Freund begeht Selbstmord und lässt mich allein - verstehe es nicht

Brave
Liebe Missi,

mein Sohn - damals noch 16 - hatte auch bei der Einnahme von Setralin seinen ersten Suizidversuch...
Allerdings - mit seinen späteren Medis hat er ihn dann voll durchgezogen.

Schön ist, das ich nun lesen kann wie es doch in kleinen Schritten vorwärts geht.
Und eine Tagesklinik ist nicht zu verachten. Sie kann, mit den richtigen Leuten, eine sehr gute Sache sein.

Dir weiterhin alles Gute und vor allem auch Schritte nach Vorne - die nach hinten kommen sowieso zwischendurch....

Lg Brave
(unter Marion hast Du mich vielleicht?? woanders schon gelesen)

17.08.2011 18:27 • #31


S
Hallo Missi,

wie geht es bei dir? Ich denke oft an dich.

Sera.

17.08.2011 19:52 • #32


A


Hallo Missi,

Freund begeht Selbstmord und lässt mich allein - verstehe es nicht

x 3#3


Missi
Ich gehe einen weiteren Schritt. Ab Montag bin ich im Tagesklinikmodus. Leider ist auf der eigentlichen Tagesklinik noch kein Platz frei, aber ich übe hier auf meiner bisherhigen Station schon mal, wie es sich anfühlt, jeden Tag hin und her zu fahren, mich selbst um meinen Sohn zu kümmern. Und ich kann jederzeit die Notbremse ziehen und wieder auf vollstationär umsteigen. Dieses kleine Hintertürchen nimmt mir den Druck, es unbedingt schaffen zu müssen. Das tut gut.

Vom Verstand her begreife und verarbeite ich schon recht viel. Aber mein Gefühl will da nicht immer mitmachen. Ich weine eigentlich fast immer, wenn ich von Thomas spreche. Aber es beschämt mich nicht, es steht mir zu, noch so traurig zu sein.
Ich habe aber mittlerweile verschiedene Ventile gefunden, meiner Trauer Ausdruck zu verleihen und den Druck zu nehmen. Je nach Stimmung greife ich auf die verschiedensten Dinge zurück, wie malen, singen, Gitarre spielen, kreativ sein, laufen gehen oder einfach nur reden. Und meistens nimmt es mir den Druck, den ich verspüre, wenn die Trauer wieder zu groß wird.

Ich habe ein wenig Angst vor dem doch großen Schritt, der jetzt ansteht. Aber ich kann mich nicht ewig hier verkriechen. Irgendwie muss mein Leben ja weiter gehen. Ein Leben mit einer riesigen Lücke an meiner Seite, mittendrin ...

Zitat von Brave:
(unter Marion hast Du mich vielleicht?? woanders schon gelesen)
Ja, habe ich ...

19.08.2011 08:52 • #33


Glasscherbe
Liebe Missi,

ich bewundere deine Kraft, die du an den Tag legst, ich bewundere, dass du Trauer zulässt und dir die Zeit dafür gibst und gleichzeitig nach vorne schaust und einen Schritt nach dem anderen setzen möchtest. Ich wünsche dir weiterhin so viel Kraft und viele Menschen, die dir - wann immer du es brauchst - eine helfende Hand reichen. Ich denke an dich.

19.08.2011 09:24 • #34


Brave
Liebe Missi,

ich wünsche Dir von Herzen das Du den großen Schritt meistern kannst.
Du weißt ja, es geht oft 3 Schritte voran und zwei dann wieder zurück.
Aber langsam kommt man voran.
Du schaffst das bestimmt - vor allem wenn Du momentan üben kannst.

Lg Brave

22.08.2011 21:05 • #35


Missi
So viele Wochen Tagesklinik sind nun schon rum und auch hier ist nun ein Ende in Sicht. Ich habe es geschafft, meinen Alltag halbwegs wieder in den Griff zu bekommen. Aber dennoch fühlt sich alles so schwer, so mühsam an. Bald gehe ich auch wieder arbeiten, zurück in altes Terrain und fürchte mich ein wenig davor. Doch die Rückkehr in ein Teil meines alten Lebens gibt mir ein Stück Normalität zurück. Auch wenn sich diese Normalität noch sehr schmerzhaft zeigt.

Ich schaue mich um, probiere mich aus, teste, experimentiere. Was ist möglich, wie kann mein Leben allein aussehen? Ich bin letztens an meine Grenzen gegangen und erlebte mich nahezu grenzenlos, ohne Angst. Fast so, als schien mein Ego zu brüllen: 'Ich bin schon so tief gefallen, was kann es schlimmeres geben?!!', davor habe ich mich selbst erschrocken. Aber auch das gehört wohl zum Trauerprozess dazu.

Immerhin, ich habe einige neue Freunde gefunden, die alle Chancen haben, auf längerfristig ausgebaut zu werden. Und einen neuen Sport. Ich gehe seit 4 Wochen zum Judotraining. Dort kann ich unbeschwert sein, mich fallen lassen (im wahrsten Sinne des Wortes, in der Fallschule) und über mich selbst lachen. Dort weiß bis auf den Trainer Niemand etwas von meiner Geschichte und das tut mir so gut. Denn ich bin es leid, die mitleidigen Blicke meiner Nachbarn zu ertragen. Noch mehr solcher Blicke brauche ich nicht. Sie machen mich doch selbst nur noch trauriger.

Und Wut ist da, viel Wut, vor allem auf Thomas. Ich bin so müde und erschöpft von dieser Trauer, von all diesen intensiven Gefühlen, dass ich wütend bin auf ihn. Weil er mir dies alles zumutet. Und ich habe manchmal keine Kraft mehr, für seine Entscheidung Verständnis aufzubringen. Dann drehe ich all seine Bilder um und wische die Tränen weg mit der Bemerkung, dass er mir nicht schon wieder den Tag versauen soll. Dann lasse ich die Trauer nicht zu. Manchmal ...

03.10.2011 22:00 • #36


Steffi
Liebe Missi,

das hört sich alles sehr gut an. Es ist bewundernswert, wie schnell Du diese Krise bewältigt hast, zumindest weitgehend. Ein Rest wird Dir sicher noch erhalten bleiben, aber ich glaube aus Deinen Zeilen herauslesen zu können, dass Du wirksame Strategien entwickeln konntest, Dich vor der Ohnmacht zu schützen.

Dass Du mit Judo begonnen hast, finde ich Spitze !

03.10.2011 23:15 • #37


M
Liebe Missi,

ich bin froh, dass du dich schon wieder weitgehend gefangen hast.
Sicherlich werden dich noch oft schmerzhafte Gefühle einholen.
Aber es wird immer besser, da bin ich mir sicher!
Du wirst deinen Weg machen! Hier findest du Unterstützung!

03.10.2011 23:49 • #38


M
Huhu Missi,

ich freue mich, wie Du Schritt für Schritt wieder Dein Leben in die Hand nimmst. Alle Hochachtung!
Ich würde das in vergleichbarer Situation nicht schaffen - jedenfalls nicht in diesem Zeitraum. Dass Du manchmal wütend auf Thomas bist, finde ich ganz ok. Das macht das Traurigsein bestimmt manchmal etwas leichter, hm?

06.10.2011 14:01 • #39


Missi
Viel Zeit ist dahingegangen, so viele Wochen schon lebe ich nun ohne ihn. Und es geht mir zumeist gut.
Ich habe eine liebe Freundin dazugewonnen, sie verlor ihren Partner nur 5 Tage nachdem mein Thomas gegangen ist. Wir fühlen uns sehr verbunden, begreifen unseren Trauerprozess auf die gleiche Weise. Sie war es auch, die mir ein Bild zeichnete vom Suizid, von Thomas, der mir eine Möglichkeit aufzeigte, endlich meinen Frieden mit Thomas zu machen. Meine Wut ist gegangen und einer friedvollen Auseinandersetzung mit seiner Abwesenheit gewichen. Ich vermisse ihn, ja, aber ich bin nicht mehr wütend auf ihn.

Meine wunderbare Freundin beschrieb mir seinen Suizid wie das Drücken auf eine Play-Taste im Unterbewusstsein von Thomas, sein Denken und Handeln waren nicht mehr bewusst steuerbar, es ist einfach passiert. Das, was er vermutlich schon viele Male gedanklich durchgespielt hat, ist tief in sein Unterbewusstsein gedrungen und hat irgendwann dann die Play-Taste bedient. Zu begreifen, dass er diese Handlung nicht bewusst gesteuert hat, versöhnt mich wieder mit ihm. Ich kann seinen Suizid jetzt besser begreifen als Teil seiner Depression. Er hat mich nicht im Stich gelassen, er konnte sich nur einfach nicht mehr wehren gegen diese schlimmen Gedanken. Niemals wollte er mir das antun, nicht bewusst. Ihm war klar, wie weh mir das tun würde. Thomas hätte nie gewollt, dass ich so sehr leide. Niemals! Er hat mich geliebt, das weiß ich.
Aber Liebe allein kann eine Depression nicht verhindern, behandeln oder beeinflussen. Sie ist eine Krankheit, die sich ungeachtet der größten Liebe ausbreitet, ein Seelenkrebs ... ein böses Geschwür, das unbehandelt offensichtlich den Tod bringt.

Ein Gedicht trägt mich zurzeit und drückt am Besten aus, was ich denke und fühle:

Aus Liebe will ich weiterleben,
mit meinen Ohren will ich für dich hören,
mit meinen Augen will ich für dich sehen,
mit meinen Händen will ich für dich tasten,
und meine Zunge, die soll schmecken all das Süße und das Herbe.
Und erleben möchte ich die ganze Vielfalt der Schöpfung.
Mit Liebe will ich weiterleben.
Aus Liebe will ich für uns hoffen,
aus Liebe will ich auch den Schmerz ertragen.

D.Tausch-Flamme


Mir geht es gut, ich trage ihn bei mir, in mir, nehme ihn Tag für Tag mit und zeige ihm mein Leben. Seine Seele begleitet mich, er ist selbst erschrocken über seine Tat und nun froh, wenn ich es irgendwie schaffe, damit klar zu kommen, wieder zu leben. Und so trägt auch er mich durch den Tag, die Stunden, teilt jeden meiner Augenblicke mit mir.
Ich gehe wieder arbeiten und gehe darin auf. Es tut gut, auf bekanntes Terrain zu stoßen, sich darin zu bewegen und die Sicherheit wieder zu finden. Nur manches aus meinem Alltag vorher mit Thomas tut noch weh. Ich kann immer noch nicht wieder zum Chor gehen. Warum weiß ich nicht, ich traue es mir einfach nicht zu. Dabei singe ich doch so gerne und gerade jetzt singen sie die schönen alten Weihnachtslieder. Aber nach der Chorprobe bin ich immer zu ihm nach Hause gefahren. Jetzt käme ich in eine leere Wohnung. Und so bleibe ich lieber gleich zu Hause ...
Und auch Veranstaltungen mit Familien tun mir weh. Gestern war ich auf der Weihnachtsfeier im Hort meines Sohnes. Und ich habe mich so einsam gefühlt zwischen all diesen Familien, Mütter und Väter, Eltern, Großeltern, und ich dazwischen ganz allein. Ich bin heulend nach Hause gegangen ...

Und auch hier ist eine spürbare Veränderung eingetreten. Ich kann meine Gefühle der Trauer zulassen, weine dann viel und weiß doch, es geht wieder vorbei. Uns so fühle ich mich nach einem verheulten Abend von gestern heute schon wieder viel besser. Ich bin einen Tag weiter gekommen auf meinem Weg! Wohin er führt weiß ich erst, wenn ich angekommen bin ...

03.12.2011 00:10 • #40


ziege
Oh Missi,
schön von dir zu lesen. Es freut mich sehr das es dir nun schön deutlich besser geht! Ich finde das klasse wie du das alles machst, in so einer kurzen Zeit! Du bist eine starke Frau!

Hab hier mitgelesen und wollte dir das mal sagen.

herzliche Grüße

Ziege

03.12.2011 00:30 • #41


M
Liebe Missi,

ich bin froh von dir wieder etwas zu lesen. Du fehlst mir hier im Forum!
Und ich muss dir sagen, dass deine Zeilen mich tief berühren.

Dein Leiden und deine Trauer um Thomas gehen mir sehr nahe. Zum Teil ist da eine Angst, dass ich eines Tages alleine ohne meinen Partner dastehen könnte. Auf der anderen Seite erlebst du das, was ich meinem Mann antuen würde, wenn ich meiner Suche nach dem ewigen Frieden“ nachgeben würde.

Du bist traurig, du warst wütend, und nun hast du einen Weg gefunden, um mit der Tat von Thomas fertig zu werden.
Du zeigst die unendlichen Schmerzen auf, die die Menschen erleiden, die hier bleiben.
Danke dafür. Es öffnet mir die Augen!

Alles Gute für dich!

03.12.2011 12:42 • #42


M
Hallo Missi,

ich denke oft an dich Dein letztes posting beruhigt mich, bin froh, dass es für dich erträglich weitergeht.

Ich beschäftige mich in der letzten Zeit gedanklich ganz allgemein mit dem Tod und dem Sterben. Deine Zeilen helfen mir dabei weiter, weil mit diesem Thema soviel Ungewißheit verbunden ist.

Alles Gute Missi

03.12.2011 14:06 • #43


S
Hallo Missi,

schön mal wieder von dir zu lesen.

Auch ich habe oft an dich gedacht. Es liest sich so, als ob du auf einem guten Weg wärst. Ich wünsche dir weiterhin viel Kraft und positive Gedanken.

Alles Liebe für dich.

Serafina

03.12.2011 16:54 • #44


Missi
@monty und die vielen anderen von Suizidgedanken Betroffenen:
Zitat von monty:
Auf der anderen Seite erlebst du das, was ich meinem Mann antuen würde, wenn ich meiner Suche nach dem ewigen Frieden“ nachgeben würde.
Ja, die sogenannte Suche nach dem ewigen Frieden kann in der Tat fatal enden. Ich glaube, Thomas wollte auch nichts weiter, als endlich seine Ruhe vor all diesen Problemen. Er hat sich einen Ausweg herbeigesehnt, sein Unterbewusstsein hat dann für ihn entschieden ...
Es ist wichtig, sich ganz bewusst mit den suizidalen Gedanken und dessen Folgen auseinander zu setzen, auch wenn sie beängstigend sind. In meiner Zeit in der Klinik habe ich mit vielen ähnlich Betroffenen gesprochen. Sie sagten mir alle, dass sie Angst vor diesen Gedanken hätten und sie deshalb schnell beiseite schieben würden. Denn den Tod wollten sie eigentlich nicht. Aber manchmal schien es so, als sei dies der einzige Weg, den Problemen entkommen zu können. Ein Suizid ist meiner Erkenntnis nach am Ende aber keine willentliche Entscheidung mehr, zumindest in Fällen, wo eine Depression die Ursache für die suizidalen Gedanken ist. Dann entscheidet nur noch die Krankheit. In der Gruppentherapie begannen sie dann über ihre Gedanken zu sprechen, waren selbst erschrocken darüber und begannen, sich sehr viel aktiver damit auseinander zu setzen. Nicht in der Form, wie könnte ich zu Tode kommen sondern, was kann ich stattdessen tun. Und die meisten von ihnen sind heute auf einem guten Weg.

Es ist so furchtbar für die Angehörigen mit dem Suizid eines geliebten Menschen klar zu kommen. Die Schuldgefühle am Anfang, die Frage danach, wo man nicht aufmerksam genug war. Aber es sind nicht nur die emotionalen Folgen, auch finanzielle gibt es. Ich weiß beispielsweise, dass seine Exfrau jetzt am Existenzminimum lebt, weil die Erbfolge noch nicht geklärt ist, Thomas' sämtliche Zahlungsverpflichtungen aber weiter laufen ... da sind zwei Kinder von ihm, die nun ohne Vater aufwachsen müssen ... meinen Kindern fehlt er als väterlicher Freund und Berater ... seine Mutter hat den einzigen Angehörigen verloren, der sich um sie kümmerte ... in seiner Firma fehlt er als Fachberater in seiner Abteilung ... keine seiner Probleme sind gelöst, sie sind nur weitergereicht worden. Ist das etwa fair?!

Deshalb, denkt eure Gedanken zu Ende, mit allen Konsequenzen!

04.12.2011 17:26 • #45


Eisbärchen
Hallo Missi,

Danke, dass Du Deine Gefühle und Empfindungen mit uns teilst und uns dadurch zum Nachdenken bringst!

Dir alles Gute und weiterhin viel Kraft!!!

Liebe Grüße
Eisbärchen

04.12.2011 23:12 • #46


Brave
Hallo Missi,

freue mich, dass Du auf einem so guten Weg bist.
Du hast wirklich Riesenschritte nach Vorne tun dürfen.
Und so, wie Du es beschreibst, kann ich es auch bei meinem Sohn noch besser akzeptieren.

Dir und Deinen Kindern weiterhin alles Gute...

Brave

07.12.2011 19:08 • #47


D
Hallo Missi,

als stiller Mitleser Deiner Geschichte kann ich vor Dir nur den Hut ziehen.
Ich hoffe Du kannst mit Deiner Stärke und Deiner offenen Sichtweise vielen Leuten zur Seite stehen. Denn die von Dir
beschriebenen anderen Sichtweisen sind vielen Menschen nur zu oft leider nicht deutlich vor Augen.

lg

Dussel

08.12.2011 08:07 • #48


M
Hallo Missi,

wollte mal nachhören, wie es dir jetzt so geht . Magst du mal wieder schreiben???

20.02.2012 13:28 • #49


Brave
Hallo Missi,

schließe mich Martina an.... wie geht es Dir?
Ich hoffe es ist ein positives Zeichen das Du Dich momentan nicht meldest......

Lg Brave

23.02.2012 19:15 • #50


Missi
Es ist schwierig, darauf eine klare und einfache Antwort zu geben. Es geht mir gut und dann doch nicht ... einsam ist mein Leben, ich vermisse Thomas immer noch sehr, doch der Schmerz lässt nach mit der Zeit, die Erinnerungen sind wieder erträglich geworden. Manchmal kann ich sogar wieder lachen über die lustigen Erinnerungen, die ich an ihn habe. Aber das Gefühl des Verlassenseins ist noch immer stark.
Und dann sind nun auch noch beide Schwiegereltern innerhalb von 5 Wochen verstorben. Ich hatte trotz der Scheidung immer noch einen guten Kontakt zu ihnen, vor allem auch wegen der Kinder. Und nun vermisse ich auch sie.

Ich finde aber Erfüllung in anderen Dingen, wie zum Beispiel meine Arbeit. Dort kann ich abschalten von meinen privaten Sorgen, denn es fordert meine ganze Konzentration. Dort erfolgreich zu sein, ist ein unglaublicher Trost. Und auch zum Chor gehe ich nun wieder und bringe meine Seele zum Klingen. Ich lese, gehe ins Kino, male, verbringe viel Zeit gemeinsam mit meinem Sohn.

Und ich lerne auch gerade wieder einen Mann kennen. Aber hier habe ich noch deutliche Hemmschwellen, kann kann ein Gefühl von Liebe und Vertrauen nur schwer entwickeln. Die Furcht ist groß, dass alles wieder verloren gehen kann und nur noch mehr Schmerz verursacht. Wir reden viel, auch über diese widerstrebenden Gefühle, die Ängste, die ich habe und es tut gut, sich manchmal nicht mehr ganz so verlassen zu fühlen. Aber ob daraus je eine neue Liebe erwächst, die mir wieder Sicherheit und Halt gibt, weiß ich jetzt noch nicht. Also genieße ich die Zeit der Gespräche, der gemeinsamen Aktivitäten, das Nicht-allein-sein.

Ich habe noch einen langen Weg vor mir, bis ich von mir sagen kann, dass alles wieder normal ist. Doch was ist schon normal?

01.03.2012 22:48 • #51


M
Liebe Missi,
es ist schön wieder etwas von dir zu hören.
Es kommt wieder Normalität in dein Leben, aber wie du selber schon fragst: Was ist normal?

Wir alle sind normal, wir alle sind einzig, wir alle sind gut!

Ich freue mich sehr, dass du wieder anfängst dich auf neue Menschen einzulassen.
Die Gefahr von Verlust ist unser ständiger Begleiter. Von Kindesbeinen an.
Damit müssen wir leben!

Ich wünsche dir, dass du lernst mit dieser Angst fertig zu werden.
Alles Liebe!

02.03.2012 00:37 • #52


Brave
Hallo Missi,

Du hast doch Riesenfortschritte gemacht. Und vergessen wirst Du Deinen Thomas nie... dazu war er ja zu wichtig in Deinem Leben.

Der neue Mann in Deinem Leben wird Geduld brauchen. Aber wenn Du ihm wirklich wichtig bist, wird er sie haben.
Auch die Geduld zu warten bis das Vertrauen auch von Deiner Seite groß genug ist.
Es freut mich so Gutes zu hören.
Denn das ist schon viel Gutes bei dem was wir erlebt haben und unser Leben doch gewaltig durcheinander gebracht hat.

Ich wünsche Dir, das Dein weiterhin eine positive Richtung nimmt.

Lg Brave

09.03.2012 17:17 • #53


Missi
So viele Monate sind vergangen und ich habe erst jetzt das Gefühl, endlich wieder ganz bei mir angekommen zu sein, in meiner Mitte zu sein. Ich habe einen langen und immer wieder schmerzhaften Weg hinter mir, nochmal viel über mich gelernt in den letzten Monaten. Vor allem versuchte ich das Gefühl des Alleinseins, des Sich-Verlassen-Fühlens, unbedingt durch eine neue Partnerschaft zu verdrängen. Doch war solch ein Unterfangen schon von Beginn an zum Scheitern verurteilt. Es gibt keinen Ersatz für einen anderen Menschen. Und es wird noch einige Zeit vergehen müssen, ehe ich selbst wieder Vertrauen fassen kann in die Verlässlichkeit einer Partnerschaft.
Und so lebe ich heute noch immer allein und fühle mich zufrieden und sogar glücklich. Mein Leben ist mit vielen schönen Dingen ausgefüllt, ich habe beispielsweise damit begonnen, Klavier spielen zu lernen. Und ich pflege meinen Freundeskreis intensiv, so dass ich heute kaum noch alleine sein muss, wenn ich es nicht möchte. Und doch genieße ich mittlerweile die Stunden allein mit mir, schaffe mir solche Inseln regelrecht, an denen ich alles tun und lassen kann, was ich will. Dann lese ich oder malträtiere mein Klavier, schlafe so lange wie ich will, esse im Bett oder gehe stundenlang spazieren.
Ich bin in meiner Mitte und dankbar dafür, dass ich das überlebt habe, dass ich heute so leben darf, wie ich es möchte. Ich liebe das Leben!

Auch meine Kinder haben die furchtbaren Ereignisse mittlerweile gut verarbeitet. Mein Sohn, heute 10 Jahre alt, hat seine Trauer in einer speziellen Kindertrauergruppe verarbeitet und sich gerade dort verabschiedet. Er ist wieder ein fröhlicher Junge mit vielseitigen Interessen, der sein Vertrauen wiedergefunden hat in die Beziehungen zu anderen Menschen. Und auch der Umgang mit meinem Exmann läuft mittlerweile zufriedenstellend, so dass mein Sohn sich hier gut aufgehoben fühlt.
Meine Tochter (22) hat nach dem Abbruch ihres Studiums und langer therapeutischer Begleitung ihre Orientierung wieder gefunden, nun einen neuen Berufsweg eingeschlagen. Sie wird ganz nach dem Vorbild ihrer Mutter nun Krankenschwester. Ich bin verständlicherweise total stolz auf sie.
Meine Kinder und ich sind noch enger zusammen gerückt, sehr verbunden miteinander, das ist unbeschreiblich schön. Und Familienzuwachs haben wir auch bekommen; es ist der Freund meiner Tochter, ein total lieber Mensch, aufgeschlossen und hilfsbereit fühlt er sich bei uns sehr wohl und wir mit ihm. Es ist ein wunderbares Gefühl meine Tochter so aufgehoben zu wissen.

Über Thomas reden wir wie über Jemanden, der eine sehr lange Reise angetreten hat. Manchmal lachen wir über die gemeinsamen Erlebnisse, manchmal sind wir traurig und immer wieder mal auch wütend auf ihn und das was er uns angetan hat und manchmal gespannt darauf, ob wir uns vielleicht irgenwann nochmal wieder sehen werden.

Lieben Grüße von eurer Missi

02.11.2012 21:20 • #54


M
Liebe Missi, wie schön von dir zu lesen!
Dein Eintrag hört sich sehr schön an und macht sicherlich vielen anderen Menschen Mut, die eine ähnliche Situation durchleben müssen.
Weiterhin alles Gute für dich!

03.11.2012 00:41 • #55


Brave
Liebe Missi,

ich freue mich wie es Dir jetzt geht.
Auch wenn es sich doch nochmal anders entwickelt hat als gedacht.
Hauptsache Du hast Deine Mitte gefunden und bist mit Dir selber zufrieden.
Das ist das Wichtigste... das andere kommt wenn die Zeit dafür da ist.

Lg Brave

06.11.2012 21:48 • #56


K
Ich weiß es ist schon eine kleine Weile her, doch will auch ich nicht einfach nur von diesem traumatischen Erlebnis lesen und mich dann wieder heimlich verdrücken. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie du all das überstanden hast. Bevor ich meinen Verlobten überhaupt gekannt hab, hat er 2x mal versucht sich das Leben zu nehmen. Ich hab gestern die Briefe aus der Klinik gelesen, in denen alles genau beschrieben ist, wie es passierte, wie man ihn auffand und und und... Das zu lesen und die Bilder davon vor Augen zu haben hat mich einiges an Kraft gekostet, hat mich beinahe fertig gemacht. Und das dann wirklich zu durchleben - ich kann deinen damaligen Wunsch nachvollziehen ihm folgen zu wollen.
Ich will gar nicht alles wieder aufreißen, ich wollte nur meine Bewunderung für deine Kraft ausdrücken

27.02.2014 00:37 • #57


A


Hallo Missi,

x 4#28


M
Liebe Missi,

erst heute Vormittag mußte ich an dich denken und heute finde ich hier einen neuen Beitrag in deinem Thread.

Magst du mal schreiben, wie es dir jetzt geht, Missi? Würde mich echt interessieren.

27.02.2014 16:55 • #58

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