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Warum muss das Leben so verdammt schwer sein

L
Zunächst einmal, ich bin bereits in Therapie wegen meiner schweren Depressionen. Mittlerweile kann ich eigentlich wieder ganz am Leben teilnehmen, habe kaum noch S. Gedanken und bin relativ aktiv.

Allerdings wird das Leben selbst, auch wenn ich jetzt so viel gelernt habe, einfach immer schwieriger. Ich schätze ich hab gedacht, die Therapie würde dafür sorgen, dass mein Leben wieder schön sein kann. Aber es hat mir nur geholfen die Tage überhaupt auszuhalten und mich nicht mehr in mein Zimmer zu verkriechen.

Es ist für mich auf jeden Fall eine große Leistung, jetzt eher auf Probleme zuzugehen, statt mich vor Ihnen zu verstecken. Aber diese Einstellung scheint zur Folge zu haben, dass mir immer mehr Probleme begegnen.
Mir scheint, als hätte ich keine ruhige Minute mehr. Immer wenn ich ein Hindernis überwunden habe, kommt das nächste. Vieles lässt sich auch gar nicht lösen und muss einfach angenommen werden.

Ich kriege Panik, wenn ich daran denke, dass es mein ganzes Leben so weiter geht. Ja, ich habe für vieles die Werkzeuge gelernt und ich weiß dass ich oft Dinge selbst nicht ändern kann, sondern nur meine Reaktion darauf aber ich weiß nicht wie ich gelassen darauf reagieren soll wenn ich gefühlt nur noch am Kämpfen bin.
Ich bin auf jeden Fall stolz, dass ich wie gesagt überhaupt noch hier bin und dass ich weiterhin versuche die Probleme anzugehen. Aber es sind einfach zu viele. Mir kommt wiedermal ständig die Frage in den Kopf wofür es sich einfach lohnt zu kämpfen und langsam habe ich keine Antwort mehr darauf

31.08.2022 07:47 • x 7 #1


Stromboli
Liebe @LostMe , erstmal herzlich willkommen und schön, dass du hier bist!
Ich verspüre ein Mitgefühl beim Lesen deiner Zeilen und bin damit sicher nicht der Einzige hier. Was du beschreibst, hätte an manchen Stellen meines Lebens auch von mir sein können - gerade in deinem Alter war es bei mir sehr ähnlich. Ich kenne deinen verzweifelten Kampf, das Gefühl, es sei alles umsonst, weil auf jeden kleinen Erfolg unbarmherzig ein Rückschlag folgt. Und dass du es müde bist, ist mehr als verständlich.
Eine schnelle Lösung dafür gibt es leider nicht. Ob es dir im Moment hilft zu hören, dass langfristig absolut Aussicht besteht auf Linderung des depressiven Drucks, weiss ich nicht. Meine Erfahrung ist, dass es so ist. Bis dahin ist viel Geduld - besonders mit dir selbst -, Durchstehvermögen und die kontinuierliche therapeutische Arbeit angesagt. Mir persönlich hat es sehr geholfen, mit der Zeit ein Mitgefühl für mich selbst zu entwickeln.
Vielleicht magst du auch hier im Forum ein wenig Fuss fassen. Sich unter Mitbetroffenen zu fühlen, kann auch sehr hilfreich sein.
Herzlich, Stromboli

31.08.2022 08:01 • x 5 #2


A


Hallo LostMe,

Warum muss das Leben so verdammt schwer sein

x 3#3


Pilsum
Hallo Lost Me.
Schön, dass Du hier im Forum bist.
Leicht ist es im Leben oft nicht. Wie kommt es, dass Du der Meinung bist, es wird immer schwieriger
für Dich? Versuchst Du immer mehr die Verantwortung für Dein Leben zu übernehmen?
Wie Du sehe ich es ebenfalls. Es ist eine große Leistung, wenn Du jetzt mehr auf Probleme zugehst.
Nicht für alles kann man eine Lösung finden. Deswegen wünsche ich Dir, zu versuchen,das eine oder
andere einfach mal so anzunehmen, wie es im Moment ist.
Habe keine Angst davor, dass es ein Leben lang so anhält, wie es jetzt ist. Viel Schönes wirst Du für Dich
noch erreichen können und erleben können.
Das wünsche ich Dir.

01.09.2022 10:28 • x 4 #3


Jedi
Zitat von Stromboli:
Vielleicht magst du auch hier im Forum ein wenig Fuss fassen. Sich unter Mitbetroffenen zu fühlen, kann auch sehr hilfreich sein.

Ja, da stimme ich @Stromboli absolut zu ! - Fühle Dich dadurch jetzt ermutigt, hier in den Austausch zukommen.
---
Zitat von LostMe:
ich bin bereits in Therapie wegen meiner schweren Depressionen

Eine Depressionserkrankung ist eben kein Schnupfen, der auch schnell behandelbar ist u.
den man doch recht schnell lindern kann.
Eine Depression ist eine schwere Erkrankung, die sehr viel Zeit benötigt, bis man damit einen hilfreichen
Umgang damit gefunden hat.
----
Zitat von LostMe:
Es ist für mich auf jeden Fall eine große Leistung, jetzt eher auf Probleme zuzugehen, statt mich vor Ihnen zu verstecken.

Das finde ich auch u. mein Respekt, dass Du es offensichtlich auch gut zu schaffen scheinst
-----------
Zitat von LostMe:
Aber diese Einstellung scheint zur Folge zu haben, dass mir immer mehr Probleme begegnen.

Magst Du das hier einmal näher erläutern - wenn Du magst !
Habe gerade keine Vorstellung davon, wie sich hinter einem Problem, auf das Du zugegangen bist,
sich danach weitere Probleme Dir zeigen ?
--------------------------------------------------------
Zitat von LostMe:
ich weiß dass ich oft Dinge selbst nicht ändern kann, sondern nur meine Reaktion darauf

Ja, das gibt es u. dann braucht man auch nicht versuchen zu kämpfen, sondern für sich gut zu sorgen u.
versuchen es einfach so dabei zubelassen.
So gibt es Dinge, denen wir keine weitere Aufmerksamkeit geben sollten, weil sie nur unser Gedankenkarussell
anwirft.
Ist nicht immer einfach - doch die Alternative den Kampf zu beginnen, wird man schnell feststellen können,
dass es einem nur selbst schadet u. das sollte man vermeiden.
--------------------------------------------------------------------------------
Zitat von LostMe:
Vieles lässt sich auch gar nicht lösen und muss einfach angenommen werden.

Das ist eine wichtige Erkenntnis !
Wenn Dir das bewusst ist, dann suche auch nicht weiter nach einer Lösung, dann das würde von Dir beschriebene
kämpfen bedeuten.
Da ist das Annehmen, weniger mit Stress verbunden, was auch nicht gesund für uns Betroffene ist.
--------
Zitat von LostMe:
Mir kommt wiedermal ständig die Frage in den Kopf wofür es sich einfach lohnt zu kämpfen und langsam habe ich keine Antwort mehr darauf

Offensichtlich kämpfst Du ja u. dann muss es einen Grund dafür geben - gar einen Grund, wofür es sich offensichtlich
für Dich Sinn macht zu kämpfen.
Die Frage könnte auch lauten, muss es sich immer lohnen, wenn ich kämpfe, sondern geht es da villt. um etwas anderes ?
- Kam mir so in den Sinn ! -

Wie sieht Dein kämpfen aus ? - Magst Du hier einmal davon berichten ?

01.09.2022 12:49 • x 3 #4


Pilsum
Zitat von GefangenimLimbo:
Bald ist es vorbei, gib einfach auf.


Was soll Deine Antwort bedeuten? Geht es LostMe nicht schon schlecht genug?

01.09.2022 13:03 • x 1 #5


Kitten
Zitat von Pilsum:
Was soll Deine Antwort bedeuten? Geht es LostMe nicht schon schlecht genug?

Tipp: Einfach ignorieren diesen Post von diesem Schreiber, der bereits oft schon auf zweifelhafte Weise aufgefallen ist,
melden (wurde bereits erledigt)

02.09.2022 10:00 • x 5 #6


L
Ach, also die größte Sache jetzt war, dass ich mich nach 5 Jahren von meinem ersten Freund, der eigentlich meine große Liebe hätte sein sollen, getrennt habe.
Als Hintergrund, er hat sich während meiner depressiven Episoden extrem gut um mich gesorgt und praktisch um absolut alles gekümmert, da wir auch zusammen gelebt haben. Aber sobald ich mich besser gefühlt habe, war er plötzlich ganz anders drauf, hat mich irgendwie wieder runter gemacht und sogar Witze über meine Erkrankung gerissen. Er war irgendwie in ganz anderer Mensch. Nachdem das ein paar passiert ist, hatte ich es in der Therapie angesprochen und wir kamen darauf, dass er selbst wohl ein paar Problemchen hat und nur etwas mit mir anfangen kann, wenn ich am Boden bin und er als Held dasteht.
Lange Rede kurzer Sinn, habe nach einem langen Konflikt Schluss gemacht und bin ausgezogen. War absolut nicht schön.
Aber das schlimmste ist, dass ich ohne ihn tatsächlich ziemlich aufgeschmissen bin. Er hat mehr verdient als ich und mir fehlt es ständig an Geld. Mein Job gibt in der Hinsicht auch nicht viel her, aber mir fällt sonst nichts ein was ich gern machen würde und wo ich genug verdiene für eine eigene Wohnung. Auch dass ich den Haushalt jetzt selbst schmeißen muss ist eine große Umstellung für mich. Außerdem habe ich mit der Trennung unseren gemeinsamen Freundeskreis verloren, weil er es geschafft hat mich als die Böse da zu stellen (ich hab ja auch Schluss gemacht). Und damit hab ich viel mehr verloren als gewonnen scheint mir und wenn ich ihn nicht so hassen würde, würde ich die Trennung echt bereuen.

Dann war ich mit meinem Arbeitgeber unzufrieden und hab mich dann endlich getraut, meine Probleme anzusprechen. Auch das ging total nach hinten los. Erst wurde ich von meinem Vorgesetzten dumm angemacht, dass das ja kein Wunschkonzert wäre (hatte nach abwechslungsreicheren Aufgaben und mehr Verantwortung gefragt) und jetzt gibt er mir ständig irgendwelche eintönigen Kleinigkeiten, die er selbst nicht machen will, auf, was vom Anspruch her auch nicht das ist, was ich gemeint habe. Habe ich auch so kommuniziert, aber irgendwie denkt er wohl, ich gebe jetzt Ruhe. Und es ist echt schwer, was in meiner Branche zu finden.

Und das sind nur zwei Dinge. Irgendwie ist es mit allem so. Wenn man einfach ruhig ist und den Müll aushält, steht man irgendwie am Ende besser da, als wenn man versucht was zu verändern. Vor allem weil man erst dann merkt, was für Lügen man sich selbst erzählt hat.

Das traurige ist, dass ich darauf immer noch reinfalle. Ich erlebe eine Enttäuschung nach der anderen (habe jetzt die kleineren Dinge hier nicht aufgezählt) und denke trotzdem, aber wenn ich vielleicht noch ein bisschen mehr Kämpfe, klappt dieses und jenes ja nächstes Jahr.

Und es ist einfach alles so viel, so viel und so schwer, dass mir das Leben immer weniger Spaß macht. Ich hatte vor einiger Zeit einen großen Durchbruch in der Therapie und hab echt gedacht, der ganze Ärger lohnt sich, weil irgendwas gutes muss ja dabei rauskommen wenn ich es nur stark genug versuche. Aber das passiert nicht.

Und ich hab es so satt, dass ich monatelang weinend versuche, mich nicht um********* nur weil ich dann ein halbes Jahr später wieder einen guten Tag hab. Und ich fühle mich so schwach und armselig dass ich noch weiter Kämpfe obwohl es niemals Besserung geben wird.

04.09.2022 22:10 • x 1 #7


B
Hallo @LostMe, gerade dass du weiter kämpfst, zeigt, dass du gar nicht schwach und armselig bist!

Es wäre leichter, nicht so rigoros zu denken: Es gibt nicht nur schwarz (alles schlecht und aussichtslos) und weiß (alles schön) - die Realität ist wohl meist ein Grauton, mal heller, mal dunkler.
Alles Gute

04.09.2022 23:37 • x 3 #8


A


Hallo LostMe,

x 4#9


Pilsum
Liebe LostMe,

das ist ja sehr, sehr viel, was Du für Dich verändert hast. Dazu beglückwünsche ich Dich.
Auch wenn es sich noch gar nicht ganz richtig und gut anfühlt, so wirst Du das bestimmt richtig
gemacht haben. Jetzt wird es sich für einige Zeit sicher schwierig anfühlen. Nicht alles wird gleich
so funktionieren, wie Du es Dir wünschst.
Auch die Situation an der Arbeitsstelle. Wichtig ist, dass Du Augen und Ohren offen hältst. Falls sich mal
eine Möglichkeit zur Verbesserung eröffnet, kannst Du sie ergreifen, wenn Du es wünschst.

Zitat von LostMe:
Ich erlebe eine Enttäuschung nach der anderen (habe jetzt die kleineren Dinge hier nicht aufgezählt) und denke trotzdem, aber wenn ich vielleicht noch ein bisschen mehr Kämpfe, klappt dieses und jenes ja nächstes Jahr.

Das mag sich so anfühlen. Allerdings ist es nicht normal, dass das Meiste nicht gleich funktioniert?
Nur die Dinge, um die man kämpfen muss, machen uns wirklich zufrieden. Bei den vielen Dingen die
sehr leicht funktionieren, kann man oft den Wert nicht so gut einschätzen.

Zitat von LostMe:
Und damit hab ich viel mehr verloren als gewonnen scheint mir

Das kann sich so anfühlen. Etwas besonders Wichtiges solltest Du dabei allerdings unbedingt noch
berücksichtigen. Durch die Trennung von Deinem Partner, der Dich in vielem beschränkt hat, hast Du ein
großes Stück Freiheit und Unabhängigkeit gewonnen.

Zitat von LostMe:
Und ich hab es so satt, dass ich monatelang weinend versuche, mich nicht um********* nur weil ich dann ein halbes Jahr später wieder einen guten Tag hab. Und ich fühle mich so schwach und armselig dass ich noch weiter Kämpfe obwohl es niemals Besserung geben wird.

Verbesserungen brauchen oft sehr viel Zeit. Deshalb verzweifele nicht. Versuche geduldig und besonnen
Deinen Weg weiterzugehen.
Bestimmt hilft es Dir, wenn Du mal wieder eine Freundin oder einen Freund kennenlernst, mit der/dem
Du Dich verständnisvoll austauschen kannst.

05.09.2022 10:31 • x 1 #9

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