Zitat von Missi:Zitat von ava66:ich träume von einem Medikament, welches eine Depression innerhalb weniger Stunden wegblasen kann und kaum Nebenwirkungen hat.
Was für eine schöne Vorstellung ...
Aber meines Erachtens ist das eben nicht so einfach. Eine Depression ist eben weit mehr als eine chemischen Störung im Gehirnstoffwechsel. Viele psychische Faktoren spielen eine Rolle. Gerade deshalb funktioniert wohl auch eine Psychotherapie.
Es ist nicht so einfach, weil man nach wie vor nicht (annähernd) vollständig verstanden hat, was bei einer Depression chemisch alles passiert. Es gab viele Hypothesen:
1. Zu geringe Monoaminspiegel
2. Rezeptor-Modifikationen
3. Deregulation der HPA-Achse
Meiner Ansicht nach sind 1. und 2. chemische Folgeerscheinungen von 3. Weiterhin glaube ich, dass man eine Depression schon dann behandeln sollte, wenn es Anzeichen für eine Deregulation der HPA-Achse gibt (z.B. zu hohe Morgen-Cortisol-Werte). Man sollte also nicht erst warten, bis Symptome da sind. Den Cortisol-Spiegel kann man z.B. im Speichel messen. Also z.B. bei stressreichen Events morgens auf einen Teststreifen oder noch besser auf den Sensor eines kleinen Messgeräts (vielleicht wie ein Fieberthermometer, Depressionmeter) spucken und den Wert ablesen. Wenn der Cortisol-Spiegel signifikant erhöht ist, sofort ein Antidepressivum nehmen, also noch bevor Symptome, wie z.B. Schlaflosigkeit, Morgentief, Stimmungsverschlechterung da sind. Am besten gleich eins, welches direkt die CRH-Rezeptoren blockt, die wirken innerhalb von wenigen Tagen (zumindest in den ersten klinischen Versuchen, es gibt ja bisher noch keine marktreifen CRH-Rezeptor-Antagonisten).
Im Max-Planck-Institut für Psychiatrie nähert man sich dieser Methodik schon mit dem Dex/CRH-Test* an, allerdings erst, wenn das Kind schon im Brunnen ist um bei (mehr oder weniger behandlungsresistenten) Depressionen innerhalb einiger Tage zu checken, ob das Medikament wirksam ist, bevor man dies in der abklingenden Symptomatik erkennt. Man kann in dieser Weise etwa ein Medikament pro Woche auf seine Wirksamkeit testen und Versager schnell und nebenwirkungsarm wieder absetzen.
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http://www.mpipsykl.mpg.de/research/the ... index.htmlDen Begriff psychisch muss man wahrscheinlich definieren und ich glaube, dass ich darunter etwas anderes verstehe, als du, Missi. Was ist die Seele? Meiner Ansicht nach ist das, was wir als Seele bezeichnen, chemische Prozesse welche uns Wohlbefinden bzw. dessen Gegenteil und alles dazwischen zubereiten. Diese innerlichen Prozesse müssen wir von den äußeren Stress-bzw. Belastungs-Prozessen trennen. Letztere wirken individuell verschieden auf die inneren psychischen Prozesse ein.
Eine Depression ist nichts anderes als deregulierte chemische Prozesse im Gehirn (bzw. im ganzen Körper, es gibt ja jede Menge depressive Aktivität außerhalb des Gehirns, wo ich meine, auch therapeutische Konzepte ansetzen zu können). Psychotherapie wirkt letztlich auch chemisch. Das kann man z.B. auch mit PET zeigen. An der Universität Zürich wird speziell bei alten Menschen auch die Wirkung der psychotherapeutischen Behandlung evidenzbasiert über PET kontrolliert**. Auf diese Weise kann man besser den Behandlungserfolg kontrollieren und ist nicht nur an die äußerliche Symptomatik gebunden.
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http://www.henrikewolf.de/Ein schnell wirkendes Antidepressivum erscheint mir nicht zu weit weg, allzumal es so etwas ja auch schon gibt, blos eben nicht in besonders verträglicher Form***. Man müsste das ganze jetzt eigentlich intensiv studieren und ein ähnliches Medikament wie Ketamin entwickeln, welches das gleiche leistet, jedoch nicht abhängig macht und psychotische Nebenwirkungen generiert. Den Wirkmechanismus glaubt man verstanden zu haben (NMDA-Rezeptor-Antagonist).
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http://www.focus.de/gesundheit/news/dep ... 13215.html