest er könnte Deine Karriere negativ beeinflussen , und weil Du der Mutter keine Sorgen bereiten möchtest.

Hier in der Schweiz muss niemand bei einer Bewerbung angeben, dass er eine Psychotherapie macht, und ausserdem sollte man ja grad auf dem Sonderpädagogiksektor dafür nicht nur Verständnis sondern auch Achtung haben ! Grad Menschen in Helferberufen arbeiten oft an sich selbst, was meiner Ansicht nach der Ausführung des Berufes zugute kommt.

Da Du Deine Mutter ja in Deine Probleme eingeweiht hast, und sie Dir nicht helfen kann ( es klang so, wie wenn sie das bedauert...), sollte sie doch erleichtert sein, wenn Du Dir die Hilfe auf professionellem Weg holst.

Ich sende Dir Antrieb und Kraft und liebe Grüsse

23.04.2022 23:26 • x 1 #4


125141425
Hallo @Aurora , ja ich fürchte genau das und ich fürchte, dass ich wenn ich dort bin einfach nichts rausbringe. Es ist mir einfach unglaublich unangenehm. Ich möchte das, wenn ich das tue, es niemand mitkriegt, absolut niemand. Vielleicht erzähle ich irgendwann davon, aber es muss erstmal geheim bleiben, selbst wenn es positiv gesehen wird. Inwiefern meine Arbeit Einfluss darauf hat, dass ich an mir selbst arbeiten will weiß ich nicht. Ich mache ein freiwilliges soziales Jahr und bin erst 2 Monate dabei. Die Gefühle, die ich jetzt habe, habe ich aber schon vorher empfunden und versucht das zu lösen. Ich habe meine Mutter nur in einen Teil meiner Probleme eingeweiht. Und schon jetzt macht sie sich unglaublich große Sorgen. Ich möchte sie nicht noch mehr da mit reinziehen. Sie ist selbst oft nicht ganz glücklich...
Rechtlich kenne ich mich nicht aus wie das in Deutschland ist. Wenn ich mit einem Psychotherapeuten spreche lande ich am Ende noch in einer richtigen Therapie und habe gar keine Freunde mehr oder lerne keine neuen Leute kennen wie ich es im Studium tun würde...
Danke für deinen Rat und deine positive Energie.
~ L

23.04.2022 23:34 • x 1 #5

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