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Gefühle wollen angenommen u gefühlt werden

Pilsum
Zitat von HolgerK:
denke, das sowohl Wut als auch Angst eher zu den negativen Gefühlen zählen. Angst blockiert, wie du schon schreibst, und Wut kann Energie freisetzen, aber auch, wie ich aus eigener Erfahrung weiß, eine Energie erzeugen, die zerstörerisch wirkt und so das eigentliche Gegenteil dessen erzeugt, was man eigentlich erreichen wollte.


Hallo Holger.
Macht es Sinn, Gefühle in negativ oder positiv einzuteilen? Ich befürchte eher nein.

Wut setzt oft viel Energie frei. Diese Energie kann zerstörerisch wirken. Du kannst Wut aber auch
gut zu Deinem Vorteil nutzen. Wut hilft uns oft, dass wir uns von bestimmten Gedanken lösen können.
Und auch, dass wir uns aus gedanklichen Abhängigkeiten lösen können. Das ist dann für mich auch gleichzeitig
die Erklärung, wann Wut hilfreich und positiv ist.

Zitat von HolgerK:
Mir persönlich fällt es schwer, aus der Wut wieder herauszukommen und eine positive Energie zu finden, meist nur, wenn von außen ein Hinweis kommt. Doch dann ist es zu spät und ich schieße über mein eigentliches Ziel hinaus.


Aus der Wut kannst Du schneller wieder herauskommen, wenn Du anderen Menschen etwas mehr
freien Handlungsspielraum erlaubst.

Zitat von HolgerK:
Und ich finde leider noch keinen Weg, gerade die Wut oder den Ärger in positive Bahnen zu lenken, positive Energien daraus zu ziehen.


Grob gesagt, finde ich. Mit einer anderen Lebenseinstellung kann es Dir leichter fallen, mit
Deinen Gefühlen anders umzugehen. Unser Leben spielt fast nie so, wie wir es gern hätten.
Das gilt es als erstes zu akzeptieren. Fast immer kommt es anders, als man es sich vorstellt und wünscht.

03.06.2021 13:13 • x 3 #16


Jedi
Hi @HolgerK

Zitat von HolgerK:
Es ist eben schwer, etwas loszulassen, was 10 Jahre meines Lebens bedeuten, in schweren wie in meist guten Zeiten.

Ich weiß es selbst - Loslassen ist schwer !
Aber da kommen wir zu einem wichtigen Punkt, der uns meist beim loslassen blockiert -
wenn unsere Gedanken uns erzählen, dass es schwer sei !
Denke ich, dass es schwer ist - dann ist es auch schwer u. bleibt schwer !

Loslassen ist eine Entscheidung, die Du bewusst treffen musst.
Beispiel: Wenn ich morgens aufwache, dann kann ich denken, ach, heute muss ich schon wiiieder
in dieses beschi..e Büro, zu den blöden Chef u. Kollegen.
Ich kann mich aber auch auf die Bettkante setzen u. mir selbst sagen,
Ich entscheide mich aus freien Stücken heute ins Büro zu gehen u. wenn Du dann im Büro sitzt,
dann gebe Ich mein bestes - der Unterschied ist unsere Haltung dazu, die ich bewusst gewählt habe u.
damit eine Entscheidung getroffen habe, am Leben an diesen Tag teilzunehmen.

So ist es mit dem Loslassen - die Vergangenheit ist nicht mehr u. die Scheidung ist vollzogen u.
nun schau, was die Zukunft Dir bringt - was Du nun aus der kommende Zeit machen möchtest.
Loslassen ist eine bewusste Entscheidung - nichts was Zufällig passiert.
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Zitat von HolgerK:
Aber der Weg der Wut lähmt mich, und erstaunlicherweise 5 Monate nach der Scheidung mehr als zuvor.

Das ist überhaupt nicht erstaunlich, da Du Dich in einer Trauerphase befindest u. das ist völlig Ok.
dass Du diese Zeit der Ehe jetzt auch betrauerst.
Nimm Dir dafür auch Zeit u. erinnere Dich an die schönen Momente.
Nimm Dir am Tag die Zeit des trauers u. der Rückschau u. dann komm wieder ins reale Leben -
in die Gegenwart des Hier u. Jetzt ! - Denn da spielt sich Dein Leben ab !

Wut ist dabei leider ein schlechter Begleiter, da er Dir einen Filter vorhält u. meist nur für das Negative
durchlässig ist.
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Zitat von HolgerK:
Einen Weg zu finden, das Positive mitzunehmen auf meinem weiteren Weg und die Wut zurückzulassen,
ist ein schwerer, wie mir scheint.

Da haben wir wieder das Wort schwer - dann wird es schwer bleiben. - Aber ist das Nützlich, - für Was ?

Das Positive mitzunehmen ist richtig u. zeigt Dir, dass Ihr auch vieles Richtig gemacht habt, in eurer Ehe.
Die Wut will Vergeltung - will Gerechtigkeit u. das richtet nicht seltn großen Schaden an.
(so nehme ich Deine Wut hier aus Deinen Beiträgen wahr - villt. liege ich aber auch daben ? )
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Zitat von HolgerK:
Aber das sagte man auch zu Sisyphos, der immer wieder den Stein den Berg hinauftrug und er ihn jeden Tag aufs neue wieder am Fuße des Berges fand.

Es heißt aber auch bei Albert Camus - Du musst Dir Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen.

Denn so gesehen ist Sisyphos als Allegorie des Lebens zu verstehen.
Er sucht vergeblich nach einem Sinn, kann die ewige gleiche Handlungsabfolge hinnehmen u. so ein Stück weit
seine Freiheit zurückerobern.

Lasse das mal auf Dich wirken !

LG Jedi

03.06.2021 14:31 • x 3 #17


A


Hallo Jedi,

Gefühle wollen angenommen u gefühlt werden

x 3#3


Jedi
@HolgerK

Hier noch etwas für Dich:

Zitat von Jedi:
5 Dinge, mit denen Du sofort aufhören solltest:

1. Vergangenes festhalten

2. Veränderung fürchten

3. Auf den perfekten Moment warten

4. Dir zu viele Sorgen machen

5. Dir schon vorher alles kaputt denken

LG Jedi

03.06.2021 14:35 • x 3 #18


Jedi
Hi @Pilsum

Zitat von Pilsum:
Ich sehe es anders.

Da ist es wieder
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Zitat von Pilsum:
Warum soll es immer um mich und mein inneres verletztes Kind gehen?

Nein Pilsum, es soll nicht um Dein innees verletztes Kind gehen, aber in den Antworten die Du/ Wir erhalten,
da können die Gefühle des verletzten u. bedürftig gewordenen Kindes mitschwingen.
Und dies kann dann aber auch, auf unser verletztes inneres Kind stoßen u. dann unsere Gefühle zu der Antwort auslösen.
Deshalb versucht die Schematherapie auch unseren inneren Erwachsenen oder das Erwachsenen, Ich zu stärken,
um die Gefühle des verletzten Kindes in uns zu schützen, so dass sich überschießende Gefühle erst gar nicht
entwickeln.
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Zitat:
Und deshalb habe ich für mich eine Denkweise entwickelt, die es mir erlaubt, möglichst nicht zuzulassen,
dass ungerechtfertigte Angriffe mein inneres Kind verletzen oder auch überhaupt erst erreichen..

Schaffst Du das immer so ?

03.06.2021 14:53 • x 1 #19


HolgerK
Zitat von Pilsum:
Wut hilft uns oft, dass wir uns von bestimmten Gedanken lösen können.
Und auch, dass wir uns aus gedanklichen Abhängigkeiten lösen können. Das ist dann für mich auch gleichzeitig
die Erklärung, wann Wut hilfreich und positiv ist.

Hallo Pilsum,
Wut hilft uns aber nur, wenn wir sie erkennen und verarbeiten, und uns so mit den Ursachen der Wut beschäftigen können. Eines der Probleme, die ich in der Depression habe, ist es eben, mich selbst erkennen zu können und die Gedanken und Gefühle entsprechend zu verarbeiten.
Und ebenso ein Problem ist es, seine Lebenseinstellung, die sich seit Jahrzehnten geprägt hat, abzulegen. Wie sagte ein Therapeut einmal provozierend Sie wollen ihr Leben ja gar nicht in den Griff bekommen, sondern baden lieber im Selbstmitleid! womit er sicher Recht hat. Mein Leben teilt sich nun aber in zwei Phasen, eine eher unreflektierte, selbstmitleidige Depressionsphase und eine eher reflektierte, optimistische andere Hälfte.
Zitat von Jedi:
Ich weiß es selbst - Loslassen ist schwer !

Und auch das Loslassen gehört in diese unterschiedlichen Phasen, denn in den optimistischen Tagen habe ich zum Beispiel die Trennung als Erlösung empfunden, jetzt, in einem depressiven Schub, ist die Trennung wieder belastend. In den optimistischen Tagen sehe ich alles leicht und in den depressiven Tagen alles als schwer an.

Zitat von Jedi:
Es heißt aber auch bei Albert Camus - Du musst Dir Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen.

Da musste ich, Verzeihung, etwas lächeln, da ich erst vor kurzem Schöne neue Welt von Aldous Huxley wieder einmal gelesen habe, wo die Epsilon- Menschen mittelt frühkindlicher Prägung ihr Leben als Hilfskraft und Sklaven als Glück empfinden. Und das Hinnehmen immer gleicher Handlungsabläufe kann ich für mich nicht akzeptieren, auch, wenn es mich vielleicht glücklich macht. Aber kann ich nicht glücklicher werden, wenn ich die Zeit anders nutze, als jeden Tag den Stein den Berg hinauf zu rollen? geht mir dann immer durch den Kopf. Ich habe jahrelang in den Semesterferien jeweils 6 Wochen am Fließband gearbeitet. Die erste Woche war ich fast froh, eine solch stupide Arbeit erledigen zu dürfen, denn ich musste einfach nur funktionieren. Doch nach 5 Wochen war klar, dass ich so etwas nicht mein ganzen Leben machen könnte und beflügelte meinen Ehrgeiz im Studium.
Zitat von Jedi:
5 Dinge, mit denen Du sofort aufhören solltest:

zu allen 5 Punkten kann ich, im optimistischen Zustand sofort nur nicken, doch in meinen depressiven Tagen empfinde ich bei diesen Punkten völliges Unverständnis. Vielleicht trägt das schizophrene Züge in sich, aber ich hoffe, hier auch durch solche Darstellungen einen Einblick in die Seele eines Depressiven, nämlich mich, zu geben.

03.06.2021 15:15 • x 1 #20


Jedi
Hi @HolgerK

Zitat von HolgerK:
ich hoffe, hier auch durch solche Darstellungen einen Einblick in die Seele eines Depressiven, nämlich mich, zu geben.

Ich kenne auch die Dunkelheit die sich durch meine Depression u. Angsterkrankung auf meine Seele
gelegt hat.
Habe sehr lange Therapie gemacht, um mit diesen Erkrankungen umgehen zu können.
Und ich finde es toll u. mein , dass Du uns hier so offen, uns mit in Deine Seele blicken lässt.
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Zitat von HolgerK:
Da musste ich, Verzeihung, etwas lächeln,

Das habe ich mir schon gedacht , denn Du bist auch nicht von den Göttern verurteilt worden,
einen Stein immer wieder den Berg hinaufrollen zu müssen.
Hatte das nur geschrieben, weil Du Sisyphos erwähnt hattest - ich dieses Buch, Der Mythos des Sisyphos
von Camus sehr gerne gelesen habe.
In dieser Geschichte kreist der Autor eine Frage ein, ob das Leben die Mühe, gelebt zu werden, lohnt oder nicht ?
Ich persönlich für mich, finde ein klare Ja - auch wenn meine Prägung mir einiges zum Auspacken mit in meinem Lebensrucksack mitgegeben hat.

Aber sicher hast Du damit recht, dass sich diese Geschichte des Sisyphos, nicht auf under heutiges Leben,
so interpretieren lässt.
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Zitat von HolgerK:
denn in den optimistischen Tagen habe ich zum Beispiel die Trennung als Erlösung empfunden,
jetzt, in einem depressiven Schub, ist die Trennung wieder belastend.

Das lässt sich nach Deiner Schilderung auch erklären u. ich kann gut verstehen,
dass es Dich gerade durch den depressiven Schub, wieder mehr,
auch ganz bestimmte Gedanken u. Fragen beschäftigen.

Wenn sich solche Gedanken u. Fragen sich wieder aufzudrängen versuchen, kann es hilfreich sein,
einmal die Sicht darauf zu wechseln, um einer neuen - aber auch realeren Perspektive zu bekommen.
Etwas was ich häufig gemacht habe u. nocht manchmal heute noch tue, wenn mich bestimmte, meist unnützige Gedanken quälen wollen, steige ich auf einen Stuhl u. nehme diese Gedanken ganz bewusst an.
Mit einiger Übung bemerke ich, dass durch diese andere Sicht, auch mein Hirn verändert u. somit auch diese unnützen u. schädlichen Gedanken.
Klingt villt. einwenig Merkwürdig, ist es aber gar nicht u, habe es so in meiner Therapie gelernt !
Mir persönlich hilft es, diesen schädlichen Gedanken ihre Macht zunehmen, weil sie auch meine Gefühlswelt
negativ beeinflussen.
Zitat:
ebenso ein Problem ist es, seine Lebenseinstellung, die sich seit Jahrzehnten geprägt hat, abzulegen

Da stimme ich Dir zu, dass es nicht einfach ist, unsere Prägungen abzulegen.
Auch hier braucht es unsere bewusste Entscheidung, von unserer Vergangenheit loszulassen,
weil wir auf die Vergangenheit keinen Einfluss mehr haben.
Worauf wir Einfluss haben, dass ist die Gegenwart im Hier u. Jetzt u. darauf, was wir uns für die Zukunft wünschen u.
uns Vorstellen können. Dabei muss es nicht immer ein genaues Ziel sein, dass wir benennen u. erreichen müssen,
sondern das wir uns trauen, die ersten Schritte zu machen.
Zitat:
Wie sagte ein Therapeut einmal provozierend Sie wollen ihr Leben ja gar nicht in den Griff bekommen, sondern baden lieber im Selbstmitleid!

womit er sicher Recht hat.

sondern baden lieber in Selbstmitleid - nun hat das auch für mich etwas mit der Trauer zu tun -
das Du noch über diese Trennung (Scheidung) trauerst.
Und wenn der TP damit recht hat, dann trauer u. nimm Dir jeden Tag, villt. eine halbe oder ganze Stunde Zeit dafür
u. bade so richtig in deinem Leid. Und nach der halben oder eine Stunde beende diese Trauerphase u.
komm zurück ins reale Leben.
Probiere es mal einige Zeit so aus u. ich bin mir fasst sicher, dass Du mehr u. mehr loslassen wirst !
Sich zu erlauben, jetzt nehme ich mir die Zeit zum Leiden u. Betrauern, gehört zu der bewussten Entscheidung
u. begünstigt dieses Annehmen u. diese Akzeptanz, um dann auch loslassen zu können.

03.06.2021 16:17 • x 1 #21


HolgerK
Zitat von Jedi:
Etwas was ich häufig gemacht habe u. noch manchmal heute noch tue, wenn mich bestimmte, meist unnütze Gedanken quälen wollen, steige ich auf einen Stuhl u. nehme diese Gedanken ganz bewusst an.

Oh, Erinnerung, da hast du mich mal wieder im Stich gelassen. Ja, diese Aktion, auf einen Stuhl zu steigen und seine Gedanken und Gefühle mitzunehmen um einen bewusst anderen Blick zu erhalten, habe ich auch mal gelernt und leider wende ich ihn zu selten an. Eine andere Empfehlung eines Therapeuten, ein Gummiarmband um das Handgelenk zu legen und jedes Mal, wenn negative Gedanken aufkommen, daran zu schnippen und sich abzulenken, fand ich dagegen sehr kontraproduktiv, da es mich zwar spüren ließ, aber gleichzeitig die negativen Gedanken mit dem Schmerz verknüpften und bald dazu führten, wenn ich aus Langeweile am Gummiband zupfte die negativen Gedanken zurück kamen. Und ich fand es als Bestrafung für meine Gefühle, kein Ansatz, mit dem ich dauerhaft leben will.
Gefühle will ich eben nicht negieren, klein reden, oder beiseite schieben. Das war ein selbst entwickeltes Konzept als Jugendlicher, mit der Depression klar zu kommen und hat mich in die Isolation getrieben.
Zitat von Jedi:
Und wenn der TP damit recht hat, dann trauer u. nimm Dir jeden Tag, villt. eine halbe oder ganze Stunde Zeit dafür
u. bade so richtig in deinem Leid. Und nach der halben oder eine Stunde beende diese Trauerphase u.
komm zurück ins reale Leben.

Auch etwas, was viele erstaunt, ist, dass ich in tiefster Depression noch Schuberts Winterreise höre, mich also bewusst noch tiefer in den Schmerz führe, aber bewusst nur diese Zeit des Liederzyklus` um dann aus dem Gefühl auch bewusst aussteigen zu können, und weil die CD zuende ist, auch herausgerissen werde. Danach ist meist der Kopf nicht mehr so blockiert und ich bin wieder in der Gegenwart, weder der Vergangenheit noch der Zukunft, eine Art kurzzeitigen Resets.

03.06.2021 16:51 • x 1 #22


Jedi
Zitat von HolgerK:
Oh, Erinnerung, da hast du mich mal wieder im Stich gelassen.

- Hier im Forum werden wir Deiner Erinnerung, wieder auf die Sprünge helfen !

Zitat von HolgerK:
Ja, diese Aktion, auf einen Stuhl zu steigen und seine Gedanken und Gefühle mitzunehmen um einen bewusst anderen Blick zu erhalten, habe ich auch mal gelernt

03.06.2021 20:46 • x 1 #23


HolgerK
Zitat von Jedi:
- Hier im Forum werden wir Deiner Erinnerung, wieder auf die Sprünge helfen !

Auch dafür will ich das Forum nutzen, stark gegen die Wand rennen, mächtig zurückprallen und mutig immer wieder dagegen laufen, bis ich es begriffen habe. und danke für die aufmerksamen anregenden Tipps. Ich hoffe (nein, ich weiß!) ich werde sie beherzigen!

03.06.2021 22:32 • x 1 #24


Pilsum
Zitat von Pilsum:
Und deshalb habe ich für mich eine Denkweise entwickelt, die es mir erlaubt, möglichst nicht zuzulassen,
dass ungerechtfertigte Angriffe mein inneres Kind verletzen oder auch überhaupt erst erreichen..

Zitat von Jedi:
Schaffst Du das immer so ?


Nein, natürlich nicht.
Jedoch immer häufiger schaffe ich es heutzutage, Verhaltensweisen, Sätze und Formulierungen
als das zu sehen, was sie sind.
Sie sind mögliche Angriffe auf meine inneren Gefühle.

Wenn mich eine Formulierung verletzt, dann kann ich verletzt darauf reagieren. Ich kann aber
auch lernen, dass etwas nur ein Wort ist, was mich immer wieder verletzt.
Wenn ich eine negative Formuliering zum fünften Mal höre, muss ich ja nicht zum fünften Mal
verletzt darauf reagieren.
Ich kenne meine Reaktion darauf dann ja schon.

04.06.2021 08:16 • x 1 #25


Pilsum
Zitat von HolgerK:
Wut hilft uns aber nur, wenn wir sie erkennen und verarbeiten, und uns so mit den Ursachen der Wut beschäftigen können. Eines der Probleme, die ich in der Depression habe, ist es eben, mich selbst erkennen zu können und die Gedanken und Gefühle entsprechend zu verarbeiten.


Da stimme ich Dir zu.
Und das gilt nicht nur für das Gefühl Wut. Gilt das nicht für alle unsere Gefühle?

Erst wenn ich mich damit beschäftige, warum ich vermutlich ein Gefühl spüre, erst dann kann ich
mich selbst erkennen. Und erst dann kann ich beginnen, meine Gedanken und Gefühle zu verstehen.

Nach meiner Überzeugung kann man Gefühle nicht verarbeiten. Etwas, was man verarbeitet verändert sich.
Aus Fleisch wird beim Verarbeiten Wurst. Aus Mehl wird beim Verarbeiten Brot.

Gefühle bleiben stets, wie sie sind. Ich kann sie aber erkennen und verstehen. Und das nimmt meinen
Gefühlen oft das, was mich belastet.

04.06.2021 08:31 • x 1 #26


A


Hallo Jedi,

x 4#12


Jedi
Hallo !

Zitat von Pilsum:
warum ich vermutlich ein Gefühl spüre,

Diese Gefühle können die Verdrängten - Weggeschobenen - Abgelehnten - für uns nicht Akzeptablen - Erlernten -
Unerwünschten Gefühle unseres verletzten u. bedürftigen Kind in uns sein.
Gefühle die in unserer Prägung nicht erwünscht waren, die wir verdrängt haben, um der Liebe unserer Eltern u.
Umfeld nicht zu verlieren, stecken tief in unserem Unbewussten - in unserem Schatten.
Aus dem Schatten heraus agieren diese Gefühle immer weiter, von uns Unbewusst nicht wahrnehmbar.
Wir wundern uns oftmals, wenn wir unsere Emotionen erkennen, warum u. woher sie plötzlich auftauchen.
Natürlich werden sie sicher öfters von Außen aktiviert, aber auch wir selbst erzeugen blitzschnell Gefühle u.
Emotionen, weil wir sie gut kennen u. nicht selten zu unseren Verhaltensmuster gehören.

Dies noch wütende u. voller Ärger innere Kind in uns, zeigt sich gerne an unseren Arbeitsplätzen,
wo verletzte u. bedürftig gewordene kleine Kinder in Erwachsenenkörpern an ihren Arbeitsplatz kommen u.
unbewältigte eigene Konflikte dann dort gerne austragen.
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Zitat:
Erst wenn ich mich damit beschäftige

Für mich würde es heißen, diese Gefühle anzunehmen, dass sie da sind u. zu Akzeptieren.
Dann könnten wir schauen, sind mir diese Gefühle bekannt - sind sie jetzt angemessen u.
woher stammen diese Gefühle wohlmöglich.
Wenn wir bemerken, dass wir immer auf bestimmte Situation, gleich, evtl. überzogen oder auch unangemessen
reagieren u. wir uns darüber villt. sogar ärgern, könnten dies diese verdrängten Gefühle aus unserem Schatten sein.

Ich hatte in meiner Psychoanalyse diese Schattenarbeit kennengelernt u. in der therapeutischen Begleitung,
nach u. nach diese verdrängten Gefühle aus dem Schatten ans Licht geholt.
Dadurch wurde mir bewusst, warum ich oft mit den selben Gefühlen immer wieder u. oft
unangemessen reagiert hatte.
Diese verdrängten u. weggeschobenen Gefühle, waren die Gefühle meines verletzten u. bedürftigen inneren Kindes
u. auch wenn sie aus meinem Bewusstsein weit weggeschoben hatte, waren sie nicht gelöscht,
sondern immer weiter noch sehr aktiv, was mir aber nie wirklich bewusst war.

04.06.2021 15:20 • x 1 #27

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