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Depression - gut behandelbar!?

Tanis
Liebes Forum,
In vielen Artikeln/ Podcasts etc liest/hört man immer wieder den folgenden Satz: Eine erkannte Depression ist gut behandelbar.
Darüber würde ich gerne diskutieren und Meinungen austauschen.
Irgendwie ist mein Eindruck nicht so, denn in meinen Arztbesuchen und auch Therapiestunden wurde mir dies bisher nie so eindeutig vermittelt, aber vielleicht ist da meine Erwartungshaltung auch falsch.

Oder was bedeutet gut behandelbar überhaupt?
Dass die Depression nicht schlimmer wird, dass sie weggeht, dass der Patient lernt damit zurecht zu kommen.
In diese Tiefe gehen die Berichte meist gar nicht.
Wer behandelt überhaupt?
Der Hausarzt ist mein erster Ansprechpartner, der schreibt mich mal krank und sagt mach mal ne Therapie. Er/sie kann aber doch rein zeitlich gar nicht die individuelle Problematik verstehen. Die Therapie läuft dann wieder getrennt, es gibt keinen Austausch.
Am Ende hängt es am Patienten, so kommt mir das irgendwie vor. Ich muss was ändern, anders denken, mich annehmen, Denkmuster ablegen, Entspannung finden etc. Alles läuft bei mir auf, gehe ich wieder zum Arzt muss ich dem dann erklären, wie die Therapie läuft, dass ich eine mache etc.
Oder müsste ich eigentlich woanders hin? Zum Psychiater? Hat mir aber noch keiner gesagt.
Behandeln klingt für mich wie, ich habe ein Problem, jemand macht was, damit das Problem weg geht/ besser wird, hat eine Struktur, einen Plan.
So ist es leider aber nicht - so meine Wahrnehmung - oder?
Wer hat andere Empfindungen, Erfahrungen?
Oder sind in so einem Forum vielleicht ja auch nur wir Fälle gelandet, bei denen es eben nicht so gut behandelbar ist?

Lg
T

06.12.2022 08:06 • x 3 #1


Greta
Lieber @Tanis,

ein spannendes Thema! Vielen Dank dafür!

Zitat von Tanis:
erkannte Depression

Da bleibe ich gleich hängen.
Was ist denn eine erkannte Depression?
Und gibt es die reine Depression überhaupt?
Meistens ist die Erkrankung ja sehr vielschichtig. Mal hängt ein Trauma dran, mal eine Angststörung, mal Zwänge und was weiß ich noch alles.
Hinzu kommt der organische Aspekt; also die Störung der Neurotransmiter im Gehirn.
Letzteres lässt sich wohl gut medikamentös behandeln.
Dabei ist der Hausarzt wirklich nur erster Ansprechpartner.
Eine fundierte Diagnose und eine adäquate Behandung gibt es m.E. nur beim Facharzt = Psychiater.
So wie man ja auch z.b. mit einem Bandscheibenvorfall zum Orthopäden geht und mit einem Magengeschwür zum Gastroenterologen.

Aber alles andere? Trauma, Ängste, Zwänge... alles das, was so dahinterstecken kann hinter einer Depression....
Da kommt dann die Psychotherapie ins Spiel, wobei PT nicht gleich PT ist.
Verhaltenstherapie, Traumatherapie, tiefenpsychologische Verfahren...
So individuell wie jede Depression ist, so individuell sind auch die Behandlungsansätze.
Und herauszufinden, was für einen selbst das richtige ist, ist gar nicht so leicht.

Zitat von Tanis:
Depression nicht schlimmer wird, dass sie weggeht, dass der Patient lernt damit zurecht zu kommen.

Ich denke, alles ist möglich.
Vermutlich hängt es auch davon ab, ob es sich um eine akute, eine rezidivierende oder eine chronische Depression handelt.
Dabei halte ich eine Verhaltenstherapie immer für sinnvoll. Denn dadurch lernt man, mit der Erkrankung umzugehen; entwickelt Strategien für schlechte Tage und Strategien, dass es möglichst erst gar nicht mehr soweit kommt.
Lernt, die eigenen Muster zu erkennen und achtsamer mit sich selbst zu sein.
Achtsamkeit ist ja so eine Modewort mittlerweile, aber ich finde Achtsamkeit total wichtig für ein gesundes Leben.

Zitat von Tanis:
Behandeln klingt für mich wie, ich habe ein Problem, jemand macht was, damit das Problem weg geht/ besser wird,

Nein, so ist das leider nicht. Da stimme ich dir zu.
Wie bei jeder anderen Erkrankung auch, muss man mitarbeiten und selbst etwas tun.
Beim Bandscheibenvorfall muss man regelmäßig seine Gymnastik machen, beim Magengeschwür vielleicht die Ernährung umstellen und für Entspannung sorgen...
Und bei einer Depression?
Die Klassiker, welche immer wieder empfohlen werden, sind Bewegung und Tagesstruktur.
Ganz schön schwierig, wenn man gerade in so einem Loch aus Antriebslosigkeit und Erschöpfung feststeckt.
Da kann dann der Aufenthalt in einer Klinik hilfreich sein.
In jedem Fall ist es kein leichter Weg.

Soweit meine Gedanken zu dem Thema.

Liebe Grüße
Greta

06.12.2022 09:06 • x 2 #2


A


Hallo Tanis,

Depression - gut behandelbar!?

x 3#3


A
@Tanis
Guten Tag, Tanis.
Vorteilhaft ist es, überhaupt eine D. erkannt zu haben.
Man selbst oder eben durch einen Arzt.
Es gibt immer noch viele Menschen, denen es schlecht geht und die nicht wissen, daß sie eine D. haben.
Da sind wir in diesem Forum ja schon weiter.
Gut behandelbar wünscht sich jeder.
Dazu müssen Medikamente anschlagen.
Vertragen werden, mit kaum Nebenwirkungen.
Hat man zu wenig Nebenwirkung, kann man davon ausgehen,daß sie auch nicht gut helfen.
Also doch Nebenwirkung, aber bitte, nur solche, mit denen ich auch leben kann.
So wird getestet, was der Mensch aushält.
Jede D. und jeder Mensch ist einzigartig.
Die Grenze eines Jeden, wie weit er mithält ist unterschiedlich.
Ich habe einen großen Respekt vor dieser Erkrankung.
Habe seit 22 Jahren rezidivierende D. .
War 4 Mal in der Klinik.
Habe einen guten Psychiater, dem ich vertraue.
Eine gute, mir zugewandte Therapeuthin.
Achte auf mich und bin in einer guten Selbstfürsorge. Meistens.
Und die D. kommt weiterhin zu mir.
Begeistert bin ich keineswegs davon und doch kann ich danach sagen:
Ja, ich habe wieder was dazugelernt.
Das kann ich erst danach sagen.
Wenn sie wieder im Anmarsch ist, kämpfe ich regelrecht dagegen, doch es nutzt nix, sie bleibt mir doch erhalten.
Ist die D. da, nehme ich Medika, meist erhöht, klingt sie ab, kann ich zusammen mit meiner Therapeuthin dran arbeiten.
Eine stetige Welle, kommt und geht, anstrengend ist es stehts.
Ist sie zuende, freue ich mich, klar, es nochmal geschafft zu haben.

07.12.2022 15:25 • x 2 #3


Tealight
Zitat von Tanis:
Liebes Forum, In vielen Artikeln/ Podcasts etc liest/hört man immer wieder den folgenden Satz: Eine erkannte Depression ist gut ...

Na ja, unter dem Strich liegt es tatsächlich an Dir ...

Es gibt keinen Menschen auf dem ganzen Planeten, der Dir das abnimmt, zu heilen...

07.12.2022 15:37 • x 1 #4


Tanis
Hallo zusammen und Danke für die Kommentare.
@Greta , Deine Antwort ist wirklich sehr ausführlich und beinhaltet viele gute Gedanken für mich.
Wichtig ist in der Tat
Zitat von Greta:
So individuell wie jede Depression ist, so individuell sind auch die Behandlungsansätze.

das macht es sicherlich sehr schwierig und auch den Austausch mit anderen Betroffenen, da die Situationen und Umständen eben unterschiedlich sind.
Ich habe noch etwas nachgedacht und bei mir ist ein ganz großer Knackpunt - neben auch anderen Themen - mein über viele Jahre andauerndes Magen/ Reflux Leiden. Ich hbae da schon so viel durchgemacht, permanente Schmerzen, Übelkeit, Druckgefühlt, Tabletten, Spiegelungen, Diäten, dann aber auch Phasen phne Tablette und ohne Beschwerden und dann kommt alles plötzloich wieder und zieht mich nach einiger Zeit total runter. Da wache ich schon morgens auf mit ekligem Geschmack im Mund und Schmerzen, manchmal auch Nachts und das auf Dauer zieht so viel Energie. Aber auch ohne das hatte ich Morgentiefs, Probleme mit Stress etc. Der Reflux ist es nicht alleine aber ein großer Brocken, m.E. nach.
Und ein Brocken den ich ganz schlecht anderen (auch Therapeuten) erklären kann und immer das Gefühl habe ich werde nicht verstanden, nicht richtig Ernst genommen.

Die meisten hier im Forum haben sicher ganz andere Punkte, Erfahrungen in der Kindheit, Enttäuschungen, andere Krankheiten etc. Ja ich denke, das ist ein Punkt, es ist sehr individuell.
Ich finde es extrem schwierig bis fast unmöglich, dem Arzt / Therapeuten überhaupt alles so zu erzählen was meine Situation ausmacht. Beim Arzt fehlt da doch total die Zeit und auch in der Therapie fällt mir das schwer, weill alles so kompliziert und vielfältig ist und ich denke nach einer Stunde oft, das hättest Du mal anders sagen sollen, das war missverständlich, hier konntest Du Dich nicht ausdrücken etc.

Zitat von Greta:
Wie bei jeder anderen Erkrankung auch, muss man mitarbeiten und selbst etwas tun.

Dazu bin ich bereit, aber mir fehlen bisher klarere Ansagen, bin vielleicht zu ungeduldig, aber auch teils verzweifelt und möchte zumindest einen Weg finden Dinge zu verbessern. Tatsächlich hatte ich auch Hoffnung durch das Thema eben auch postive Berichte zund Gedanken zum Aufbau zu hören.

Mir fehlt es in der Behandlung an Klarheit, an Struktur, es ist alles so Flickenteppichmässig.

Zitat von Tealight:
Es gibt keinen Menschen auf dem ganzen Planeten, der Dir das abnimmt, zu heilen..


Das ist mir klar, dass der Patient, also ich, die wichtigste Rolle spiele, aber unter Hilfe, Therapie, Behandlung erwarte und erhoffte ich mir mehr Führung. Ich bin kein Experte bei der Behandlung und Diagnose von Depressionen. Deshalb gehe ich doch zu Leute die das können sollten oder?
Das klingt vielleicht alles zu negativ, aber ich kann doch nicht zum Arzt gehen und sage, gib mir mal Medikament XY. Das mache ich doch bei anderen Krankheiten auch nicht, sondern da wird versucht zu erkennen was man hat und nächste Schritte definiert.

Mein Sorge und Angst ist: evtl ist meine Depession trotz einiger Jahre gerade noch klein oder mittel, so die Diagnose/ Verdacht bisher, aber über die letzten Jahre wurde alles nur schlechter. Was kommt noch, was müsste ich machen, damit es nicht schlechter wird. Oder ist der Gedanke falsch.

Liebe Grüße,
Tanis

07.12.2022 18:31 • x 1 #5


Tealight
Zitat von Tanis:
Hallo zusammen und Danke für die Kommentare. @Greta , Deine Antwort ist wirklich sehr ausführlich und beinhaltet viele gute Gedanken für mich. ...


Ich habe festgestellt, das ich mir aus der Schulmedizin nichts heraus ziehen kann dh es ist unsinnig, für mich, was angeboten wird.
Medikamente: ist auf Chemie aufgebaut. Meiner Meinung nach, Chemie kann nicht gesund sein, für den Körper. Siehe Nebenwirkungen .... Oder zb manche / viele nehmen Medikamente, jahrelang, ohne Erfolg....
Gesprächstherapie : nur für die interessant, die ein zwischenmenschliches Handycap haben
Ich persönlich habe mich auf die Suche gemacht,und mich nicht auf die Schulmedizin verlassen....
Ich gehe meinen Weg der Heilung...

Es gibt ein Sprichwort : wenn du dich auf andere verlässt, bist du verlassen . Dh ich verlasse mich auf mich selbst . Nicht auf irgendwas anderes....

07.12.2022 19:57 • #6


Jedi
Zitat von Tanis:
Eine erkannte Depression ist gut behandelbar.

--------------------------------------------------------
Ich glaube sagen zu können, Ja, eine Depression ist gut behandebar - gar auch Heilbar !

Zumindestens kann man lernen, mit einer Depression gut leben zu können !

Ich würde villt. das Wort, erkannte tauschen, gegen diagnostizierte Depression !
----
Zum Punkt Medikamente möchte ich sagen, bei einer schweren Depression, sind Medis durchaus angezeigt.
Sie können dabei helfen bei einer Tagesstruktur - überhaupt Therapiefähig zu werden u. kann auch vor Suizid
zu schützen. So war es auch bei mir, da die Suizidgedanken sehr stark waren, aber durch die Medis waren
diese Gedanken beherrschbar für mich - möglich, dass ich sonst hier nicht schreiben würde.
Sicher sind Medis kein Allheilmittel u. es sollte im günstigsten Fall dazu eine Therapie angefangen sein.

Therapie: Therapie bedeutet Selbsterkenntnis u. dazu braucht es erfahrene Psychologen u. Psychotherapeuten.
Diese Profis stellen fest, um welchen Grad die Depression es sich handelt u. diagnostiziert, ob es weitere psychische Erkrankungen gibt, Ängste , Zwänge, Persönlichkeitsstörungen, Trauma !
Danach richtet sich dann auch die Therapieform, die Individuell auf den Betroffenen u. seine Erkrankung
dann auch abgestimmt wird.
Sicher ist, dass der TP uns die Werkzeuge an die Hand gibt, damit er mit uns die Gründe unserer Depression
bearbeiten kann u. wir bekommen den Notfallkoffer mit an die Hand, um auch nach der Therapie uns selbst
helfen zu können - was aber nicht heißt, dass sollten wir später nochmal in eine depressive Episode rutschen,
dann nicht nochmal auch therapeutische Hilfe in Anspruch zunehmen.

Sicher ist unsere eigene Mitarbeit sehr sehr wichtig, denn ohne unser eigenes Dazutun, wird es keine Heilung,
kann keine Entwicklung geben können.
Denn der TP liefert uns das Werkzeug u. begleitet professionell unsere Reise, raus aus der Depression
u. Angst.

Sich selbst zu vertrauen, auf sich selbst zu verlassen, kann sicher bei einer leichten Depression funktionieren,
doch bei einer schweren Depression, gar bei einer weiteren diagnostizierten psychischen Errkrankung,
so meine persönliche Überzeugung, braucht es professionelle Begleitung !

07.12.2022 21:30 • x 6 #7


A
@Jedi
Genau.
Eine schwere oder auch schon mittlere D. , braucht proffesionelle Begleitung.
Beistand.
Medika holen mich aus den schweren Tiefen raus.
Tavor stoppt meine Suizidgedanken, Gedankenkarusell.
Und die Zeit, ja, da braucht es unendlich viel an Geduld.
Wenn es mir dann besser geht, kann ich therapeuthisch begleitet werden, wenn es noch zu früh dafür ist, verstehe
ich rein gar nichts und sehe auch keinen Sinn daran.
Also eins nach dem anderen.

08.12.2022 07:41 • x 2 #8


Greta
Zitat von Tanis:
Magen/ Reflux Leiden.

Was haben denn die ganzen Untersuchungen ergeben?
Hat dein Magenleiden eine organische Ursache (Entzündung, Heliobacter etc.)?
Oder ist es psychosomatisch?
Welche Medikamente hast du dagegen bekommen?
In der Regel werden ja Protonenpumpenhemmer verschrieben, die man über einen längeren Zeitraum nehmen sollte.
Hattest du so etwas, und hat es dir während der Einnahme zumindest geholfen?

Zitat von Tanis:
und ich denke nach einer Stunde oft, das hättest Du mal anders sagen sollen

Ein guter Therapeut sollte eigentlich in der Lage sein, die wichtigen Punkte zu entdecken und aufzugreifen.
Ich mache das aber auch öfter mal so, dass ich mir nach einer Therapiestunde notiere, was mir noch wichtig gewesen wäre und spreche das dann beim nächsten Mal an. Oder ich mache mir bereits vor einer Sitzung Stichpunkte zu dem, was ich sagen will.

Was ich enorm wichtig finde (übrigens nicht nur für Menschen mit psychischen Erkrankungen):
Auf das eigene aktuelle Leben schauen und sich fragen, ob das gerade so stimmig ist.
Führe ich mein Leben so, wie ich es mir wünsche?
Gehe ich gerne zur Arbeit und macht mir mein Job Freude?
Fühle ich mich wohl an dem Ort, wo ich lebe?
Habe ich Freundschaften/Beziehungen, die mir wirklich guttun? Oder gibt es Menschen in meinem Umfeld, die ich als anstrengend empfinde und die mir meine Kraft rauben?
Habe ich genügend Zeit für die Dinge, die ich gerne tue?
Wofür brenne ich? Was ist meine Leidenschaft?
Was würde ich gerne ändern und was hindert mich daran, Veränderungen vorzunehmen?
Was fehlt mir bzw. was brauche ich, damit es mir gutgeht?
... ... ...

Liebe Grüße
Greta

08.12.2022 14:05 • x 3 #9


Dys
Ich denke, es ist wie bei jeder Erkrankung. Behandlung heißt nicht immer Erfolg, Heilung heißt nicht, dass diese Erkrankung nicht wieder kommen kann. Behandlung kann Genesung bedeuten, auch wenn eine absolute Heilung nicht möglich ist. Mit manchen Erkrankungen kann man Leben. Meistens ist eine frühzeitige Behandlung erfolgreicher. Manchmal gilt ein „besser Spät als garnicht“.
Ich bin schon lange in Behandlung und ich bin zumindest noch am Leben.

09.12.2022 03:18 • x 2 #10


A
@Greta
Hallo, Greta.
Danke für deine guten Denkanstöße.

09.12.2022 06:36 • x 1 #11


Tanis
Hallo zusammen,
ich bin sehr dankbar für so viele Kommentare von Euch allen hier.

Zitat von Greta:
Was haben denn die ganzen Untersuchungen ergeben?


Die Problematik beschäftigt mich seit mehr als 15 Jahren. Ich hatte diverse Spiegelungen, teils wurden Entzündungen festgestellt, mal ein zwerchfellbruch, mal dass der Magen führt nicht richtig schließt, mal Gastritis. Ich hatte verschiedene Diäten ausprobiert, alternative Behandlungen etc. Ja Säureblocker habe ich schon oft und lange genommen erst dauerhaft dann hieß es das ist nicht so gut, habe sie dann abgesetzt immer wieder kommt es zurück. Manchmal geht es durch die Blocker wirklich zurück, manchmal gefühlt irgendwie gar nicht. Die Säureblocker können auch Nebenwirkungen haben. Es bleibt für mich nicht greifbar und die Beschwerden sind halt auch immer zeitverzögert. Alleine hierrüber könnte ich viel schreiben. Ein psychosomatischer Anteil ist vermutlich auch enthalten, so genau kann man das ja nicht sagen und nicht messen.
Fakt ist dass das ganze mich fertig macht und mein Leben sehr einschränkt und beschränkt, manchmal wache ich früh auf, habe Schmerzen, kann dann nicht mehr schlafen und das Kopfkino geht los. Mir macht das auch Angst, denn dauerhafte Entündung kann zu schlimmeren Folgen führen.
Aber das ist auch nicht immer so, zum Glück, denn ich hatte bis Oktober wirklich eine sehr lange Zeit fast ohne Beschwerden und Medikamente und auch ohne den Reflux bin ich im Mai u.a. durch Überforderungen in eine Erschöpfung und Depression gerutscht. Ich denke das sind unterschiedliche Dinge, die sich aber gegenseitig befruchten und irgendwie aber auch zusammen hängen. Es fiel mir schon schwer dem Therapeuten die Magenproblematik überhaupt zu erläutern, aussenstehende können den Leidensdruck oft nicht verstehen, es ist doch nur eine Befindlichkeitsstörung heisst es, man kann doch die Ernährung umstellen. Sorry für den langen Text, das zeigt die Komplexität und meine Frustration bei diesem Thema.

Nun zum eigentlichen Thema Therapie:
Zitat von Greta:
Ein guter Therapeut sollte eigentlich in der Lage sein, die wichtigen Punkte zu entdecken und aufzugreifen.

Vielleicht stimmt das, ich fühle mich in der Verantwortung hier selbst zu steuern und denke sonst komme ich gar nicht voran Ich schreibe auch vorher nachher Dinge auf, wie Du beschrieben hast. Trotzdem fällt es mir oft schwer und dann springt man im Gespräch vom einen aufs andere und vergisst dann doch was.
Zitat von Greta:
Was ich enorm wichtig finde (übrigens nicht nur für Menschen mit psychischen Erkrankungen):

Das sind sehr gute und wichtige Gedanken, aber auch solche, die man in Ruhe und mit Zeit angehen und bedenken muss und man braucht eine gewisse Stabilität.
z.B.

Zitat von Greta:
Habe ich genügend Zeit für die Dinge, die ich gerne tue?
Wofür brenne ich? Was ist meine Leidenschaft?


ist für mich in der seit Monaten anhaltenden Phase nur schwer möglich, denn ich habe eben keine Energie, Kraft für Dinge die ich eigentlich gern tue und das macht mich natürlich fertig. Der Alltag, selbst wenn objektiv gar nicht extrem stressig, reicht mir aus und am Feierabend habe ich oft nur wenig Energie.
Und damit komme ich dann auch wieder zum ursprünglichen Thema: Behandlung, Therapie etc.
Zitat von Jedi:
Zumindestens kann man lernen, mit einer Depression gut leben zu können !

Zitat von anir:
Eine schwere oder auch schon mittlere D. , braucht proffesionelle Begleitung.


Ich würde das erhoffen, durch die Begleitung besser mit allem leben zu könenn, aber habe es bisher leider nicht geschafft und habe in verschiedenen Therpieformen und Therapeuten bisher nicht das volle Vertrauen in das Vorgehen gefunden. Ich muss jedoch auch sagen, dass meine früheren Therapien ganz andere Voraussetzungen hatten als jetzt. Trotz allem habe ich das Gefühl es wurde über die Jahre alles nur schlechter und schwieriger und das macht mir Angst. Daher die Eingangsfrage bzgl gut behandelbar, da ich die Erfahrung bisher leider nicht mache und mich da irgendwie manchmal sehr hilflos fühle. Aber ich verstehe ja schon, dass das kein Sprint sondern ein Marathon ist und es Rückschläge gibt und das wichtige nicht aufgeben ist. Da ist so ein Forum jedenfalls sher hilfreich, auch wenn die Situationen der Leute schon sehr unterschiedlich sind.

Liebe Grüße,
Tanis

09.12.2022 08:07 • x 2 #12


Greta
Guten Morgen @Tanis,

nach all den Untersuchungen, die du hinsichtlich deines Magenproblems über dich ergehen lassen musste, nehme ich an, eine Infektion mit dem Heliobacter wurde ausgeschlossen... ?

Ich selbst hatte ebenfalls über viele Jahre mit der gleichen Erkrankung zu kämpfen. Inklusive plötzlich auftretender heftiger Magenkrämpfe. Nachdem ich sowohl schulmedizinisch als auch alternativ so ziemlich alles durch hatte, bin ich schließlich bei der TCM gelandet. Das hat mir endlich geholfen. Seit mehr als zehn Jahren bin ich nun nahezu beschwerdefrei. Gelegentlich erwischt mich nachts nochmal ein Sodbrennen z.B. nach zuviel Süßkram oder billigem Rotwein Dann hilft mir Heilerde und/oder Nux vomica.
Aber ansonsten ist das Thema erledigt.
Für die Kosten der TCM-Behandlung musste ich allerdings selbst aufkommen.
Die Krankenkasse bezahlt ja nicht unbedingt das, was auch hilft sondern nur, das was in ihrem Leistungskatalog steht

Zum Thema Depression:
Zitat von Tanis:
Das sind sehr gute und wichtige Gedanken, aber auch solche, die man in Ruhe und mit Zeit angehen und bedenken muss und man braucht eine gewisse Stabilität

Das stimmt natürlich.
Allerdings hast du dir auch zielsicher die schwersten Punkte aus meiner Liste ausgesucht , nämlich
Zitat von Greta:
Habe ich genügend Zeit für die Dinge, die ich gerne tue?
Wofür brenne ich? Was ist meine Leidenschaft?

Darüber hätte ich in manchen Phasen meiner Erkrankung auch überhaupt nicht nachdenken können. Einfach deshalb, weil ich zu rein gar nichts mehr Lust hatte.
Andere Punkte dagegen waren mir eigentlich relativ schnell klar.... die Sache mit der Arbeit z.B. (egal ob stressig oder nicht) oder die Menschen, die mich einfach nur anstrengen.
Das Schwierigste dabei war wohl, ehrlich zu mir selbst zu sein und meine tiefsten Gefühle ernst zu nehmen.

Wie ist denn die Beziehung zu deinem Therapeuten?
Fühlst du dich insgesamt dort am richtigen Platz?
Zitat von Tanis:
Daher die Eingangsfrage bzgl gut behandelbar, da ich die Erfahrung bisher leider nicht mache und mich da irgendwie manchmal sehr hilflos fühle.

Hast du das Thema mal in der Therapie angesprochen?

In deinem Eingangsbeitrag ist mir noch folgendes aufgefallen
Zitat von Tanis:
Behandeln klingt für mich wie, ich habe ein Problem, jemand macht was, damit das Problem weg geht/ besser wird, hat eine Struktur, einen Plan.
So ist es leider aber nicht - so meine Wahrnehmung - oder?

Nein, so ist das leider wirklich nicht.
Was für dich der richtige Weg ist, kannst nur du allein entscheiden.
Ein Therapeut kann dich aber dabei unterstützen, deinen ganz eigenen Weg zu finden. Er kann Anregungen geben und dir helfen, manches aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Was für dich stimmig ist und was du davon dann annimmst, was du veränderst und was du beibehältst... das alles muss du ganz allein entscheiden.
Das klingt nach viel Arbeit für dich, und das ist es auch.
Es gibt keine Kopfschmerztablette gegen Depressionen

Liebe Grüße
Greta

09.12.2022 09:40 • x 2 #13


Dys
Zitat von Tanis:
Ich würde das erhoffen, durch die Begleitung besser mit allem leben zu könenn, aber habe es bisher leider nicht geschafft und habe in verschiedenen Therpieformen und Therapeuten bisher nicht das volle Vertrauen in das Vorgehen gefunden.

Ich denke Vertrauen ist das wichtigste bei einer Therapie. In dem Wort steckt aber auch „trauen“. Wenn ich mich nicht traue völlig offen und ehrlich zu sein, weil ich meiner Therapeutin oder dem Therapeuten nicht wirklich vertraue, wird sie oder er auch nicht wirklich die passenden Lösungsansätze finden können.
Meine ersten Therapien waren aufgrund meiner doch relativ verschlossenen Art, sicher auch für die Therapeutin nicht ganz einfach. Wie soll sie auch etwas behandeln, von dem sie nichts weiß. Mit jeder neuen Therapie ist mir das bewusster geworden und ich konnte mich mehr und mehr öffnen. Obwohl die Analogie mit dem Marathon schon irgendwie passt, passt sie auch irgendwie nicht. Denn beim Marathon lege ich nicht von Anfang an richtig los und spare mir Energie für den Schlussspurt. Bei einer Therapie ist das eigentlich kontraproduktiv. Also gebe ich mittlerweile am Anfang „gas“ und denke mir, um beim Marathon zu bleiben, dass ich am Ende auch ruhig und entspannt über die Ziellinie gehen kann. Lange dauert es ohnehin, nur habe ich die Zeit vielleicht insgesamt besser genutzt. Eine Therapie wird ja auch leider nicht unbegrenzt von den Krankenkassen bezahlt. Rückblickend weiß ich, dass ich nach den ersten 80 Stunden im Prinzip nicht den Kern meiner Problematik wirklich angesprochen hatte. Daher war sie auch nicht besonders erfolgreich.
Heute bin ich offener, nur habe ich das Gefühl, dass es schon fast zu spät ist. Bin halt nicht der schnellste wenn es um Erkenntnisse geht.

VG Dys

09.12.2022 16:27 • x 2 #14


Tanis
Liebe@Greta ,
Danke dass Du Dir soviel Zeit nimmst mir so ausführlich zu antworten.

Helicobacter wurde untersucht und ist leider ausgeschlossen. Leider, denn das wäre natürlich eine gut verhandelbar Erklärung. Es ist interessant, dass du die Reflux Problematik auch kennst, darf ich fragen wie genau die TCM Behandlung aussah bei Dir?

Zitat von Greta:
Wie ist denn die Beziehung zu deinem Therapeuten?
Fühlst du dich insgesamt dort am richtigen Platz?


Tja so super lange bin ich bei diesem Therapeuten noch gar nicht, ich denke jedoch dass ich mich bisher ganz gut aufgehoben fühle, besonders wenn ich die Erfahrung mit anderen Therapeuten vorher vergleiche.
Er hat zumindestens eine gewisse Strukturiertheit, eine Sache die ich irgendwie brauche und vorher war die nicht da. Weiterhin sind die Gespräche bisher auch gut, mit Redeanteilen auf beiden Seiten und auch interessanten Gedanken aber vom Gefühl sind wir immer noch in der Phase, in der er mich und meine Situation ersteinmal möglichst gut verstehen muss, denke ich. Wahrscheinlich fehlt mir gerade die Geduld.

Aber du hast Recht die Frage bzgl gut behandelbar werde ich auf jeden Fall mal offen ansprechen.

Zitat von Greta:
Es gibt keine Kopfschmerztablette gegen Depressionen


Das ist mir schon klar , schön wäre es aber. Und natürlich muss man mitarbeiten, aber bei vielem was ich lese, höre etc bleibt oft tatsächlich nur hängen: es liegt an dir selbst, Du musst etwas machen und das hört sich aktuell, so an wie wenn ich jemanden mit gebrochenen Bein auf eine Bergwanderung schicke.

Für mich ist leider bisher nicht klar was meine Punkte sind. Die Arbeit nervt manchmal ist manchmal aber gut und ich hatte hier in den letzten Jahren durchaus viel überlegt und auch den Job gewechselt. Das ist ja auch nicht so einfach, unterm Strich glaube ich auch dass ich es viel schlechter treffen könnte.
Irgendwie ist der Akku aktuell sehr leer, das heißt ich schaffe irgendwie schon noch zu arbeiten, aber alles andere ist extrem runtergefahren, dh aber auch dass der nötige Ausgleich für mich irgendwie nicht ausreichend da ist. Auch bin ich überhaupt nicht belastbar, insbesondere wenn der Magen dann wieder querschiesst. Und normale Dinge wie eben die Ernährung bereiten mir dann auch Probleme und Sorgen und machen mir sogar Stress, wie beschrieben.
Essen und Trinken ist notwendig aber schafft auch Freude etwas leckeres zu Essen essen oder zu trinken, aber wenn das auf Dauer schwer fällt oder man sich ständig Gedanken macht was gut ist und was nicht. Ach das ist irgendwie schwierig zu beschreiben.
Irgendwie ein Teufelskreis, den ich unterbrechen müsste.

Liebe Grüße
Tanis

09.12.2022 16:40 • x 1 #15


Tanis
Hallo @Dys
Gas geben und alles ansprechen ist gut. Wobei mich mein Therapeut schon gebremst hat, ich würde zu schnell reden, zuviel Gas. Hintergrund ist aber, dass ich möglichst viel rüberbringen will. Bin dann dazu übergegangen mich besser vorzubereiten, wie auch von Greta vorgeschlagen. Buch dabei, Liste durchgehen, klappt nicht immer und gefühlt fehlt noch so viel.
Die Schwierigkeit ist halt, dass soviel im Kopf ist und nicht immer so geordnet, dass ist ja sehr oft/ immer auch unser Problem, denke ich. Das wichtige rauszukitzeln, das Gespräch dahingehend zu lenken, dass würde ich bin in der Therapie oft mehr erhoffen, wobei ich bei meinem derzeitigen Therapeut noch optimistisch bin, aber ich hatte vor einigen Jahren dahingehend keine so guten Erfahrungen gemacht. Es muss halt passen sagt man ja immer leider merkt man so etwas nicht schon nach wenigen Gesprächen finde ich.
LG
Tanis

09.12.2022 16:49 • x 2 #16


Dys
Hallo @Tanis ,
gas geben war vielleicht auch nicht die richtige Bezeichnung, denn das sollte nicht bedeuten den Therapeuten mit Eindrücken zu überfluten. Ich meinte eher, tief sitzendes einer tagesaktuellen Problematik voranzustellen. Ich hatte in den ersten Therapien meistens auf akuten Triggern herumgeritten, statt zusammen mit der Therapeutin zu ergründen, weshalb mich dies oder jenes Triggert. Ich hatte meine Biografie eher zögerlich offengelegt aus Scham oder weil ich nicht erkennen konnte oder wollte, das es da wichtige Ansatzpunkte gibt.
Dazu brauchte ich erst ein gewisses Vertrauen, dass ich meinen Therapeuten und Therapeutinnen vertrauen kann, das diese mit dem was ich sage, umgehen können. Irgendwann machte es dann klick und ich begriff, wenn ich hier nicht offen sein kann, kann ich mir das auch alles sparen. Ich muss den Therapeuten nicht schonen oder etwas verheimlichen. Ab da liefen meine Therapien hilfreicher ab. Nur leider hab ich das viel zu spät erkannt, sonst wäre ich wohl weiter. Am Ende bin ich aber ohnehin noch nicht. Dazu bin ich viel zu kaputt.

10.12.2022 02:55 • x 2 #17


Greta
Zitat von Tanis:
wie genau die TCM Behandlung

Die Behandlung erfolgte in einem Zentrum für chinesische Medizin bei einem chinesischen Arzt, der gleichzeitig auch Mediziner in TCM ausbildet.
Es gab ein ausführliches Vorgespräch und ich musste einen umfassenden Fragebogen ausfüllen.
Es folgte Puls- und Zungendiagnostik.
Anschließend bekam ich Akupunktur, teilweise mit Moxibustion.
Interessant war, dass ich mich direkt nach der ersten Behandlung ungewöhnlich energiegeladen fühlte.
Nach nicht einmal zehn Anwendungen waren meine langjährigen Magenprobleme verschwunden.

Später habe ich nochmal gute Erfahrungen in Sachen TCM mit einer Heilpraktikerin gemacht, die ihre Ausbildung u.a. an einer Klinik in China absolviert hatte. Diese Heilpraktikerin arbeitete neben Akupunktur, Moxa etc. auch mit chinesischen Heilkräutern, die ganz speziell für mich in einer Apotheke zusammengestellt wurden.

Wichtig ist natürlich immer, dass man die Beschwerden auch schulmedizinisch abklären lässt.
Ich verstehe die Alternativmedizin immer nur als Ergänzung/Unterstützung oder eben als Hilfe bei Beschwerden, für die es keine organische Ursache gibt.

Liebe Grüße
Greta

13.12.2022 12:58 • x 4 #18


A


Hallo Tanis,

x 4#19


Jedi
Zitat von Greta:
Ich verstehe die Alternativmedizin immer nur als Ergänzung/Unterstützung

So betrachte ich es auch , wobei TCM einen echten Wirkungsgrad erzielen kann,
somit nicht nur lindert, sondern gar auch heilen kann !

13.12.2022 16:29 • x 3 #19

Pfeil rechts




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