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Logotherapie und Existenzanalyse

MichiS
Hallo,
hat schon mal jemand Erfahrung mit Logotherapie gemacht?
Nachdem mein Sohn ausgezogen ist und ich in der Einsamkeit zurückgeblieben bin, hat sich schlagartig ein depressive Verstimmung manifestiert. Wahrscheinlich ist da schon seit Jahren ein latente Depression in mir. Ich hatte in der Vergangenheit auch schon öfter depressive Phasen.
Nach ein wenig Internetrecherche, bin ich bei einer Logotherapeutin gelandet. Das Ergebnis bis jetzt ist, dass die Art mein Leben zu leben wahrscheinlich der Grund für die Depression ist. Nun suche ich nach einem Sinn und damit nach einer Zukunftsperspektive.
Vielleicht gibt es hier auch Tipps, wie man günstig an einen Lebenssinn kommt.
LG
Michi

13.10.2019 11:12 • #1


Pilsum
Hallo MichiS,

wie Du Deinem Leben einen neuen Sinn geben kannst ist deshalb nicht einfach zu sagen,
weil jeder Mensch etwas anderes als sinnvoll
ansieht.
Wo liegen denn Deine besonderen Interessen?

Viele Grüße Bernhard

18.10.2019 16:33 • x 1 #2


A


Hallo MichiS,

Logotherapie und Existenzanalyse

x 3#3


MichiS
Hallo Bernhard,
meine Familie war eine Woche zu Besuch und da ging es mir recht gut. Mit dem Tag der Abreise ist meine Stimmung wieder rapide abgesunken.
Bei meinem Versuch der Sinnfindung ist Deine Frage genau das Problem. Ich habe eigentlich keine besonderen Interessen. Ich habe mich mein ganzes Leben an anderen orientiert - meistens an meine jeweilige Frau/Freundin. Zuletzt war mein Sohn wahrscheinlich der Grund, warum ich nicht in eine Depression abgeglitten bin. Ich hatte nie wirklich ein Hobby, sondern immer nur auf das gewartet, was da kam und habe mitgemacht bzw. die notwendigen Dinge des Lebens erledigt. Ich habe nun schon eine ganze Weile überlegt, was ich denn interessantes tun könnte und bin bisher leider noch zu keinem Ergebnis gekommen. Meine letzte Hoffnung ist die Logotherapie. Nach 12 Wochen und 8 Therapiesitzungen habe ich aber immer noch keine Ahnung, was mir einen Sinn geben könnte. Ich weiß natürlich, dass die Therapeutin mir keinen Sinn auf dem Silbertablett servieren kann, aber ich bin offenbar auch nicht in der Lage, mir etwas Sinnvolles zu erarbeiten.
Das ganze Thema Angst und Komfortzone habe ich verstanden. Wenn ich denn ein Ziel hätte, könnte ich auch aktiv werden. Aber das Problem ist ja schon, dass ich kein Ziel habe.
Gedanklich an dieser Stelle angekommen, glaube ich schon, dass ich ein besonderd schwieriger Fall bin.
Danke für jeden Tipp!

21.10.2019 11:44 • x 2 #3


Pilsum
Hallo Michi,

warum solltest Du ein besonders schwieriger Fall sein? Ich glaube das nicht.
Da ich nun zur Arbeit gehe, kann ich Dir heute eventuell nicht mehr antworten.

Gruß

Bernhard

21.10.2019 13:21 • x 1 #4


MichiS
Hallo Bernhard,
ich weiß, alle denken, sie seien ein schwerer Fall. Das kommt von dem dunklen Gefühl im Inneren.
Da ich selber leider so gar nicht weiß, wie ich positiv in die Zukunft gucken soll, denke ich, dass ich tatsächlich ein schwieriger Fall bin.
Ich muss mein Leben ändern, weiß aber nicht wie. Da ich keine Hobbys und so gut wie keine Interessen habe, weiß ich nicht, wie ich einen Lebenssinn finden soll. Daher ist meine letzte Hoffnung die Logotherapie. Aber auch da bin ich wenig zuversichtlich, weil sich auch da noch kein konkretes Ziel herausgebildet hat.
Ich hatte schon öfter depressive Phasen. Aber mit 12 Wochen ist das bisher die längste. Dadurch wird meine Stimmung auch nicht besser.
VG Michi

21.10.2019 18:05 • #5


Alexandra2
Hallo Michi,
Das was Dich beschäftigt, kenne ich auch. Ich kam nie dazu, mir zu überlegen, was mir Spaß machen könnte. Und darüber kreiselnd nachzudenken, bringt auch nichts. Deshalb mache ich ganz pragmatisch Sachen, zu denen ich mich halbwegs hingezogen fühle, wenn es mir einigermaßen geht. Die Liste ist schon länger, ich komme wieder nicht dazu, auszuprobieren. Aber der Gedanke, das was mich etwas interessiert, mal zu machen und die ganzheitliche Erfahrung zu machen, erlaubt bspw körperliche Erlebnisse begeistert wahrzunehmen (zB. Trampolin) oder nicht prickelnd zu finden (Z.B. Motocross). DAS kann ich nicht durch nachdenken herausfinden. Probiere etwas aus und mache Erfahrungen. Je mehr Du tust, umso deutlicher werden Deine Wünsche, aus denen sich ein Ziel entwickeln kann.
Natürlich kann sich auch der Sinn einstellen, aber ich finde das angesichts Deiner bisherigen Bedürfnislosigkeit zweitrangig. Ich gehe jetzt davon aus, daß der Spaß deutlichen Nachholbedarf hat.
Liebe Grüße Alexandra

21.10.2019 18:36 • x 3 #6


Lilly-18
Mir ist es auch so gegangen, dass ich mich einsam gefühlt habe als auch meine jüngste Tochter ausgezogen ist. Ich genieße es umso mehr, wenn mich die Kinder besuchen.
Der Sinn meines Lebens ist es, überhaupt Kinder zu haben und sie aufwachsen zu sehen. Sie sind ein Spiegel meiner selbst und sichern den Fortbestand meiner Familie.
Dass du einsam bist bedeutet, dass du dir mehr Gesellschaft wünschst. Hast du Freundschaften, die ausbaufähig sind? Oft stecken einen auch die Interessen von Freunden an, Dinge die man gemeinsam tut machen doppelt Spaß. Ob es joggen oder Sport ist, zum Fußball gehen oder Eishockey, in die Sauna oder ins Schwimmbad. Wenn einen ein Freund mitschleift wird man oft angesteckt. Gib deinen Freunden eine Chance und lass dich anstecken.
Was auch gut gegen Einsamkeit hilft ist ein Haustier. Je nachdem, wie viel Zeit du hast, kämen verschiedene Tiere in Frage. Bei viel Zeit ein Hund, bei weniger eine Katze, oder - je nach Vorliebe - ein Vogel z.B.
Meine Tiere geben meinem Leben auch SINN, weil ich sie alle aus dem Tierheim hole und es ihnen bei mir gut geht.
Meine Kinder geben meinem Leben SINN, weil ich sie lieben und verwöhnen darf und ich auf meine Leistung stolz sein darf, dass sie so wunderbar geworden sind.
Denk dran, jetzt bist du dran. Es spricht doch nichts dagegen, für andere da zu sein. Aber alles zu seiner Zeit.

21.10.2019 19:02 • x 2 #7


MichiS
Hallo Alexandra,
das hört sich richtig an. Sogar meine 26-jährige Tochter hat mir so etwas ähnliches gesagt (die kommt im Leben besser klar als ich). Mein Bruder musste mal was nähen und hat sich am Ende ein Nähzimmer eingerichtet und das zu seinem Hobby gemacht. Ich freue mich über diese Geschichten, kann daraus aber für mich leider nichts ableiten.
Mir fehlt hier noch komplett der Ansatz. Seit Wochen denke ich nur darüber nach, wie ich Anfangen soll, wo mich doch irgendwie so gar nichts wirklich interessiert.
Bei der Frage nach dem Sinn geht es auch gar nicht um eine große Sache mit der ich die Welt verbessern kann. Wenn man ein wenig Spaß im Leben hat, kann das ja schon ein ausreichender Sinn sein.
In meinem bisherigen Leben habe ich immer nur funktioniert. Jetzt in der zweiten Lebenshälfte anzufangen, seine eigenen Bedürfnisse zu ergründen und Interessen zu entwickeln erscheint mir ziemlich schwierig. Ich habe keine Ahnung wo ich da anfangen soll.
Meine erste Priorität ist im Moment, diese depressiven Gefühle loszuwerden.
LG Michi

21.10.2019 19:08 • x 1 #8


MichiS
Hallo Lilly,
mein Gefühl ist, dass dieser Lebenssinn keinen Bestand mehr hat, sobald die Kinder raus sind und auf eigenen Beinen stehen.
Leider habe ich keine Freunde (selbstgewähltes Schicksal - rächt sich jetzt) und meine Familie ist 3-4 Autostunden weg. Haustiere wären mir im Moment zu viel Verantwortung. Ich war schon immer Verantwortungsscheu, aber in meiner aktuellen Verfassung wäre ich damit komplett überfordert.
Mein einziger Halt ist meine Familie, die sich um mich kümmern, soweit es ihnen möglich ist.
Meine letzte Hoffnung ist die Logotherapie. Bisher ist mir aber noch nicht ganz klar, ob das die richtig Therapieform ist und wo genau die Unterschiede zur normalen Psychotherapie ist.
LG Michi

21.10.2019 19:19 • #9


Alexandra2
Lieber Michi, Du schlägst im Tun 2 Fliegen mit einer Klappe:es wirkt antidepressiv und befriedigend, weil Du etwas nur für Dich machst.
Mein Sohn ist 20, ich habe ihn allein großgezogen und er war sehr sehr krank in allen Jahren. Das und meine Arbeit hat mich verbrannt. Die berühmte Kerze war an beiden Seiten angezündet. Ich wollte etwas Zeit für mich, es ging nie. Jetzt ist es die Depression, die mich daran hindert. Ich erlaube ihr nicht, mich niederzustrecken. Ich will selbst entscheiden, wodurch das geschehen darf. Das ist nicht klug, es ist trotzig. Ich will ein Leben haben, das mir entspricht. Deshalb ist meine Triebfeder immer die, rauszukommen, zu Menschen, Landschaften, Tätigkeiten. Das Nachdenken darüber, welche Aktivitäten möglich sind, welche Hindernisse es gibt, ist eine fiese Grübelfalle, die immer im das geht nicht endet. Deshalb versuche ich gar nicht mehr, darüber nachzudenken. Damit habe ich die besten Erfahrungen gemacht.
Gehe los und schalte ab, Du kannst Dich überraschen lassen.
Liebe Grüße Alexandra

21.10.2019 19:28 • x 4 #10


MichiS
Hallo Alexandra,
auf den Rat meiner Therapeutin bin ich ein paar Wochen jeden Morgen 2 km gelaufen (auf dem Crosstrainer). Leider konnte ich keinerlei Auswirkung auf meine Verfassung feststellen. Und da ich auch faul bin, spare ich mir die Anstrengung lieben. Immerhin habe ich die Erkenntnis gewonnen, das Sport nicht mein Hobby wird. Bestimmt gibt es andere Sachen, die ich tun kann. Bin gespannt, wann ich die finde.
Deine Erfahrungen haben dich sicher auch gestärkt. Ich hatte es im Leben immer zu leicht und musste eigentlich nie kämpfen. Vielleicht habe ich deshalb keine Ahnung von Problemlösung.
Aber du hast Recht. Das Nachdenken hat mir zwar schon die eine oder andere Erkenntnis gebracht, aber damit bin ich kein Stück aus der Depression herausgekommen. Und am Ende sehe ich immer mehr Probleme als Lösungen.
Ich habe schon ein paar kleine Pläne, meine Familie zu besuchen. Ich muss immer nur ein paar depressive Tage zwischen den erträglichen überstehen.
Noch ist nicht alle Hoffnung verschwunden.
LG Michi

21.10.2019 19:57 • x 1 #11


Alexandra2
Lieber Michigan,
Das ist doch ein Anfang, super!
Die Auswirkungen von Bewegung setzt erst nach 20 Minuten Aktivität ein. Und sie muss flott sein. Im Tierheim Hunde ausführen, Schnitzeljagden entwickeln (und zu Weihnachten verschenken), Walken, Reiten, Schwimmen (mit Sauna zur Belohnung), Radfahren, alles einfach ausprobieren!
Mich irritiert, daß Du nichts von Therapie, Psychiater etc geschrieben hast. Deine Logotherapie reicht evtl nicht aus? Die Therapie ist mehrgleisig ab der mittelschweren Depression. Ich wäre ohne Psychiater, Medikamente, Psychotherapie und Ergotherapie nicht mehr hier.
Es liegt nicht an Dir, wenn Du zZt keine Entwicklung siehst.
Liebe Grüße Alexandra

21.10.2019 20:10 • x 1 #12


MichiS
Zitat:
Die Auswirkungen von Bewegung setzt erst nach 20 Minuten Aktivität ein.

Ich dachte das gilt nur für Erfolg bei körperlichen Zielen (Fittness, Fettverbrennung, .). Die jahrzehntelange Inaktivität sorgt dafür, dass ich nach 10 Minuten schon körperlich am Ende bin. Und sich in einer depressiven Phase trotzdem aufzuraffen fällt mir ziemlich schwer.
Zitat:
Mich irritiert, daß Du nichts von Therapie, Psychiater etc geschrieben hast.

Die schulmedizinischen Versuche hatte ich schon. Bei allen Psychopharmaka hatte ich nicht das Gefühl, dass die helfen. Nur Mirtazapin hat mich zuverlässig schlafen gelegt. Da ich aber kein Schlafproblem habe, will ich mein Gehirn lieber nicht vergiften.
Und auch die klassischen Gesprächstherapien haben mich nie wirklich weitergebracht. Ob die Logotherapie was bringt, weiß ich auch noch nicht. Aber die klingt zumindest theoretisch so, als könnte sie hilfreich sein. Vielleicht gibt es auch noch bessere Formen, die sind mir aber nicht bekannt. Ob meine Depression leicht oder schwer ist.wer kann das schon wissen. Da gibt es wohl keine objektive Maßeinheit.
Jedenfalls schaffe ich es immer gerade so über ein paar schlechte Tage zu kommen. Dann kommen ein paar erträgliche. Und solange ich noch aus dem Bett komme und keine konkreten Suizid-Pläne habe, werde ich mich nicht zum Opfer der Pharmaindustrie machen. Meine Meinung zum Thema Gesundheits-System ist da ziemlich gefestigt.
LG Michi

21.10.2019 20:33 • #13


Alexandra2
Lieber Michi,
Es ist wirklich lästig, geeignete Medikamente zu finden. Bestenfalls ersetzen Sie fehlende Signalübermittler von Nervenzelle zu Nervenzelle. Das ist ein dermaßen spezielles Fachgebiet, das der Hausarzt nicht abdecken kann. Dafür braucht es einen Psychiater.
Meine Krankheit war gekennzeichnet von Sprachlosigkeit, verlangsamten Bewegungen und Reaktionen. Ohne Medikamente wäre ich nie wieder aufgestanden. Die Tablettensuche beschränkte sich je auf maximal 2 Wochen, bis die richtigen gefunden waren. Das dauerte bei mir ca 6 Wochen. Dann ging die Suche los, warum es trotzdem nicht besser wurde? Tja, es war eine weitere Erkrankung vorhanden, die dann entdeckt wurde. Ich hatte sowenig Neurotransmitter, daß ich beim Stolpern nicht reagierte und umfiel wie ein Baum. Na gut, weitere Medikamente und es ging so lala. Aber immer noch war die Aufmerksamkeit und Konzentration bei Null. Der Medikamentenwechsel in der Klinik war schwierig, aber unumgänglich. Danach endlich erweiterte sich mein Radius von 1 auf bis 3 Stunden Aktivität/24 Std. Aber mehr ging nicht, es stellte sich eine chronische Depression heraus (Wenn sie nicht bzw nicht ausreichend behandelt wird, so ist das!), und nun noch, sie besteht seit dem 3. Lebensjahr. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich viel früher mit Medikamenten begonnen. Und da ist es mir wurscht, was andere sagen, die nicht leiden mussten.
Es ist leicht gesagt, daß die Psychopharmaka vergiften, für viele gibt es keine Alternative. Und wenn es einem nach längerer Zeit nicht gut geht mit eigenen Versuchen, sollte man es mit den richtigen Medikamenten beim richtigen Facharzt versuchen. Und Ärzte können gute oder weniger gute Dienstleister sein. Einen wirklich guten zu finden, ist elementar.
Allein schon, damit die Depression geheilt werden kann.
Und ja, es gibt Kriterien für die verschiedenen Schweregrade, die wiederum eine je eigene Behandlung erfordert.
Warum das alles? Es kann einem viel Leid erspart bleiben, wenn frühzeitig die richtige Behandlung begonnen wird. Es gibt den Unterschied zwischen einer fundierten Meinung und Annahmen. Diese Erkrankung kann einem das ganze Leben versauern, wenn man sie nicht stoppt. Und ich würde nicht darauf warten, suizidal zu werden, warum auch?
Also, die verzweifelte Suche nach Besserung zeigt deutlich, daß etwas ganz und gar nicht stimmt. Und das lässt sich nicht mit dem Willen klären
Liebe Grüße Alexandra

21.10.2019 21:16 • x 2 #14


maya60
Hallo Michi, wenn du dich wohl damit fühlst, wenn du mitmachst, was andere machen (z.B. früher deine Familie), wenn du dich damit zufrieden gefühlt hast, dann ist das das, was dir guttut. Dein Sinn und Motivator. Kann das sein?

Grundsätzlich ist es nämlich ein Segen für jede Gruppe, Menschen dabei zu haben, die Freude daran haben, mitzumachen. Genauso wie es Menschen gibt, die dauernd eine Aktivität anstoßen, gibt es auch Menschen, die gerne mitmachen. Sie sind keine stumpfen Mitläufer, sondern das ist ein Geschenk für jede Gruppe, dass einer mal nicht sein Dinge durchsetzen muss, sondern gespannt darauf ist, was andere anregen und sich gerne anschließen.


Stimmt das so für dich?

Wenn du dich damit wohlgefühlt hast, ist das kein Mangel, keine Interessenlosigkeit oder fehlende Selbstbestimmung oder Faulheit oder Abhängigkeit, sondern dein Motivationsmotor: Mitmachen! Wertvoll!

Mitmachen und zwar in familiärer Athmosphäre, das war dir Sinn genug, oder? Das ist auch wunderbar, sowas brauchen Familien. Also auch klar eine soziale Nähe und Zusammengehörigkeit und emotionale Bindung.

Wenn du da mal weiterdenkst, was du da am meisten mitgemacht hast und am liebsten, dann bieten sich vielleicht von daher schon ehrenamtliche Felder an.
Überall gibt es Mangel an familienähnlicher Zuwendung für Menschen, die daran Mangel leiden und auch an Tieren, falls du ein Tierfreund bist.

Ob jetzt bei der Hausaufgabenbetreuung in Schulen oder in Seniorenheimen oder Jugendzentren oder Jugendheimen bei der Nachbarschaftshilfe oder ähnlichen Trägern, die auch anbieten, mit unterstützungsbedürftigen Menschen Besorgungen zu machen oder Unternehmungen.
Überall herrscht Mangel an Zugewandtheit und freundschaftlicher Aufmerksamkeit, wo viele Menschen (oder auch Tiere) in Institutionen miteinander Zeit verbringen oder wohnen.
Auich Frühstücksangebote in Schulen, Hilfe im Schulkiosk, Tiere ausführen für Tierheime, Klamottenläden oder Tafeln für Bedürftige, Kältebusse nachts für Obdachlose, Suppenküchen bei Kirchen, Fahrradwartung bei Flüchtlingsreinrichtungen, es gibt soviel. Und überall ist ein Mangel an menschlicher Zuwendung und Zeit. Und ein noch größerer Mangel ist an Menschen, die nicht schon mit vorgefassten Absichten dort ankommen, sondern einfach zuhören, Wünsche aufgreifen, mitgehen.

Wäre das eine Idee?

Die Logotherapie unterscheidet sich ja gerade darin von anderen Psychotherapien, wie ich dachte, dass sie sagt, der Mensch ist mehr als Psyche und Körper, man kann nicht immer alles darauf verkürzen.
Der Mensch ist auch seelisch-geistig ganz einzigartig und dort ist es, wo die tiefste Eigenmotivation liegt.

Viktor Frankl, der Gründer der Logotherapie, hat ja im KZ seine ganze ganze Logotherapie ausgearbeitet, soweit ich weiß, weil Psychotherapie oder Psychiatrie genau das war, womit er sich vorher schon befasste und damit hat er einfach weitergemacht und an sich selber gemerkt, dass ihm das Sinn und in all dem Grauen noch Entscheidungsfähigkeit des Geistes gab und so gesehen sogar eine gewisse Freiheit in aller schrecklichen Unfreiheit.

Liebe Grüße! maya

21.10.2019 23:01 • x 2 #15


MichiS
Hallo Alexandra,
einen Hausarzt habe ich auch schon viele Jahre nicht mehr gesehen, weil ich eigentlich (körperlich) immer gesund war.
Tut mir Leid, dass Du so viele Symptome hattest und es freut mich, dass Dir mit Medikamenten geholfen werden konnte.
Meiner Meinung nach ist die Grundlage (fast) aller Krankheiten auf eine falsche Lebensweise, in erste Linie Ernährung zurückzuführen. Ich beziehe mich da auf lange Internetrecherche aber es gibt auch da natürlich viele verschiedene Meinungen. Bei psychischen Erkrankungen ist das zweifellos viel komplizierter, weshalb ich auch nicht ausschließen würde, als letzte Chance einen Psychiater zu fragen. Aber mit Medikamenten wird halt immer nur das Symptom behandelt. Das ist wie wenn man den Schimmelfleck an der Decke immer wieder mit Farbe überpinselt. Aber zur Beruhigung: Ich warte sicher nicht, bis ich mir schon den Strick um den Hals gelegt habe.
Zitat:
Also, die verzweifelte Suche nach Besserung zeigt deutlich, daß etwas ganz und gar nicht stimmt. Und das lässt sich nicht mit dem Willen klären

Richtig, an dieser Stelle hab ich wohl noch ein Kommunikationsproblem mit meinem Inneren.
Aber Gedanken erschaffen Realität und Selbstheilungskräfte sind auch nicht zu unterschätzen. Glaube (an was auch immer) soll auch schon geholfen haben.
Vielleicht würde ich das anders sehen, wenn ich Deine lange Erfahrung mit dem Thema hätte. Ich werde aber so bald kein Kunde der Pharma-Geldmaschine.
LG Michi

22.10.2019 07:08 • #16


MichiS
Hallo Maya,
ja, das kling nach mir. Tatsächlich hatte ich auch schon die Idee, dass meine Depression (das Universum oder was auch immer) mir sagen will, dass ich wieder mehr mit der Familie zusammen sein sollte. Denn die Familie habe ich jahrelang sehr vernachlässigt und mich z.T. sogar absichtlich von ihr distanziert. Beim Mitmachen fehlt mir nur noch so ein bisschen die eigene intrinsische Motivation.
Seit wenigen Jahren erscheint mir das Modell der Großfamilie (mehrere Generationen unter einem Dach) wieder sinnvoll. Das bekomme ich mit meiner Familie sicher nicht mehr hin, aber der Plan ist, dass ich wieder in meine Heimat zurückkehre und viel mehr mit meine Familie zusammen bin.
Ob ich dann mal in Richtung Ehrenamt o.ä. schaue, weiß ich noch nicht. Das steht etwas weiter unten auf meiner Liste.
Ich habe mich der Logotherapie zugewandt, weil ich (soweit ich weiß) keine Angststörung, Persönlichkeitsstörung oder Traumata habe, womit ich sicher besser bei der Psychotherapie aufgehoben wäre.
Ich werde also die Logotherapie noch weiter verfolgen und hoffen, dass das die richtige Richtung ist. Auch wenn es schwer fällt, Geduld ist angesagt.
LG Michi

22.10.2019 07:32 • x 1 #17


maya60
Hallo Michi, das freut mich, dass meine Gedanken bei dir ein bisschen zutreffen. Wenn es Familie ist bei dir, dann kann da wirklich ganz Neues entstehen zurück in deiner Heimat, spannende Idee!
Und das schreibe ich, die ich eine Eigenbrödlerin bin, aber wo das Herz ist, ist der Weg, ist der Sinn. Und das ist tatsächlich noch ein bisschen ein anderer Zugang als in den normalen Psychotherapien.

die Logotherapie ist auch eine Psychotherapie, aber eine mit anderem Ansatz, seelsorgerisch nämlich noch dazu in einer nicht-religiösen Weise und was die Existenzanalyse noch für weitere Aspekte dazu genommen hat, weiß ich nicht mal.

. Wird sie eigentlich von der Krankenkasse bezahlt oder privat, das weiß ich gar nicht?

Und ich wollte noch kurz was zu deiner Diskussion mit Alexandra anfügen.

Ich persönlich hatte 49 Jahre lang keine Diagnose für meine tiefen, quälenden emotional-psychischen Symptome der ständigen Reizüberflutung, sozusagen von der Fliege an der Wand. Nichts half, weder schulmedizinisch noch alternativ und nach Jahrzehnten war ich so ausgebrannt und zermürbt, dass ich dauererschöpft war. Jeden Abend ein Erschöpfungszusammenbruch.
Bis endlich ADHS bei Erwachsenen in Deutschland eine Diagnose wurde. Von dem Tag an, als ich die erste Kapsel meines ADHS-Medikamentes nahm, war bleib der abendliche Erschöpfungszusammenbruch aus. Es war einfach ein Mangel in der Hirnchemie, den ich lebenslang litt. Fast ein halbes Jahrhundert Leid und ohne Medikamente Qual. Und gleich vom ersten Tag an Rettung durch Medikamente.
Mein Sohn musste vor lauter Zappeligkeit zum Schuheanziehen in der Schule in einen ruhigen Raum. Von seiner ersten Medikamenteneinnahme mit 7 Jahren an, zog er sich neben uns die Schuhe an und wir weinten beide vor Freude. Heute braucht er keine Medikamente mehr, sein ADHS hat sich ausgewachsen, meins nicht.

Also, der individuelle Einzelfall ist schon sehr wichtig und wann es Medikamente sind, die retten und wann nicht. Nie sind es nur Medikamente, aber sie sind auch oft unverzichtbar und ein Segen. Meine heute chronische Depression hätte ich auch nicht an der Backe, hätte ich schon eher den Mangel im Hirnstoffwechsel medikamentös ausgleichen können.

Daher kenne ich viel von den Erfahrungen wie sie Alexandra machte. Aber auch die Berechtigung deiner Vorsicht. Jeder Mensch ist einzigartig und seine Psychosomatik auch.


Liebe Grüße! maya

22.10.2019 08:16 • x 3 #18


Pilsum
Hallo Michi,

Zitat:
Bei meinem Versuch der Sinnfindung ist Deine Frage genau das Problem. Ich habe eigentlich keine besonderen Interessen. Ich habe mich mein ganzes Leben an anderen orientiert


Etwas zu finden, was Dir wieder sinnvoll im Leben zu sein scheint, ist nicht immer leicht zu finden.
Du schreibst hier teilweise mit viel Text. Daher denke ich gibt es vieles, was Dich gedanklich bewegt.
Zitat:
Ich muss mein Leben ändern, weiß aber nicht wie. Da ich keine Hobbys und so gut wie keine Interessen habe,
weiß ich nicht, wie ich einen Lebenssinn finden soll.


Warum sollst Du Dein Leben ändern? Du hast es doch so aufgebaut, wie es jetzt ist.
Wenn Du etwas ändern möchtest, dann ändere die Einstellung zu Deinem Leben.
Wenn sich danach auch Dein Leben angenehm verändert, dann hast Du vieles richtig gemacht.

Etwas besonders Wichtiges ist Bewegung. Gehe jeden Tag möglichst 30 bis 60 Minuten
spazieren, bei jedem Wetter. Dies hilft sehr, Dich nach einigen Wochen aus den Gedankenkreisen
zu lösen.
Ergibt es für Dich nicht einen Sinn, wenn Du daran arbeitest, Deine Tage so zu verbringen,
dass wenig Langeweile entsteht?
Wenn Dir Menschen geholfen haben, auf andere Gedanken zu kommen, warum versuchst Du dann
nicht wieder in Kontakt zu neuen Menschen zu kommen?

Gruß

Bernhard

22.10.2019 09:06 • x 1 #19


MichiS
Hallo Maya,
ich war auch immer Eigenbrötler. Das merke ich immer noch bei der Arbeit. Ich mag es, in Ruhe meine Aufgaben zu erledigen ohne von Kollegen gestört zu werden. Aber meine Depression sagt mir deutlich, dass ich auch Gesellschaft brauche, was ich jahrelang abgelehnt habe.
Logotherapie erscheint mir von allen Formen die ich kenne für mich am sinnvollsten. Der seelsorgerische Aspekt, von mir aus auch mit Spiritualität (aber ohne Religion) gefällt mir mittlerweile auch ganz gut. Da konnte ich in jüngeren Jahren so gar nichts mit anfangen.
Zitat:
Wird sie eigentlich von der Krankenkasse bezahlt oder privat

Ich habe das Glück, privat versichert zu sein. Ob die Gesetzliche die Kosten übernehmen würde, weiß ich auch nicht. Das würde ich bezweifeln. Vielleicht muss man das Glück haben, einen zugelassenen Therapeuten zu finden. der sich auch mit Logotherapie auskennt.
Zitat:
Und ich wollte noch kurz was zu deiner Diskussion mit Alexandra anfügen.

Wie gesagt, freue ich mich für jeden, dem auch mit Medikamenten geholfen werden kann. Dennoch glaube ich, dass man in den meisten Fällen auch mit ordentlicher Ernährung, ggf. mit Nahrungsergänzung (Vitamin D, Omega-3, Jod, .), an den Ursachen schrauben kann. Kann aber sein, dass im Laufe vieler Jahre mit falscher Lebensführung auch irreparable Schäden entstehen. Daher würde ich Medikamente nicht grundsätzlich verurteilen.
Natürlich ist jeder Einzelfall zu betrachten. Und wenn ich von Euren Erfahrungen lesen. kann ich da kaum mitreden.
Aber ich bin ja auch hier, um andere Erfahrungen kennenzulernen und um über meinen eigenen Tellerrand hinauszublicken.

22.10.2019 11:55 • x 2 #20


MichiS
Hallo Bernhard,
Zitat:
Daher denke ich gibt es vieles, was Dich gedanklich bewegt.

Ich denke schon immer viel nach. Ich habe einfach zu viel Zeit, dass ich mich gedanklich mit allen möglichen Sorgen beschäftigen kann. Das ist aber erst mit der depressiven Verstimmung zum Problem geworden. Denke ich nicht so viel nach, ist auch meine Stimmung besser.
Zitat:
Warum sollst Du Dein Leben ändern?

Lt. Therapeutin ist mein Langweiliges Leben genau der Grund für die Depression. Vielleicht habe ich mein Leben einfach falsch aufgebaut. Die Einstellung zu meinem Leben war immer in Ordnung, aber jetzt sehe ich ja, dass da irgendwas so gar nicht passt.
Mit Bewegung (ein Tipp, den ich schon aus vielen Richtungen bekommen habe) würde ich mein Leben schon sehr ändern. Und die ersten Versuche mit sportlicher Aktivität haben mir überhaupt keinen Spaß und auch keine Erleichterung gebracht.
Und Langeweile hatte ich eigentlich nie. Ich wusste mich immer mit Kleinigkeiten zu beschäftigen. Es ist erst jetzt zum Problem geworden. Da habe ich eigentlich etwas zu tun, aber oft keine Lust, keine Kraft es zu tun.
Zitat:
.warum versuchst Du dann nicht wieder in Kontakt zu neuen Menschen zu kommen?

Die meisten Menschen, die ich kennengelernt habe, haben mich entweder genervt oder gelangweilt. Aber ich fange gerade wieder mit meiner Familie an und schaue, was sich noch entwickelt. Und hier im Forum erlebe ich Menschen, mit denen ich gerne kommuniziere.
LG Michi

22.10.2019 12:13 • x 2 #21


Mas83
Hallo MischiS,

Ich habe den Thread hier interessiert mitgelesen. Auch ich versuche aus die Depression zu kommen ohne Medikamente (was nicht heißt, dass ich andere Leute nicht verstehe wenn sie die nehmen).

Ich war 4 Wochen in einen anthroposophisches Klinik wegen meine Depression. Da haben wir nach dem Prinzip von Vollwertkost vom M. O. Bruker gegessen. Vielleicht wäre es auch was für dich. Im Alltag habe ich auch Sachen übernommen und es tut mir gut.

Vor der Klinik habe ich mich über Wasser gehalten mit Theta Healing und momentan mache ich jede 2 Woche Heileurythmie (das hilft mir sehr, sehr viel, zu mich und meine Kraft zu finden). Nebenbei bin ich jede Woche bei einen normale Psychologe, beim Psychiater war ich auch schon und er will es weiter versuchen mit mir mit der hochdosierte Einnahme von Johanniskraut.

Vielleicht wäre das auch was für dich. Ich habe momentan nicht genug Energie die Therapie Formen zu erklären, aber Google ist dein beste Freund. Möchtest du trotzdem mehr wissen, dann kannst du mich auch anschreiben.

Übrigens bin ich der gleichen Meinung mit was hier oben geschrieben ist: einfach was ausprobieren Interessemäßig. Gründe Interreses nicht nach zu verfolgen , sind immer da!

Das mit deiner Familie hört sich super an!

Ich wünsche dir alles Gute.

22.10.2019 13:27 • x 2 #22


Alexandra2
Hallo Michi,
Ich habe mir angewöhnt, fremden Menschen, die irgendwie interessant sind, genau zuzuhören. Erst Recht, wenn es anstrengend ist für Andere. Jeder hat mindestens das verdient, weil ich selbst kompliziert und eigensinnig bin, finde ich es fair Anderen das gleiche Recht einzuräumen. Damit habe ich nur gute Erfahrungen gemacht. Aber das braucht seine Zeit, bis der Andere sich öffnen mag. Das sind solche Menschen bei, die ich nervig fand, die ich nichtssagend fand. Egal, das muss auch erlaubt sein.
Im Laufe der Zeit zeigten alle ihre weiteren Facetten. Und plötzlich tat sich soviel innerer Reichtum auf, faszinierend. Am Schönsten ist jedoch die freundschaftliche Zuneigung, sie hat mich immer wieder aufgefangen und meine Freunde waren selbst in der schlimmsten Zeit für mich da, das hätte ich nie gedacht.
Menschen brauchen Zeit; Gelegenheiten müssen sie selbst schaffen. Lass Dir Zeit für die Schnupperphase, es kann sich etwas Wundervolles entwickeln.
Liebe Grüße Alexandra

22.10.2019 13:35 • x 2 #23


MichiS
Hallo Mas,
wir sind uns einig, dass für jeden etwas anderes richtig sein kann.
Zitat:
.anthroposophisches Klinik.Theta Healing.Heileurythmie.

Wow, gleich mehrere Sachen, mit denen ich mich noch nie beschäftigt habe. Bei M. O. Bruker gibt es hauptsächlich Vegetarisches und Rohkost, oder?
Werde ich mal alles nachlesen.
Zitat:
.hochdosierte Einnahme von Johanniskraut

Bringt das was? Die normalen Pillen (3 x tägl. 1,5 mg Hypericin) haben mir (auch nach mehreren Wochen) nicht geholfen.

Ich bin Meister im Aufschieben und weiß genau, dass ich kein Problem damit habe, Gründe zu finden, etwas nicht zu tun. Einfach mal tun ist sicher ein guter Rat (den ich auch schon aus verschiedenen Richtungen bekommen habe), aber leider habe ich noch ein Problem mit dem Theorie in die Praxis umsetzen. Es fehlt da wohl noch eine elementare Verbindung zwischen den Synapsen

LG Michi

22.10.2019 14:17 • x 1 #24


MichiS
Hallo Alexandra,
du hast sicher Recht. Ich war selten geduldig genug, fremden Menschen längere Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Natürlich haben das eigentlich erst mal alle Menschen verdient. Ich kann auch nervig sein und bin daher froh, dass meine Familie so geduldig mit mir ist. Ich hatte immer nur wenige Freunde über kurze Zeiträume. Jetzt wohne ich ziemlich abgeschieden und treffe kaum noch Menschen. Ich hoffe, das ändert sich, wenn ich erst mal einen neuen Wohnsitz in der Zivilisation gefunden habe.
Bis dahin bin ich froh in kurzer Zeit hier von einigen interessanten Menschen lesen zu dürfen.
In Geduld üben steht mittlerweile relativ weit oben auf meiner Liste.
LG Michi

22.10.2019 14:32 • x 1 #25


Pilsum
Hallo Michi,

um das Problem Aufschieben oder etwas praktisch umsetzen zu lösen, dafür kannst Du nur selbst verantwortlich sein.
Fehlende Verbindungen zwischen den Synapsen sind da nicht als Ausrede geeignet.

22.10.2019 16:42 • x 2 #26


MichiS
Hallo Alexandra,
danke, Du hasst mich erkannt. Es ist sehr bequem solche Ausreden zu nutzen. Wenn mein Gehirn kaputt ist, kann ich ja nichts tun! Ich muss wohl irgendwie selber dafür sorgen, dass sich meine Synapsen ordentlich miteinander unterhalten.
LG Michi

22.10.2019 18:01 • x 2 #27


Mas83
Liebe(r?) Michi,

Nachdem du mir eine Nachricht geschickt hat, worin auch die Frage stand, wieso ich nicht öffentlich im Forum über meine Erfahrungen schreiben möchte, hat mir das zum Nachdenken gebracht. Der einzige Grund wäre nämlich, dass ich das Forum nicht vollspammen wollte, nicht was schreiben wollte, was kein andere Mensch interessiert. Das ist aber mein Problem und vielleicht hilft es doch der einen oder den anderen. Deswegen, doch hier, öffentlich im Forum

Ich war in der psychosomatische Klinik Lahnhöhe, eine Klinik die sich spezialisiert hat in Ganzheitliche Heilkunde. Ich hatte unter anderem Achtsamkeitsmeditation, progressive Muskelentspannung, japanisches Trommeln (oh, wie ich das geliebt habe!), Sandbett und Heileurythmie auf dem Programm. Viele Mitpatienten hatten zudem noch tanzen, plastische Gestalten, malen usw. Auch Selbsterfahrungsgruppe und einzelne Stunden mit der Psychologe waren jeder Woche da.
Für mich persönlich hat vor allem dem Austausch mit Mitpatienten geholfen, das Gefühl nicht alleine zu sein.

Wie gesagt, da lernte ich Heileurythmie kennen. Ich hatte vorher da noch nie von gehört.

Heileurythmie ist darauf ausgerichtet, den Menschen innerlich wie äußerlich wieder ins Gleichgewicht zu bringen während und nach einer schweren Krankheit, aber auch präventiv, um die Gesundheit zu fördern. Wissenschaftliche Studien haben die Heilkraft dieser Bewegungsübungen vielfach unter Beweis gestellt.

Heileurythmie setzt Sprache, Gebärden und Musik ein, die in eine speziell gestaltete Bewegung umgesetzt werden. Die Laute und Gebärden werden entsprechend des ärztlich diagnostizierten Krankheitsbilds und individuell-konstitutionelle Aspekte ausgewählt und variiert. Ziel ist es, die Formkräfte des Körpers, die aufgrund einer Krankheit verlorengegangen sind, wachzurufen oder auch vegetative Vorgänge wie Organfunktionen zu beeinflussen.

Soweit die Theorie. Für mich heißt es, wieder zu mich zu finden. Meine Therapeuten und ich habe am Anfang ein Gespräch und danach folgen Übungen (oder einmal hatte ich auch Meditation mit dem inneren Kind).

z. B. hatte ich letzte Woche das Problem, dass ich mich mal wieder, nach sehr lange Zeit mit Freunden getroffen habe. Es war wirklich sehr schön und wir waren nur spazieren. Danach aber, war ich komplett kaputt und konnte den ganzen Tag nichts mehr.

Wir haben dann eine Übung gemacht, wo ich meine Füße ganz fest auf dem Boden stellen sollte, meine Arme daneben, die Kraft von unter fühlen sollte (der A), während ich in einem Kreis stand. Während ich etwas aus dem Kreis ging, meine Arme wie ein O vor meinen Bauch ausgestreckt um bei mir zu bleiben. Das ist mein Raum. Meine Arme wie ein B, sodass es aussieht das man sich selber umarmt und dabei ein Cape anzieht. Der Schutz gegen Außenstehende. Ein I, wo man sich ganz aufrecht macht, sich wieder kräftiger zu fühlen. Außerdem noch meditatives gehen, wo man den Boden bewusst fühlt usw. In der Klinik habe ich mit Stäben geworfen und wieder aufgefangen, um los lassen zu lernen.
Meine Therapeuten hat viel Verständnis für mich, umarmt mich manchmal, kommt mit sehr schöne Vergleiche und visualisiert schön. So hat sie z. B. visualisiert, wie man seine Energie verteilt. Zuerst stand sie nur im Kreis, dann drehte sie langsam um dem Kreis herum, dann wanderte sie durch den Raum und dann ist sie hysterisch schreiend durch den Raum gehüpft. Da hat sie mich gefragt, wo ich mich befinde, was ich mit mein Energie mache, selbst wenn es positiv ist. Ich erkenne mich in dem letzten wieder, weil wenn ich mal gut drauf bin, gib ich alles. Sie hat mir visualisiert, warum das so anstrengend ist und mir das bewusst gemacht.
Ich hoffe, du hast jetzt ungefähr ein Bild vor Augen, wie das abgeht

Und MischiS, ich hatte schon mal was über ThetaHealing geschrieben. Das findest du hier im Forum, wenn du nach ThetaHealing suchst.

Hi Mas!
Zitat:
Liebe(r?) Michi

Ist nicht wirklich wichtig, aber Lieber wäre korrekt.
Ich denke, wer hier im Forum liest, lässt sich nicht von langen Texten abschrecken. Und es hilft eigentlich immer, seine Gedanken, Gefühle, Erfahrungen niederzuschreiben. Dazu bekommt man hier auch noch Feedback und vielleicht hilft es auch anderen, wie du schon bemerktest. Gute Entscheidung!
Du hast ja schon eine ganze Reihe von Therapien mitgemacht und bist der Ansicht, dass eigentlich die sozialen Kontakte die beste Hilfe waren? Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass mir Gespräche am besten aus depressiven Verstimmungen heraus geholfen haben. Bei den ganzen Möglichkeiten von Therapien, würde es mir schwer fallen,die richtige auszuwählen. Nach der Lektüre eines kleinen Fachbuchs (Wertfülle und Lebensfreude von E. Lukas), bin ich weiterhin überzeugt, das ich es noch ein wenig mit der Logotherapie versuchen sollte.
Deine Therapie hört sich auf jeden Fall interessant an. Ich (als Kopfmensch) habe nur noch ein paar Schwierigkeiten diese spirituell anmutenden Sachen ernst zu nehmen. Habe gerade erst angefangen, mich diesen Dingen gegenüber zu öffnen. Daher habe ich mich auch noch nicht weiter mit ThetaHealing beschäftigt, nur ein paar Sätze gelesen.
Was mich noch interessiert, wie lange bist du schon in Therapie? Und wie lange hat es gedauert, dass du wieder einigermaßen lebensfähig wurdest? Und bist du jetzt halbwegs sicher, dass du in Zukunft mit depressiven Schüben gut umgehen kannst?
LG Michi

29.10.2019 11:46 • x 1 #28


Mas83
Lieber MichiS,

Heute bin ich wieder das erste Mal hier online seit den letzten Beitrag. Manchmal brauche ich Ruhe von allem, nehme es also bitte nicht persönlich. Danke für deine PN, natürlich kann ich noch darauf eingehen

Also, in der Klinik fand ich die Kontakte mit Anderen am hilfreichsten. Jetzt würde ich fast sagen, dass Heileurythmie und das Lernen von einem Musikinstrument mir am meisten hilft.

Ich bin seit ca Ende Juni in Therapie, bin seit Ende März krank geschrieben. Da war alles nur schwarz und leer. Ich bin noch immer in einen depressiven Schup drin, leider, leider. Aber das gaaaanz schwarze ist weg. Manche Tage frage ich mich, wie ich das alles überstehen werde. Manchmal bin ich etwas optimistischer. Ich kann auf jeden Fall aufstehen und manchmal kochen und Freunden treffen, was mir aber viel Überwindung kostet. Ich bin sehr erschöpft und habe mit Reizüberflutung zu kämpfen. Bin also noch weit von gesund entfernt. Abbbeeerrr es ist etwas besser. Ich kann wieder etwas machen. Ich kann zu Therapie fahren. Ich kann mit meiner Tochter spielen. Ich brauche sehr viele Pausen. Ich denke aber, dass ich halbwegs lebensfähig bin.

Wie geht's dir?

09.11.2019 21:57 • x 1 #29


A


Hallo MichiS,

x 4#30


MichiS
Hallo Mas,
sicher nehme ich das nicht persönlich. Wer depressive Phasen kennt, muss Verständnis haben.
Heileurythmie hört sich auf jeden Fall interessant an. Das steht neben der Hypnotherapie auf meiner Liste mit den Sachen, die ich mir noch genauer ansehen will. Aber manchmal fehlt einfach die Kraft zu recherchieren.
Du bist also schon mehr als 7 Monate krank? Dann weiß ich ja, was ich noch vor mir haben könnte.
Mir geht es ähnlich mit den Stimmungsschwankungen. Manchmal weiß ich nicht, wie ich weiter machen soll und an anderen Tagen kann ich ganz normal leben. Manchmal fehlt es an mentaler Kraft, die einfachsten Dinge zu tun.
Jedenfalls sieht es so aus, als ob es mich nicht ganz so schlimm erwischt hat. Aber wer will schon die seelischen Schmerzen verschiedener Personen miteinander vergleichen können? Und an schlechten Tagen, wenn man keine Hoffnung mehr hat, fühlt man sich als krankester Mensch der Welt.
Ich freue mich, dass du auf einem guten Weg bist. Umso mehr, wenn du auf Psychopharmaka verzichtest.
Meine (Logo-)Therapeutin meint, dass ich auf einem guten Weg bin. Ich bin aber nicht sicher, ob ich das bestätigen kann. Z.T. schwankt meine Gefühlslage stündlich und in den dunklen Phasen kann ich keine Besserung erkennen. Aber der letzte Funken Hoffnung ist noch nicht erloschen.
Womöglich hilft dir auch das Spielen mit deiner Tochter oder Gespräche mit deinem Mann?
Ich bin leider vereinsamt, was ja auch Teil der Ursache für meinen Zustand ist. Vielleicht ist das aber auch eine Chance für mich, zu lernen alleine klar zu kommen. Das erscheint mir gerade unendlich schwer, aber wer weiß, wozu es gut ist. Hat ja alles mit dem göttlichen Plan zu tun.
Weiterhin alles Gute und LG
Michi

10.11.2019 14:31 • #30

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