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Social Prescribing

Sifu

18.01.2024 18:39 • #1


HDD
So was hinterlässt gemischte Gefühle bei mir:
Einerseits finde ich es gut, dass darüber zumindest diskutiert wird (wenn auch großenteils aus finanziellen Erwägungen heraus, was man dann andererseits den Ärzten auch nicht wirklich übelnehmen kann, schließlich muss ja auch bei ihnen die Kasse stimmen).
Andererseits: So weit ist es also schon gekommen. Früher hieß es: Feiern, bis der Arzt kommt. Und heute geht man zum Arzt, damit der einem eine Feier (oder generell einen sozialen Kontakt) verschreibt.

Ich habe übrigens noch keinen Arzt auf die Uhr schielen sehen. Das brauchen sie wohl nur in krasseren Fällen. Normalerweise (z.B. bei mir) reichen ihre hervorragend geübten Fähigkeiten, dem Kunden auch so nichtverbal zu verstehen zu geben, dass seine Zeit nun (nach 3 Minuten) um ist...

18.01.2024 18:53 • x 2 #2


A


Hallo Sifu,

Social Prescribing

x 3#3


Sifu
Ich merke schon einen großen Unterschied zwischen heute und den 80/90ern, denn da war ich privat versichert.

18.01.2024 19:22 • x 1 #3


HDD
Zitat von Sifu:
privat versichert.

Klar. Der Unterschied zwischen erster und Holzklasse.

20.01.2024 01:07 • x 1 #4


Oli
Jain.

In den 80ern ließen die KVs insgesamt noch mehr springen: Keine Zuzahlungen zu Medis und sogenannte Bagatellmedikamente wurden noch bezahlt.

Ich bin beihilfeberechtigt (ca 50% der entstehenden Kosten) und ich habe den Rest privat versichert. Ich zahle ab der 26. Therapiestunde 25% der Kosten selbst, also 25-35 Euro.

In anderen Bereichen sieht es in der Tat anders aus.

20.01.2024 01:33 • x 1 #5


HDD
@Oli Ich meinte eher die Behandlung durch Ärzte, z.B. wie lange es dauert, bis man einen Termin bekommt und wie viel Zeit sich der Arzt für einen nimmt.

Aber ja, auch die finanziellen Gesichtspunkte sind zwischen gesetzlich und privat Versicherten unterschiedlich, und das ist durchaus nicht unwichtig.

20.01.2024 01:41 • x 1 #6


Oli
Insgesamt gebe ich Dir Recht. Ich war aber auch schon bei einer Therapeutin, die mir sehr deutlich zu verstehen gegeben hat, dass sie mich auf Grund meiner Versicherung nicht gerne nehmen würde, weil ihr das mehr Arbeit bereiten würde als bei Kassenpatienten.

20.01.2024 01:46 • x 1 #7


ZeroOne
Ich finde den Ansatz des Social Prescribing gar nicht so schlecht.
Wie auch im von @Sifu verlinkten Artikel beschrieben wird, ist schon lange bekannt, dass soziale Isolation nicht nur das Risiko von kardiovaskulären Erkrankungen erhöht, sondern auch signifikant die Gesamtmortalität.

Die Idee eines Link-Workers auf Rezept, der die psychosozialen Bedürfnisse der Person mit den vorhandenen regionalen Angeboten abgleicht und entsprechend vermittelt, klingt in der Theorie auch nicht schlecht.

Allerdings leben nicht alle Menschen in Ballungsräumen, wo ein entsprechendes Angebot zur Verfügung gestellt wird, egal ob über Kommunen, Vereine, etc.
Und wenn passende Interaktion angeboten wird, heißt das noch lange nicht, dass die Betroffenen diese auch wahrnehmen können. Viele sind aufgrund psychischer Schwierigkeiten isoliert. Da wird der Link-Worker auch schnell an seine Grenzen kommen und ein Therapeut wäre wohl eher gefragt. Letztere agieren wiederum nicht in diesem Umfeld - von den Wartezeiten ganz abgesehen.

In einem anderen Zusammenhang hatte ich neulich gelesen, dass soziale Interaktionsmöglichkeiten (Vereine, etc.) im realen Leben auch nach Corona immer weniger gefragt sind, weil sich die Menschen nach vor lieber in Online-Communities bewegen, anstatt den Kontakt vor der Haustüre zu suchen.

21.01.2024 12:11 • x 1 #8


HDD
Das Thema Dorf / Stadt, Online / Offline und was das mit der psychischen Verfassung der Menschen macht ist - wie der Zufall es will - auch das große Thema des Buches, das ich soeben zu Ende gelesen habe (Bas Kas: Ich weiß nicht, was ich wollen soll). Wenn man dem Autor folgt - und er belegt das recht eindrucksvoll mit einer Menge Statistiken und wissenschaftlichen Artikeln - dann wurde die Vereinsamung durch die Verstädterung und besonders durch das Internet (Facebook und auch so Internetforen wie dieses hier) deutlich verschärft, mit allen psychischen und körperlichen Folgen, die das hat. Für viele Leute ist das gut, für manche andere weniger...

Es wäre spannend, hier einen Ausgleich zu schaffen. Das könnten z.B. dorfähnliche Strukturen in der Stadt sein, ich denke da an so was wie größere Wohngemeinschaften, betreutes Wohnen etc., am Besten über mehrere Generationen, mit integrierten Arbeits- und Kinderbetreuungsmöglichkeiten. So was gibt es zwar schon, aber anscheinend nicht genug, nicht sichtbar genug, und vielleicht auch noch nicht durchdacht genug.

21.01.2024 15:53 • x 2 #9


A


Hallo Sifu,

x 4#10


Sifu
Zitat von HDD:
Das Thema Dorf / Stadt, Online / Offline und was das mit der psychischen Verfassung der Menschen macht ist - wie der Zufall es will - auch das große Thema des Buches, das ich soeben zu Ende gelesen habe (Bas Kas: Ich weiß nicht, was ich wollen soll). Wenn man dem Autor folgt - und er belegt das recht eindrucksvoll ...

Kann ich voll bestätigen. Ich komme aus einem Bauerndorf und lebe jetzt einsam in der Stadt. Ich haßte das Leben im Dorf, aber heute erscheint der Nachteil der Einsamkeit in der Stadt viel schlimmer !

Aber soll ich jetzt zurück auf das Dorf und jeden Sonntag in die Kirche, Schützenverein, Freiwillige Feuerwehr, Turnvater Jahn Sport im Verein usw., usw. ? Da finde ich Deine Vorschläge schon besser.

21.01.2024 16:14 • #10

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