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Depression/Gesellschaft/Individuum

Sifu
Was meint Ihr ? Wieviel trägt die heutige Gesellschaft zu der Pandemie von psychischen Erkrankungen im Westen bei ? Wie ausschlaggebend ist gesellschaftliche Anerkennung/Status versus einem individuellem Lebensstil (nicht gleich Aussteiger, aber unkonventionell) ?

03.04.2024 23:05 • #1


Jedi
@Sifu

Zitat von Sifu:
Wieviel trägt die heutige Gesellschaft zu der Pandemie von psychischen Erkrankungen im Westen bei ?

Ich persönlich tue mich immer schwer damit, einer oder der Gesellschaft etwas zuzuschreiben,
was man so meiner Meinung nach gar nicht wirklich erfassen kann.
Wenn zu lesen ist, dass Depression zu den häufigsten festgestellten Erkranken gehört (s.h Krankenkasse),
dann hat es auch viel damit zutun, dass es vielen Menschen nicht möglich ist, gut für sich zu sorgen.
Ängste u. nicht Nein sagen können, sich selbst die Anspruchs-Meßlatte so hoch zu legen, nicht angemessen
mit Konflikten umzugehen, sich von der Anerkennung u. Lob von anderen zu sehr abhängig zu machen,
die Signale des Körpers nicht mehr wahrnehmen zu können, Sinnlosigkeit, gar sich Allein oder
Einsam zu fühlen, geringes Selbstvertrauen, Erwartungen fehlender Empathie u. Mitgefühl bei anderen Personen,
all dies sind individuellen Faktoren, die oft schon in unserer Prägungszeit in uns angelegt wurde u. dann sich auf
unser Erwachsenenleben, unser denken u. handeln auswirken kann.

Ich für mein Teil würde sagen, dass nicht die Gesellschaft zu meiner psychischen Erkrankung beigetragen hatte,
sondern ich mit meiner Vorbelastung, eines fehlenden Urvertrauen u. ein Unwissen über ein angemessenen
Umgang mit Stress u. Konflikten, erst diese Erkrankung hat möglich werden lassen.
In meinem Unterbewusstsein war vieles abgespeichert u. konnte so oftmals ein Eigenleben führen.
Erst das Lernen, bewusst selbst zu denken, viele dieser unwahren Gedanken zu prüfen, führte
dazu, angemessene Strategien im Umgang mit anderen Menschen u. schwierigen Lebenssituationen
besser meistern zu können.
Natürlich begegnet man im Privaten oder am Arbeitsplatz Situationen, die schwierig sein können.
Aber dann mein Verhalten dazu, dies der Gesellschaft zu schieben, für mich persönlich so nicht
denkbar. Die Gesellschaft sind wir alle u. auch ich bin ein Teil davon.
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Zitat von Sifu:
Wie ausschlaggebend ist gesellschaftliche Anerkennung/Status versus einem individuellem Lebensstil (nicht gleich Aussteiger, aber unkonventionell) ?

Für mich stellt sich da die Frage, wieviel Anerkennung gebe ich mir selbst ?
Brauche ich einen besonderen Status, der etwas im außen von mir zeigen soll ?
Natürlich reagiert die Außenwelt darauf, meine junge Frau, mein Haus, mein Boot,
mein Sportwagen, mein Pferd, mein beruflicher Status, meine Erzählungen von (exclusiven) Reisen in ferne Länder
u. wird mich einer bestimmten Schublade verorten.
Offensichtlich gibt es Menschen, die so eine gewisse gesellschaftliche Anerkennung suchen
u. sehr viel dafür auch tun, um dies der Außenwelt auch so präsentieren zu können.
Dies ist grundsätzlich ja nicht zu verurteilen u. es wird erst für solche Menschen schwierig,
wenn sich existenziell für sie etwas ändert (Trennung, Job- oder Statusverlust, Erkrankung, Firmenpleite
u.v.m.).

Ich persönlich denke, dass es auch hier um eine ganz persönliche Einstellung geht.
Sicher habe ich auch lange die Anerkennung im außen gesucht, sicher auch gebraucht,
bis ich erkennen konnte, dass ich weit weg war, von einem individuellen Lebensentwurf.
Die suche nach Anerkennung von außen u. dem Nachjagen eines bestimmten Status,
hat mich Unfrei gemacht u. habe dann begonnen mich davon zu befreien.
So denke ich, dass es mir ganz individuell erscheint, wie ausschlaggebend wir es dafür halten,
es wichtig für unser Leben ist, für unser Selbstbild, wie wir von der Gesellschaft gesehen u.
beurteilt werden.

Das waren jetzt so auf die Schnelle, meine ersten persönlichen Gedanken dazu !
Übrigens: ein interessantes Thema, dass einem zum Nachdenken über sich selbst
nochmal anregt.

04.04.2024 13:54 • x 3 #2


A


Hallo Sifu,

Depression/Gesellschaft/Individuum

x 3#3


Sifu
Danke Jedi !

04.04.2024 14:30 • #3


Dakota
Ich denke man müsste Gesellschaft konkret definieren und da gäbe es viele separate Felder, die man sich angucken müsste - Arbeitsleben, Konventionen, Ausübung von Religion, Kriminalität, gesundheitliche Versorgung, ...
Zum Thema Arbeitsleben kann ich definitiv sagen, dass es mich krank gemacht hat. Sowohl das Pensum als auch mit Menschen zusammen arbeiten zu müssen, die eine:n krank machen (Zwangsgemeinschaft auf Arbeit).

04.04.2024 16:41 • #4


Sifu
Zitat von Dakota:
... Zum Thema Arbeitsleben kann ich definitiv sagen, dass es mich krank gemacht hat. ...

Mich auch und dennoch denke ich aus wirtschaftlichen Gründen darüber nach wieder irgend etwas stressfreies beruflich zu machen.

04.04.2024 16:56 • #5


Dakota
Für mich wäre reines Homeoffice das Beste

04.04.2024 19:07 • #6